Veranstaltungsarchiv

  • Donnerstag, 16. Januar 2025 - 19:00
    Dokumentarfilm über berühmte Klaviervirtuosen und die Magie des klassischen Klavierspiels. ======================================= Eine lediglich als Tonaufnahme existierende Aufnahme eines von Sergej Rachmaninow selbst gespielten Stückes dient als Aufhänger für einen Dokumentarfilm, der die Kunst des klassischen Klavierspiels im Dialog mit berühmten Virtuosen zu ergründen versucht. Der Pianist Francesco Piemontesi unterhält sich dabei nicht nur mit anderen Interpreten, sondern demonstriert mit den Dialogpartnern am Flügel, worüber sie sprechen. Deutlich wird dabei, dass es nicht nur um technische Virtuosität, sondern mehr noch um ein empfindsames Spiel und eine seelenvolle Interpretation der Kompositionen geht. – Sehenswert ab 14. ======================================= Als der Pianist Francesco Piemontesi eine unveröffentlichte Aufnahme des Pianisten und Komponisten Sergei Rachmaninoff hört, ist das wie ein Schock für ihn. Diese Freiheit des Spiels, diese Farben und Nuancen, diese Virtuosität, die doch immer mit einem Lächeln präsentiert wird, überwältigen ihn. Er beschließt, zu erforschen, was er hier zu hören glaubt: die Alchemie des Klaviers. An der Seite von Regisseur Jan Schmidt-Garre macht sich Piemontesi auf eine Reise zu älteren Kollegen, die ihm zu diesen geheimen Elementen des Klavierspiels Auskunft geben können. Er fährt zu Maria João Pires nach Spanien, zu Jean-Rodolphe Kars in ein französisches Kloster und zu Stephen Kovacevich nach London. Er lässt sich von der Opernsängerin Ermonela Jaho inspirieren, auf dem Klavier zu singen, und vom Dirigenten Antonio Pappano, die Farben des Orchesters aufs Klavier zu übertragen. Zum Abschluss besucht er seinen alten Lehrer und Mentor Alfred Brendel. Und selbst der 1943 gestorbene Rachmaninoff ist plötzlich wieder sehr lebendig…
  • Sonntag, 12. Januar 2025 - 17:00
    Im Zentrum der Festwoche zum 30jährigen Jubiläum des Kinos achteinhalb vom 9. - 15. Januar steht die Theaterinszenierung "Leni Riefenstahl & Susan Sonntag" der Freien Bühne Wendland unter der Regie von Caspar Harlan. Leni Riefenstahl wird darin dargestellt von Kerstin Wittstamm, die dem Celler Publikum u.a. durch die Stücke "Emmas Glück" oder "Ist das die Liebe?" bereits bestens bekannt ist. In der Rolle der Susan Sontag wird Carolin Serafin zu sehen sein, die erstmals in Celle auftritt. Thema des Theaterstücks des flämischen Autors Stijn Devillé ist eine fiktive Begegnung zwischen der deutschen Filmregisseurin und Fotografin Leni Riefenstahl (1902-2003) und der US-amerikanischen Intellektuellen und Schriftstellerin Susan Sontag (1933-2004). Auf der Bühne stehen sich also zwei Frauen gegenüber, deren Ansichten und Lebenswege kaum unterschiedlicher sein können, und tauschen sich miteinander aus, wobei sie die eigenen Sichtweisen energisch verteidigen, aber durchaus auch selbstkritisch auf Distanz zu sich gehen. In einer Zeit, in der sich jeder auf der moralisch richtigen Seite wähnt und Gewissheiten reklamiert, die ein Gegenüber immer häufiger ausgrenzen; einer Zeit, in der der Dialog und der Austausch von Argumenten zunehmend aus der Mode gekommen zu sein scheint, bietet dieses Theaterstück eine Plattform für die Auseinandersetzung zu komplexen Fragen von Kunst, Moral, Politik, Biografie und Geschichte. Auf diese zweifelsfrei großen Fragen des Lebens weiß auch das Stück kein Urteil zu sprechen und keine endgültige Antwort zu geben. Es endet offen. Aber es bietet zahlreiche Anregungen und Denkanstöße, ausreichend Stoff also für eigene Gedanken und weitere Gespräche. Das achteinhalb lädt nach dem Stück dazu ein, im Foyer der Halle 19 mit einen Glas Sekt auf das 30jährige Jubiläum anzustoßen.
  • Freitag, 10. Januar 2025 - 20:30
    Thibaut ist ein berühmter Dirigent, der die Konzertsäle der ganzen Welt bereist. In der Mitte seines Lebens erfährt er, dass er adoptiert wurde und dass er auch einen jüngeren Bruder hat, Jimmy, der in einer Schulküche arbeitet und Posaune in der Blaskapelle einer Arbeiterstadt spielt. Die beiden Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein. Nur in einer Sache sind sie sich einig: ihrer Liebe zur Musik. Thibaut ist beeindruckt vom musikalischen Talent seines Bruders. Er will die Ungerechtigkeit ihres Schicksals begleichen, seinem Bruder die eine Chance geben, die er nie hatte: sein Talent zu entfalten, seinem Herzen zu folgen und mit dem kleinen Orchester einen nationalen Wettbewerb zu gewinnen. Jimmy beginnt, von einem ganz anderen Leben zu träumen... Ein Kino der Superlative hat Regisseur Emmanuel Courcol mit diesem Film geschaffen: eine Geschichte, die sowohl im Kleinen als auch im Großen, im Privaten wie im Politischen überwältigt, berührt und vor allem unterhält. Benjamin Lavernhe (BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL) und Pierre Lottin (EIN TRIUMPH) sind brillant in dieser großen filmischen Erzählung von zwei Männern, die Brüder werden, und erst dadurch die Welt verstehen. ===================================== Publikumspreise zuhauf für den jüngsten Filmhit aus Frankreich: Das Publikum, besonders auch in Deutschland, liebt diesen Film. Auf Festivals und Filmtagen konnte Courcols Werk bereits zahlreiche Publikumspreise abräumen. Dieser Erfolg ist verdient und beweist, wie sehr das Arthousepublikum zeitgenössische Stoffe mag, die etwas über das Leben erzählen, wie es wirklich ist, und damit zugleich die Gefühle ansprechen. (Bianka Piringer)
  •   Donnerstag, 09. Januar 2025 - 00:01 bis Mittwoch, 15. Januar 2025 - 23:59
    Ort: Hannoversche Straße 30E, 29221 Celle, Deutschland (nicht Postanschrift!) Kategorien: Archiv, Ganz großes Kino in Celle, 30 Jahre achteinhalb, Jubiläumswoche, 2025
    Im Zentrum der Festwoche zum 30jährigen Jubiläum des Kinos achteinhalb vom 9. - 15. Januar steht die Theaterinszenierung "Leni Riefenstahl & Susan Sonntag" der Freien Bühne Wendland unter der Regie von Caspar Harlan. Leni Riefenstahl wird darin dargestellt von Kerstin Wittstamm, die dem Celler Publikum u.a. durch die Stücke "Emmas Glück" oder "Ist das die Liebe?" bereits bestens bekannt ist. In der Rolle der Susan Sontag wird Carolin Serafin zu sehen sein, die erstmals in Celle auftritt. Thema des Theaterstücks des flämischen Autors Stijn Devillé ist eine fiktive Begegnung zwischen der deutschen Filmregisseurin und Fotografin Leni Riefenstahl (1902-2003) und der US-amerikanischen Intellektuellen und Schriftstellerin Susan Sontag (1933-2004). Auf der Bühne stehen sich also zwei Frauen gegenüber, deren Ansichten und Lebenswege kaum unterschiedlicher sein können, und tauschen sich miteinander aus, wobei sie die eigenen Sichtweisen energisch verteidigen, aber durchaus auch selbstkritisch auf Distanz zu sich gehen. In einer Zeit, in der sich jeder auf der moralisch richtigen Seite wähnt und Gewissheiten reklamiert, die ein Gegenüber immer häufiger ausgrenzen; einer Zeit, in der der Dialog und der Austausch von Argumenten zunehmend aus der Mode gekommen zu sein scheint, bietet dieses Theaterstück eine Plattform für die Auseinandersetzung zu komplexen Fragen von Kunst, Moral, Politik, Biografie und Geschichte. Auf diese zweifelsfrei großen Fragen des Lebens weiß auch das Stück kein Urteil zu sprechen und keine endgültige Antwort zu geben. Es endet offen. Aber es bietet zahlreiche Anregungen und Denkanstöße, ausreichend Stoff also für eigene Gedanken und weitere Gespräche. Das achteinhalb lädt nach dem Stück dazu ein, im Foyer der Halle 19 mit einem Glas Sekt auf das 30jährige Jubiläum anzustoßen. ==== Die Geschichte des Kinos begann vor 130 Jahren in Schaubuden auf Jahrmärkten. Seine Wurzeln liegen im Theater, nicht umsonst bezeichnet man Kinos auch als Lichtspieltheater. Kino und Theater sind darstellende Künste, die sich gegenseitig beeinflusst und fortentwickelt haben. Die wechselseitigen Einflüsse sind bis heute wirksam und von entscheidender Bedeutung für die kontinuierliche Weiterentwicklung beider Kunstformen, zum Beispiel durch formübergreifende thematische Veranstaltungen. Das achteinhalb greift dies auf und zeigt anlässlich seines Jubiläums deshalb am 9., 11., 13. und 15. Januar den Film "Riefenstahl" von Andreas Veiel und Sandra Maischberger. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung beträgt 5 Euro. Das achteinhalb lädt nach dem Film dazu ein, mit einem Glas Sekt auf das 30jährige Jubiläum anzustoßen. ========== Am 10. und 14. Januar zeigen wir im Rahmen unserer Jubiläumswoche die Komödie "Die leisen und die großen Töne". Der Eintritt zu dieser Veranstaltung beträgt 5 Euro. Das achteinhalb lädt nach dem Film dazu ein, mit einem Glas Sekt auf das 30jährige Jubiläum anzustoßen.
  • Donnerstag, 02. Januar 2025 - 19:30
    Eine Hebamme ist beim kirchlichen Abendmahl so sehr vom Messwein begeistert, dass sie anderntags eine Weinhandlung besucht und sich prompt in den älteren Weinhändler verguckt. Um ihn wiederzusehen, regt sie eine öffentliche Weinprobe an. Allmählich verlieben sich die beiden ineinander, doch unbewältige Erfahrungen aus der Vergangenheit stehen ihrem Glück im Weg. Leichte, gut gespielte Boulevardkomödie. Die Liebe zu erlesenen Weinen, generiert sowohl absurd-komische als auch nachdenkliche Szenen. =================== Jacques (Bernard Campan), ein mürrischer Mitfünfziger und schon viel zu lange Single, betreibt einen kleinen Weinladen und pflegt zu seinen Weinen eine innigere Beziehung als zu Menschen. Die charmante Hebamme Hortense (Isabelle Carré) hat zwar ein großes Herz, aber niemandem mit dem sie es teilen kann außer ihrer Katze und ihrer verbitterten Mutter. Durch Zufall landet Hortense eines Tages in Jacques´ Weinladen: zwei Welten – die unterschiedlicher nicht sein könnten – prallen aufeinander und doch merken beide, dass da was ist, am jeweils anderen, das sie nicht loslässt. Zunächst scheint das Glück auf ihrer Seite, doch dann nehmen Missverständnisse ihren Lauf und als beide dann noch von ihrer Vergangenheit, unerfüllten Träumen und großen Hoffnungen eingeholt werden, ist Chaos vorprogrammiert.
  • Freitag, 27. Dezember 2024 - 19:30
    Kategorien: Weltkino, 2024
    Am jüdischen Versöhnungstag des Jahres 1973 greifen Ägypten, Syrien und Jordanien die Golanhöhen und die Halbinsel Sinai an. Golda Meir, die israelische Ministerpräsidentin, versucht mit ihrem Kabinett die Taktik des Feindes zu durchschauen und eine erfolgreiche Verteidigung aufzubauen. Dabei wird US-Außenminister Henry Kissinger zu ihrem wichtigsten Gesprächspartner. Die spannende Aufbereitung des Jom-Kippur-Krieges spielt zumeist in Kommandozentralen und Innenräumen. Golda Meir erscheint als energische und kluge Entscheiderin. Durch unbeabsichtigte Bezüge zum Überfall der Hamas im Oktober 2023 und dem aktuellen Krieg gegen Israel weist der Film über sich hinaus. - Ab 14.
  • Sonntag, 22. Dezember 2024 - 16:00
    Diese ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, die amüsiert und zu Tränen rührt, ist seit über 30 Jahren ein unverzichtbarer „Kult" und gehört mittlerweile zu Weihnachten wie "Dinner for one" zu Silvester. Die Herdmann-Kinder – da ist sich der ganze Stadtteil einig – sind die schlimmsten Kinder aller Zeiten: Sie lügen, rauchen Zigarren, legen Feuer, verprügeln sich und andere Kinder, bringen die Nachbarn zur Verzweiflung und können ein Klassenzimmer mit Hilfe ihrer Monsterkatze in der Rekordzeit von drei Minuten völlig leer fegen. Und ausgerechnet diese Horde, die schlimmste Heimsuchung seit Menschengedenken – mischt die Vorweihnachts-Verschnarchtheit einer Kleinstadt auf: Sie beschließen, am Krippenspiel teilzunehmen. Sie pressen den andern Kindern sämtliche Hauptrollen ab und die Schlimmste von allen – Eugenia – übernimmt die Rolle der Maria. Natürlich erwartet jeder das übelste Krippenspiel (Hedwig, die Allerschlimmste, als Verkündigungsengel: He, euch ist ein Kind geboren!") aller Zeiten, aber letztlich kommt alles ganz anders ...
  • Donnerstag, 19. Dezember 2024 - 19:30
    Kategorien: Archiv, UCM.ONE, 2024
    Martin (Ulrich Tukur) ist ein 35 Jahre alter Familienvater mit iranischen Wurzeln, der erst seit einem Jahr den Islam studiert. Er besucht Professor Neuweiser, einen Professor für Islamwissenschaft, um ihm von seinem aufregenden Terroranschlag zu erzählen, den er heute Morgen initiiert hat. Martin ist verwirrt, wenn man Terroristen kritisiert, denn er glaubt, sie würden nur das befolgen, was im Koran steht. Oder kann Professor Neuweiser Martin eine Passage zeigen, die eindeutig verbietet, Menschen mit Bomben zu töten? Wenn nicht, wird Martins Bombe folgerichtig viele Menschen töten. Dem Professor bleibt keine andere Waffe als der Koran selbst, das Wort Gottes, um zu beweisen, dass Gewalt verboten ist.
  • Freitag, 13. Dezember 2024 - 20:30
    Nachdem der Papst unter nicht ganz geklärten Umständen gestorben ist, leitet einer der Kardinäle die Vorbereitungen zur Wahl eines Nachfolgers. Unter den aus aller Welt angereisten Kardinälen brechen beim Konklave weltanschauliche Gräben auf. Im Kampf um die Macht wird intrigiert und betrogen. Der enorm spannende Thriller verknüpft seine Handlung geschickt mit aktuellen kirchenpolitischen Debatten. Kamera, Musik- und Tonspur kreieren dabei eine Atmosphäre anhaltender Beklemmung, die souverän mit leichteren Momenten ausbalanciert wird. Auch die vielschichtigen, herausragend gespielten Figuren überzeugen. Ein fesselnder, bildgewaltiger Film, der primär menschlichen Abgründen und nicht von Glaubens- oder kirchlichen Fragen handelt. – Sehenswert ab 14 (Katharina Zeckau für den katholischen Filmdienst) ================================== Regie: Edward Berger, US/GB 2024, 120 Min., Mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini ====== Der Papst ist unerwartet verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) ist mit der schwierigen Aufgabe betraut, die Wahl des neuen Papstes zu leiten. Mächtige Kardinäle aus aller Welt reisen für das Konklave nach Rom. Als sich die Türen zur Sixtinischen Kappelle schließen, entbrennt ein Spiel um Macht. Kardinal Lawrence findet sich im Zentrum von Intrigen und Korruption wieder und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das die Grundfeste seines Glaubens erschüttern könnte. All das, während Millionen von Menschen darauf warten, dass weißer Rauch dem Schornstein der Kapelle entsteigt... Seine Verfilmung von "Im Westen nichts Neues" wurde mit vier Oscars® ausgezeichnet. Nun hat Erfolgsregisseur Edward Berger mit KONKLAVE erneut eine Buchvorlage verfilmt: Basierend auf dem gleichnamigen Beststeller von Robert Harris hat der Oscar®-nominierte Regisseur einen bildgewaltigen und atmosphärisch dichten Thriller inszeniert, der sich einem der ältesten und geheimnisumwobensten Rituale widmet. Das herausragende Ensemble wird vom Oscar®-nominierten britischen Schauspielstar Ralph Fiennes ("Grand Budapest Hotel", "Schindlers Liste", "Der englische Patient") angeführt, der in der Hauptrolle des Kardinal Lawrence brilliert. In weiteren Rollen sind u.a. der Oscar®-nominierte Stanley Tucci ("In meinem Himmel", "Die Tribute von Panem"), John Lithgow ("The Crown", "Killers of the Flower Moon") und Isabella Rossellini ("Blue Velvet", "La Chimera") zu sehen.
  • Donnerstag, 12. Dezember 2024 - 19:30
    Orson Welles' Verfilmung von Shakespeares Leidenschaftsdrama: Othello, stolzer Heerführer im Dienst der Republik Venedig, wird Opfer der Intrige Jagos und tötet aus Eifersucht seine über alles geliebte Desdemona. Der Film kam erstmals 1955 in die deutschen Kinos; die rekonstruierte, musikalisch bearbeitete Fassung ermöglicht die faszinierende Wiederbegegnung mit einem Klassiker: Welles verdichtet die Geschichte zu einem expressionistischen Licht- und Schattenspiel um den archaischen Kampf von Gut und Böse, wobei vor allem die atmosphärische Dichte und die barocke Fülle der Regieeinfälle fesseln. ================== Orson Welles produzierte den Film, adaptierte das Drehbuch und übernahm auch die Titelrolle neben weiteren prominenten Schauspielern wie Suzanne Cloutier, Joan Fontaine oder Joseph Cotten. Die Dreharbeiten des Films dauerten drei Jahre und das berühmte Studio United Artists (James Bond-Filme, Rocky, Rain Men, West Side Story) übernahm die Finanzierung des großen Projektes, welches in Marokko, Venedig, der Toskana und in Rom gedreht wurde. Der Aufwand hatte sich aber gelohnt: 1952 gewann Othello den Hauptpreis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes! ======================== Der Feldherr Othello (Orson Welles) gewinnt die Liebe der jungen Desdemona (Suzanne Cloutier). Ihrem Vater Brabantio (Hilton Edwards), einem venezianischen Aristokraten, ist die Liaison ein Dorn im Auge. Aus Rachsucht dichtet Iago Desdemona zudem ein heimliches Verhältnis mit Cassio an, den Othello Iago als seinen Leutnant vorgezogen hat. Othello fängt daraufhin an, Iagos Einflüsterungen und seinen vermeintlichen Beweisen für Desdemonas Untreue Glauben zu schenken und fasst einen verhängnisvollen Entschluss...
  • Mittwoch, 11. Dezember 2024 - 19:30
    Das American Film Institute (AFI) hat die letzte umfassende Liste der "100 besten Filme" 2007 veröffentlicht und "Citizen Kane" stand dabei an erster Stelle. ====================== In dem Film "Citizen Kane" ist "Rosebud" ein zentrales und symbolisches Wort. Hier sind einige wichtige Punkte zu "Rosebud": 1: "Rosebud" ist das letzte Wort, das Charles Foster Kane (gespielt von Orson Welles) vor seinem Tod sagt. Dieses Wort wird zu einer Art Rätsel, das Journalisten und andere Charaktere im Film versuchen zu lösen. 2: Thematische Bedeutung: "Rosebud" ist ein Schlüssel zur Charakterisierung von Kane und illustriert das Thema, dass materieller Reichtum und Macht nicht die emotionale Leere füllen können, die von der Entfremdung und dem Verlust der Kindheit herrührt. 3): Kultureller Einfluss: Das Wort "Rosebud" ist zu einem kulturellen Synonym für ein Geheimnis oder eine ungelöste Frage geworden, die tief in der Psyche eines Menschen verwurzelt ist. 4: Narrative Technik: Der Film verwendet "Rosebud" auch als narrative Technik, um die Erzählung zu strukturieren und die verschiedenen Facetten von Kanes Leben und Persönlichkeit zu beleuchten. 5: Symbolik: Das Wort "Rosebud" wird oft als zentrales Symbol des Films interpretiert, das Kanes verlorene Unschuld und seine Sehnsucht nach einer einfacheren, liebevolleren Zeit repräsentiert. 6: "Rosebud" ist also ein mächtiges Symbol für verlorene Unschuld, persönliches Verlangen und die Komplexität der menschlichen Natur.
  • Sonnabend, 07. Dezember 2024 - 20:30
    Kategorien: Screwball-Komoedie
    "Blaubarts achte Frau" ist eine Screwball-Komödie aus dem Jahr 1938, die von Ernst Lubitsch inszeniert wurde und auf dem französischen Märchen Blaubart basiert. =================== Lexikon des internationalen Films: „Geistreich-unterhaltsame, leicht frivole Lubitsch-Komödie mit ironischen Untertönen. Der Film lebt durch seine Dialoge und die weltfremde Skurrilität seiner Figuren. Lubitsch zelebriert einmal mehr die von ihm hochentwickelte Kunst der Andeutung.“
  • Freitag, 06. Dezember 2024 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, UPI, Scope
    Schauspieler und Regiedebütant Josh Margolin beschert der 94-jährigen June Squibb (oscarnominiert für »Nebraska«) ihre erste Hauptrolle und macht sie mit Elektromobil zur ungewöhnlichsten Actionheldin des Jahres. ============================================== Eine 93-jährige Frau fällt auf einen Trickbetrug herein. Statt sie bei der Wiederbeschaffung der verlorenen 10 000 Dollar zu unterstützen, denken ihre Tochter und ihr Schwiegersohn über eine Einweisung ins Altenheim nach. Das aber will die Seniorin gar nicht einsehen und bricht auf eigene Faust auf, um die Betrüger zu stellen und das Geld zurückzufordern. Eine altersbedingt recht entschleunigte Actionfilm-Parodie, die aus der Perspektive einer Seniorin vom Altern in modernen Pflege- und Familienstrukturen erzählt. Der Humor ist dabei liebenswürdig und passt sich dem Tempo der Protagonistin an. - Ab 14.
