Veranstaltungsarchiv


  • Freitag, 13. Dezember 2024 - 20:30
    Nachdem der Papst unter nicht ganz geklärten Umständen gestorben ist, leitet einer der Kardinäle die Vorbereitungen zur Wahl eines Nachfolgers. Unter den aus aller Welt angereisten Kardinälen brechen beim Konklave weltanschauliche Gräben auf. Im Kampf um die Macht wird intrigiert und betrogen. Der enorm spannende Thriller verknüpft seine Handlung geschickt mit aktuellen kirchenpolitischen Debatten. Kamera, Musik- und Tonspur kreieren dabei eine Atmosphäre anhaltender Beklemmung, die souverän mit leichteren Momenten ausbalanciert wird. Auch die vielschichtigen, herausragend gespielten Figuren überzeugen. Ein fesselnder, bildgewaltiger Film, der primär menschlichen Abgründen und nicht von Glaubens- oder kirchlichen Fragen handelt. – Sehenswert ab 14 (Katharina Zeckau für den katholischen Filmdienst) ================================== Regie: Edward Berger, US/GB 2024, 120 Min., Mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini ====== Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl des neuen Papstes zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kappelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wieder und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. All das, während Millionen von Menschen darauf warten, dass weißer Rauch dem Schornstein der Kapelle entsteigt... Seine Verfilmung von "Im Westen nichts Neues" wurde mit vier Oscars® ausgezeichnet. Nun hat Erfolgsregisseur Edward Berger mit KONKLAVE erneut eine Buchvorlage verfilmt: Basierend auf dem gleichnamigen Beststeller von Robert Harris hat der Oscar®-nominierte Regisseur einen bildgewaltigen und atmosphärisch dichten Thriller inszeniert, der sich einem der ältesten und geheimnisumwobensten Rituale widmet. Das herausragende Ensemble wird vom Oscar®-nominierten britischen Schauspielstar Ralph Fiennes ("Grand Budapest Hotel", "Schindlers Liste", "Der englische Patient") angeführt, der in der Hauptrolle des Kardinal Lawrence brilliert. In weiteren Rollen sind u.a. der Oscar®-nominierte Stanley Tucci ("In meinem Himmel", "Die Tribute von Panem"), John Lithgow ("The Crown", "Killers of the Flower Moon") und Isabella Rossellini ("Blue Velvet", "La Chimera") zu sehen.
  • Mittwoch, 03. Mai 2023 - 19:30
    Zwei 13-jährige Jungen verbindet eine tiefe Freundschaft, die einen schweren Schlag erfährt, als sie auf die Oberschule kommen und mit ungekannten Fragen und Gerüchten über ihre Unzertrennlichkeit konfrontiert werden. Dies führt bei dem einen zur Flucht in die Lüge und (Selbst-)Verleugnung, bei dem anderen zum Rückzug in sich selbst und einem aggressiven Verhalten gegenüber seinem Freund. Erschütterndes Drama über das Zerbrechen einer engen Kinderfreundschaft in der Konfrontation mit der Gesellschaft an der Schwelle zur Pubertät. Vor allem im ersten Teil detailgenau und sehr eng an den sensibel gespielten Hauptfiguren, bietet der zweite Teil eher Schlaglichter einer Schockstarre angesichts eines Leids, das weder mit Worten noch mit Taten wiederaufgehoben werden kann. - Sehenswert ab 12.
  • Freitag, 24. Februar 2023 - 20:30
    Lyrischer Film über ein elfjähriges Mädchen und seinen Vater, die gemeinsam einen Sommerurlaub erleben, in den sich nach und nach Irritationsmomente einschleichen.============= Wikipedia: Aftersun ist ein Film von Charlotte Wells aus dem Jahr 2022. Rückblickend erinnert sich eine Erwachsene, wie sie als elfjähriges Mädchen die Sommerferien mit ihrem jungen Vater an einem türkischen Badeort verbrachte. In ihrem Spielfilmdebüt verbindet Wells Camcorder-Aufnahmen mit realen und imaginären Erinnerungen. Die Hauptrollen übernahmen Paul Mescal und Frankie Corio. Aftersun wurde vielfach ausgezeichnet und gewann Kritikerumfragen für den besten Film beziehungsweise Debütfilm des Jahres. Hauptdarsteller Mescal wurde außerdem eine Oscar-Nominierung zuerkannt.
  • Freitag, 01. Juli 2022 - 20:30
    Eine junge Norwegerin tut sich schwer damit, ihren Platz im Leben zu finden, hat ihr Studium abgebrochen und arbeitet in einer Buchhandlung. Auch in Beziehungen ist sie sprunghaft, sodass die Bindung an einen älteren Comiczeichner sie überfordert und zu einem Mann ihres Alters treibt, dessen Energie wiederum eigene Probleme hervorbringt. Ein sanft ironisches, leicht erzähltes, dabei aber tiefgründiges und prägnantes Drama um die Selbstfindung einer jungen Frau in einer undurchsichtigen Welt. Mit großer Sensibilität arbeitet der Film den Einfluss technologischer und sozialer Umbrüche auf die Figuren heraus, verfällt dabei aber nicht in Kulturpessimismus, sondern bleibt lebensbejahend und voller untergründigem Humor. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 29. April 2022 - 20:30
    Eine finnische Studentin, die in Moskau Archäologie studiert, und ein russischer Minenarbeiter lernen sich auf einer Zugreise durch den winterlichen russischen Norden näher kennen. Juho Kuosmanen zart-poetischer Film handelt davon, wie Grenzen, Klassen und Nationalitäten durchlässig werden und erhielt hierfür am 17. Juli 2021 in Cannes den Großen Preis der Jury. ==================== Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine holt die Geschichte Abteil Nr. 6 nun ein. Die Kinokette CineStar sagte die Premiere in einem ihrer Säle mit Verweis auf den russischen Hauptdarsteller ab – und ruderte wieder zurück. Festivals luden den Film aus, obgleich Schauspieler Juri Borissow am ersten Tag der russischen Ukraine-Invasion in einer Petition seine Gegnerschaft zum Krieg erklärte, so wie auch Natalia Drosd, die russische Co-Produzentin. ================== Der ansonsten nicht zimperliche Tagesspiegel: Die Eisenbahnkomödie "Abteil Nr. 6" im Kino Laura und der gute Russe. In Cannes prämiert und in Deutschland fast auf dem Index gelandet: Die finnische Eisenbahnkomödie "Abteil Nr. 6" erzählt eine Freundschaftsgeschichte. Bloß gut, dass der kurzzeitig von der Cinestar-Kette erwogene Boykott-Reflex, „Abteil Nr. 6“ aus dem Kino in der Kulturbrauerei zu verbannen, schnell wieder verworfen wurde. Die warmherzige Freundschaftsgeschichte des finnischen Regisseurs Juho Kuosmanen nicht zu starten, weil der russische Darsteller Yuriy Borisov eine Hauptrolle spielt, ist nun garantiert der falsche Weg, um Aggressor Russland eins auszuwischen. Gerade in diesen Zeiten sind Kultur und Film aufgerufen, differenzierte Erzählungen zu liefern, die Klischees auflösen, statt sie zu reproduzieren oder Vorbehalte gar zu verstärken. Ein Anspruch, den das im Vorkriegsjahr 2021 in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnete Zug-Roadmovie mit traumwandlerischer Sicherheit erfüllt.