  • Freitag, 06. Dezember 2024 - 15:30
    Eigentlich wollte der erfolgreiche Londoner Unternehmer Andrew Blake Urlaub in Frankreich machen, wo er einst seine Frau Diana kennenlernte und glückliche Tage verbrachte. Doch der Empfang in der Ferienresidenz ist nicht sehr freundlich und statt als Gast findet er sich irrtümlich von der Hausherrin als Butler auf Probe eingestellt. Andrew spielt mit. Bald serviert er unter der strengen Aufsicht der exzentrischen Haushälterin Odile der verwitweten Gutsherrin das Frühstück, beantwortet ihre Post und macht sich bei Arbeiten im Haus nützlich. In seiner neuen Komödie verfilmt Regisseur Gilles Legardinier seinen Bestsellerroman. Mit trockenem Humor und leiser Melancholie inszeniert er John Malkovich, der als Monsieur Blake die Kostbarkeit des Lebens neu entdeckt. Einfach wunderbar ist das Wiedersehen mit Fanny Ardant, der Grande Dame des französischen Films. „Die Begegnung Ardant-Malkovich entpuppt sich als exzellente Idee.“ – Femme Actuelle
  • Donnerstag, 05. Dezember 2024 - 19:30
    Kategorien: Archiv, mindjazz, Flat, 2024
    Fast 50 Jahre lang arbeitete Thomas Mann an seinem Roman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. In keinem anderen Werk hat der Schriftsteller so viele seiner persönlichen Sehnsüchte und Ängste einfließen lassen. BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS THOMAS MANN wirft einen Blick hinter die Fassade des gefeierten Erzählers und gleichzeitig in die schillernde Welt seines literarischen Alter Egos Felix Krull. Während Krull wie ein Magnet die Elite anzieht, täuscht, verführt und sich als erfolgreicher Hochstapler inszeniert, ringt Thomas Mann mit seinen inneren Konflikten: er sehnt sich nach Anerkennung, verbirgt seine wahre Identität und ist stets bemüht, die Rolle des untadeligen Familienvaters zu spielen. Die ineinander verschlungenen Lebenswege von Mann und Krull verweben sich zu einer fesselnden Reise durch Exil, Selbstinszenierung und die bittersüße Kunst des Verstellens. Aus einem Kaleidoskop aus ausschließlich Originalzitaten und fiktionalen Szenen entsteht mit feiner Ironie eine cineastische Hommage an den Menschen hinter dem Mythos Thomas Mann und den Hochstapler in jedem von uns. ================ Der semifiktionale Dokumentarfilm über Thomas Mann lässt den Schriftsteller mit seiner Figur Felix Krull verschmelzen. Sebastian Schneider verkörpert virtuos einen Mann, der Thomas Mann hätte sein können - oder wollen. (EPD-Film)
  • Montag, 02. Dezember 2024 - 19:00
    Ort: Hannoversche Straße 30E, 29221 Celle, Deutschland (nicht Postanschrift!) Kategorien: oeffentliche Veranstaltung, Archiv, Vortrag, Diskussion, 2024
    Ende Mai 2024 erschien die vollkommen überarbeitete Neuauflage des 2014 erschienenen Spiegel-Bestsellers "Wem gehört Deutschland?". Die andauernden und immer neuen Krisen machen dem Normalverdiener schwer zu schaffen. Während er mit hohen Energiepreisen und explodierenden Mieten zu kämpfen hat, profitieren andere. Die inzwischen 2640 Milliardäre weltweit haben ihr Vermögen in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Auch in Deutschland läufts für die Reichen. Milliardäre und Millionäre – das sind 1,5 Prozent der Deutschen – besitzen fast die Hälfte des gesamten Privatvermögens. „Wem gehört Deutschland“, fragt sich Jens Berger in seinem neuen Buch. Der Journalist und Buchautor kommt zu dem Ergebnis, dass die Vermögensverteilung inzwischen an das feudalistische Mittelalter erinnert. Und die Chance, als Normalverdiener Vermögen aufzubauen, schrumpfe gegen Null.
  • Freitag, 29. November 2024 - 20:00
    Ein mit Dollars um sich werfender junger Russe engagiert in New York eine Stripperin für eine ganze Woche, fliegt mit ihr nach Las Vegas und heiratet sie aus einer Laune heraus. Das ruft nicht nur die Handlanger seiner Eltern, sondern auch diese selbst auf den Plan. Der Versuch, die Ehe schnellstmöglich wieder zu annullieren, mündet in eine wilde Verfolgungsjagd voller absurder Komik und romantischer Intermezzi. Die energiegeladene Tragikomödie mit märchenhaftem Überschwang entfaltet in langen, präzise auserzählten Sequenzen eine fieberhafte Dynamik, bei der es weniger um Sexarbeit als um die Abhängigkeit vom (russischen) Geld geht. Die Konzentration auf den Augenblick und die bloße Gegenwart erzeugt eine große Nähe zu den Figuren, die mit viel Sympathie und einem großen Humanismus gezeichnet werden. – Sehenswert ab 16. ================================== Laut Greta Gerwig, Juryvorsitzende des Hauptwettbewerbs von Cannes, hatte Anora etwas, das die Jury „an einen Klassiker erinnerte“. Auch hob sie den Aufbau hervor, ================================== Der Gewinn der Goldenen Palme in Cannes war nach ­eigener Aussage das große Ziel, auf das Sean Baker hingearbeitet hat. Geschafft hat er es mit einem Werk, das eine Kulmination seines bisherigen Schaffens darstellt. (EPD-Film)
  • Donnerstag, 28. November 2024 - 19:00
    Vier Jahre nach dem tragischen Ausgang einer Geburt, steht die Geburtshelferin (die eine erfahrene Ärztin und Hebamme ist) vor Gericht. Dabei geht es um die Frage nach der Verantwortung für den Tod des Kindes. War es ein Fehler oder hat sie den Tod billigend in Kauf genommen?
  • Dienstag, 26. November 2024 - 19:30
    Es gab sie lange vor der Menschheit, und sie werden diese überdauern. 250 Millionen Jahre sind sie alt — die Alpen. Vieles haben sie scheinbar stumm kommen und vergehen sehen. Sie haben ihr eigenes Leben. Unheimlich waren sie unseren Vorfahren, sie sahen in den Gipfeln Monster, Drachen, Gefahr. Gewalten, die sich unserem Einfluß entziehen. Erst mit dem Massentourismus glaubte man, sich die Berge untertan zu machen, man beutete sie meist rücksichtslos aus. Doch findet langsam ein Umdenken statt. Forschende, Künstlerinnen und Künstler, Philosophinnen und Philosophen, viele versuchen, sich dem Wesen der Berge auf neue Weise zu nähern. Sie spiegeln die gegensätzlichen Ansätze in einer Zeit, in der wir unsere Werte neu definieren und den Wandel aktiv suchen müssen. „Bergfahrt“ ermöglicht faszinierende Einblicke in die Rätsel, die uns die Millionen Jahre alten Riesen stellen. „Bergfahrt“ zeigt in fantastischen Aufnahmen die Größe und Schönheit der Berge und ist dabei weit entfernt von dem heimattümelnden Alpenbild, das wir aus den Medien kennen. Der Film portraitiert Menschen, die dieses einzigartige Welterbe erforschen, Menschen, die das geheime Leben der Berge zu entschlüsseln suchen, es verstehen und bewahren wollen.
  • Freitag, 22. November 2024 - 20:30
    Krise als Chance, das ist das Motto dieses Wohlfühlfilms aus Schweden, in dem eine betrogene Ehefrau noch einmal das Beste aus ihrem Leben macht. ============================== Axel Timo Purr: "Annika Appelin tariert in ihrer Wohlfühlkomödie überzeugend die Chancen aus, die man als Ü-60-Frau im Leben noch hat. Das ist nicht nur im Vergleich zu amerikanischen und französischen Pendants sehr erfrischend." ============================== Anke Sterneborg: "Anders als ihr Kollege Thomas Vinterberg nutzt Annika Appelin das Familienfest nicht als Katalysator für einen existenziellen Schlagabtausch, sondern eher verspielt und sinnlich als Karussell neuer Möglichkeiten, als kleiner Schubs aus den festgefahrenen Bahnen des Lebens: Man könnte ja noch mal was ganz Neues probieren, alte und neue Leidenschaften wiederentdecken." ============================== Bianka Piringer: Ausgerechnet am 40. Hochzeitstag entdeckt die Hauptfigur dieser schwedischen Komödie, dass ihr Gatte untreu ist. Ihre Leidenschaft für das Kochen, ihre Freundinnen und ein interessanter Mann bewahren sie jedoch vor langem Kummer. Das geerdete, natürliche Spiel Marie Richardsons und die Leichtigkeit der Inszenierung sorgen für angenehme Unterhaltung. ============================== Ehe und Familie waren 40 Jahre lang der Mittelpunkt im Leben der Schwedin Karin. Schlagartig wird ihr bewusst, dass dieser Weg in eine Sackgasse geführt hat. Doch statt Trübsal zu blasen, besucht sie mit Freundinnen einen Kochkurs, verliebt sich und will ein Unternehmen gründen. Die Regisseurin Annika Appelin und ihre Hauptdarstellerin Marie Richardson lassen die leichte Komödie auch realitätsnah und geerdet wirken.
  • Donnerstag, 21. November 2024 - 19:30
    Doku über 15 Frauen aus der ehemaligen DDR, von der Metallurgin bis zur Schriftstellerin. Vor dem Hintergrund einer politisch postulierten, realiter aber mit diversen Hemmnissen ringenden Gleichstellung spürt der Film dem Spagat der Protagonistinnen zwischen Beruf und Privatleben nach. Im Dialog mit dokumentarischen wie subtil kritischen Spielfilmen und im Kontrast zu propagandistischen Wochenschauen enthüllt der Film essayistisch die Vielfalt ostdeutscher Biografien. Durch eine Montage, die Kontraste wie Analogien herausarbeitet, und unterfüttert mit kollektiven Erinnerungen aus Schlager, Pop und Kunst am Bau wird auf unterhaltsame Weise greifbar, wie unterschiedlich sich Frauen mit dem Patriarchat arrangierten oder dagegen aufbegehrten. –Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 15. November 2024 - 20:30
    »Berlin 1942. Erst nach und nach findet die unschein­bare Hilde ihren Platz in der Wider­stands­gruppe, die man später die „Rote Kapelle“ nennen wird. Hilde verliebt sich in Hans, blüht auf und ist trotz ständiger Lebens­ge­fahr einen Sommer lang glücklich. Als im Herbst die Mitglieder der Gruppe von der Gestapo verhaftet werden, ist auch die schwan­gere Hilde dabei. Im Gefängnis entwi­ckelt sie ungeahnte Kräfte. Sie bringt ihren Sohn zur Welt und hält die Erin­ne­rung an ihren geliebten Mann am Leben.« (berlinale.de) ================================ Dieter Oßwald: "Schwere Stoffe bringt er mit einer Leichtigkeit auf die Leinwand wie kaum ein anderer. Ob Senioren-Sex, Sterbehilfe, Gundermann oder Guantánamo - Andreas Dresen erweist sich in allen Genre-Sätteln mit seinen Empathie-Offensiven als verlässlicher Publikumsfänger. Klar, dass sein NS-Widerstands-Drama jenseits der üblichen Stereotype daherkommt." ================================ Axel Timo Purr: "Andreas Dresen erzählt so souverän wie subtil über den Widerstand im Dritten Reich. Und so alltäglich, als wäre es heute. Politischer geht es kaum." ========================================= Berlin 1942. Hilde ist verliebt. In Hans. In ihrer Leidenschaft vergessen die beiden oft Krieg und Gefahr. Dann sind sie nur zwei junge Menschen am Beginn ihres Lebens. Hilde bewundert den Mut ihres Liebsten. Er bewegt sich in Widerstandskreisen. Sie selbst ist eher ängstlich, beteiligt sich aber immer beherzter an den Aktionen einer Gruppe, die man später die „Rote Kapelle“ nennen wird. Es ist der schönste Sommer ihres Lebens. Als er sich neigt, werden alle verhaftet. Und Hilde ist im achten Monat schwanger. Im Gefängnis bringt sie ihren Sohn zur Welt und entwickelt eine Kraft, die ihr niemand zugetraut hätte. IN LIEBE, EURE HILDE ist die achte gemeinsame Arbeit von Regisseur Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler. IN LIEBE, EURE HILDE basiert auf der wahren Geschichte von Hilde und Hans Coppi, die in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Insgesamt wurden zwischen 1942 und 1943 mehr als 50 Mitglieder der kommunistischen Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ ermordet. Der Film erzählt eine nahezu zeitlose, wuchtige Liebesgeschichte über Anstand und Widerstand, Intuition und zivile Courage, Würde und Angst. Das Drama berührt durch die kompromisslose Nähe zu seiner weiblichen Hauptfigur – radikal und ohne Pathos spielt Liv Lisa Fries (BABYLON BERLIN) Hilde Coppi als starke, stille Heldin. An ihrer Seite ist Johannes Hegemann (Thalia Theater Hamburg) in seinem Leinwanddebüt als Hans Coppi zu sehen. Ausgezeichnet auf der Filmkunstmesse Leipzig 2024 als “Bester Film" (national).
  • Donnerstag, 14. November 2024 - 19:00
    Der Bonvivant Michel Poiccard (Jean-Paul Belmondo) - ein Gauner, Rebell, Draufgänger auf der Jagd nach seinem Vergnügen. In einer gestohlenen Luxuslimousine ist er auf dem Weg nach Paris. Doch er gerät in eine Geschwindigkeitskontrolle. Ein Polizist stellt ihn und wird von Michel kaltblütig erschossen. Auf der Flucht vor dem Gesetz taucht er bei Patricia (Jean Seberg), einer Zeitungsverkäuferin, die Journalistin werden will, unter. Er versucht Geld für die gemeinsame Flucht nach Italien zu beschaffen. Aber der Kreis der Polizei wird immer enger. Patricia wird verhört. Und sie muss sich entscheiden: Karriere oder Liebhaber? =================================== Godards längst zum Klassiker gewordener Erstlingsfilm ist eine Huldigung an Humphrey Bogart und die "B-Filme" Hollywoods. Er erzählt von dem kleinen Ganoven Michel Poiccard, der schließlich von seiner Geliebten Patricia an die Polizei verraten wird. Im Mittelpunkt steht dabei bereits der Tod, ein Lieblingsthema Godards. Der Film wimmelt von inszenatorischen Regelverstößen, die man damals der Unerfahrenheit des Anfängers zuschrieb und erst später als raffinierte Absicht erkannte, einerseits den Artefaktcharakter des Films hervorzuheben, andererseits das amerikanische Ideal der "unsichtbaren" Regie zu torpedieren. (Filmdienst)
  • Freitag, 08. November 2024 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Warner, Scope, 2024
    Edgar (67, Uwe Ochsenknecht) ist ein erfolgreicher Comedian, der sich in seiner Bühnenshow über das Älterwerden lustig macht: seine gescheiterte Ehe, eine nachlassende Libido, die sich rapide verschlechternde Gesundheit, allgemeine Nutzlosigkeit und den nahenden Tod. Doch kaum ist die Show vorbei, bleibt ein einsamer Mensch zurück, der seine leeren Abende mit Online-Shopping und Alkohol zu füllen versucht. Als ihn nach 25 Jahren seine Ex-Frau Eva (65, Corinna Harfouch) aufsucht, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und sich nicht dagegen behandeln lassen möchte, beginnen die beiden, sich gegen jede Wahrscheinlichkeit wieder anzunähern. Eva entscheidet sich, Edgar auf seiner Comedy-Tour durch Deutschland zu begleiten. Eine Reise im Zeichen ihrer fortschreitenden Krankheit, die Edgar zurückbringt zu sich selbst und irgendwann sogar zu seinen entfremdeten Kindern. Und natürlich trotzdem ein wilder, lustiger und emotionaler Trip voller Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll! Das Alter birgt Herausforderungen. Obwohl die schwindende Fitness und kleine Gebrechen großzügig ignoriert werden, ist der körperliche Verfall kaum zu leugnen. Noch schwerer wiegen jedoch Rückblicke und Erinnerungen auf Entscheidungen, die zu wegweisenden Veränderungen im Leben führten. Was einst richtig erschien, kann sich mit zunehmendem Alter und aus neuen Blickwinkeln als Fehler eines Lebens erweisen. Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg und Regisseur Markus Goller ("25 km/h") verpacken in ihrem emotionalen Liebesfilm DIE IRONIE DES LEBENS die Höhen und Tiefen des Lebens in eine wundervolle Geschichte über das Altern und späte Erkenntnisse.
  • Donnerstag, 07. November 2024 - 19:30
    Dokumentarfilm über Hans Jürgen Höss, den Sohn des berüchtigten KZ-Kommandanten Rudolf Höss. Der heute 87-jährige Mann setzt sich darin mit dem grausamen Vermächtnis seines Vaters auseinander. Dabei kommt es zu einer Begegnung mit der Auschwitz-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch. In deren Wohnung in London begegnen sich die beiden sowie ihre Kinder, Kai Höss und Maya Lasker-Wallfisch, die auf unterschiedliche Weise schwer an ihrer Herkunft tragen. ============================================ Die Dokumentation von Filmemacherin Daniela Völker erzählt die Geschichte von Rudolf Höß’ 87-jährigem Sohn Hans Jürgen Höss, der sich zum ersten Mal mit dem grausamen Vermächtnis seines Vaters auseinandersetzt. Rudolf Höß war Kommandant des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und verantwortlich für die Ermordung von mehr als einer Million Jüdinnen und Juden. Das Leben von Höß und seiner Familie wurde kürzlich in dem Oscar®-prämierten Film THE ZONE OF INTEREST dargestellt. Nun berichtet IM SCHATTEN DEN KOMMANDANTEN von den echten Menschen, die in Höß’ Todeslager gelebt haben. Während Hans Jürgen Höss eine glückliche Kindheit in der Villa seiner Familie in Auschwitz verbrachte, kämpfte die jüdische Gefangene Anita Lasker-Wallfisch im Vernichtungslager ums Überleben. Im Mittelpunkt des Films steht der inspirierende historische Moment, in dem sich die beiden, acht Jahrzehnte später, von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Der Film präsentiert Originalauszüge aus Rudolf Höß’ lange vergessener Autobiografie, die er kurz vor seiner Hinrichtung verfasste. Die darin enthaltenen Aussagen, dokumentiert durch den Täter persönlich, sind der ultimative Beweis dafür, was wirklich in Auschwitz geschah. Sie bilden somit ein bedeutsames Gegengewicht zur Leugnung und Ignoranz der Geschehnisse des Holocaust. Der außergewöhnliche abendfüllende Dokumentarfilm beschäftigt sich mit der Beziehung einer Mutter zu ihrer Tochter, eines Vaters zu seinem Sohn und nicht zuletzt mit den langen Schatten, die Verbrechen auf nachfolgende Generationen werfen. Dabei wirft IM SCHATTEN DEN KOMMANDANTEN Fragen über Liebe, Schuld und Vergebung auf, erzählt letztlich aber auch eine dringend benötigte Geschichte von Hoffnung, Akzeptanz und Mitgefühl.
  • Freitag, 01. November 2024 - 20:30
    THE APPRENTICE von Ali Abbasi (BORDER, HOLY SPIDER) seziert auf spektakuläre Weise die abgründige Seite der Weltmacht USA, indem er zum ersten Mal die Geschichte von Donald Trumps Aufstieg zur Macht erzählt, dank eines Pakts mit Roy Cohn, dem einflussreichen Anwalt und Fixer, dem Mann für alle Fälle, der als Lehrmeister den charmant gefügigen Millionärssohn in die Hinterzimmer skrupelloser Politik und die grenzenlose Gier der New Yorker Immobiliengeschäfte einführt. Mit dem mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten Sebastian Stan als Donald Trump, Jeremy Strong (Gewinner des Emmy, Golden Globe Award und SAG Award) als Roy Cohn, der für den Academy & Golden Globe Award nominierten Maria Bakalova als Ivana Trump und Martin Donovan als Fred Trump Senior. “Einer der großen Filme über Macht, über Amerika, über den Verlust aller Menschlichkeit, um seine Ziele umzusetzen, ein ‘Citizen Kane’ des postfaktischen Zeitalters. Witzig, komisch, aberwitzig, aberkomisch, erschütternd, erstaunlich, traurig, unendlich traurig, elektrisierend.” (Thomas Schultze). THE APPRENTICE wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 im Wettbewerb uraufgeführt. THE APPRENTICE wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 im Wettbewerb uraufgeführt.
  • Freitag, 01. November 2024 - 15:30
    Verliebt, verlobt, verheiratet. Die ganz große Liebe. Für immer. So beginnt es. Aber wieso endet es meist anders? Dass das schönste Gefühl der Welt, diese Musik im Herzen, so oft vergeht und vergessen wird? Marianne und Günter, seit über 50 Jahren verheiratet, wissen es nicht. Die Kinder sind aus dem Haus, geblieben ist freudlose Routine und eine gewisse Resignation. Und dann ist da noch die Sache mit ihrem Gedächtnis: in letzter Zeit scheinen sie zunehmend vergesslicher zu werden. So wie Günter offenbar heute ihren Hochzeitstag vergessen hat. ============================== »Weißt du noch« ist ein Kammerspiel, in dem ununterbrochen geredet wird, zunächst ganz beiläufig alltäglich, dann zunehmend anregend und prickelnd. Das Wunder dieses Films besteht darin, wie Senta Berger und Günther Maria Halmer, die über diverse Serien und Filme hinweg auch schon eine lange Zeit fiktiv verheiratet waren, diese kleine, große Geschichte zum Strahlen bringen. »Weißt du noch?«, beginnen sie einander zu fragen, und die Erinnerungen wecken den alten Zauber, vom Urlaub an der Amalfi-Küste, von der Reise in die Champa­gne. Und dann zieht Marianne das rote Kleid an, in dem sie beim Segeln zum ersten Mal mit Günther tanzte, und man fragt sich, ob es dasselbe sein könnte, von dem Senta Berger mal beim deutschen Filmpreis mit Stolz erzählte, dass es ihr immer noch passe. Die Kinomagie und die Realität, sie verbinden sich hier aufs Allerschönste.(EPD-Film) =========================================== Fazit: "Weißt du noch" funktioniert, weil sich seine einzelnen Komponenten - allesamt auf hohem Niveau - zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen: Ein intelligentes Drehbuch mit Tiefe, eine clevere Regie und zwei äußert talentierte und spielfreudige Hauptdarsteller machen den Film zu einem sehenswerten Porträt des Alters und des "Gemeinsam-alt-Werdens". (Christian Klosz)
  • Freitag, 25. Oktober 2024 - 20:30
    Alain (Franck Dubosc) ist wie am ersten Tag in Diane (Karin Viard) verliebt und schafft ohne Krise die Fünfziggrenze. Auch den Auszug der Kinder hat er gut verkraftet. Bei Diane ist das weniger der Fall. … Sie erlebt diese Zeit mit dem Gefühl, dass sie vor Langeweile oder Angst sterben könnte. Für Alain, der zum ersten Mal erkennt, wie seine Beziehung ins Wanken gerät, ist es an der Zeit, sich den wesentlichen Fragen zu stellen und nach 30 Jahren des Zusammenlebens ein großes Risiko einzugehen: Diane allein zu lassen, damit die Liebe und der Wunsch, wieder zusammen zu sein, wieder entfacht werden. Oder alles zu verlieren. Komödie über ein Paar, das sich nach dreißig Jahren Ehe trennt und neue Beziehungen eingeht, aber immer wieder an die gemeinsamen Bindungen erinnert wird.