  • Donnerstag, 11. November 2021 - 19:30
    Der diesjährige Cannes-Gewinner sprengt so ziemlich alle Kategorien. Ist es ein Genrefilm? Ist es ­abgehobenes Kunstkino? Geht es mehr um Serienmord, um Maschinenliebe oder einen ver­lorenen und wiedergefundenen Sohn? In jedem Fall ist der Film eine Erfahrung. Ein Gespräch mit... Julia Ducournau
  • Freitag, 16. Oktober 2020 - 20:30
    Ein in der Haft bekehrter junger Mann wird nach Ostpolen aufs Land geschickt, wo er sich in einem Sägewerk bewähren soll. In dem fremden Dorf gibt er sich als Priester aus und übernimmt die Stelle des erkrankten Pfarrers, was sich als Glücksfall entpuppt, da er nach einem tragischen Unglück die aufgebrachte Atmosphäre mit unkonventionellen Mitteln zu befrieden versucht. Das mit kühler Sachlichkeit inszenierte Drama erinnert an die Filme von Robert Bresson und entwirft ein differenziertes Zeitbild der polnischen Gesellschaft, die mit moralisch-ethischen Herausforderungen ringt. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 31. März 2017 - 20:30
    Der Film "Elle" (Elle ist das französische Personalpronomen für "sie", aber auch die zweite Silbe in "Isabelle" und könnte fast die zweite Silbe in Michèle sein.) ist einerseits eine Zumutung und zugleich in seiner Amoralität und Schamlosigkeit faszinierend. Zudem erinnert "Elle" an die Gesellschaftssatiren eines Luis Bunuel - außer Michèles Freundin Anna gibt es hier niemanden, der nicht "gestört" ist. Die unergründliche 64-jährige Isabelle Huppert brilliert in der Rolle einer gut 20 Jahre jüngeren Frau. ----- Jörg Albrecht im Deutschlandfunk: "In jedem anderen Film würden die Informationen, die uns die Handlung nach und nach über Michèle gibt, ihren Charakter, ihr Verhalten erklärbar machen. Bei "Elle" aber bleibt immer ein Restzweifel, ein Stück Unsicherheit. Dieses Rätselhafte, das Isabelle Huppert mit jeder Faser ihres Körpers spiegelt, macht diese Geschichte bis zum Ende unvorhersehbar. Huppert ist kalkuliert, pampig, leidenschaftlich, manipulativ, verschmitzt und sie ist noch so vieles mehr. Es ist die Quintessenz einer über 40 Jahre dauernden Karriere, bei der sich die erstaunlich alterslose Schauspielerin grundsätzlich eine Distanz zu ihren Figuren bewahrt hat."
  • Freitag, 13. Januar 2017 - 20:30
    Der neue Film von Ken Loach, der in Cannes den als sicheren Sieger geltenden "Toni Erdmann" die "Goldene Palme" vor der Nase wegschnappte. Daniel Blake ist ein geradliniger und anständiger, zeitlebens Steuern zahlender Durchschnittsengländer - bis seine Gesundheit ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Jetzt, im gesetzteren Alter, will ihm die willkürliche Staatsbürokratie den Bezug von Sozialhilfe verweigern. Schnell gerät er in einen Teufelskreis von Zuständigkeiten, Bestimmungen und Antragsformularen. Daniel Blake rechnet nicht damit, dass die geradezu kafkaeske Situation ihn fast in die Knie zwingen wird. Seine Wege kreuzen sich mit Katie und ihren beiden Kindern Daisy und Dylan. Sie raufen sich zu einer erfolgreichen Schicksalsgemeinschaft zusammen und erfahren neben den ständigen Seitenhieben der Behörden auch viel Solidarität - von ehemaligen Kollegen, sogar von Daniels schrägem Nachbar. Doch die bürokratischen Klippen des sogenannten Sozialstaates sind tückisch. Da wird Ohnmacht zur Wut - und so leicht geben Daniel und Katie ihre Träume und Hoffnungen nicht auf...