  • Donnerstag, 24. Oktober 2024 - 19:30
    Eine Kämpferin für den Frieden ohne Respekt vor Konventionen, eine Aktivistin für den Schutz der Umwelt, die ihrer Zeit weit voraus war. Petra Kelly glaubte daran, dass man als einzelner Mensch die Welt verändern kann. Auf dem Höhepunkt des Rüstungswettlaufs zwischen Ost und West zu Beginn der 1980er Jahre brachte sie Hunderttausende auf die Straße, um gegen die Stationierung von Atomraketen auf westdeutschem Boden zu protestieren. Petra Kelly wurde nicht nur als Mitbegründerin der Grünen und als deren Star berühmt, sondern auch als eine Frau, die in der Lage war, eine neue, weltverändernde Politik zu begründen und es mit zwei Supermächten aufzunehmen. Sie wurde zur Symbolfigur der Friedensbewegung in Europa und war dabei sowohl im Austausch mit ostdeutschen Bürgerrechtlern wie Wolf Biermann als auch mit internationalen Mitstreiter:innen wie Joan Baez oder dem Dalai Lama. Bereits vor 40 Jahren forderte sie unerbittlich die radikale Transformation der Gesellschaft. Dabei waren Umwelt-, Friedens- und Menschenrechtsfragen für sie gleichbedeutend. Es gilt, mit PETRA KELLY – ACT NOW! eine politische Aktivistin wiederzuentdecken, die in ihrem Kampf für Frauenrechte und Klimaschutz und ihrer internationalen Ausrichtung und Vernetzung eine Ausnahmeerscheinung war. Ihrer Zeit weit voraus und heute ein Vorbild für viele junge Menschen, die zur Rettung unseres Planeten auch außerhalb des Politikbetriebes ihr Recht auf bürgerschaftliches Engagement in Anspruch nehmen. „Wenn wir mit unserem zivilen Ungehorsam Gesetze überschreiten, dann ist es deswegen, weil wir mit einem höheren Gesetz, dem Gesetz des Gewissens rechnen, und weil wir auch wissen, dass eine Macht des Staates nicht absolut ist und deswegen ist der zivile Ungehorsam unsere Antwort.“ Petra Kelly im Bundestag
  • Freitag, 18. Oktober 2024 - 20:30
    Fazit: Dem Comedian Artus ist ein hervorragendes Regiedebüt gelungen, das sich in Frankreich bereits zum sensationellen Kassenerfolg entwickelte. Er spielt einen Juwelendieb, der mit seinem Vater in einer Reisegruppe behinderter Menschen untertaucht und so tun soll, als benötige er Betreuung. Sein Zimmernachbar durchschaut ihn, aber die Ferien auf dem Lande lassen sich dennoch vielversprechend an. Die Komödie überzeugt mit Ideenreichtum, Spielfreude, frechen und treffsicheren Dialogen und einer herzlichen Atmosphäre. ( Bianka Piringer) =============================== „Un p’tit truc en plus“ von Artus ist eine erfrischende Komödie, die frischen Wind in das französische Kino bringt. Der Film zeichnet sich durch seinen subtilen Humor und seine aufrichtige Herangehensweise an menschliche Beziehungen aus und schafft es, das Publikum von Anfang bis Ende zu fesseln und zu unterhalten. (Brayan Dunou)
  • Donnerstag, 17. Oktober 2024 - 19:30
    Was werden die Menschen der nächsten Zivilisation von unserer Zeit wiederfinden? Victor Kossakovsky stellt diese Frage in ARCHITECTON und verdichtet mögliche Antworten darauf zu einem intensiven, visuell schlicht überwältigenden Kinoerlebnis, das uns die fragiler gewordenen Strukturen der Welt hautnah spüren lässt. Ein großartiger Dokumentarfilm von hypnotischer Kraft über den Traum nachhaltiger Architektur und die Suche nach einem neuen Verständnis von Schönheit, das uns einen Ausweg aus diesem Labyrinth aus Beton zeigen kann. ===================== Fazit: Nach zuletzt "Aquarela" (2018) und "Gunda" (2020) liefert Victor Kossakovsky mit "Architecton" die nächste dokumentarische Meisterleistung ab. Der Film über die Verwertungskette von Steinen und den Sinn und Unsinn unseres zeitgenössischen Bauwesens ist ein wohlkomponiertes sinnliches Erlebnis und in sich selbst ein kleines Kunstwerk. (Falk Straub) ===================== Fazit: Mit seltener Bild- und Klanggewalt erweist sich Victor Kossakovsky erneut als Größe des gegenwärtigen Dokumentarfilms. Sein Gesteinsfilm ist nicht nur intellektuell anregend, sondern auch eine ungemein sinnliche, überwältigende Kinoerfahrung. (Janick Nolting )
  • Freitag, 11. Oktober 2024 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, Archiv, Warner, Scope
    Halberstadt im Sommer 1990. Maren (Sandra Hüller), Robert (Max Riemelt) und Volker (Ronald Zehrfeld) kennen und lieben sich seit ihrer Kindheit. Eher zufällig finden sie in einem alten Schacht die Millionen der DDR, die dort eingelagert wurden, um zu verrotten. Die Drei schmuggeln Rucksäcke voll Geld heraus. Gemeinsam mit ihren Freunden und Nachbarn entwickeln sie ein ausgeklügeltes System, um das inzwischen wertlose Geld in Waren zu tauschen und den anrauschenden Westlern und ihrem Kapitalismus ein Schnippchen zu schlagen. Denn wenn man jetzt ein bisschen schlau ist, kann dieser Sommer nicht nur ein großes Abenteuer, sondern auch der endgültige Wendepunkt in ihrem Leben sein. Für ihre sommerliche Komödie konnte Regisseurin Natja Brunckhorst (ALLES IN BESTER ORDNUNG) auf wahre Geschehnisse zurückgreifen: Millionen von Mark der DDR wanderten zur Währungsunion in unterirdische Gewölbe nahe Halberstadt – insgesamt fast 400 Tonnen an Geldscheinen. Sicher ist, dass aus diesem Stollen Geld entwendet wurde. Bis heute weiß niemand genau, um welche Summe es tatsächlich ging. Aus dieser Vorlage entwickelte Natja Brunckhorst ihre Geschichte: ein humorvolles Abenteuer in einer Zeit, in der alles möglich schien. Dabei geht es um Geld und Gerechtigkeit – und um das, was wirklich zählt im Leben: Freundschaft und Familie.
  • Donnerstag, 10. Oktober 2024 - 19:30
    Der deutschspachige Alex Garp hat mit „Gotham“ eine Software geschaffen., die Staaten zur umfassenden Überwachung ihrer Bürger, befähigt. Sie wird von Teilen des Militärisch-Industriellen Komplexes, vonGeheimdienste, vom Militär und Polizeibehörden benutzt ume Verbrechen aufklären – oder um gezielt zu töten Die Firma ist so verschwiegen wie mysteriös. Sie wurde groß mit ihrer Arbeit für CIA und NSA. An der Börse ist sie über 50 Mrd. US-Dollar wert. Der eine Gründer, Peter Thiel, ist ein rechter Libertärer mit recht bizarren Ansichten, der offen Trump unterstützte. Der andere, Alex Karp, ist stolz darauf, dass seine Eltern Hippies waren. Heute führt er als CEO die größte kommerzielle Überwachungsfirma der Welt. Er bekennt trocken: „Unser Produkt kann zum Töten von Menschen eingesetzt werden.“ Der Film ist eine investigative Annäherung an einen der geheimnisvollsten CEOs des Silicon Valley, der sich immer dann zu entziehen scheint, wenn zu viele Blicke auf ihn gerichtet sind. ================== Abweichler und Schurken an der Macht, Gewinne ohne Gewinne: Ein hochinteressanter, erhellender Dokumentarfilm über die größte private Überwachungsfirma der Welt (Rüdiger Suchsland)
  • Dienstag, 08. Oktober 2024 - 19:00
    Im Jahr 1755 ruft der dänische König Frederik V. zur Besiedlung der wilden Heide Jütlands auf. Denn bisher ist es dort niemandem gelungen, der erbarmungslosen Natur die Stirn zu bieten. Der einstige Soldat Ludvig Kahlen hat nichts zu verlieren und will das Niemandsland bezwingen. Doch der machthungrige Gutsherr Frederik De Schinkel erhebt Besitzansprüche auf das Land und versucht, Kahlen mit Geld, Intrigen und Gewalt zum Scheitern zu bringen. Mit unerschütterlicher Entschlossenheit stellt sich Ludvig dem skrupellosen Herrscher ebenso wie der unerbittlichen Natur entgegen. Unterstützung erfährt er dabei ausgerechnet von einer jungen Hausmagd und einem kleinen Mädchen, die seine strenge Fassade durchbrechen und ihn zu einer mutigen Entscheidung bewegen. KING'S LAND ist ein prächtig ausgestattetes Historiendrama, wie es lange nicht mehr im Kino zu sehen war. In großen Bildern erzählt Nicolaj Arcel dieses fesselnde Epos um Idealismus, Rache und Liebe, das auf dem Filmfest in Venedig seine umjubelte Premiere feierte. In der Hauptrolle brilliert Mads Mikkelsen (DER RAUSCH), der für diese Rolle mit dem Europäischen Filmpreis als Bester Darsteller ausgezeichnet wurde.
  • Montag, 07. Oktober 2024 - 19:30
    Zum ersten Mal sprechen fünf Antifa-Aktivisten ausführlich über die Hintergründe und Praktiken einer ungewöhnlich professionellen Bewegung, die der aufblühenden Neonaziszene im wiedervereinigten Deutschland nach 1989 entgegentrat. (leftvision) ==================================== Eine außergewöhnlich starke antifaschistische Bewegung entsteht in den 90er und 00er Jahren, auch als Konsequenz aus den rassistischen Pogromen, die das wiedervereinte Deutschland nach `89 überrollen. Kaum eine politische Bewegung der Neuzeit arbeitete derart professionell auf so vielen Feldern, wie die Antifa - von militanten Aktionen über Aufklärungskampagnen bis hin zu investigativen Recherchen. Fünf Aktivist:innen sprechen zum ersten Mal öffentlich über Ihre Aktivitäten und verschmelzen mit zahlreichen Schätzen aus dem Archiv zu einem intensiven Kinodokumentarfilm. Statt eines einfachen historischen Rückblicks legt der Film die Schichten frei, die den Mythos Antifa überlagern. Er gibt uns tiefe Einblicke in eine Form der politischen Arbeit und wirft einen kritischen Blick auf die Bewegung, ihre andauernde Relevanz und die enormen Herausforderungen der Gegenwart im Jahr 2024, in der erstmals eine rechtsextreme Partei Chancen auf Regierungsverantwortung in Deutschland erhält.
  • Freitag, 04. Oktober 2024 - 20:30
    Die Kinderbuchillustratorin Juliette kehrt aus Paris in ihren Heimatort in der französischen Provinz zurück. Dort hofft sie auf zwei entspannte Wochen im Kreise ihrer Familie. Stattdessen trifft sie auf ihre Schwester, die mitten in einer existentiellen Krise steckt, ihren liebevollen, aber etwas launischen Vater, ihre Mutter, die gerade das Thema New Age für sich entdeckt hat - und auf ihre geliebte Großmutter, die sich mit ihrem neuen Leben in einem Pflegeheim anfreunden muss. Und dann ist da noch der freundliche, etwas einsame Pollux, der zufällig Juliettes Weg kreuzt … Camille Jourdy zeichnet die Magie, die dem Alltag innewohnt ================================== In ihrer charmanten, warmherzigen Komödie erzählt die französische Regisseurin Blandine Lenoir („Madame Aurora und der Duft von Frühling“) auf tiefsinnige und gleichzeitig sehr unterhaltsame Weise eine Geschichte über familiäre Beziehungen, die Suche nach dem Sinn im eigenen Leben und über die kleinen Absurditäten des Alltags. Der Film basiert auf der autobiografisch inspirierten Graphic Novel „Juliette: Gespenster kehren im Frühling zurück" von Camille Jourdy. In den Hauptrollen sind die Sängerin und Schauspielerin Izïa Higelin sowie Jean-Pierre Darroussin, Sophie Guillemin und Noémie Lvovsky zu erleben. ======================= Eine junge Kinderbuch-Illustratorin aus Paris besucht ihre Familie in der französischen Provinz, wo sie auf entspannte Tage und Abstand von ihren eigenen Problemen hofft. Doch statt Ruhe und Entspannung zu finden, wird sie in einen Strudel aufwühlender Konfusionen verwickelt, derer sie sich nur durch stilles Zeichnen erwehren kann. Eine mit großem Einfallsreichtum, feinem Humor und einem ausgeprägten Gespür für Situationskomik entwickelte Adaption einer autobiografisch angehauchten Graphic Novel, die von der Kunst und Energie ihrer glänzenden Darsteller lebt. Unaufdringlich geht es dabei um die Frage, was eine Gesellschaft zusammenhält und wie man verdrängte Traumata doch noch zur Sprache bringt. - Ab 14.
  • Freitag, 04. Oktober 2024 - 15:30
    Philippa (Sally Hawkins) hat es nicht leicht: in ihrem Agenturjob wird sie ständig übersehen, ihre Söhne gehen langsam eigene Wege und sie steckt mitten in der Scheidung von John (Steve Coogan), mit dem sie sich eigentlich ganz gut versteht. Nach einem Theaterbesuch entwickelt sie eine Faszination für König Richard III. und setzt sich zum Ziel, seine verschollenen, sterblichen Überreste zu finden. Sie will nicht wahrhaben, dass der umstrittene Monarch wirklich ein so verachtenswertes Monster war, wie ihn Shakespeare darstellte. Ihre Suche ist der Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Reise, auf der die unscheinbare Philippa gegen große Widerstände ihrer Intuition folgt und es mit angesehenen Historikern aufnimmt, um der Welt die wahre Geschichte von Richard III. zu erzählen.
  • Freitag, 27. September 2024 - 20:00
    Die 70-jährige Mahin (Lily Farhadpour) lebt seit dem Tod ihres Mannes und der Ausreise ihrer Tochter nach Europa allein in Teheran. Ein geselliger Nachmittagstee mit Freundinnen gibt den Anstoß dazu, ihren einsamen und monotonen Alltag hinter sich zu lassen. In Mahin reift der Wunsch ihr Liebesleben wieder zu aktivieren. Auf der Suche nach einem neuen Partner, öffnet sie spontan ihr Herz für den gleichaltrigen Taxifahrer Faramarz (Esmail Mehrabi). Aus der zufälligen Begegnung wird eine ebenso überraschende wie unvergessliche Nacht. EIN KLEINES STÜCK VOM KUCHEN (OT: MY FAVOURITE CAKE) ist bereits die dritte gemeinsame Arbeit des erfolgreichen iranischen Regie-Duos Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha (BALLADE VON DER WEISSEN KUH). Der Film, der seine umjubelte Welturaufführung auf der diesjährigen Berlinale 2024 im Wettbewerb feierte, erzählt mit zartem Humor eine ebenso spielerische wie gefühlvolle Geschichte von Hoffnung und Liebe. Dabei zeichnet die Tragikomödie ein authentisches Bild des alltäglichen Lebens von Frauen im Iran und deren Möglichkeiten einer subtilen Emanzipation gegen die patriarchalen Autoritäten. Was als romantische Begegnung zweier einsamer Fremder beginnt, entwickelt sich so zu einer berührenden Ode an das Leben, die Frauen und die Freiheit. ============================= Auf Anregung ihrer Freundinnen macht sich eine verwitwete Iranerin um die 70, die in gutbürgerlichen Verhältnissen lebt, auf die Suche nach einem Mann, um der Liebe noch einmal eine Chance zu geben. In einem Restaurant trifft sie auf einen ebenfalls alleinstehenden Taxifahrer in ihrem Alter und schafft es, ihn zu sich nach Hause einzuladen. Es kommt zu einer magischen Nacht, in der die beiden gegen ziemlich jedes Verbot der Sittenpolizei verstoßen. Das im tragikomischen Tonfall erzählte Drama feiert eine Rebellion purer Lebenslust, die angesichts der restriktiven Bedingungen umso heller erstrahlt. An der Seite der entwaffnend widerständigen Protagonistin entfaltet der Film eine zarte Romanze, die gerade in ihrer Fragilität umso beglückender erscheint. - Sehenswert ab 14. ================================= Die subversive Komödie über die Tücken der Rüstigkeit im heutigen Iran erhielt auf der dies­jährigen Berlinale die Preise der ökumenischen Jury und der internationalen Kritik ================================ Fazit: Eine alte Frau in Teheran beschließt, ihrer Einsamkeit zu entfliehen und lädt verbotenerweise einen Taxifahrer zu sich ein. Das Regieduo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha entlarvt mit dieser anrührenden und humorvollen Geschichte die absurden Bemühungen des iranischen Regimes, den Menschen sogar ihr Privatleben zu vermiesen. Der Blick auf die Seniorin, welche sich mit ihrem Gast eine regelrechte Oase des Vergnügens freiräumt, ist feministisch geschärft. (Bianka Priringer)
  • Montag, 23. September 2024 - 19:30
    Seit August 2022 ist eine Gruppe von Aktivisten in Wolfsburg, der Stadt der Automobilindustrie aktiv. Ihr Ziel: Den automobilen Konsens aufbrechen – durch kreative Kampagnen und bunte Aktionen gemeinsam mit Arbeiterinnen und Arbeitern. Denn: „VW steht für Verkehrswende!“ oder für "Vergesellschaftung wagen". In seinem Vortrag beschreibt der Aktivist, Autor und Mit-Initiator Tobi Rosswog das Vorhaben. Anhand lokaler, bundesweiter und internationaler Berichterstattung zu den Aktivitäten vor Ort zeigt er die Wirksamkeit direkter Aktion auf das gesellschaftliche Bewusstsein auf. „Es braucht nicht viele, um etwas zu bewegen“, so die Überzeugung der Aktivisten, die gemeinsam die soziale und ökologische Frage versuchen zusammen zu denken und danach zu handeln. Nach dem Impuls-Vortrag ist Zeit für Fragen und offenen Austausch.
  • Freitag, 20. September 2024 - 20:30
    Primzahlen sind Marguerites große Leidenschaft. Die brillante Mathematikstudentin ist die einzige Frau im Promotionsprogramm unter dem renommierten Professor Werner an der École Normale Supérieure in Paris. Doch als sie bei der Präsentation vor einem Forschergremium mit einem gravierenden Fehler in ihrer Arbeit konfrontiert wird und die Fassung verliert, lässt ihr Doktorvater sie fallen und widmet sich ganz dem talentierten Promovenden Lucas. Tief erschüttert und voller Selbstzweifel wirft Marguerite alles hin und sucht sich einen Aushilfsjob. Schnell muss sie erkennen, dass auch das Leben außerhalb der Universität überraschende Erkenntnisse bereithält und sich weder die Mathematik noch Lucas so einfach aus ihrem Leben verbannen lassen. Authentisch und einfühlsam spielt Ella Rumpf (RAW, FREUD, TIGER GIRL) eine hochbegabte junge Frau, die lernen muss, dass sich die großen mathematischen Rätsel nicht allein am Schreibtisch lösen lassen. Der sensible Film um die Schönheit von Zahlen und die vielen Variablen auf dem Weg zur Selbstbestimmung feierte Weltpremiere im Rahmen der Special Screenings bei den Filmfestspielen von Cannes 2023.
  • Donnerstag, 19. September 2024 - 18:30
    Im Zentrum des Films stehen ein Richter, ein Verteidiger und ein Ankläger, die im Rahmen der Verhandlung auf Zeuginnen und Zeugen treffen, die von ihren Erlebnissen und Beobachtungen in Auschwitz berichten. Die Angeklagten werden im Prozess mit Beschreibungen der Zeugen konfrontiert und sollen Stellung beziehen. Nach dem Theaterstück "Die Ermittlung" von Peter Weiss. Das Theaterstück wurde 1965 uraufgeführt und hat bis heute nichts von seinem Schrecken verloren: Es basiert auf persönlichen Aufzeichnungen, Zeitungsartikeln und Protokollen des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963 bis 1965). =============================================== Eine textgetreue Verfilmung des Theaterstücks von Peter Weiss über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess, der von Dezember 1963 bis August 1965 in Frankfurt/Main stattfand. In den 11 Abschnitten treten insgesamt 39 Zeuginnen und Zeugen vor und belasten die 18 Angeklagten, die die Schuld von sich abzuwälzen versuchen. Umgesetzt als filmische Installation in einem Studio, nutzt der Film fulminant die Möglichkeiten von Kamera und Montage, um Akzente zu setzen und die zeitlose Schärfe von Weiss’ Text zu belegen. Mit einem hervorragenden Ensemble schließt das beeindruckende Werk die Anfänge der Erinnerungskultur an die Gegenwart an und mahnt an die Alternativlosigkeit einer fortdauernden Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Holocaust. – Sehenswert ab 14. ================================================ Im Zentrum des Films von RP Kahl stehen ein Richter, ein Verteidiger und ein Ankläger, die im Rahmen der Verhandlung auf 28 Zeugen treffen, die von ihren Erlebnissen und Beobachtungen in Auschwitz berichten. Weitere 11 Zeugen der ehemaligen Lagerverwaltung sagen vor Gericht aus. Die 18 Angeklagten werden im Prozess mit Beschreibungen der Zeugen konfrontiert und sollen Stellung beziehen. Das Theaterstück “Die Ermittlung” von Peter Weiss wurde 1965 uraufgeführt und hat bis heute nichts von seinem Schrecken verloren: Es basiert auf persönlichen Aufzeichnungen, Zeitungsartikeln und Protokollen des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963 bis 1965). In unmissverständlich klarer Sprache von Peter Weiss zu einem lyrischen Klagegesang verdichtet und montiert, konfrontiert das Stück Täter und Opfer und lässt das Grauen in Auschwitz spürbar werden. Nach einer intensiven, vierwöchigen Probenzeit haben 60 Schauspieler den Text von Peter Weiss für die Kinoleinwand zum Leben erweckt. An insgesamt fünf Drehtagen wurden die einzelnen Gesänge im Studio Berlin Adlershof mit einem ausgefeilten visuellen Konzept in nur einer Einstellung gedreht – eingefangen von insgesamt acht Kameras. “Der damalige hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer wollte mit dem Frankfurter Auschwitzprozess das gesamte System ‘Auschwitz’ der deutschen Öffentlichkeit vor Augen führen. Mit dem Film tritt RP Kahl, wie vorher schon Peter Weiss, in seine Fußstapfen.” ============================ Der Film, den die Berlinale nicht wollte. Die Adaption des Stücks von Peter Weiss bringt den Auschwitz-Prozess ins Kino – ein hervorragendes Werk (Jüdische Allgemeine) ================= Peter Weiss ist Ohren- und Augenzeuge gewesen, als in Frankfurt von 1963 bis 1965 der erste Auschwitz-Prozess stattfand, dessen Protokolle unter auschwitz-prozess.de einsehbar sind. Für das Grauen, die Menschenverachtung und die Lügen in den Aussagen hat er eine theatrale Form gefunden. 1965 ist in 16 Theatern gleichzeitig sein "Oratorium" namens "Die Ermittlung" uraufgeführt worden. Damals wurde heftig über Form und Darstellungsweise debattiert. Fast 60 Jahre später hat Filmregisseur RP Kahl eine hochartifizielle Form gefunden, um die Zeugenschaft zu bergen: in einer intensiven Verbindung von Theater, Ton und Film, die nach gemeinsamen Proben von 60 herausragenden Schauspielern verkörpert werden, die sich ganz in den Dienst der Sache stellen. Das beschäftigt länger als die gut vier Stunden Filmdauer.
  • Freitag, 13. September 2024 - 20:30
    Als François herausfindet, dass seine Frau ihn vor 40 Jahren betrogen hat, will er ihren ehemaligen Liebhaber, der jetzt in Nizza lebt, zur Rede stellen. „Liebesbriefe aus Nizza“ ist eine leichte Komödie über schmerzhafte Lebensschicksale und erzählt, wie man nach 50 Jahren Ehe mit Enttäuschungen und verpassten Chancen umgeht. (Rüdiger Suchsland) ============================================ LIEBESBRIEFE AUS NIZZA ist eine umwerfende Sommerkomödie über eine so wilde wie wahnwitzige Vendetta an der Côte d'Azur. Mit herrlichen Pointen entfaltet Regisseur Ivan Calbérac („Frühstück bei Monsieur Henri“) eine grandiose und sehr romantische Screwball-Komödie über den dritten und den vierten Frühling im Leben. Eine Revanche à trois voller Situationskomik, die mit viel Humor zeigt, dass kein Alter vor frischer Verliebtheit und später Rache schützt.
  • Freitag, 06. September 2024 - 20:30
    Im Jahr 1755 ruft der dänische König Frederik V. zur Besiedlung der wilden Heide Jütlands auf. Denn bisher ist es dort niemandem gelungen, der erbarmungslosen Natur die Stirn zu bieten. Der einstige Soldat Ludvig Kahlen hat nichts zu verlieren und will das Niemandsland bezwingen. Doch der machthungrige Gutsherr Frederik De Schinkel erhebt Besitzansprüche auf das Land und versucht, Kahlen mit Geld, Intrigen und Gewalt zum Scheitern zu bringen. Mit unerschütterlicher Entschlossenheit stellt sich Ludvig dem skrupellosen Herrscher ebenso wie der unerbittlichen Natur entgegen. Unterstützung erfährt er dabei ausgerechnet von einer jungen Hausmagd und einem kleinen Mädchen, die seine strenge Fassade durchbrechen und ihn zu einer mutigen Entscheidung bewegen. KING'S LAND ist ein prächtig ausgestattetes Historiendrama, wie es lange nicht mehr im Kino zu sehen war. In großen Bildern erzählt Nicolaj Arcel dieses fesselnde Epos um Idealismus, Rache und Liebe, das auf dem Filmfest in Venedig seine umjubelte Premiere feierte. In der Hauptrolle brilliert Mads Mikkelsen (DER RAUSCH), der für diese Rolle mit dem Europäischen Filmpreis als Bester Darsteller ausgezeichnet wurde.
  • Freitag, 06. September 2024 - 15:30
    Alice ist durch ihre Tätigkeiten als Bürgermeisterin und Lehrerin im kleinen Dorf Kerguen eine viel beschäftigte Frau. Als unerwartet ein neuer Schüler, der 60-jährige Emile, in ihrer Klasse auftaucht, droht ihr Alltag endgültig unkontrollierbar zu werden. Während sie dem älteren Mann Lesen und Schreiben beibringen möchte, muss sie zusätzlich noch ihr Dorf retten.
  • Mittwoch, 28. August 2024 - 19:30
    Dokumentarisches Theater auf der Basis belegter Quellen: Was war da los im Wendland vor bald einhundert Jahren? Wer war das „der Judeheinzi“, seine Mutter Ottilie Mansfeld, der Großvater Siegmund und die vielen anderen? Wohin sind sie verschwunden? Noch immer gibt es Spuren dieser Lüchower Familie. Hermine Katz stöbert sie auf, auf den Dachböden unserer Häuser, in Erinnerungen in Archiven …
  • Montag, 26. August 2024 - 19:00
    Doku über fünf Berliner Aktivisten , die sich in unterschiedlichen sozialen Bewegungen engagieren. ========================================== Für ihren Dokumentarfilm NIEMALS ALLEIN, IMMER ZUSAMMEN begleitet die Filmemacherin Joana Georgi fünf Berliner Aktivisten ein Jahr durch ihren Alltag. Quang, Patricia, Simin, Zaza und Feline sind jung, idealistisch und organisiert. Sie engagieren sich bei „Fridays for Future“, „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“, kämpfen in der Berliner Krankenhausbewegung für bessere Care-Arbeit und setzen sich für die Aufarbeitung rassistisch motivierter Gewalt ein. Sie kümmern sich um die Community, machen politische Kunst und mischen Social Media auf. Mittels Instagram, TikTok und YouTube sind sie global vernetzt und bringen ihre Ideen in die Smartphones und die Herzen ihrer Altersgenossen. In einer zunehmend gespaltenen und polarisierten Welt zeigen sie Wege aus der politischen Lethargie und repräsentieren eine neue Generation, die ihre Stimme erhebt, um befreit von Denkverboten und dogmatischen Altlasten für eine gerechtere Zukunft einzustehen. Mit NIEMALS ALLEIN, IMMER ZUSAMMEN wirft Regisseurin Joana Georgi einen authentischen Blick auf den schwierigen Weg, der Aktivismus häufig bedeutet und lenkt den Fokus auf die liebevollen, tagtäglichen Geschichten des Ringens um gesellschaftliche Veränderung. Dabei bricht sie mit abwertenden Klischees über soziale Bewegungen und schafft einen hoffnungsvollen Film, dessen Protagonisten fest daran glauben, dass radikaler Wandel nicht nur möglich, sondern notwendig ist.
  • Freitag, 21. Juni 2024 - 20:30
    Dog und Robo sind Freunde; eines Tags werden sie unvorhergesehen getrennt. Ihre Gedanken aneinander sind voller Zuneigung, die Wege, die das Leben für sie bereithält, sind andere. Ein grandioser Animationsfilm, der das ungeheure Potenzial dieser Kunstform nicht nur vor Augen führt, sondern auch ins Herz pflanzt. mehr. Ausgezeichnet mit einem Goya und dem Europäischen Filmpreis sowie einer Oscarnominierung als bester Animationsfilm: Pablo Bergers Parabel über Freundschaft und Verlust ist ein Film für Menschen jeden Alters (Alexandra Seitz - EPD-Film) ============================== Fazit: Der bezaubernde Animationsfilm des spanischen Regisseurs und Drehbuchautors Pablo Berger basiert auf dem gleichnamigen Comicroman von Sara Varon mit seinen von Tieren verkörperten New Yorker Charakteren. Ein Hund und sein gekaufter Roboterfreund erleben spaßige, erfüllte Tage und vermissen sich sehr, als das Schicksal sie auseinanderbringt. Zwischen Freude und Molltönen wie im echten Leben wechselnd, beeindruckt die hervorragend im klassischen Animationsstil bebilderte Geschichte mit realitätsnahen Figuren und detaillierter Beobachtungsgabe. (Bianka Piringer) =========================== Fazit: „Robot Dreams“ folgt einem einsamen Hund, der Freundschaft mit einem Roboter schließt. Die Comic-Adaption ist witzig und charmant, richtet sich an nicht nur an ein jüngeres Publikum, denn es hat mit seiner Geschichte um Einsamkeit und Zusammenhalt auch etwas sehr Universelles. Tatsächlich ist der Animationsfilm, der nur von Tieren und Robotern bevölkert wird, von einer wohltuenden Menschlichkeit, die einem zwangsläufig zu Herzen geht. (Oliver Armknecht)
  • Freitag, 21. Juni 2024 - 15:30
    Der französische Komiker, Schauspieler und Filmemacher Dany Boon erlangte internationale Bekanntheit mit beschwingten, oft auf Slapstick setzenden Humorarbeiten wie „Willkommen bei den Sch’tis“. Dass er nicht nur den Clown geben, sondern auch ernste und leise Töne anschlagen kann, beweist er nun unter der Regie von Christian Carion in der Tragikomödie Im Taxi mit Madeleine. Was recht beschaulich und unverfänglich beginnt, bekommt auf einmal einen unerwartet abgründigen Dreh, ohne dass der Film vollends ins Schwermütige kippen würde. Die Balance zwischen bedrückenden und heiter-warmen Momenten gelingt – vor allem dank Boon und seiner stark aufspielenden Kollegin Line Renaud. (Christopher Diekhaus) =============================== Fazit: Eine Taxifahrt durch Paris als Rückblick auf ein ganzes Leben. Das funktioniert erstaunlich gut dank der beiden großartigen Darsteller Line Renaud und Dany Boon, die perfekt aufeinander eingespielt sind. Sie sorgen für eine beinahe heitere Stimmung in einem Film, in dem es um ein bewegendes Frauenschicksal geht. Eine so anrührende wie humorvolle Reise durch ein Menschenleben (Gaby Sikorski) =============================== Aus seinem vierten gemeinsamen Film mit dem großen französischen Altstar Line Renaud macht Dany Boon eine Hommage nicht nur an die 94-Jährige persönlich, sondern an ihre ganze Generation (Birgit Roschy)
  • Dienstag, 18. Juni 2024 - 19:00
    Im Rahmen der Ausstellung „Sterne ohne Himmel: Kinder im Holocaust“ vom 15. März bis 30. Juli in der Celler Synagoge ============================================== In einem katholischen Internat entwickelt sich im Winter 1944 zwischen dem 12jährigen Julien und einem versteckten jüdischen Jungen eine Freundschaft, die mit der Verhaftung des Juden und des verantwortlichen Paters durch die Gestapo ein brutales Ende findet. Louis Malle erzählt diese prägende Jugenderinnerung als einen Reifungsprozeß in schwieriger Zeit, in dem sich Emotionen und Authentizität eindrucksvoll die Waage halten. Eine bewegende Schilderung menschlichen Verhaltens im Spannungsfeld von Rassismus, Verrat, Schuld und Solidarität. (Preis der OCIC in Venedig 1987) – Sehenswert ab 12.
  • Freitag, 14. Juni 2024 - 20:30
    Der Titel des Werks leitet sich von der umgangssprachlichen englischen Bezeichnung für Altersunterschiede in Partnerschaften ab. ====================================== In den 80er Jahren war die Affäre der damals 36-jährigen Gracie (Julianne Moore) und des 13-jährigen Joe (Charles Melton) ein handfester Skandal und ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse. Mehr als 20 Jahre später führen die Beiden ein scheinbar perfektes Vorstadtleben mit netter Nachbarschaft, gepflegtem Garten und drei fast erwachsenen Kindern. Doch ihr häusliches Glück wird gestört, als die berühmte und beliebte Hollywood-Schauspielerin Elizabeth (Natalie Portman) ankommt, um vor Ort für ihre bevorstehende Hauptrolle in einem Film über Gracie zu recherchieren. Während Elizabeth sich in das Alltagsleben von Gracie und Joe einschleicht, kommen die schmerzlichen Fakten der damaligen Ereignisse ans Licht und lassen verschüttete Gefühle wieder aufleben. ======================== Fazit: Todd Haynes gelingt mit „May December“ ein stilsicher inszeniertes Wechselspiel zwischen absurd überzeichneter Satire mit Soap-Einfluss und intensivem Charakterporträt, bei dem er sich erst ganz zum Schluss in die Karten schauen lässt. (Antje Wessels) =============================0 Fazit: Ein grandios gespieltes, komplex-verschachteltes Melodrama, das sich seiner campy Seite nicht nur nicht schämt, sondern sie im Gegenteil sogar mit absoluter Inbrunst umarmt - und deshalb nur umso mehr Freude bereitet. (Christoph Petersen)
  • Donnerstag, 13. Juni 2024 - 19:30
    eit die Gemeinnützigkeit des Wohnungsbaus fast überall in Europa aufgehoben wurde, gilt Wohnen nicht mehr als Menschenrecht. Nun entscheidet der Markt, wo Menschen leben. Damit hat sich auch in Deutschland ein System der Vernichtung bezahlbaren Wohnraums etabliert, das unsere Gesellschaft auseinanderdividiert. In Deutschland, insbesondere in den Großstädten, leben traditionell mehr Menschen zur Miete als in Eigentum. Diese Menschen, in Berlin sind es sogar 82%, sind zunehmend bedroht. Die Ursachen: eine neoliberale Politik seit der Jahrtausendwende und die Finanzkrise. Ein in Deutschland vergleichsweise guter Mieter:innenschutz wurde zum Wohle des Kapitals mehr und mehr aufgeweicht. Seither geht es nicht mehr ums Wohnen, sondern um Geldanlage. Internationales Kapital kreist um das sogenannte Betongold. „Sold City“, der neue Film in zwei Teilen von Leslie Franke und Herdolor Lorenz („Wer rettet wen?“, „Der marktgerechte Patient“, „Der marktgerechte Mensch“), zeigt, wie der Immobilienboom in Deutschland entstanden ist, wie die Betroffenen ihn erleben und wie wir uns wehren können. ==================================== Der 2.Teil „Enteignung statt Miete für die Rendite“ widmet sich den großen Wohnkonzernen, die mit der Miete hauptsächlich die Dividenden der Aktionäre finanzieren. Die Volksinitiative „Deutsche Wohnen & Co“ fordert schon seit Jahren die Enteignung großer Wohnungskonzerne. In London ist die Situation für Mieter:innen sogar noch problematischer. Die Autorin Anna Minton beschreibt die Verdrängung der arbeitenden Bevölkerung nicht mehr nur als Gentrifizierung, sondern als „Sterilisierung der Städte“. Wien liefert das Gegenbeispiel: Private Investoren müssen hier zwei Drittel ihrer Projekte als geförderte Wohnungen bauen, in denen die Mieter ihr Leben lang wohnen dürfen. Warum geht das nicht auch bei uns? Der Blick geht auch ins hochkapitalistische Singapur, wo Boden ein besonders begrenztes Gut ist. Wenn viel „freies Kapital“ über dem Boden kreist, explodieren die Bodenpreise, wie etwa im Zuge der Finanzkrise geschehen. Doch dank eines Boden-Enteignungsgesetzes leben in Singapur 86% der Bevölkerung im Kommunalen Wohnungsbau. Warum sollte das nicht auch bei uns funktionieren?
  • Freitag, 07. Juni 2024 - 20:30
    Alice ist durch ihre Tätigkeiten als Bürgermeisterin und Lehrerin im kleinen Dorf Kerguen eine viel beschäftigte Frau. Als unerwartet ein neuer Schüler, der 60-jährige Emile, in ihrer Klasse auftaucht, droht ihr Alltag endgültig unkontrollierbar zu werden. Während sie dem älteren Mann Lesen und Schreiben beibringen möchte, muss sie zusätzlich noch ihr Dorf retten. ===================================== Fazit: Die gelungene Komödie hat mit ihrem liebevollen Humor genau die richtige Message für alle, die sich im Alltag für andere aufopfern: Es lohnt sich, ein netter Mensch zu sein. Ein Film, der wahrscheinlich jedem Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, und das tut richtig gut. Wohlfühlkino à la bonheur, vier Sterne und fünf Herzchen. (Gaby Sikorski) ===================================== Fazit: Nach "Roxane" (2019) spielt auch der neue Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Mélanie Auffret in der Provinz. Dieses Mal steht ein ganzes Dorf im Zentrum ihrer leichtfüßig erzählten Komödie. Mit einem tollen Gespann in den Hauptrollen besetzt, überzeugt "Es sind die kleinen Dinge" durch seine unverstellte Art. (Falk Straub)
  • Donnerstag, 06. Juni 2024 - 19:30
    Seit die Gemeinnützigkeit des Wohnungsbaus fast überall in Europa aufgehoben wurde, gilt Wohnen nicht mehr als Menschenrecht. Nun entscheidet der Markt, wo Menschen leben. Damit hat sich auch in Deutschland ein System der Vernichtung bezahlbaren Wohnraums etabliert, das unsere Gesellschaft auseinanderdividiert. In Deutschland, insbesondere in den Großstädten, leben traditionell mehr Menschen zur Miete als in Eigentum. Diese Menschen, in Berlin sind es sogar 82%, sind zunehmend bedroht. Die Ursachen: eine neoliberale Politik seit der Jahrtausendwende und die Finanzkrise. Ein in Deutschland vergleichsweise guter Mieterschutz wurde zum Wohle des Kapitals mehr und mehr aufgeweicht. Seither geht es nicht mehr ums Wohnen, sondern um Geldanlage. Internationales Kapital kreist um das sogenannte Betongold. „Sold City“, der neue Film in zwei Teilen von Leslie Franke und Herdolor Lorenz („Wer rettet wen?“, „Der marktgerechte Patient“, „Der marktgerechte Mensch“), zeigt, wie der Immobilienboom in Deutschland entstanden ist, wie die Betroffenen ihn erleben und wie wir uns wehren können. ==================================== Der 1. Teil „Eigentum statt Menschenrecht“ befasst sich mit dem System der Umwandlung von Wohnraum in Konzerneigentum. Banken, Fonds und internationales Anlagekapital drängen seit vielen Jahren in die Städte. Kaum ein Mieter ist mehr sicher vor dem Verkauf seiner Wohnung. Beim Kassemachen sind sie die einzigen, die stören. Die Politik scheint sich völlig von ihrer Versorgungspflicht zu verabschieden, der Sozialwohnungsbau schwindet im Dienste privater Investoren seit Jahrzehnten trotz Milliarden an Subventionen. Wie sieht das in anderen Großstädten wie London oder Wien aus, um die das Investorenkapital ebenso kreist?
  • Freitag, 31. Mai 2024 - 20:30
    Ein Filmschauspieler um die 50 verliert kurz vor seinem ersten Auftritt in einem Theaterstück die Nerven und flieht in ein Wellness-Ressort an der Atlantikküste. Dort findet er allerdings nicht die erhoffte Ruhe, sondern hadert mit seiner Angst, sich auf die neue Herausforderung einzulassen. Bis er einer Frau begegnet, mit der er einst liiert war und die nun in dem Ort lebt. Obwohl beide anderweitig liiert sind, führt das Treffen zu einer Affäre, die für beide zum Katalysator wird, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen und sich mit Enttäuschungen und ungelebten Wünschen zu befassen. Ein feinsinniges, meisterlich inszeniertes Drama, eingebettet in suggestive Landschaftspanoramen und elegant zwischen Melancholie und einem köstlichen Sinn für Humor changierend, der bisweilen an die Filme von Jacques Tati erinnert. - Sehenswert ab 16.
  • Donnerstag, 30. Mai 2024 - 19:00
    Aus der Sicht von drei interviewten Elternpaaren vermittelt der Film wesentliche Informationen darüber, was bei Geburten wirklich wichtig ist. Authentische Berichte, verständlich vorgetragenes Wissen von Expertlnnen und wichtige Hinweise zur Klinikgeburt machen den Film zu einer erstklassigen Informationsquelle für schwangere Frauen, Eltern, die ein weiteres Kind erwarten, Jugendliche und junge Erwachsene.
  • Dienstag, 28. Mai 2024 - 19:00
    Regie: Matthias Glasner, DE 2024, 180 Min., FSK 16. Mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Anna Bederke, Ronald Zehrfeld u.a. | Bundesstart Wenige Filme sorgten für mehr Diskussion und Begeisterung auf der jüngst beendeten Berlinale als STERBEN. Zurecht erhielt der neue Film von Matthias Glasner den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch. In STERBEN geht es um die Familie Lunies, die schon lange keine mehr ist. Erst als der Tod, der alte Bastard, auftaucht, begegnen sie sich wieder. Lissy Lunies (Corinna Harfouch), Mitte 70, ist im Stillen froh darüber, dass ihr dementer Mann langsam dahinsiechend im Heim verschwindet. Doch ihre neue Freiheit währt nur kurz, denn Diabetes, Krebs, Nierenversagen und beginnende Blindheit geben ihr selbst nicht mehr viel Zeit. Im Zentrum dieses Panoptikums der Todgeweihten aber steht ihr Sohn, der Dirigent Tom Lunies (Lars Eidinger), Anfang 40. Mit seinem depressiven besten Freund Bernard (Robert Gwisdek) arbeitet er an einer Komposition namens „Sterben“ und der Name wird zum Programm. Gleichzeitig macht ihn seine Ex-Freundin Liv (Anne Bederke) zum Ersatzvater ihres Kindes, das eigentlich auch sein eigenes hätte sein können. Toms Schwester Ellen (Lilith Stangenberg) beginnt währenddessen eine wilde Liebesgeschichte mit dem verheirateten Zahnarzt Sebastian (Ronald Zehrfeld). Die beiden verbindet die Liebe zum Alkohol, denn nichts befreit mehr als ein trockener Martini. Sie verweigert es im System zu funktionieren und wählt stattdessen die Lust und den Rausch. Aber alles im Leben hat seinen Preis. STERBEN ist ein Film über die Intensität des Lebens angesichts der Unverschämtheit des Todes. Er ist zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön. Nominiert für 9 Deutsche Filmpreise! U.a. Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Hauptrollen (Lars Eidinger und Corinna Harfouch).