  • Freitag, 22. April 2016 - 20:30
    Für ein zwölfjähriges türkisches Mädchen und seine vier älteren Schwestern hat das unschuldige Herumalbern mit Jungen im Meer drastische Folgen. Aus Angst um den Ruf der Familie werden sie von ihrem konservativen Onkel und der Großmutter in ihr Wohnhaus verbannt, das zum Gefängnis wird. Bald folgen erste arrangierte Hochzeiten. Das aus der Sicht der jüngsten Schwester erzählte Drama durchsetzt die brisante, bedrückende Fabel durch warme Farben und sommerlich flirrende Bilder, vor allem aber durch den Blick auf die sinnliche Schönheit und die Lebensfreude der Heranwachsenden. So vermittelt sich intensiv ein Plädoyer für Freiheit und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, das über den engen regionalen Kontext der Handlung hinausweist.
  • Freitag, 11. März 2016 - 20:30
    Als in einem abgelegenen Tal in Island die Schafseuche ausbricht, sollen alle Tiere getötet werden. Das betrifft auch die Herden zweier eigenbrötlerischer Brüder, die seit 40 Jahren kein Wort miteinander gesprochen haben und auch jetzt noch auf jeweils eigene Weise mit der Bedrohung ihrer Existenz fertig werden wollen. Eine irrwitzige, von zarter Melancholie grundierte Tragikomödie über die Einsamkeit. Die Inszenierung mischt Poesie und Weltschmerz in die rauen Landschaftsbilder und rückt den sich aus der Ferne belauernden Brüder mit starren Tableaus und frontalen Porträts auf den Leib.
  • Freitag, 19. Februar 2016 - 20:30
    Während anstrengender Dreharbeiten erfährt eine italienische Filmregisseurin, dass ihre Mutter im Sterben liegt. Ihre Überforderung stellt sich in realen Szenen, Träumen, Gedanken und Erinnerungen dar, wobei bedrückende Szenen im Krankenhaus mit absurd-witzigen Momenten auf dem Set wechseln. Nanni Morettis warmherziges, zutiefst menschliches Drama verharrt nicht in der persönlichen Aufarbeitung, sondern weitet sich zu einer Meditation über Liebe und Trauer. Vorzüglich gespielt und inszeniert, nimmt der Film auch durch die sorgfältig ausbalancierte Mischung aus dramatischen und komödiantischen Momenten für sich ein.
  • Freitag, 15. Januar 2016 - 20:30
    Ein alternder Komponist hat sich mit seiner Tochter und seinem besten Freund in einen Schweizer Wellness-Tempel zurückgezogen. Als er vor der englischen Königin sein berühmtestes Stück dirigieren soll, weigert er sich, auf die Bühne zurückzukehren. In opulenten Bildern fächert der multiperspektivisch erzählte Film die Handlung in erlesenen Schlaglichtern auf das Altern und die Akzeptanz des Vergänglichen auf. In die Schaffens-, Beziehungs- und Lebenskrisen mischen sich irrwitzige (Alb-)Träume und zutiefst menschliche Realitäten, wobei der szenisch mäandernde, barock ausladende Erzählbogen stets souverän die Balance zwischen Genialität, Genie und Kitsch wahrt.
  • Freitag, 04. September 2015 - 20:30
    Eine junge Spanierin lernt in einem Berliner Club vier proletarische Kleingangster kennen, die in dieser Nacht eine Schuld begleichen wollen. Als einer von ihnen ausfällt, springt sie für ihn ein. Ein radikales auratisches Drama auf Augenhöhe mit Jean-Luc Godards „Außer Atem“, in dem sich die innerlich zerrissene Protagonistin neu entdeckt. Dabei lebt der in einer einzigen Einstellung gedrehte Film von seiner enormen Konzentration sowie von der Intensität der Darsteller. Der Taumel des Geschehens, in dem jederzeit alles möglich ist, überträgt sich auf den Zuschauer, der mit den Protagonisten planlos und doch zugleich hellwach durch die Nacht driftet
  • Freitag, 29. Mai 2015 - 20:30
    Nach seinem missglückten Attentat auf Adolf Hitler am 8.11.1939 im Münchner Bürgerbräukeller wird der junge Georg Elser an der Schweizer Grenze verhaftet, von der Gestapo gefoltert, um etwaige Mittäter preiszugeben, und schließlich ins KZ Dachau eingeliefert. Das detailreich recherchierte, brillant gespielte Drama blendet immer wieder in die Lebensgeschichte des sinnes- und lebensfrohen, dann immer stärker zweifelnden Handwerkers von der Schwäbischen Alb zurück, der durch seine Tat den begonnenen Weltkrieg beenden will. In die exemplarische Biografie des Widerstandskämpfers fließen eindrucksvoll Fragen nach der Verantwortlichkeit des Einzelnen gegenüber politischem Unrecht, aber auch nach Schuld und der Bedeutung des Glaubens ein.