  • Freitag, 24. Mai 2024 - 20:30
    Rom, 1946 nach der Befreiung vom Faschismus. Delia (Paola Cortellesi) ist die Frau von Ivano (Valerio Mastandrea) und Mutter dreier Kinder. Zwei Rollen, in die sie sich voller Hingabe fügt. Obendrein bessert sie die Haushaltskasse mit vielen kleinen Hilfsarbeiten auf, um die Familie über Wasser zu halten. Ivano hingegen fühlt sich berechtigt, alle daran zu erinnern, wer der Ernährer ist. Nicht nur mit Worten. Körperliche und psychische Gewalt gehören für Delia zum Alltag. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der ihr den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und sich ein besseres Leben zu wünschen, nicht nur für sich selbst …   Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin Paola Cortellesi ist eine der dynamischsten und vielseitigsten Künstlerinnen Italiens. Ihr Regiedebüt proklamiert keinen Feminismus mit erhobenem Zeigefinger, sondern erzählt von den vielen kleinen Schritten auf dem langen Weg zur Emanzipation. Im Genre wechselt sie dabei immer wieder zwischen Drama und Komödie. Es ist ein lakonischer, schulterzuckender Humor, mit dem die Frauen in dieser repressiven Zeit unter dem Radar tyrannischer Männer zusammenhalten, eine leichte, geradezu beiläufige weibliche Solidarität angesichts der Übermacht des Patriachats mit seinen überkommenen Rollenvorstellungen. Vorstellungen, die sich bis heute halten. ============================================= In wenigen Ländern waren „Barbie“ oder „Oppenheimer“ im letzten Jahr nicht die erfolgreichsten Filme. Eines davon ist Italien, wo das Regiedebüt der Schauspielerin Paola Cortellesi die Konkurrenz aus Hollywood schlug. =============================================== In einem römischen Wohnblock fristet die Ehefrau eines gewalttätigen Mannes und Mutter von drei Kindern 1946 ein entbehrungsreiches Dasein, plant aber insgeheim die Rebellion. Doch ein ums andere Mal kann sie ihre Kinder nicht zurücklassen. Eine gewagte Mischung aus neorealistischem Drama, Musical, Krimi-Elementen und Commedia all’italiana, die von tief verinnerlichten patriarchalen Strukturen und den scheiternden Versuchen erzählt, daraus auszubrechen. Der in schwarz-weiß gedrehte Film besticht durch einen enormen Einfallsreichtum, den geschickten Einsatz verschiedenster Erzählelemente, herausragende Darsteller, einen mitreißenden Soundtrack, schmerzhafte Aktualität und eine Haltung, die auf Bürger- und Gemeinsinn wie gesamtgesellschaftliche Lösungen setzt. - Sehenswert ab 14. (Filmdienst)
  • Donnerstag, 23. Mai 2024 - 19:30
    Ende der 1960er-Jahren war Helke Sander mit der Gründung des »Aktionsrat zur Befreiung der Frauen« maßgeblich beteiligt am Beginn der zweiten Frauenbewegung in der BRD und an den daraus resultierenden Kämpfen und Errungenschaften. Ihr Engagement war und ist konflikt-affirmativ, nicht unbedingt grell oder laut, sondern ruhig, stark und angstfrei. Das gilt bis heute, etwa wenn sie in der ersten Szene des Films in einem Beerdigungsinstitut den Mitarbeiter dazu auffordert, proaktiv zeitgemäßere Formen von Bestattungen anzubieten. Nur am Rande touchiert Sander in einer Rede aktuelle queer-feministische Positionen, die sie ablehnt. Hinter ihrer emanzipierten Haltung steht die kontinuierliche Aufforderung zum Tätigwerden, vermeintliche Selbstverständlichkeiten nicht hinzunehmen, Frauen-Räume zu schaffen und bei all dem − jenseits eines Szene-Konsens − auch immer auf sich selbst zu hören. (Text: Frauenfilmfest) =================================================== Ein Porträt der Regisseurin, Autorin und Feministin Helke Sander. Ihre Filme sind wegweisender Bestandteil der deutschen Kinolandschaft. Mit ihrer legendären "Tomatenrede" setzte sie 1968 die zweite deutsche Frauenbewegung in Gang. ============================================= Als Filmemacherin, Publizistin, politische Aktivistin und Mitinitiatorin der neuen westdeutschen Frauenbewegung hat Helke Sander Geschichte geschrieben. Mit über achtzig Jahren macht sie sich in Begleitung der Filmemacherin Claudia Richarz jetzt ans Aufräumen. Der Film verbindet in einer klugen Montage Archivmaterialien und Ausschnitte aus dem Werk der Filmemacherin mit einer persönlichen Rückschau auf vergangene Kapitel ihres Lebens und Arbeitens. Die präzisen Beobachtungen der Protagonistin über Machtverhältnisse und strukturelle Ausschlüsse erweisen sich noch immer als aktuell. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 17. Mai 2024 - 20:30
    Tragikomödie um eine Polizistin aus Niederösterreich, die den Unfalltod ihres Exmanns verursacht und sich um einen unbedarften Alkoholiker bemüht, der sich für den Unfall verantwortlich glaubt. =================================== Er ist der Thermomix des Komischen. Josef Hader beherrscht dieses Genre so grandios wie kaum ein anderer im deutschsprachigen Raum. Seine hochkarätigen Kabarett-Programme sind mit allen wichtigen Preisen geadelt. Die Auftritte als Ermittler Brenner in vier Verfilmungen der bitterbösen Wolf Haas-Krimis haben Kult-Faktor. Nach seinem gelungenen Regiedebüt „Wilde Maus“ folgt nun der nächste Streich als Regisseur, Koautor und Hauptdarsteller. Ein Verkehrsunfall hat dramatische Folgen der lakonisch komischen Art. Famos schrullige Figuren. Situationskomik vom Feinsten. Pointenreiche Dialoge. Schuld und Sühne in Niederösterreich. Gut. Besser. Hader! (Dieter Oßwald für Programmkinio.de)
  • Donnerstag, 16. Mai 2024 - 19:30
    In einem kurdischen Bergdorf im Nordosten der Türkei wird ein deutsches Filmteam Zeuge eines Rituals, mit dem eine Mutter die Erinnerung an ihren verschollenen Sohn aufrechterhält, der vor langer Zeit verschwunden ist. Als ein siebenjähriges Mädchen plötzlich Dinge über den ungelösten Fall zu kennen glaubt, bringt sie ihre Familie in Gefahr. In drei Kapiteln kreist der hochspannende Film im Modus eines Spionagethrillers mit Mystery-Elementen um das Trauma einer unvergänglichen Gegenwart. Die Aufsplitterung in mehrere Erzählperspektiven und unterschiedliche Medienformaten von Handykamera bis Überwachungsvideo unterstreicht dabei zusätzlich die Bedrohung aus Sehen und Gesehenwerden. – Sehenswert ab 16. (Filmdienst) ===================== Aus alldem folgt: Es ist völlig schlei­er­haft, wieso über diesen stilis­tisch bewun­derns­werten, heraus­ra­genden deutschen Film nicht viel mehr gespro­chen wird, warum er bei uns nicht in aller Munde ist? Die Antwort: er ist nicht so wahn­sinnig deutsch; hier ist der Himmel nicht rot, sondern blau, die Kata­strophe ist nicht privat, sondern politisch. Der Film meidet die Feri­en­häuser, die Lehrer­zimmer und die Poli­zei­büros des deutschen Films und ist so viel über­ra­schender als die aller­meisten deutschen Kinowerke. (Rüdiger Suchsland)
  • Freitag, 10. Mai 2024 - 20:30
    Fanny und Jean sind das perfekte Ehepaar – beide haben Erfolg im Beruf, leben in einer prächtigen Wohnung in einem exklusiven Viertel von Paris und scheinen noch genauso verliebt zu sein wie am ersten Tag. Doch als Fanny zufällig ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain trifft, ist sie hin und weg. Bald darauf sehen sie sich wieder und kommen sich immer näher … In seinem 50. Film EIN GLÜCKSFALL schickt Woody Allen die französischen Schauspielstars Lou de Laâge, Valérie Lemercier, Melvil Poupaud und Niels Schneider in ein höchst amüsantes Labyrinth aus Zufall und Glück. ================================= Eine junge Frau betrügt ihren Ehemann mit einem ehemaligen Schulkameraden und stellt daraufhin ihr bisheriges Leben infrage. Ihr Gatte kommt ihr auf die Schliche, hat aber nicht mit der ihm bislang wohlgesonnenen Schwiegermutter gerechnet. Der 50. Film von Woody Allen ist sein erster, der ausschließlich mit französischen Darstellern gedreht wurde und in französischer Originalsprache erscheint. Zwar gerät der Blick auf Paris dabei mitunter oberflächlich, doch die spannende Geschichte liefert einen unterhaltsamen Kriminalfilm und eine Milieustudie der französischen Oberklasse gleich mit. (FAZ) ================================= Fazit: „Ein Glücksfall“ sieht zunächst wie ein typischer Film von Woody Allen aus, wenn neurotische Ehemänner, Großstadtflair, ein Künstler und die Liebe zusammenkommen. Die vermeintlich austauschbare Liebeskomödie nimmt mit der Zeit aber einige Kurven, wechselt das Genre und macht auch wegen des Ensembles Spaß, das kein Problem damit hat, sich lächerlich zu machen. (Oliver Armknecht) ================================= Woody Allens Kriminalkomödie "Ein Glücksfall" ist selbst einer. Es ist sogar der beste Allen-Film seit langer Zeit. (Die Zeit) ================================= Woody Allens bester Film seit Jahren (Die Süddeutsche Zeitung)
  • Montag, 06. Mai 2024 - 19:00
    Heute ist der Holocaust-Gedenktag. ====================================== Sara Atzmon überlebt als 12-Jährige Ghetto, Arbeitslager und KZ. 70 Jahre später besucht sie mit ihrer Enkelin die Orte ihres Leidens. Bewegend erzählt der Film die Überlebensgeschichte von Atzmon und schlägt den Bogen zur heutigen Generation in Deutschland und Israel. ================================ Als die Jüdin Sara Atzmon noch ein Kind war, jagten die Nazis sie und ihre Familie durch halb Europa. Als 12-Jährige überlebte sie wie durch ein Wunder Ghetto, Arbeitslager und das KZ Bergen-Belsen. Der Film begleitet die heute 79-jährige Israelin noch einmal an die Orte ihres Leidens in Ungarn, Österreich und Deutschland. Sie begegnet dort Jugendlichen, die nichts über den Holocaust wissen, und Erwachsenen, die von den Nazi-Verbrechen und den Folgen für die Opfer nichts mehr hören wollen. Die Filmemacher begleiten Sara Atzmon außerdem an den Ort, wo sie 1945 zum zweiten Mal geboren wurde - nach Israel. Bewegend erzählt der Film die Überlebensgeschichte von Sara Atzmon und schlägt immer wieder den Bogen zur heutigen Generation in Deutschland und Israel. Ihnen gilt es aufzuzeigen, wie wichtig der Kampf gegen das Vergessen ist. Der Film setzt sich auch mit der weit verbreiteten Meinung auseinander: „Ach, jetzt muss auch mal gut sein mit dem Holocaust.“ „Die Juden haben genug an Wiedergutmachung gekriegt.“ „Man muss ‚die Sache‘ nun mal endlich auf sich beruhen lassen.“
  • Freitag, 03. Mai 2024 - 20:30
    Ein biografisches Drama über den Briten Nicholas Winton (1909-2015), der 1939 die Kindertransporte von Prag nach London organisierte und damit mehrere hundert Kinder vor den Nazis rettete. ====================================== „Wenn etwas nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben!“ Mit dieser Lebenseinstellung schrieb Sir Nicholas ‚Nicky‘ Winton (Anthony Hopkins) Geschichte, als er in einem Wettlauf gegen die Zeit kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 669 Kinder vor den Nazis rettete: Dezember 1938. Der junge Londoner Börsenmakler Nicholas Winton (Johnny Flynn) erfährt über einen Freund von den entsetzlichen Zuständen in den tschechischen Flüchtlingslagern. Kurzentschlossen fährt er nach Prag und erlebt aus erster Hand, wie jüdische Familien auf der Flucht vor Verfolgung ohne Obdach und Essen ihrem Schicksal ausgeliefert sind. Bestürzt entwickelt er einen waghalsigen Plan. Und so beginnt mit Unterstützung seiner tatkräftigen Mutter (Helena Bonham Carter) in London und einer Hilfsorganisation vor Ort eine beispiellose Rettungsaktion – immer bedroht von der nahenden Invasion der Faschisten. Wie viele Kinder können sie retten, bevor die Grenzen geschlossen werden? London 1988. Noch Jahrzehnte später wird Winton vom Schicksal der Kinder verfolgt, die er nicht retten konnte. Erst als die BBC-Fernsehshow „That‘s Life“ die überlebenden „Winton-Kinder“ ausfindig macht und diese unglaubliche Geschichte ans Licht bringt, vermag er sich seinem Kummer und den Schuldgefühlen stellen, die er so lange mit sich herumgetragen hat. =========================================== Der englische Börsenmakler Nicholas Winton organisiert 1939 die sogenannten Kindertransporte von Prag nach London, mit denen er Hunderte von minderjährigen, überwiegend jüdischen Mädchen und Jungen vor den Nationalsozialisten rettete. 50 Jahre später holt ihn das Geschehene wieder ein und hält eine berührende Überraschung parat. Das biografische Drama erzählt die Heldengeschichte eines Mannes, der sich selbst nie als Held gesehen hat, in Rückblenden aus den 1980er-Jahren heraus. Dabei profitiert der Film vor allem vom brillanten Anthony Hopkins inder Rolle des betagten Humanisten.
  • Freitag, 03. Mai 2024 - 15:30
    Eine begnadete französische Rosenzüchterin kommt mit ihrer kleinen Gärtnerei kaum mehr über die Runden, will ihren Hof in Burgund aber nicht einem Großbetrieb in den Rachen werfen. Dafür akzeptiert sie sogar Hilfskräfte, die ihr das Sozialamt zur Resozialisierung schickt, und schreckt zur Not auch vor kriminellen Mitteln nicht zurück.
  • Am Freitag, 03. Mai 2024
    Ort: Hannoversche Straße 30E, 29221 Celle, Deutschland (nicht Postanschrift!) Kategorien: Archiv, Filmpreis, Ganz großes Kino in Celle, Deutscher Filmpreis - Lola, 2024
  • Donnerstag, 02. Mai 2024 - 19:30
    JOAN BAEZ - I AM A NOISE ist ein außergewöhnliches Porträt der legendären Folksängerin und Aktivistin Joan Baez. Der Dokumentarfilm, weder ein konventionelles Biopic, noch ein traditioneller Konzertfilm, begleitet Joan auf ihrer letzten Tour und taucht ein in ihr beeindruckendes Archiv aus Privatvideos, Tagebüchern, Kunstwerken, Therapie- und Musikaufnahmen. Im Laufe des Films zieht Baez schonungslos Bilanz und enthüllt auf bemerkenswerte Weise ihr Leben auf und abseits der Bühne: von ihren lebenslangen emotionalen Problemen, über ihr Engagement in der Bürgerrechtsbewegung mit Martin Luther King, bis hin zu der schmerzlichen Beziehung mit dem jungen Bob Dylan. Durch Joan Baez‘ radikalen Blick auf ihre eigene Legende wird dieser Film zu einer intimen Selbsterkundungsreise der ikonischen Künstlerin, die noch nie zuvor so viel über ihr Leben enthüllte. Seine umjubelte Deutschlandpremiere feierte JOAN BAEZ - I AM A NOISE in Anwesenheit des Weltstars auf der diesjährigen BERLINALE.
  • Freitag, 26. April 2024 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, England, Studiocanal, Flat
    In einem beschaulichen englischen Küstenstädtchen wird in den 1920er-Jahren eine gottesfürchtige Frau mit obszönen Briefen bombardiert. Der Verdacht fällt unmittelbar auf die Außenseiterin in der Gemeinde, die sich bald auf der Anklagebank im Gericht wiederfindet. Erst als eine emanzipierte Polizistin auf eigene Faust ermittelt, kommt die ganze Scheinheiligkeit der sich ehrbar gebenden Gesellschaft zum Vorschein. Basierend auf einem historischen Fall erzählt die Komödie ein frühes Kapitel der Kommunikationsmediengeschichte. ==================================== Fazit: „Diese Geschichte ist wahrer, als man meinen würde“, heißt es zu Beginn des Films, der sich dank der herausragenden Darstellerinnen Olivia Colman, Jessie Buckley und Anjana Vasan immer stärker in Richtung Charakterkomödie entwickelt. Schon bald geht es nicht mehr darum, dass der oder die Schuldige für die anonymen Obszönitäten gefunden wird, mit denen sich die ehrbare Bevölkerung von Littlehampton herumschlagen muss. Es geht um mehr, nämlich um eine heuchlerische, autoritätshörige Gesellschaft, in der das Vorurteil wichtiger ist als das Urteil. (Gaby Sikorski) ========================= Fazit: Exzellent gespielt, wunderbar gefilmt, und mit viel Gefühl für Komik und Tragik inszeniert. „Kleine schmutzige Briefe“ ist ein sehr amüsanter Film mit zwei ganz großen Schauspielerinnen in den Hauptrollen. (Peter Osteried)
  • Freitag, 19. April 2024 - 20:30
    Der Originaltitel des Films lautet "Cocorico". "Cocorico ist der Tierlaut des Hahns auf Französisch. Der Hahn ist eines der Symbole Frankreichs. In Frankreich sagt man es, um Stolz auszudrücken oder wenn etwas im Land gelungen ist. Man kann es auch ironisch verwenden. Typische Frage: Warum ist der Hahn unser Symbol? Das ist das einzige Tier, das noch singen kann, wenn es bis zum Hals im Mist steckt." (von Pascal aus Celle) ==================================== Hehre Filmkunst ist mit 'Oh la la' nicht beabsichtigt, aber bestes Unterhaltungskino ist gelungen, das übertriebenen Patrioten den Spiegel vorhält. (Blickpunkt Film) =================================================== Die komödiantischen Schwergewichte Clavier und Bourdon, shrappen souverän an der Karikatur vorbei. Bei ihrer ersten filmischen Zusammenarbeit setzen sie mit fiesen Sticheleien immer noch einen drauf. Oben gegen unten, adeliger Weinliebhaber gegen proletarischen Autoliebhaber, gesellschaftliche Polarisierung im Kleinen. Lachen mit ein bisschen schlechtem Gewissen ist schön. (RND/HAZ/CZ) ==================================== Ist das Claude-Franchise mit dem 2021 erschienen dritten Teil Monsieur Claude und sein großes Fest nach starkem Start inzwi­schen etwas ausge­latscht und über­flüssig, besitzt Hervés Komödie nicht nur durch seine angenehm kurzen 91 Minuten eine erfri­schende Knackig­keit. Das liegt zum einen an den hervor­ra­genden und vor allem immer wieder politisch völlig inkor­rekten Dialogen, die von Anfang an – einer eindrück­li­chen Szene in einem Autohaus – durch ein auffäl­liges Deutsch­land-Bashing über­zeugen. Und gleich­zeitig an der Kunst mit wenigen Pinsel­stri­chen die Borniert­heit des fran­zö­si­schen Mittel­stands zu skiz­zieren. ... Das sieht sich nicht nur wie eine lustvolle Breit­seite gegen alle iden­ti­tären Bewe­gungen unserer verkorksten poli­ti­schen Gegenwart aus, sondern macht auch als »Fami­li­en­film« Spaß, weil Hervé nebenbei auch etwas über alte und neue Liebes­be­zie­hungen zu erzählen hat. Vor allem aber gefällt Hervés burlesker Diskurs über das, was Identität ist. Damit orien­tiert sich Oh la la in Ansätzen zwar an Culture-Clash-Formaten wie dem eingangs schon erwähnten Monsieur Claude, geht aber letzt­end­lich noch einen Schritt weiter, weil es am Ende nicht die Herkunft, sondern der Glaube an die Herkunft ist, der entscheidet, wie wir uns verhalten. (Axel Timo Purr) ================================= Die Ergebnisse von DNA-Tests führen bei der Begegnung zweier Elternpaare aus unterschiedlichen Schichten zur Entlarvung von Vorurteilen und Ressentiments. Süffige, köstliche und dialogsichere Boulevard-Komödie mit Christian Clavier und Didier Bourdon als Vollblutkomiker. (Hans Gerhold) =============================================== Der gesamte Plot beruht auf dem Spiel mit Vorurteilen: gute Franzosen auf der einen Seite, auf der anderen Seite der Rest der Welt, angeführt von den Deutschen. Der französische Nationalismus – und damit auch jeder andere – wird hier erst zum Äußersten getrieben und dann ad absurdum geführt. Das ist oft ganz wunderbar überzogen und herrlich komisch. Die knallige Komödie ist schon allein wegen der strahlenden Performance der beiden Starkomiker und wegen seines Anspruchs, jede Form von Chauvinismus lächerlich zu machen, auf jeden Fall sehenswert. (Programmkino.de)
  • Donnerstag, 18. April 2024 - 19:30
    Der Kuss von Gustav Klimt ist eines der bekanntesten und am häufigsten reproduzierten Gemälde der Welt. Es ist vielleicht das beliebteste Poster an Wänden von Studentenwohnheimen von Peking bis Boston. Das um 1908 in Wien gemalte Bild eines unbekannten, sich umarmenden Paares zieht den Betrachter mit seinem Geheimnis, seiner Sinnlichkeit und den schillernden Materialien in seinen Bann. Doch was genau steckt hinter dem Reiz des Gemäldes – und wer war der Künstler, der es geschaffen hat? Der Film blickt auf die Details aus echtem Gold, die dekorativen Muster, die Symbolik und die brodelnde Erotik des Bildes. Eine genaue Untersuchung des Gemäldes führt uns in das Wien der Jahrhundertwende, als eine neue Welt mit der alten kämpfte. ======================== Ein kraftvoller, packender und leidenschaftlicher neuer Film von Ali Ray, der Regisseurin von „Frida Kahlo“, über eines der bekanntesten und am häufigsten reproduzierten Bilder der Welt. ============================== Er beugt sich über die Kniende. Küsst sie, die sie die Augen geschlossen hält. Aneinander geschmiegt sind die Liebenden, fast schon miteinander verschmolzen. Gustavs Klimts Bild "Der Kuss" ist ikonisch. Das hat weniger mit dem über die Maßen leuchtend goldenen Glanz des Werks aus den Jahren 1908 und 1909 zu tun, als mit der Bekanntheit des Gemäldes. Es ist vielleicht Klimts berühmtestes Werk überhaupt. Wer aber sind die beiden Liebenden, die im Wiener Museum Belvedere die Schauenden faszinieren? Wie entschlüsseln sich die Symbole? Was sagt es über Klimts Frauenbild? Regisseur Ali Ray wagt sich an eine intime Bildbetrachtung. Der Filmemacher ordnet das Werk in die Goldene Periode Klimts und in die Zeit des Jugendstils ein. Der Dokumentarfilm KLIMT UND DER KUSS weist über das Gemälde hinaus und ergründet ebenfalls, wie Küssen und Liebe zusammengehören, wie die Frau und der Mann auf dem Bild, das im Original im Museum hängt und dessen Reproduktionen überall auf der Welt golden leuchten.
  • Freitag, 12. April 2024 - 20:30
    Maria nimmt die kleine Tina in ihr Institut auf, die Tochter der Prostituierten Lili d'Alengy. Das Mädchen blüht hier auf, und aus Maria und Lili werden schicksalhafte Verbündete. Erst dank der Prostituierten betritt Maria jene Welt, in der das Geld die Macht verteilt. Die beiden Frauen schmieden ein gemeinsames Netzwerk, das nicht nur Unabhängigkeit ermöglicht, sondern vor allem eine Pädagogik, die an die Autonomie des Geistes glaubt. Anfang des 20. Jahrhunderts betreibt die junge Ärztin Maria Montessori mit einem Kollegen in Rom eine Art pädagogisches Internat, in dem (lern-)behinderte Kinder gefördert werden, und entwickelt eine revolutionäre neue Lernmethode. Zugleich kann sie sich aus gesellschaftlichen Rücksichten nicht zu ihrem Verhältnis mit einem Kollegen und dem gemeinsamen Sohn bekennen. Der sorgfältig fotografierte und gestaltete Historienfilm führt Maria Montessoris Verdienste wie die Grenzen ihrer Emanzipation vor Augen, ohne didaktisch zu werden. In der Spiegelung mit einer zweiten Frau und Mutter treten die rigiden Moralvorstellungen der damaligen Gesellschaft plastisch hervor.
  • Freitag, 05. April 2024 - 15:30
    Eine schizophrene Frau reist mit ihrer Schwester und deren Mann auf einer geführten Tour mit dem Bus nach Paris, wo sie dreißig Jahre zuvor eine unvergessliche Zeit verbrachte. Unterwegs und vor Ort mischt sie mit ihrer schonungslosen Offenheit die Mitreisenden auf, es kommt aber auch zu unerwarteten Annäherungen. Ein tragikomisches Road Movie, grandios gespielt und behutsam inszeniert, das zwischen Empathie und Pathos, Klischees und Wahrhaftigkeit die Balance wahrt. Ebenso berührendes wie verstörendes Wohlfühlkino. (Filmdienst) ================================================== Denn „Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ ist einfach alles. Mal lustig, mal traurig, mal ernst, mal komisch, mal voller Esprit und dann wieder melancholisch. Kurz gesagt: Niels Arden Oplev versteht es als Autor und Regisseur sehr gut, das Leben abzubilden. Sicherlich ist Ellen anders als ihre Mitreißenden und wohl auch die meisten Zuschauer, aber was sie und ihre Familie erleben, ist dann doch wieder sehr normal. Und so stürzt Oplev das Publikum in einen Reigen des Gefühls. Am Ende erweist sich der Film als höchst befriedigend, weil man das Gefühl hat, etwas Leichtherziges, aber auch Profundes gesehen zu haben." (Programmkino.de) ============================================= Die bewegende Komödie von BAFTA-Preisträger Niels Arden Oplev ("Verblendung") trifft mitten ins Herz. Mit einer gelungenen Mischung aus Drama und Komödie wurde ROSE in Skandinavien zum Überraschungshit an den Kinokassen. In der Hauptrolle brilliert die großartige dänische Schauspielerin Sofie Gråbøl, bekannt als Kommissarin Lund. Diese Busreise wird so schnell niemand vergessen. Denn als Inger ihre Schwester Ellen und deren Mann Vagn im Herbst 1997 auf einen Kurztrip nach Paris begleitet, läuft nicht alles nach Plan. Inger fällt unter den anderen Reisenden auf. Offen erklärt sie ihre psychologische Situation: sie ist schizophren. Dies zeigt sich vor allem in ihrer Unverblümtheit, die nicht allen gefällt. Schnell gerät die Familie zwischen Unverständnis und Vorurteile. Doch in Paris angekommen wird klar, dass alle so ihr Päckchen mit sich rumtragen. Während eines der mitreisenden Paare in einer Ehekrise steckt, freundet sich Inger mit deren Sohn an, der fasziniert ist von ihrer Direktheit. Und so verwickelt Inger die kleine Reisegruppe in ihr ganz eigenes Abenteuer, dass sie schon bald vor die Wohnungstür einer verschollenen Liebe führt. ­ ­ ­ ­ ­ ­
  • Donnerstag, 04. April 2024 - 19:30
    Dokumentarfilm über das Hamburger "Miniatur Wunderland", das im Jahr 2000 von den Zwillingsbrüdern Frederik und Gerrit Braun eröffnet wurde: eine riesige Anlage, die auch als "größte Modelleisenbahn der Welt" bezeichnet wird und jährlich rund 1,4 Millionen Besucher anzieht. In einer Mischung aus bislang unveröffentlichtem Archivmaterial und neuen Animationen mit Figuren des "Wunderlands" gewährt der Film Einblicke in die Publikumsattraktion, schaut aber auch hinter ihre Kulissen. ====================================== Kilometerweit schlängeln sich die Eisenbahnwaggons im „Miniatur Wunderland“ durch blühende Landschaften und felsige Bergschluchten. Mit der Erschaffung dieses magischen Modelluniversums haben sich die Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun ihren Kindheitstraum von der größten Modelleisenbahn der Welt erfüllt. Die 2001 in der Hamburger Speicherstadt eröffnete Ausstellung reicht inzwischen von der Elbphilharmonie bis zur Antarktis und gehört mit mehr als 1,5 Millionen Besuchern im Jahr zu den größten Publikumsmagneten in ganz Europa. WUNDERLAND – VOM KINDHEITSTRAUM ZUM WELTERFOLG bringt diese fabelhafte Traumwelt nun erstmals mit aufwendigen Cinemascope-Aufnahmen als Doku-Event auf die große Leinwand. Die Brüder Braun führen die Kinobesucher:innen darin als animierte Miniaturgestalten durch ihre Wunderlandschaft, die immer wieder erstaunliche Entdeckungen für Jung und Alt bereithält. Mit bisher unveröffentlichtem Archivmaterial wirft der Film den Blick zurück in die Kindheit der Brauns und zeigt ihre frühe Faszination, klassische Alltagssituationen mit viel Liebe zum Detail nachzustellen. Die visuelle Abenteuerreise führt das Publikum darüber hinaus bis nach Südamerika zur Modellbauer-Familie Martinez, die das „Miniatur Wunderland“ mit Rio de Janeiro und dem wild urwüchsigen Patagonien mit leidenschaftlicher Handwerkskunst bereichert. So erwacht Stück für Stück die kleinste Welt der Welt zum Leben, in der alles möglich scheint.
  • Freitag, 29. März 2024 - 20:30
    Ein Berliner Kleinfamilie mit zwei Kindern kämpft mit der Work-Life-Balance, weil der Vater als Mitarbeiter der UN ständig unterwegs und die halbtags beschäftigte Mutter am Ende ihrer Kräfte ist. Zudem entwickelt sich die Tochter langsamer als andere Kinder. Bis diese sich eine Million gemeinsamer Minuten wünscht und alle vier zu einer zweijährigen Weltreise aufbrechen, bei der Job und Privatleben besser zusammenfinden sollen. Das klappt allerdings nur in der Theorie. Die prominent besetzte Bestseller-Verfilmung registriert vor pittoresker Ferienkulisse sehr genau die Widersprüche eines solchen Unterfangens.
  • Freitag, 22. März 2024 - 20:00
    Ein französischer Gastronom und seine Köchin vereint Ende des 19. Jahrhundert die gemeinsame Liebe zur Kochkunst. Aus ihrem Dienstverhältnis ist in vielen Jahren längst mehr geworden, doch die Köchin denkt nicht ans Heiraten, sondern möchte sich ihre Freiheit bewahren. In traumwandlerischen, fast dialogfreien Szenen verweigert sich der Film den vertrauten Dramaturgien des kulinarischen Kinos. Das verführerische Werk ist vielmehr von der heiteren Spannung konzentrierten Tuns durchwirkt und lotet mit sinnlicher Intensität und geschmeidig ineinandergreifenden Choreografien das Entstehen von Festmählern wie das Gelingen lange währender Liebe und Freundschaft aus. – Sehenswert ab 14. ======================== Für Geliebte Köchin erhielt Trần Anh Hùng seine erste Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals von Cannes. Trần Anh Hùng wurde dort als Bester Regisseur ausgezeichnet.
  • Freitag, 15. März 2024 - 20:00
    In einem fiktionalisierten viktorianischen England hat ein Wissenschaftler aus dem Körper einer Toten und dem Gehirn eines Babys eine junge Frau erschaffen, deren Entwicklung er in der Isolation seines Anwesens beobachtet. Je mehr die Kreatur lernt, umso weniger will sie sich mit ihrem Dasein als Studienobjekt zufriedengeben. Nachdem sie ihre Sexualität entdeckt, emanzipiert sie sich aus den patriarchalen Strukturen ihres „Gott-Vaters“, aber auch ihres Liebhabers und anderer Männer. Ein durch und durch sexpositiver Retro-Science-Fiction-Film, der pointiert-komisch, aber auch klug-poetisch über die Conditio humana reflektiert.
  • Sonntag, 10. März 2024
    Ort: Hannoversche Straße 30E, 29221 Celle, Deutschland (nicht Postanschrift!) Kategorien: Oscar, Oscarnominierung, Archiv, Filmpreis, Ganz großes Kino in Celle, 2024
    Die Oscarnominierungen werden am Dienstag, den 23. Januar, bekanntgegeben.
  • Freitag, 08. März 2024 - 20:30
    In den 1940er-Jahren bewohnt die Familie des KZ-Kommandanten Rudolf Höß unweit des Lagers in Auschwitz ein Haus mit Garten. Als Höß versetzt werden soll, droht das Familienidyll zu zerbrechen. Seine Frau weigert sich, ihr „Traumhaus“ zu verlassen. Das Historiendrama fußt auf dem gleichnamigen Roman von Martin Amis und fokussiert auf der Perspektive von Menschen, die als unbeteiligte Zuschauer am Rande des Genozids stehen. – Sehenswert ab 14. ================================== Rudolf Franz Ferdinand Höß (* 25. November 1901 in Baden-Baden; † 16. April 1947 in Auschwitz) war ein deutscher Nationalsozialist, SS-Obersturmbannführer und von Mai 1940 bis November 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Er wurde als Kriegsverbrecher 1947 zum Tode durch den Strang verurteilt und am Ort des ehemaligen Stammlagers hingerichtet.
  • Donnerstag, 07. März 2024 - 19:00
    Dokumentarisches Porträt des charismatischen Pianisten Igor Levit, der in den Sozialen Medien nicht zuletzt wegen seiner politischen Kommentare gegen Rechts viel Zuspruch bekam, dadurch aber auch polarisiert. Der Film lotet den beseelten Künstler hinter Twitter und Instagram aus, dessen empathisches Wesen maßgeblich dazu beiträgt, dass sein musikalisches Genie auch jenseits seiner virtuosen Fingerfertigkeit begeistert. Ein mitreißendes, mitunter auch augenzwinkerndes Porträt, das der Musik ebenso breiten Raum eingesteht wie den Menschen dahinter. - Sehenswert ab 12.
  • Freitag, 01. März 2024 - 20:30
    Nachdenklich, bittersüß und urkomisch taucht der turbulente Film «The Holdovers» von Regisseur Alexander Payne («About Schmidt», «Sideways», «Paris je t’aime», «The Descendants» ) in das Leben eines allseits unbeliebten Lehrers und anderer ein und erkundet dabei Licht und Schatten des Daseins. Der so kluge wie unterhaltsame Film über die Schönheit des Mensch-Seins mit Paul Giamatti in der Hauptrolle gilt als einer der Favoriten für die anstehende Oscar-Verleihung 2024. (dpa) ===================== Die mitreißende Tragikomödie The Holdovers lässt ihre Figuren nach Werten in einer erkalteten, stillstehenden Welt suchen. (Janick Nolting für artechock film) ===================== Fazit: „The Holdovers“ ist ein wunderbares Comeback von Alexander Payne. Sicher, originell ist die Tragikomödie um mehrere Menschen, die über Weihnachten in einem Internat gefangen sind, nicht, der Ablauf ist vorhersehbar. Aber das hervorragende Ensemble und die kluge Geschichte, die viele zeitlose Themen anspricht, macht das wett. Dazu gibt es ein schön altmodisches 1970er Setting. (Oliver Armknecht für Filmrezensionen.de) ===================== Zu Recht einer der großen Oscar-Kandidaten (Jan Küveler für die Welt)
  • Freitag, 01. März 2024 - 15:30
    Ein einzelgängerischer Busfahrer in den Fünfzigern beschließt nach einem Herzinfarkt, den Kontakt zu seiner Tochter zu suchen, die er zuletzt als Kind gesehen hat. Da es ihm schwerfällt, sich ihr zu offenbaren, will er an einem Kurs der Tanzlehrerin teilnehmen, muss dafür allerdings erst einmal die Grundlagen des Gesellschaftstanzes lernen. Eine sympathische, gut gespielte Komödie um den Versuch, in der zweiten Hälfte des Lebens die Fehler der ersten auszubügeln. Die Furcht vor Ablehnung und Einsamkeit nimmt der Film ernsthaft, wenngleich auch mit satirischem Biss auf, während vor allem das Verstellungsspiel eines tanzenden Tanzverächters für originelle Pointen sorgt. ====================================== Eigentlich müsste diese melancholische Komödie um einen aus der Zeit gefallenen Macho, der spät väterliche Gefühle entwickelt, ein Starvehikel für Frank Dubosc sein. Aber der Hauptdarsteller, Regisseur und Autor überlässt die trefflichsten Gags seinen Leinwandpartnern; namentlich dem Schriftsteller Michel Houellebecq, der in der Rolle eines Kardiologen als vergnügter Schwarzmaler glänzt.
  • Freitag, 23. Februar 2024 - 20:30
    Ein biografisches Drama über Priscilla Presley und ihre Beziehung zu Elvis Presley, angefangen beim Kennenlernen 1959 in Deutschland über den Umzug nach Graceland bis zur Hochzeit 1967, gefolgt von der Scheidung 1973. Die Liebe, die als romantischer Mädchentraum beginnt, kippt in der Isolation von Graceland zunehmend in ein beklemmendes Wechselbad der Gefühle. Ein in sanften Pastelltönen gehaltenes, auf ruhige Weise gleichwohl sehr präzises Porträt einer zerstörerischen Beziehung, aus der sich die Protagonistin in einem langsamen Emanzipationsprozess löst. In der Titelrolle bewundernswert gespielt, überzeugt der Film auch durch seine Ausstattung, die die verschiedenen Milieus kontrastreich porträtiert. – Sehenswert ab 14. ======================= Elvis ist am Ende auch nur ein Spiesser, der seine Frau zu Hause gängelt – Sofia Coppola verwehrt dem Musiker in «Priscilla» den Nimbus als Revoluzzer und Avantgardist Sofia Coppolas exzellenter Film «Priscilla» dekonstruiert den Mythos Elvis Presley. (Daniel Haas für die Neue Zürcher Zeitung) ======================= Venedig 2023 Beste Darstellerin ("Coppa Volpi"), Cailee Spaeny
  • Montag, 19. Februar 2024 - 19:30
    Der Dokumentarfilm erzählt vom Protest gegen das Projekt "Stuttgart 21". Seit nunmehr 13 Jahren wird an jedem Montag gegen "Stuttgart 21" demonstriert – denn es wird ein "Stuttgart 21 – 2.0" mit über hundert unterirdisch verlegten Bahnkilometern geplant. Die Bürgermeister der Anliegerstädte lehnen dies entschieden ab. Die Kosten würden in dem Zuge auf über 20 Milliarden Euro steigen, seitens des Brand- und Katastrophenschutzes tun sich viele Fragen auf und der Bahnhof bliebe dennoch verkehrspolitisch in vielerlei Hinsicht widersinnig. (Eintritt frei)
  • Freitag, 16. Februar 2024 - 20:30
    Kategorien: Archiv, England, Central, Flat, 2024
    Jahrzehntelang ging Ken Loach zu fast jedem Spiel seines Heimatvereins, des Sechstligisten Bath City ("Der unbedingte Wunsch, zu gewinnen, ist genauso groß wie in höheren Ligen"). Als Regisseur ist der Brite einer der letzten Utopisten des europäischen Kinos, befeuert vom Glauben, dass die Abgehängten und vermeintlichen Loser der britischen Arbeiterklasse eine höhere Liga verdient hätten. Jetzt kommt sein nach eigener Aussage letzter Film ins Kino: The Old Oak spielt in einem früheren Grubenstädtchen im Nordosten Englands, wo der Besitzer des letzten Pubs das Bier für Arbeitslose und pensionierte Bergarbeiter zapft. Als eine Gruppe Geflüchteter in leer stehenden Häusern untergebracht wird, freundet er sich mit einer jungen Syrerin an. Weshalb, so fragen Ken Loach und sein Held, richtet sich die Wut über die britische Sozialkatastrophe in den Achtzigerjahren nach oben – und nun mit rassistischem Furor nach unten? (Katja Nicodemus für die Zeit)
  • Freitag, 09. Februar 2024 - 20:30
    Die wahre Geschichte der unzertrennlichen Von Erich-Brüder, die in den frühen 1980er Jahren in der hart umkämpften Welt des professionellen Wrestlings Geschichte schreiben. Durch Tragödien und Triumphe, im Schatten ihres herrschsüchtigen Vaters und Trainers, streben die Brüder nach Unsterblichkeit auf der größten Bühne des Sports, die größer ist als das Leben. ================================================ Fazit: Eine beeindruckend gefilmte und intensiv gespielte Milieustudie, in der Sean Durkin seine künstlerische Handschrift klar erkennen lässt. (Andreas Köhnemann – 5 von 5 Sternen) ================================================ Stefan Eichardt an den Filmkritiker Axel Timo Purr: Ohne Dein arteshots hätte ich den Streifen nie in Betracht gezogen, jetzt obliegt es mir, die Leute zu überzeugen, da reinzugehen. Muss da morgen ne E-Mail ans Publikum rausschicken, sonst kommt da doch kein Mensch. Was soll ich schreiben? Gibt auffällig wenig Kritiken zu diesem Film. ####### Antwort von Axel Timo Purr: Oh je, aber es tut mir überhaupt nicht leid, und wenn nur 10 kommen, sind 10 für diesen Film gewonnen worden:-) Ich würde schreiben: Das ist einer der Filme, dessen deutschen Trailer man keinesfalls ansehen sollte. Denn in IRON CLAW steht gerade nicht der Sport, in diesem Fall das Wrestling, das keinen Deutschen interessiert, im Zentrum. Sondern der Zerfall und dann die doch völlig überraschende Rettung des Systems Familie in einem neoliberalen Wirtschaftssystem, das natürlich nicht nur Amerika ist, sondern sich auf die ganze Welt übertragen lässt. Es ist ein Film der großen Trauer und des ganz großen Trostes, einer der wohl am meisten unterschätzten Filme des Jahres. Und bislang jeder, der wegen des Themas Wrestlings Vorbehalte hatte, in diesen Film zu gehen, und es dann doch gewagt hat, ist am Ende belohnt worden –versprochen! Und lass mich bitte unbedingt wissen, wie viel Leute sich dann doch getraut haben, in den Film zu gehen und wie er ihnen gefallen hat ...
  • Freitag, 02. Februar 2024 - 20:30
    Kategorien: Archiv, England, Leonine, 2024
    In diesem Drama des britischen Regisseurs Oliver Parker bringen die beiden Schauspiellegenden Michael Caine und Glenda Jackson noch einmal ihr ganzes Talent zur Entfaltung. Sie stellen ein Ehepaar dar, das seit 70 Jahren zusammen ist und nun in einem britischen Altenheim lebt. Von dort stiehlt sich Bernie Jordan heimlich fort, um als Kriegsveteran auf einer Feier in der Normandie der Landung der Alliierten im Juni 1944 zu gedenken. Der von einer wahren Geschichte inspirierte Film über Kriegstraumata, Alter, Gebrechlichkeit und lebenslange Liebe berührt mit sanftem Charme und leisem Humor. (Bianka Piringer)
  • Freitag, 02. Februar 2024 - 15:30
    Vor langer Zeit hat das Schicksal die Schwestern Marina (Elia Galera) und Anna (Eva Martín) voneinander getrennt. Ihre Kindheit verbrachten sie gemeinsam auf Mallorca, wo der Duft von Zitronenblüten die Luft erfüllt. Während Anna das Inselparadies nie verlassen hat, ist Marina als Ärztin um die Welt gereist. Doch als eine unbekannte Wohltäterin den Schwestern ihre Bäckerei vermacht, muss Marina in ihre Heimat zurückkehren. Das Anwesen soll verkauft werden. Anna hofft so, ihre Schulden loszuwerden – und ihren untreuen Ehemann gleich mit! Marina plant indessen einen Neuanfang. Neben Adoptionsstress und Verlobungsversprechen steht vor allem das lange aufgeschobene Wiedersehen mit ihrer Schwester auf dem Plan. Der Zauber der kleinen Bäckerei hält, was er verspricht: Während sie den wahren Gründen für ihre mysteriöse Erbschaft nachspüren, kommen Marina und Anna sich wieder näher... und schon bald weht der süße Geruch von frischgebackenem Brot durch die Straßen, der alte Geheimnisse aufwirbelt und den Sommer für die beiden Schwestern zu einer unvergesslichen Reise in die Vergangenheit werden lässt.
  • Freitag, 26. Januar 2024 - 20:30
    Eigentlich wollte der erfolgreiche Londoner Unternehmer Andrew Blake Urlaub in Frankreich machen, wo er einst seine Frau Diana kennenlernte und glückliche Tage verbrachte. Doch der Empfang in der Ferienresidenz ist nicht sehr freundlich und statt als Gast findet er sich irrtümlich von der Hausherrin als Butler auf Probe eingestellt. Andrew spielt mit. Bald serviert er unter der strengen Aufsicht der exzentrischen Haushälterin Odile der verwitweten Gutsherrin das Frühstück, beantwortet ihre Post und macht sich bei Arbeiten im Haus nützlich. In seiner neuen Komödie verfilmt Regisseur Gilles Legardinier seinen Bestsellerroman. Mit trockenem Humor und leiser Melancholie inszeniert er John Malkovich, der als Monsieur Blake die Kostbarkeit des Lebens neu entdeckt. Einfach wunderbar ist das Wiedersehen mit Fanny Ardant, der Grande Dame des französischen Films. „Die Begegnung Ardant-Malkovich entpuppt sich als exzellente Idee.“ – Femme Actuelle
  • Freitag, 19. Januar 2024 - 20:30
    Hirayama reinigt öffentliche Toiletten in Tokio. Er scheint mit seinem einfachen, zurückgezogenen Leben vollauf zufrieden zu sein und widmet sich abseits seines äußerst strukturierten Alltags seiner Leidenschaft für Musik, die er von Audiokassetten hört, und für Literatur, die er allabendlich in gebrauchten Taschenbüchern liest. Durch eine Reihe unerwarteter Begegnungen kommt nach und nach eine Vergangenheit ans Licht, die er längst hinter sich gelassen hat. PERFECT DAYS ist eine tief berührende und poetische Betrachtung über die Schönheit der alltäglichen Welt und die Einzigartigkeit eines jeden Menschen. ========================= Ein Mann im mittleren Alter arbeitet als Toilettenreiniger in Tokio, wo er öffentliche Bedürfnisanstalten sauber hält. Auf dem Weg zur Arbeit hört er Musik auf Kassetten, er liebt Bücher und fotografiert gerne Bäume, besucht eine Badeanstalt und seine Stammkneipe. Mit seinem einfachen Leben scheint er zufrieden zu sein, doch eine Reihe von zufälligen Begegnungen erinnert ihn immer wieder auch an seine Vergangenheit. Wim Wenders entfaltet seine filmische Hommage an sein Vorbild Yasujiro Ozu in eindrucksvoller Seelenruhe, in der Ansätze dramatischer Zuspitzungen hinter den sanften Gleichmut der Bilder zurücktreten müssen. Detailgenau in der Lebenswelt der Hauptfigur, weitet sich der Film zur liebevollen Kinofantasie eines Lebens, das sich in der Form, die es sich selbst gibt, genug ist. – Sehenswert ab 14. (Filmdienst)
  • Freitag, 12. Januar 2024 - 20:30
    Regisseur Denis Imbert adaptiert die autobiografische Erzählung von Sylvain Tesson, in der der Fußmarsch durch ein entlegenes Frankreich zu mehr als nur einer physischen Bewährungsprobe wird.
  • Donnerstag, 11. Januar 2024 - 19:30
    Anlässlich des 100. Geburtstags von Maria Callas ist ihr historischer Auftritt zum ersten Mal in Farbe, 4K Auflösung und mit Dolby Atmos Sound vollständig restauriert exklusiv auf der großen Kinoleinwand zu sehen. Es sollte ein unvergesslicher Abend werden. Maria Callas, die Diva par excellence und das Gesicht der Oper im 20. Jahrhundert, gab ihr Debüt in Paris mit diesem legendären, einmaligen Auftritt am 19. Dezember 1958 an der prachtvolle n Pariser Opéra. Es war ein großes gesellschaftliches Ereignis, an dem ”Le Tout Paris” teilnahm (darunter der französische Präsident Coty, Jean Cocteau, der Herzog und die Herzogin von Windsor, Charlie Chaplin, Brigitte Bardot und viele andere). Callas betrat die berühmte Bühne in ihrer elegantesten Designer Garderobe und trug Juwelen im Wert von einer Million Dollar. Sie eröffnete den Abend mit ihrer Paraderolle, Casta Diva” aus Norma”, gefolgt von der eindringlichen Miserere” Szene aus Verdis ”Der Troubadour”, bevor sie die Stimmung mit dem schelmischen ”Una voce poco fa” aus ”Der Barbier von Sevilla” auflockerte. Der Höhepunkt des Abends kam in der zweiten Hälfte : eine vollständig inszenierte Aufführung des zweiten Aktes von ”Tosca”. Tosca ist ein leidenschaftliches Operndrama um Liebe und Eifersucht, das einige der ikonischsten Momente der Oper überhaupt enthält. Callas´ mittlerweile legendäre Interpretation von ”Vissi d´arte” war schon zu ihren Lebzeiten sehr beliebt, wie die im Film festgehaltene begeisterte Reaktion des Publikums zeigt, die zu einer vorübergehenden Unterbrechung der Aufführung führte. Callas zusammen mit ihrem brillanten Sparringspartner Tito Gobbi als Scarpia genießt diesen Auftritt sichtlich und liefert eine monumentale, virtuose Darbietung. Das Repertoire dieser Aufführung zeigt die Callas von ihrer besten Seite, sowohl gesanglich als auch als Operndarstellerin. Visuelle Elemente waren in ihrer Kunst ebenso wichtig wie die stimmlichen Dimensionen. Anlässlich des 100. Geburtstags von Maria Callas im Dezember 2023 ist dieses Konzert zum ersten Mal vollständig in Farbe in 4K Ultra HD und mit Dolby Atmos Sound zu erleben. Sorgfältig restauriert von den kürzlich wieder entdeckten originalen 16mm Rollen und einer neu entdeckten Tonquelle aus Maria Callas´ Privatarchiv, ist dies eine einzigartige Gelegenheit, diesen historischen Auftritt wie nie zuvor auf der großen Kinoleinwand zu erleben. Produziert von dem Team, das auch den preisgekrönten Film "Maria by Callas” schuf.
  • Am Sonntag, 07. Januar 2024
    Ort: Hannoversche Straße 30E, 29221 Celle, Deutschland (nicht Postanschrift!) Kategorien: Archiv, Filmpreis, Ganz großes Kino in Celle, 2024
    Unsere sechs Filme bringen es zusammen auf 25 Nominierungen.
  • Freitag, 05. Januar 2024 - 15:30
    Die junge Millie (Danielle Macdonald) ist eine brillante Fondsmanagerin. Dennoch gibt sie ihren Job auf, kehrt ihrem Freund und London den Rücken, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen: Millie möchte unbedingt Opernsängerin werden! Dafür reist sie in die einsamen schottischen Highlands, um bei der renommierten, aber gefürchteten Gesangslehrerin und ehemaligen Operndiva Meghan (Joanna Lumley) intensiven Gesangsunterricht zu nehmen. Dort lernt Millie auch Max kennen, einen weiteren Schüler von Meghan, der ebenfalls für den bevorstehenden Gesangswettbewerb trainiert.