  • Freitag, 24. April 2015 - 20:30
    Der korrupte Bürgermeister einer kleinen russischen Stadt setzt alle Mittel politischer Repression ein, um einem sturköpfigen Mechaniker dessen markant an der Barentsee gelegenes Landstück abzujagen. Dessen Auflehnen gegen die Autorität scheint angesichts der umfassenden Verflechtung der staatlichen Organe und ihrer Sanktionierung durch die orthodoxe Kirche von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Das in überwältigenden Bildern fotografierte Drama gibt sich durch erzählerische und visuelle Details als moderne Variation der biblischen Hiobsgeschichte zu erkennen, wobei es das wieder erstarkende Bündnis aus Klerus und Nomenklatura als ein alles verschlingendes Ungeheuer kritisiert.
  • Freitag, 13. Februar 2015 - 20:30
    Eine lose Folge absonderlicher, vage über Orte, Themen und Figuren verbundener Szenen, die zwischen Zynismus, Verzweiflung und Tragik changieren. Dabei reicht die Bandbreite von gespielten Witzen und sarkastischen Reflexionen bis zu tiefen Einsichten über die Absurdität des Daseins. Die wohlstilisierten, meist exakt nach dem Goldenen Schnitt eingerichteten und bis ins letzte Detail choreographierten Szenen sind befremdlich schön und strahlen etwas Artifiziell-Manieriertes aus. Ein philosophisch-misanthropischer Film als kluge Betrachtung der menschlichen Existenz.
  • Freitag, 05. Dezember 2014 - 20:30
    Im Beichtstuhl erfährt ein irischer Priester, dass er getötet werden soll, um für die Verfehlungen eines Amtsbruders zu büßen, der den Beichtenden als Kind sexuell missbraucht hat. Dem Pfarrer bleiben sieben Tage, um seine Angelegenheiten und die der Gemeinde zu regeln. Der Film zeichnet ein vielschichtiges Bild des Priesters, der seine Aufgaben wichtiger nimmt als die persönliche Bedrohung. Die zwischen Situationskomik und Tiefgründigkeit changierende Inszenierung bringt durch bildhafte Verdichtungen, dezente symbolische Andeutungen und ein verstörendes Ende eine christliche Auseinandersetzung um Schuld, Sühne und Vergebung ins Spiel, die das Drama zu einer Herausforderung fürs Publikum macht.
  • Freitag, 14. Februar 2014 - 20:30
    Eine französische Schülerin aus einfachen Verhältnissen verliebt sich in eine Kunststudentin mit blauen Haaren. Nach ihrem Schulabschluss nimmt sie ein pädagogisches Studium auf und zieht zu ihrer Geliebten. Das Gefälle zwischen den Milieus macht sich jedoch bald bemerkbar. Eine intensive Adaption einer Graphic Novel, die mit außerordentlicher filmischer Kraft die Geschichte einer erschütternden ersten Liebe einfängt. Die mitreißende, sensualistische Inszenierung lässt unmittelbar an den Erfahrungen der Protagonistin teilhaben.
  • Freitag, 03. Januar 2014 - 20:30
    In einem dänischen Dorf wird ein introvertierter Mann des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, weil eine Fünfjährige aufgeschnappte Sätze nachplappert. Ehe er sich versieht, bricht eine Welle der Aggression über ihn herein, die seine bisherige Existenz unter sich begräbt. Das Pendant zu Thomas Vinterbergs früherem Film "Familienfest" (1997) ist bar jeder "Dogma"-Ästhetik und bemerkenswert eindeutig in seiner Haltung. Die ökonomische Inszenierung registriert aufmerksam die um sich greifende Paranoia der Öffentlichkeit und verdichtet sich zusehends zu einer moralischen Parabel, ohne dabei die gesellschaftlichen Mechanismen aus den Augen zu verlieren.
  • Freitag, 15. November 2013 - 20:30
    Ein alternder Schriftsteller aus Rom, gerade 65 Jahre alt geworden, spürt ein wachsendes Unbehagen am Müßiggang seines Lebens, das in einer Endlosschleife aus Luxus und Leere gefangen scheint. Ein melancholisch-träumerischer, hypnotisch-verführerischer Film über Exzess, Dekadenz und das eitle Geschwätz der gehobenen Gesellschaft, der mit einer Fülle glänzender filmischer Miniaturen über Sinn und Sinnlosigkeit des Daseins philosophiert. Zugleich eine filmhistorisch raffinierte Hommage auf Fellinis "Das süße Leben", die hinter all der Pracht und Schönheit nach Momenten erfüllter Gegenwart fahndet.
  • Freitag, 27. September 2013 - 20:30
    Semidokumentarischer Film über eine Inszenierung von Shakespeares Tragödie "Julius Caesar" in einer römischen Haftanstalt. Dabei geht es nicht um die filmische Aufzeichnung von Proben und Aufführung, vielmehr um das spannungsreiche Wechselspiel von Gefängnis-Realität, Theaterdrama und dem Medium Film, wobei im Mittelpunkt die Frage nach der Freiheit, ihrem Wert und ihren Gefährdungen steht. Die Eindringlichkeit der Protagonisten, die ihre eigenen Geschichten in ihre Rollengestaltung miteinbringen, sowie eine kluge Inszenierung machen den Film sowohl zu einem ästhetischen Genuss als auch zum intellektuellen Abenteuer. (O.m.d.U.)
  • Freitag, 18. Januar 2013 - 20:30
    Ein frustrierter Gymnasiallehrer wird auf einen Schüler aufmerksam, der in einem Aufsatz anschaulich schildert, wie er sich bei einem Mitschüler einschmeichelt, um dessen Familie und insbesondere die Mutter zu beobachten. Der Pädagoge lässt sich von der literarischen Qualität der voyeuristischen Erzählung betören und assistiert beim fortgesetzten Ausspionieren des fremden Kosmos, wobei die Grenzen zwischen Fiktion und Realität immer stärker verschwimmen. Die zwischen Thriller und Satire balancierende "unzuverlässige" Erzählung steigert raffiniert die Drehungen und Wendungen und verdichtet sich zur ebenso subtilen wie klugen Reflexion über das (filmische) Erzählen.
  • Freitag, 11. Januar 2013 - 20:00
    Ein altes Ehepaar aus Paris ist sich auch nach vielen Jahrzehnten noch in Liebe zugetan. Als die Frau einen Schlaganfall erleidet, beginnt sich ihr gemeinsames Leben entscheidend zu ändern. Das meisterlich inszenierte Kammerspiel fasst nüchtern die Unausweichlichkeit des Todes ins Auge, ohne die Grenze zur Sentimentalität zu überschreiten. Eine von großartigen Darstellern getragene, radikale Apologie der Empathie, überraschend altersmilde, kämpferisch und zurückhaltend zugleich. Der tief berührende Film über die Liebe und die Vergänglichkeit der menschlichen Natur ist eine für viele Auslegungen offene Meditation über das Ende, bar aller Illusionen, gleichwohl getragen von einer Würde, die auch das provokante Finale trägt.
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