  • Sonntag, 17. Dezember 2023 - 16:00
    Diese ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, die amüsiert und zu Tränen rührt, ist seit über 30 Jahren ein unverzichtbarer „Kult" und gehört mittlerweile zu Weihnachten wie "Dinner for one" zu Silvester. Die Herdmann-Kinder – da ist sich der ganze Stadtteil einig – sind die schlimmsten Kinder aller Zeiten: Sie lügen, rauchen Zigarren, legen Feuer, verprügeln sich und andere Kinder, bringen die Nachbarn zur Verzweiflung und können ein Klassenzimmer mit Hilfe ihrer Monsterkatze in der Rekordzeit von drei Minuten völlig leer fegen. Und ausgerechnet diese Horde, die schlimmste Heimsuchung seit Menschengedenken – mischt die Vorweihnachts-Verschnarchtheit einer Kleinstadt auf: Sie beschließen, am Krippenspiel teilzunehmen. Sie pressen den andern Kindern sämtliche Hauptrollen ab und die Schlimmste von allen – Eugenia – übernimmt die Rolle der Maria. Natürlich erwartet jeder das übelste Krippenspiel (Hedwig, die Allerschlimmste, als Verkündigungsengel: He, euch ist ein Kind geboren!") aller Zeiten, aber letztlich kommt alles ganz anders ...
  • Freitag, 15. Dezember 2023 - 20:00
    Sandra, eine deutsche Schriftstellerin, ihr französischer Ehemann Samuel und ihr Sohn Daniel leben in einem kleinen Ort in den französischen Alpen. An einem strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres Chalets tot im Schnee gefunden. War es Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein tragischer Unfall? Der Polizei erscheint Samuels plötzlicher Tod verdächtig, und Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es folgt ein aufreibender Indizienprozess, der nach und nach nicht nur die Umstände von Samuels Tod, sondern auch Sandras und Samuels lebhafte Beziehung im Detail seziert. Beim diesjährigen Festival von Cannes wurde Regisseurin Justin Triet – als dritte Frau in der Geschichte des Festivals – für ANATOMIE EINES FALLS mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Im Ringen um die Frage, was wirklich geschah, entspinnt Triet auf raffinierte Weise ein packendes Beziehungsdrama, das die Widersprüche im Privaten der harten Realität des Justizsystems gegenüberstellt. Sandra Hüller glänzt erneut mit ihrem außergewöhnlichen und höchst nuancierten Spiel und wurde in Cannes von der deutschen und internationalen Presse gefeiert. ================================ EPD-Film – 5 von 5 Sternen. Fünf Sterne gibt es zwei-dreimal im Jahr: Justine Triet verwebt auf faszinierende Weise ein Beziehungsdrama mit einem philosophisch fundierten Prozess-Thriller. Sandra Hüller triumphiert schauspielerisch als Frau, die im Verdacht steht, ihren Mann ermordet zu haben. Justine Triet gewann mit ihrem Beziehungsdrama die Goldene Palme in Cannes. Sandra Hüller spielt die Angeklagte in einem philosophisch fundierten Prozessthriller, der das schlussendliche Urteil dem Kino­zuschauer überlässt. ================================ Jetzt muss Sandra Hüller den Oscar bekommen (Lena Karger in der Welt) ================================ Süddeutsche Zeitung: Ein Mann liegt tot im Schnee, über ihm ein offenes Fenster. Seine Frau Sandra war als einzige im Haus, als es passierte, es gibt Ungereimtheiten. Justine Triet lässt nun die Staatsanwaltschaft klären, was passiert ist, das Gericht seziert zunehmend eine Ehe und die schier bodenlosen Abgründe in ihr – aber wird man darüber zur Mörderin? Sandra Hüller, in der Rolle der Angeklagten, trägt und vertieft den Film. Irgendwie schafft sie es, weil die Aufklärung der Todesursache schwierig bleibt, zwei Frauen gleichzeitig zu spielen: die Mörderin und die Unschuldige, die Täterin und das Opfer falscher Anschuldigungen. Ein Filmereignis, für das es in Cannes die Goldene Palme gab. ============================== FAZ: Mit welch spielerischer Leichtigkeit Sandra Hüller diesen Laserfokus aushält, wie sie das gesamte Bleigewicht dieses Films trägt, der sich ganz auf sie verlässt, diese Doppelrolle in einer einzigen Figur – man würde an dieser Stelle gern ein paar Zeilen voller Ausrufezeichen einfügen. Aber weil das Ärger mit der Chefredaktion gibt, schreiben wir es vielleicht doch einfach hin: Sandra Hüller spielt herausragend, selbst für ihre Verhältnisse. In der nun anstehenden Oscar-Saison ist mit ihr zu rechnen. Sie ist eine Naturgewalt, zart und verletzlich, berechnend und reserviert, irgendwie geht das bei ihr alles gleichzeitig ============================== Das amerikanische Filmmagazin The Hollywood Reporter titelte im September 2023 mit Sandra Hüller und fragte: Schauspielerin des Jahres?
  • Donnerstag, 14. Dezember 2023 - 19:30
    Komödie um eine Afghanin, die in Afghanistan für die US-Army als Übersetzerin gearbeitet hat und jetzt in Kalifornien für eine chinesische Kleinbäckerei Sprüche für Glückskekse (z.B.: "Wenn das Leben Dir einen Korb gibt, dann geh damit einkaufen.") entwirft. =========================== Stefan Eichardt: Andrea, eine kinobegeisterte Journalistin aus Köln mit der ich mich regelmäßig über Kinofilme austausche, schrieb mir am 2. Dezember: "Dieser Film ist ein Kleinod. Schwarz-weiß, 4:3, alles im goldenen Schnitt und ich könnte dir jetzt noch einen Roman über das Sound Design erzählen. Die Hauptdarstellerin ist großartig und ganz und gar authentisch. Es gibt zahlreiche Filme, die von erlittenen Traumata, Krieg, Verlust von Heimat, Einsamkeit und Depressionen erzählen, aber dieser hier lässt dich nicht hilf- und hoffnungslos zurück, sondern verspricht die Aussicht auf künftiges Glück. Er ist wunderbar komisch, absurd und mitunter anachronistisch langsam. Ich fühlte mich an Jarmusch und Kaurismäki erinnert, vielleicht aber auch nur, weil er schwarz-weiß ist. Dieser Film ist sein eigener Glückskeks. Und für mich jetzt noch vor "Anatomie eines Falls" der Film des Jahres." Und am 5. Dezember schrieb sie mir nach Lesen unserer Webseite: "Die Filmkritik von Michael Ranze ist wunderbar und wird dem Film ganz und gar gerecht. (Sind Jarmusch und Kaurismäki wirklich Jalalis Vorbilder? Echt jetzt?) Deine Schwester sollte den Film auch gucken. Ich erwäge, ihn mir ein zweites Mal anzusehen. Das habe ich lange nicht getan." Nach Andreas Mail vom 2. Dezember stand für mich fest, dass ich den Film so schnell wie möglich sehen muss, rief bei Trigon-Film in Ennetbaden (Schweiz) an und zurrte alles fest.
  • Freitag, 08. Dezember 2023 - 20:30
    Die Verfilmung des Jahrhundertromans von Robert Seethaler Die österreichischen Alpen um 1900. Niemand weiß genau, wie alt der Waisenjunge Andreas Egger ist, als er ins Tal auf den Hof vom Kranzstocker (Andreas Lust) kommt. Dem gottesfürchtigen, aber gewalttätigen Bauern taugt er allenfalls als billige Hilfskraft. Allein die alte Ahnl (Marianne Sägebrecht) bringt ihm etwas Fürsorge entgegen. Als sie stirbt, hält den inzwischen erwachsenen Egger (Stefan Gorski) nichts mehr zurück. Strotzend vor Kraft und Entschlossenheit schließt er sich einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Seilbahnen baut, die auch Elektrizität und Touristen ins Tal bringen soll. Mit seinem Ersparten pachtet Egger vom Wirt (Robert Stadlober) eine schlichte Holzhütte hoch oben in den Bergen, wo er sich und seiner großen Liebe Marie (Julia Franz Richter) ein Zuhause schafft. Doch das gemeinsame Glück ist nur von kurzer Dauer. Der Zweite Weltkrieg bricht aus, Egger wird einberufen, gerät in sowjetische Gefangenschaft und kehrt erst viele Jahre später ins Tal zurück. Dort ist Marie noch ein letztes Mal ganz nah bei ihm und der alte Egger (August Zirner) blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen.
  • Freitag, 01. Dezember 2023 - 20:30
    „Es gibt keine Geheimnisse in diesem Haus. Hörst du? … Wenn ein Haus Geheimnisse birgt, birgt es auch Scham.“ ================== Vier Geschwister, eine Mutter, zerrissen zwischen Fürsorge und Hilflosigkeit, ein fluchender Vater und jeden Morgen eine nasse Matratze – so sieht das Leben der schweigsamen Cáit aus. Die Eltern halten es für das Beste, wenn sie den Sommer auf der Farm naher Verwandter verbringt. Cáit kennt die beiden nicht. Das Haus ist hell und sauber, zum Anwesen führt eine Allee mit üppig-grünen Bäumen. Hier herrscht eine respektvolle Stille. Liebevoll umsorgt von Eibhlín fühlt sich Cáit geborgen. Nach anfänglicher Zurückhaltung vertieft sich auch die Beziehung zu Seán, der mit ihr die Kälber füttert. Die Matratze bleibt trocken. Und doch scheint der Farm inmitten der kargen, schönen irischen Landschaft ein Geheimnis anzuhaften, auf dessen Spuren sich Cáit mit neu gewonnenem Mut und Vertrauen begibt. ====================================== Als erneut Nachwuchs ins Haus steht, wird ein von der Familie vernachlässigtes irisches Mädchen über die Sommerferien zu Verwandten geschickt. Dort erfährt es eine Wärme und Zuneigung, die es aus ihrer schmerzhaften Erstarrung befreien. Und doch gibt es auch in der Idylle der irischen Provinz Schmerz und Verlust. Der leise, zurückhaltende Film über eine Kindheit und die Poesie eines Sommers benötigt nur wenige Dialoge und nähert sich mit sensibler Bildsprache der Wahrnehmung seiner Hauptfigur an. Wohltuend unaufdringlich fügt das Drama dem Kino eine seltene Erzählung über die Perspektive eines jungen Mädchens hinzu. (Sebastian Seidler im Filmdienst – 4,5 von 5 Sternen) ====================================== Mit seiner Poesie und tröstlichen Wärme hallt "The Quiet Girl" lange nach. (Bianka Piringer für Kino-Zeit)
  • Freitag, 01. Dezember 2023 - 15:30
    Fazit verschiedener Filmkritiken, die sich alle dem märchenhaften Charme dieses Geschichte nicht entziehen können: ================================= Mut zu altmodisch naiver Unterhaltung. Mit Inbrunst hebt die Geschichte einer Londoner Putzfrau der 1950er Jahre, die sich in Paris ein Haute-Couture-Kleid von Dior kaufen will, in die Gefilde eines wahr werdenden Wunschtraums ab. Lesley Manville spielt die Hauptfigur überzeugend als reines Klischee einer herzensguten, einfachen Frau, der die Sympathien zufliegen. Isabelle Huppert glänzt in der Rolle der Directrice des Modehauses, die der unwillkommenen Kundin die kalte Schulter zeigt. ================================= Dies ist ein enorm charmanter Film, der zum Teil in Budapest gedreht wurde, das für Paris herhalten musste, da die Stadt an der Seine von ihrer Architektur zum Teil schon zu modern geworden ist. Nichts an diesem Film ist wirklich überraschend, aber das macht ihn auch so heimelig. Ein Film, bei dem man sich wohlfühlen kann, der von einer Welt erzählt, die es so vielleicht nie gegeben hat, die aber ein gewisses märchenhaftes Flair ausstrahlt. ================================= Der Film ist warmherzig, aber nicht naiv. Er bewegt sich in den klassischen Bahnen des Erzählkinos mit einer vertrauten Heldinnenreise und ist dabei doch nie langweilig und reizlos, sondern voller Charme und Empathie. ================================= „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ erzählt die Geschichte der beliebten Romanreihe neu, ohne etwas an dieser oder dem Setting zu ändern. Die Tragikomödie um eine englische Putzfrau, die nach Paris reist, um dort ein Dior-Kleid zu kaufen, ist hübsch anzusehendes und sehr gut besetztes Zuckerwatte-Kino mit wenig Inhalt oder Sinn für Realismus, dafür aber einem hohen Wohlfühlfaktor. ================================= Fazit: Eine in der Hauptrolle großartig gespielte und im besten Sinne altmodische Dramödie mit einer märchenhaften Story, die von der Erfüllung eines Traums erzählt.
  • Freitag, 24. November 2023 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, Archiv, England, Warner, 2023
    Philippa (Sally Hawkins) hat es nicht leicht: in ihrem Agenturjob wird sie ständig übersehen, ihre Söhne gehen langsam eigene Wege und sie steckt mitten in der Scheidung von John (Steve Coogan), mit dem sie sich eigentlich ganz gut versteht. Nach einem Theaterbesuch entwickelt sie eine Faszination für König Richard III. und setzt sich zum Ziel, seine verschollenen, sterblichen Überreste zu finden. Sie will nicht wahrhaben, dass der umstrittene Monarch wirklich ein so verachtenswertes Monster war, wie ihn Shakespeare darstellte. Ihre Suche ist der Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Reise, auf der die unscheinbare Philippa gegen große Widerstände ihrer Intuition folgt und es mit angesehenen Historikern aufnimmt, um der Welt die wahre Geschichte von Richard III. zu erzählen. Nach ihrem Publikumserfolg PHILOMENA haben sich der gefeierte Regisseur Stephen Frears (DIE QUEEN, HIGH FIDELITY), Jeff Pope (Drehbuch) und Steve Coogan (Drehbuch und Darsteller) erneut zusammengefunden, um mit typisch britischem Humor die wahre und bewegende Geschichte einer ungewöhnlichen Frau zu erzählen: die zweifach Oscar-Nominierte Sally Hawkins (SPENCER, SHAPE OF WATER) spielt Philippa Langley, die 2012 die verschollenen sterblichen Überreste von König Richard III. fand und damit die Geschichtsschreibung veränderte. THE LOST KING erzählt mit britischem Humor Philippas Suche als zutiefst menschliche Reise, als Triumph einer Frau, die sich von der männerdominierten akademischen Welt nicht von ihrem Weg abbringen lässt und damit eine unglaubliche Entdeckung macht.
  • Donnerstag, 23. November 2023 - 19:30
    Der Tod von Steffen Meyn im Hambacher Forst ging im Herbst 2018 durch alle Medien. Zuvor versuchte das Land NRW den von Aktivisten besetzten Wald zu räumen – mit einem Polizeieinsatz, den Gerichte später für illegal erklären. Dabei kam es zu einem tragischen Unglück. Der Filmstudent Steffen Meyn, der die Räumung von einem der Baumhäuser aus filmisch dokumentierte, stürzte in die Tiefe und verstarb noch vor Ort. VERGISS MEYN NICHT besteht zu großen Teilen aus dem Material, das Steffen über zwei Jahre hinweg im Hambacher Wald gedreht hat. Mithilfe seiner 360° Kamera begleiten wir ihn durch die Baumhäuser und sind hautnah bei den Räumungsversuchen der Polizei dabei. Durch Steffens offene Art lernen wir Aktivisten kennen, die bereit sind ihren Körper der Abrodung entgegenzustellen. Dabei wird deutlich: Steffen ist fasziniert und begeistert von dem utopischen Miteinander, ringt aber auch um eine Haltung zu den radikalen Maßnahmen der Besetzung. Durch das außergewöhnliche Filmmaterial und Interviews mit Aktivisten, die Steffen über die letzten zwei Jahre seines Lebens begleitet haben, schafft der Dokumentarfilm nie gesehene Einblicke in die aktivistische Gemeinschaft – und traut sich gleichzeitig, Widersprüche, Zweifel und Fragen zuzulassen: Warum gehen die Aktivist*innen so weit? Wieso gefährden Menschen ihren Körper und ihr Leben für politische Zwecke? Und wo trifft Utopie auf schmerzhafte Realität? Uraufführung Berlinale 2023. Ausgezeichnet als Bester Dokumentarfilm, 32. FILMKUNSTFEST Mecklenburg-Vorpommern 2023.
  • Freitag, 17. November 2023 - 20:30
    Als sich Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) und der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (Ronald Zehrfeld) 1958 in Paris begegnen, ist es der Anfang einer leidenschaftlichen und zerstörerischen Liebesgeschichte. Vier Jahre lang führen beide eine aufreibende Beziehung, die in Paris beginnt und über Zürich nach Rom führt. Doch künstlerische Auseinandersetzungen und die verschlingende Eifersucht von Max Frisch beginnen die Harmonie zu stören und treiben Ingeborg Bachmann langsam in den Zusammenbruch. Auch Jahre später lässt Ingeborg Bachmann die Erinnerung an ihre Liebe zu Max Frisch nicht los. Bei einer Reise in die Wüste Ägyptens versucht sie ihre Beziehung zu Max Frisch zu verarbeiten und sich langsam davon zu lösen. Nach Rosa Luxemburg und Hannah Arendt widmet sich Margarethe von Trotta in INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE erneut einer weiblichen Lichtgestalt des 20. Jahrhunderts: Unverändert gilt die österreichische Lyrikerin, die vor 50 Jahren im Alter von nur 47 Jahren unter tragischen Umständen aus dem Leben schied, als einsame literarische Größe. Mit Vicky Krieps (CORSAGE, BERGMAN ISLAND) und Ronald Zehrfeld (BARBARA) in den Hauptrollen, zeichnet von Trotta nach eigenem Drehbuch die toxische Beziehung von Ingeborg Bachmann und dem Schweizer Literaten Max Frisch nach, in einem ebenso eleganten wie aufwühlenden Film, der unter großem Aufwand in sechs verschiedenen Ländern entstand. Seine Weltpremiere feierte der Film im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale.
  • Donnerstag, 16. November 2023 - 19:30
    Ein poetischer Blick des Regisseurs Wim Wenders auf die Werke und Gedanken seines Freundes Anselm Kiefer. In einer Mischung aus Spielhandlung, historischen Fernsehaufzeichnungen und Interview-Sequenzen vermittelt der Film einen schlaglichthaften Blick auf den in Deutschland lange Zeit umstrittenen „Erschaffer“ grotesk-brachialer Skulpturen und Bilderwelten, die sich mit Krieg, Gewalt und den Nachwirkungen der NS-Zeit beschäftigen. In ausgeklügelten stereoskopischen, mitunter allzu spielerischen 3D-Bildern wird eine eher intuitive Annäherung gesucht, die sich in der Konfrontation mit den porträtierten Werken zur audiovisuell überwältigenden Erfahrung verdichtet. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 10. November 2023 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, Archiv, Paramount, Flat, 2023
    Verliebt, verlobt, verheiratet. Die ganz große Liebe. Für immer. So beginnt es. Aber wieso endet es meist anders? Dass das schönste Gefühl der Welt, diese Musik im Herzen, so oft vergeht und vergessen wird? Marianne und Günter, seit über 50 Jahren verheiratet, wissen es nicht. Die Kinder sind aus dem Haus, geblieben ist freudlose Routine und eine gewisse Resignation. Und dann ist da noch die Sache mit ihrem Gedächtnis: in letzter Zeit scheinen sie zunehmend vergesslicher zu werden. So wie Günter offenbar heute ihren Hochzeitstag vergessen hat. ============================== »Weißt du noch« ist ein Kammerspiel, in dem ununterbrochen geredet wird, zunächst ganz beiläufig alltäglich, dann zunehmend anregend und prickelnd. Das Wunder dieses Films besteht darin, wie Senta Berger und Günther Maria Halmer, die über diverse Serien und Filme hinweg auch schon eine lange Zeit fiktiv verheiratet waren, diese kleine, große Geschichte zum Strahlen bringen. »Weißt du noch?«, beginnen sie einander zu fragen, und die Erinnerungen wecken den alten Zauber, vom Urlaub an der Amalfi-Küste, von der Reise in die Champa­gne. Und dann zieht Marianne das rote Kleid an, in dem sie beim Segeln zum ersten Mal mit Günther tanzte, und man fragt sich, ob es dasselbe sein könnte, von dem Senta Berger mal beim deutschen Filmpreis mit Stolz erzählte, dass es ihr immer noch passe. Die Kinomagie und die Realität, sie verbinden sich hier aufs Allerschönste.(EPD-Film) =========================================== Fazit: "Weißt du noch" funktioniert, weil sich seine einzelnen Komponenten - allesamt auf hohem Niveau - zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen: Ein intelligentes Drehbuch mit Tiefe, eine clevere Regie und zwei äußert talentierte und spielfreudige Hauptdarsteller machen den Film zu einem sehenswerten Porträt des Alters und des "Gemeinsam-alt-Werdens". (Christian Klosz)
  • Donnerstag, 09. November 2023 - 19:30
    Zwischen den Jahren 1984 bis 2006 kreuzen sich die Wege einer israelischen und einer libanesischen Familie entlang der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen beiden Ländern. Ein vielschichtiges, in langen Rückblenden erzähltes Familien- und Kriegsdrama, in dessen finalem Kapitel sich eine Israelin und eine Libanesin gemeinsam gegen das drohende Unheil stemmen. Das aufwühlende Epos kreist um Flucht und Vertreibung und fokussiert vor allem auf die desaströsen Folgen des Krieges für familiäre Strukturen und den Zusammenhalt der Menschen. ========================================== „Tel Aviv – Beirut“ ist ein historisches Drama vor dem Hintergrund des israelisch- libanesischen Konflikts in den Jahren 1984 bis 2006. Der Film erzählt von der epischen Reise zweier Familien auf beiden Seiten der Grenze, deren Schicksale durch den Krieg im Libanon miteinander verwoben sind. Im Zentrum der sich über 20 Jahre erstreckenden Geschichte stehen zwei Frauen, eine Libanesin und eine Israelin, die sich inmitten des Krieges zusammenfinden und sich gemeinsam auf eine Reise begeben, um einen geliebten Menschen zu retten. Zusammenhalt und Hoffnung im Angesicht der erschütternden Realität des Krieges: Mit „Tel Aviv – Beirut“ ist der französisch-israelischen Regisseurin Michale Boganim ein intimes und zutiefst berührendes Kinoerlebnis gelungen – ein eindringlicher Film voll roher Kraft und großer Poesie.
  • Freitag, 03. November 2023 - 20:30
    Kunst und Film: Aki Kaurismäki übertrifft sich selbst: Fallende Blätter ist ein meisterhaftes Spätwerk, eine komische und bittere Rückkehr in eine ausgestoßene Welt //// Filmdienst: Ein lakonisch-minimalistisches Meisterwerk als zeitloses Plädoyer für Zuneigung und Solidarität. //// Süddeutsche Zeitung: Eine hinreißende Liebesgeschichte des finnischen Kultregisseurs Aki Kaurismäki: die Tragikomödie "Fallende Blätter". //// Kunst und Film: Zarte Romanze vom Meister der Lakonie: Regisseur Aki Kaurismäki macht, was er immer macht, aber das ganz ausgezeichnet. Seine Geschichte über eine Liebe mit Hindernissen besticht durch ausgefeilte Bilder, herzzerreißende Musik und expliziten Humanismus. //// Filmstarts.de: Dieser Rücktritt vom Rücktritt ist ein absoluter Glücksfall fürs Kino! In „Fallen Leaves“ macht der finnische Meister-Melancholiker Aki Kaurismäki zwar nur einmal mehr exakt das, was man nach seiner 40-jährigen Kino-Karriere von ihm erwartet – aber das mit einer tragikomischen, zutiefst berührenden Brillanz, die alles andere als repetitiv, sondern absolut einzigartig und zeitlos ist. //// Wiener Standard: Aki Kaurismäkis "Fallende Blätter" lässt harte Kritikerherzen schmelzen //// titel thesen temperamente: Glück auf finnisch. Fallende Blätter ist ein filmisches Gedicht. Große Poesie. Alles ist sehr finnisch: Der Humor, mit wenigen Worten viel zu sagen, die Trinkfreude, aber all das verwandelt sich in etwas sehr Universelles.
  • Freitag, 03. November 2023 - 15:30
    Für ein Mädchen, das behütet in einem Dorf im Westerwald bei seiner Großmutter aufwächst, ändert sich das Leben an jenem Tag, nachdem seine Oma von einem Okapi geträumt hat. Jahre später verliebt sie sich als junge Frau, trägt aber die Last der Vergangenheit weiter in sich. Um diese Kerngeschichte herum drapiert die Romanverfilmung zahlreiche schrullige Figuren und entfaltet dank einer sorgsamen Inszenierung kongenial die Balance aus Ironie und Intimität. Mit pointierten Dialogen und sparsamer Musikuntermalung demonstriert der Film, wie ungeschönt und schwerelos sich von Tod und Liebe erzählen lässt. – Sehenswert ab 14.
  • Donnerstag, 02. November 2023 - 19:30
    Balkrishna Vithaldas Doshi (1927-2023) zählt zu den einflussreichsten Pionieren der modernen Architektur in Indien. Ausgehend von der modernen Formensprache Le Corbusiers, für den er als junger Architekt tätig war, entwickelte er sein eigenes ästhetisches Vokabular, im Einklang mit lokalen (klimatischen wie sozialen) Bedürfnissen und indischen Traditionen. Mit seinem Büro realisierte er mehr als 100 Bauten in Indien, viele davon für den sozialen Wohnungsbau. 2018 wurde er mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet. Der Film begleitet den charismatisch-umtriebigen Architekten bei der Führung durch seine wichtigsten Bauwerke. – Ab 14. (Filmdienst) ================================================= Balkrishna Doshi ist 1927 geboren, aber er war der jüngste Architekt der Welt. Alles, worüber junge Architekten heute diskutieren, setzte er schon vor Jahrzehnten um. Seit den 60er Jahren baute er nachhaltig, seit den 80er Jahren sozial, 2018 erhielt er den Pritzker Architecture Prize. Ein einfühlsames Portrait eines großen Architekten, das die innige Verbindung von Mensch und gebauter Umwelt beleuchtet, ein Blick auf den Menschen und auf das Indien, das Doshis Bauten geprägt haben. – Im Januar 2023 verstirbt BV Doshi hochbetagt „als ein glücklicher Mensch“, wie Regisseur Jan Schmidt-Garre schreibt
  • Freitag, 27. Oktober 2023 - 20:30
    Die junge Millie (Danielle Macdonald) ist eine brillante Fondsmanagerin. Dennoch gibt sie ihren Job auf, kehrt ihrem Freund und London den Rücken, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen: Millie möchte unbedingt Opernsängerin werden! Dafür reist sie in die einsamen schottischen Highlands, um bei der renommierten, aber gefürchteten Gesangslehrerin und ehemaligen Operndiva Meghan (Joanna Lumley) intensiven Gesangsunterricht zu nehmen. Dort lernt Millie auch Max kennen, einen weiteren Schüler von Meghan, der ebenfalls für den bevorstehenden Gesangswettbewerb trainiert. ============================================== Fazit: Gegensätze ziehen sich an, was eine von Danielle Macdonald gespielte Fondsmanagerin nicht nur in die Welt der Oper zieht, sondern auch ihr Herz für einen von Hugh Skinner verkörperten Eigenbrötler höherschlagen lässt. Überhaupt bietet Ben Lewins "Verrückt nach Figaro" viel fürs Herz. Eine romantische Wohlfühlkomödie bei schönstem schottischen Schmuddelwetter. (Falk Straub)
  • Donnerstag, 26. Oktober 2023 - 19:30
    Dokumentarisches Porträt der türkischen Menschenrechtsanwältin Eren Keskin und ihres politischen Engagements.
  • Freitag, 20. Oktober 2023 - 20:30
    Eine schizophrene Frau reist mit ihrer Schwester und deren Mann auf einer geführten Tour mit dem Bus nach Paris, wo sie dreißig Jahre zuvor eine unvergessliche Zeit verbrachte. Unterwegs und vor Ort mischt sie mit ihrer schonungslosen Offenheit die Mitreisenden auf, es kommt aber auch zu unerwarteten Annäherungen. Ein tragikomisches Road Movie, grandios gespielt und behutsam inszeniert, das zwischen Empathie und Pathos, Klischees und Wahrhaftigkeit die Balance wahrt. Ebenso berührendes wie verstörendes Wohlfühlkino. (Filmdienst) ================================================== Denn „Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ ist einfach alles. Mal lustig, mal traurig, mal ernst, mal komisch, mal voller Esprit und dann wieder melancholisch. Kurz gesagt: Niels Arden Oplev versteht es als Autor und Regisseur sehr gut, das Leben abzubilden. Sicherlich ist Ellen anders als ihre Mitreißenden und wohl auch die meisten Zuschauer, aber was sie und ihre Familie erleben, ist dann doch wieder sehr normal. Und so stürzt Oplev das Publikum in einen Reigen des Gefühls. Am Ende erweist sich der Film als höchst befriedigend, weil man das Gefühl hat, etwas Leichtherziges, aber auch Profundes gesehen zu haben." (Programmkino.de) ============================================= Die bewegende Komödie von BAFTA-Preisträger Niels Arden Oplev ("Verblendung") trifft mitten ins Herz. Mit einer gelungenen Mischung aus Drama und Komödie wurde ROSE in Skandinavien zum Überraschungshit an den Kinokassen. In der Hauptrolle brilliert die großartige dänische Schauspielerin Sofie Gråbøl, bekannt als Kommissarin Lund. Diese Busreise wird so schnell niemand vergessen. Denn als Inger ihre Schwester Ellen und deren Mann Vagn im Herbst 1997 auf einen Kurztrip nach Paris begleitet, läuft nicht alles nach Plan. Inger fällt unter den anderen Reisenden auf. Offen erklärt sie ihre psychologische Situation: sie ist schizophren. Dies zeigt sich vor allem in ihrer Unverblümtheit, die nicht allen gefällt. Schnell gerät die Familie zwischen Unverständnis und Vorurteile. Doch in Paris angekommen wird klar, dass alle so ihr Päckchen mit sich rumtragen. Während eines der mitreisenden Paare in einer Ehekrise steckt, freundet sich Inger mit deren Sohn an, der fasziniert ist von ihrer Direktheit. Und so verwickelt Inger die kleine Reisegruppe in ihr ganz eigenes Abenteuer, dass sie schon bald vor die Wohnungstür einer verschollenen Liebe führt. ­ ­ ­ ­ ­ ­
  • Freitag, 13. Oktober 2023 - 20:30
    Das Spielfilmdebüt von Charly Hübner! Nach einer unruhigen Nacht klingelt es bei Reiner an der Tür. Davor steht Morten de Sarg, der eigentlich sein Tod ist. Zu seiner Verwunderung gelingt es ihm nicht, Reiner sterben zu lassen, stattdessen klingelt es erneut. Sophia ist mit ihrem Ex-Freund zum Geburtstag seiner Mutter Lore verabredet. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise, die sie schliesslich zu Reiners sieben Jahre alten Sohn Johnny führt, den er seit Ewigkeiten nicht gesehen hat. – Das alles unter der strengen Aufsicht von Gott und Erzengel Michaela. ​ SOPHIA, DER TOD UND ICH ist eine irrsinnige, lustige, berührende und anrührende Geschichte über all das, was im Leben wirklich zählt. Mit Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann, Lina Beckmann, Charly Hübner · Rocko Schamoni und Johanna Gastdorf. Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman des Musikers Thees Uhlmann. ====================================== Fazit: Eine zutiefst sympathische Literaturverfilmung, die den Stoff mit originellen Einfällen und einem tollen Ensemble auf die Leinwand bringt. (Andreas Köhnemann) ======================================= Fazit: Charly Hübner setzt mit seinem Spielfilm-Regiedebüt direkt ein Ausrufezeichen! Der „Mittagsstunde“-Star würzt die eh schon lebensklug-komische Romanvorlage von Thees Uhlmann mit jeder Menge trockenem norddeutschen Humor, einer makabren Melancholie sowie inszenatorischen Ambitionen, die man aus dem deutschen Komödien-Kino ansonsten nicht unbedingt gewöhnt ist. (Christoph Petersen) ===================================== Stell dir vor, du besuchst mit deiner Ex und dem Tod deine Mutter. „Sophia, der Tod & ich“ macht aus dieser kuriosen Anfangssituation ein tragikomisches Roadmovie, das mal völlig überzogen ist, mal ganz nah am menschlichen Alltag. Wer sich auf diese starken Schwankungen einlassen kann, findet hier einen wunderbaren Film, wie man ihn im deutschen Kino zu selten zu sehen bekommt. (Oliver Armknecht)
  • Freitag, 06. Oktober 2023 - 20:30
    Kategorien: Archiv, 24Bilder, Scope, 2023
    Ein Berliner Mietshaus wird aufgrund eines nicht erklärten Vorfalls von der Polizei abgeriegelt. Gerüchte machen die Runde, Personen werden verdächtigt. Zudem ist die Nachbarschaft ohnehin gespalten, da das Haus kurz vor dem Verkauf steht und der neue Hausverwalter sie gegeneinander auszuspielen scheint. In Form einer Versuchsanordnung diagnostiziert das multiperspektivisch aufgebaute Drama ein soziales Klima, das von Entsolidarisierung, Spaltung und Rassismus geprägt ist. Die Hausgemeinschaft erscheint dabei als Mikrokosmos der Gesellschaft.
  • Freitag, 06. Oktober 2023 - 15:30
    Ausschlafen möchte er, Fahrrad fahren und vegan leben. Das sind die Pläne des Neu-Pensionärs Peter (Stefan Kurt), seine Frau kommt darin leider nicht vor: Alice (Esther Gemsch) hat andere Träume, sie möchte endlich etwas erleben, ausgehen und die Welt erkunden. Die beiden Mittsechziger aus der Zürcher Mittelschicht sind seit Ewigkeiten verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder, ausgerechnet im Ruhestand wird es aber unruhig. Während er seinen besten Kumpel mit auf eine romantische Kreuzfahrt nimmt, tanzt sie alleine zu Siebzigerjahre-Discohits. Als es zur Aussprache kommt und er einen ehelichen Nichtangriffspakt schließen will, sagt sie: "Ich will aber nicht in Ruhe gelassen werden!" (Süddeutsche Zeitung) =========================== Als Zuschauer ist man blendend unterhalten, weil man sich wiedersieht in den Figuren, egal wie alt man selbst sein mag.
  • Freitag, 29. September 2023 - 20:30
    Seoul: Die beiden zwölfjährigen Nora und Hae Sung sind unzertrennliche Freunde. Bis Noras Familie nach Toronto auswandert und sich die beiden aus den Augen verlieren. 20 Jahre später beschließt Hae Sung, seine Kindheitsfreundin für ein paar Tage in New York zu besuchen. Nora lebt dort als angehende Autorin und ist bereits seit sieben Jahren glücklich mit Arthur verheiratet. Das Wiedersehen konfrontiert die beiden mit ihrer tiefen Verbundenheit, unausweichlichen Fragen nach Liebe, Schicksal und den Entscheidungen, die ein Leben ausmachen... Mit PAST LIVES gibt die in New York lebende südkoreanisch-kanadische Autorin Celine Song ihr Kinodebüt als Regisseurin und Drehbuchautorin. Mit großem Feingefühl inszeniert sie die autobiografisch gefärbte Geschichte zweier Freunde, die durch den Lauf des Lebens getrennt werden und sich nach zwei Jahrzenten wieder begegnen. ================= Das südkoreanische Kino, aus dem seit Jahren erfrischende Impulse kommen, geht mit dem alten Hollywood spazieren, das hier so geheimnisvoll aus der Kraft seiner Geschichte leuchten darf wie die Freiheitsstatue. Solange solche Filme erscheinen, auf Leinwänden, wo sie hingehören, sind Abgesänge auf das Kino verfrüht. – Die Dialoge dieses Films sollten Drehbuchstudenten verpflichtend abschreiben. (Philipp Bovermann für die Süddeutsche Zeitung)
  • Donnerstag, 28. September 2023 - 19:30
    Am 28. September, um 19.30 Uhr, wird im Kino achteinhalb der 90-minütige Dokumentarfilm "Das Kombinat" gezeigt, der an diesem Tag seinen bundesweiten Kinostart hat. Der Film begleitet über neun Jahre die neu gegründete Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) namens "Kartoffelkombinat" im Umland von München. Gemüse und andere Feldfrüchte werden dort biologisch angebaut und ohne Transport- und Marketingkosten den Verbrauchern zur Verfügung gestellt. Das Projekt soll zudem faire Löhne für alle am Produktionsprozess Beteiligten generieren. Finanziert wird dies in Form einer Genossenschaft, deren Mitglieder einen Mitgliedsbeitrag zahlen und ihre Gemüsekisten an einer der Verteilstellen in München und Umgebung abholen. In Deutschland gibt es mittlerweile weit über 400 SoLaWi-Höfe. Der Abend findet in Kooperation mit dem BUND Celle, dem SoLaWi-Hof Aller/Oker und der Kultur Trif(f)t (wo sich die SoLaWi-Verteilstelle für Celle befindet) statt. Direkt im Anschluss an den Film werden Nadja und Martin Rautenberg von der SoLaWi Aller/Oker ihre SoLaWi vorstellen und für Fragen zur Verfügung stehen. Die Gäste sind zu Gemüsesticks eingeladen. Der Eintritt ist frei; um Reservierung über die Webseite www.kino-achteinhalb.de wird gebeten.
  • Freitag, 22. September 2023 - 20:00
    Fraglos ist Oppenheimer (bei aller Kritik) ein lohnens- und sehenswerter Film. Aber was ist der programmatische Ansatz den an der Kasse zweit erfolgreichsten Film des Jahres 2023 (hinter Barbie) zwei Monate nach Kinostart noch einmal zu zeigen? Oppenheimer ist ein Film, der einen mittels seiner Verschachtelungen, seines Ton, seiner Kamera, seiner Ästhetik ein fesselndes, überwältigendes Kinoerlebnis à la Christoper Nolan bietet. Ist der Film ein "Wow", ist er Überwältigungskino, ein Meisterwerk, ist er eine manipulative US-amerikanische Geschichtsklitterung oder alles zugleich? Viele Fragen tun sich für ein interessiertes Publikum um dieses Kinoereignis auf. Um besser zu verstehen, wie dieses Kinoerlebebnis funktioniert, möchten wir mit einigem Abstand nach einem ersten Sehen in den Kammer Lichtspielen, den Film vor allem selbst ein zweites Mal sehen und laden, um es etwas stereotyp zu formulieren, dazu ein.
  • Freitag, 15. September 2023 - 19:30
    Im Frühjahr 2023 öffnet das Rijksmuseum in Amsterdam seine Tore für die größte Vermeer-Ausstellung der Geschichte. Drei Tage nach Eröffnung waren alle 450.000 Karten für die Ausstellung im Rijksmuseum in Amsterdam ausverkauft! Das Interesse ist weltweit enorm. Hier kommt die ausgebuchte Ausstellung zu uns auf die Kinoleinwand. Die große Retrospektive in Amsterdam präsentiert eine Reihe von Leihgaben aus aller Welt und versammelt Vermeers bekannteste Meisterwerke, darunter Mädchen mit dem Perlenohrring, Der Geograph, Dienstmagd mit Milchkrug, Straße in Delft, Briefschreiberin und Dienstmagd sowie Frau mit Waage. Der neue Film der Reihe Exhibition on Screen lädt uns zu einer exklusiven, vom Direktor des Rijksmuseums und dem Kurator begleiteten Besichtigung der Ausstellung ein – eine wirklich einmalige Gelegenheit! Neben dem Zusammentragen von Vermeers Werken haben das Rijksmuseum und das Mauritshuis in Den Haag seine Kunst, seine künstlerischen Entscheidungen, die Ausgangspunkte für seine Bildkompositionen und die Entstehungsgeschichte seiner Gemälde intensiv erforscht. 28 der wahrscheinlich noch existierenden 37 Gemälde des holländischen Meisters Johannes Vermeer (1632-1675) sind zu sehen. Der Film läuft im achteinhalb auf englisch mit deutschen Untertiteln.
  • Donnerstag, 14. September 2023 - 19:00
    Jeder schreibt für sich allein: Der Autor Anatol Regnier hat 2022 ein Buch veröffentlicht, das das Leben und Wirken von Schriftsteller*innen in Nazideutschland betrachtet. In Zusammenarbeit mit Regnier adaptierte Dominik Graf das gleichnamige Buch und übersetzte es in einen knapp dreistündigen, vielstimmigen Essayfilm, der sich akribisch mit den widersprüchlichen Biografien von Hans Fallada, Gottfried Benn, Erich Kästner, Ina Seidel und Will Vesper auseinandersetzt. Was hielt kritische Autoren wie Kästner, dessen Bücher in Flammen aufgingen, davon ab, nach der Machtübernahme Hitlers zu emigrieren? Welche heute anerkannten Künstler sympathisierten damals mit den Nazis? Welche inneren und äußeren Widersprüche provozierte das Leben und Arbeiten unter dem Regime – auch für Institutionen wie die Akademie der Künste? Anhand von Interviews (u. a. mit dem Autor Florian Illies, der Kunstkritikerin und -historikerin Julia Voss und dem Filmproduzent Günter Rohrbach) und bis in die Gegenwart hinein diskutiert der Film die Frage nach dem Vertrauen in die Kunst und in Künstler – sowie in letzter Konsequenz das komplexe Verhältnis zwischen ästhetischen Positionen und politischem Handeln. (Woche der Kritik) ======================================== Worüber bislang nicht geschrieben wurde: Die Berlinale hat auch den neuen Film von Dominik Graf abgelehnt. Und das ist nichts Anderes als ein Skandal!! Dies nicht etwa, weil etwa Dominik Graf ein Anrecht hätte, mit jedem seiner Firma auf der Berlinale gezeigt zu werden – so etwas hat nur Christian Petzold – sondern weil dieser Film ein Stich ins Herz unserer derzei­tigen deutschen Debatten und Probleme ist. Es ist ein histo­ri­scher Film, ein Doku­men­tar­film, er heißt Jeder schreibt für sich allein und basiert auf dem gleich­na­migen Buch von Anatol Regnier. Es ist ein Film, der von Kompro­missen und von Oppor­tu­nismus, von mora­li­schen Abgründen und Empa­thie­lo­sig­keit handelt, von Verhal­tens­lehren der Kälte und der Wärme, von Bücher­ver­bren­nungen und Arran­ge­ments. Es ist ein Film, der Linien zieht zu unseren eigenen Verhält­nissen, zum Tota­li­ta­rismus der Gegenwart – und zwar dem in den west­li­chen Demo­kra­tien – und zum Terro­rismus der jüngeren Vergan­gen­heit, von Willi Vesper zu Bernhard Vesper, dem Mann von Gudrun Ensslin, der Linien zieht von Gottfried Benn zu Günter Rohrbach, von Erich Kästner zu Dominik Graf selber, zu unseren Eltern und Großel­tern und unserer eigenen Zukunft. Es ist ein großer Film, der schön und extrem schmerz­haft ist, jeden­falls für mich. Und nicht nur für mich, da bin ich sicher. Und der allein schon deswegen unbedingt verdient, dass ihn jeder sieht. Glück­li­cher­weise kann man ihn sehen, nächste Woche. Nicht auf der Berlinale, aber während der Berlinale, parallel zu ihr in der »Woche der Kritik«. Gratu­la­tion an das Team um Dennis Vetter, dass sie diesen Film bekommen haben und dass sie ihn genommen haben. Und weil sie ihn genommen haben, bin ich sicher, dass auch ihre anderen Filme sich lohnen. Wir werden über den Film ausführ­lich berichten, aber nicht heute. Nur empfehlen wollen wir ihn schon jetzt. Jeder, der kann, sollte sich schleu­nigst Karten besorgen für eine der beiden Berliner Vorstel­lungen Schon am kommenden Montag ist Graf in Berlin zu Gast bei einer Runde in der Akademie der Künste. Um nichts Gerin­geres als das Wesen des Kinos soll es da gehen. Na dann… Der Titel »Content versus Film« schon sagt das Wich­tigste: Film ist eben kein »Content«. (Rüdiger Suchsland)
  • Freitag, 08. September 2023 - 20:30
    Fünfzehn Jahre nach einer ersten Begegnung treffen die 70-jährige Shauna (gespielt von der 73-jährigen französischen Schauspielikone Fanny Ardant) und der 45-jährige Pierre wieder aufeinander. Diesmal kommt die Liebe wie ein Blitz über sie, auch wenn die äußeren Umstände nicht gerade dafür sprechen: Shauna hat schon länger mit der Romantik abgeschlossen und Pierre führt ein glückliches Familienleben. Shauna zögert zuerst wegen des Altersunterschieds doch Begehren und Gefühle füreinander sind zu intensiv. ============================================================= Tardieu hat das Projekt von der isländisch-französischen Filmemacherin Sólveig Anspach übernommen, die 2015 verstarb, ehe es zur Realisierung kommen konnte. Das ursprüngliche Drehbuch von Anspach basierte auf Erlebnissen von deren Mutter. Tardieu hat daraus eine sehr wahrhaftige Liebesgeschichte gemacht, die allen Beteiligten gerecht wird. Die sinnlichen Bilder der Kamerafrau Elin Kirschfink, die etwa in der Darstellung der irischen Landschaft zu Beginn von David Leans Melodram Ryans Tochter (1970) inspiriert sind, vollziehen die Emotionen der Figuren einnehmend nach. Eben diese tragen dazu bei, dass Im Herzen jung durch seinen stillen Aufruhr Eindruck bei uns zu hinterlassen vermag. – Fazit: Ein intensives, toll fotografiertes Liebesdrama mit komplexen Figuren und einem exquisiten Ensemble. (Andreas Köhnemann) =========================== Fanny Ardant und Melvil Poupaud lassen dieses Experiment sehr lebensnah werden und weisen es zugleich als ein Kinoereignis aus. Fanny Ardant ist unübersehbar ein Star, sie gehört zu den Legenden des französischen Kinos, groß geworden ist sie in Filmen von François Truffaut und Alain Resnais, heute ist sie in einer Liga mit Catherine Deneuve. ( Bert Rebhandl)
  • Montag, 04. September 2023 - 19:30
    Der Dokumentarfilm erzählt vom Protest gegen das Projekt "Stuttgart 21". Seit nunmehr 13 Jahren wird an jedem Montag gegen "Stuttgart 21" demonstriert – denn es wird ein "Stuttgart 21 – 2.0" mit über hundert unterirdisch verlegten Bahnkilometern geplant. Die Bürgermeister der Anliegerstädte lehnen dies entschieden ab. Die Kosten würden in dem Zuge auf über 20 Milliarden Euro steigen, seitens des Brand- und Katastrophenschutzes tun sich viele Fragen auf und der Bahnhof bliebe dennoch verkehrspolitisch in vielerlei Hinsicht widersinnig. (Eintritt frei)
  • Freitag, 01. September 2023 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, Archiv, 24Bilder, Scope, 2023
    Paula lebt als Nebendarstellerin in einer streng hierarchisch organisierten Filmfiguren-Welt, in der die Menschen in Hauptfiguren, Nebendarsteller und Menschen, deren Szenen als Filmfehler dem Schnitt zum Opfer fielen, unterteilt werden. Paula hat nur limitierte Dialoge ohne wirkliche Emotionen und möchte ein Leben mit einer eigenen Story, mit aufregenden Szenen und voller Musik. Paula besucht daher die Schule für Hauptfiguren. Dort ist sie die Klassenbeste – beherrscht Dinge wie Zeitlupe und panisches Schreien perfekt. In der Abschlussprüfung muss sie nun beweisen, dass sie das Zeug zur Hauptfigur hat.
  • Freitag, 01. September 2023 - 15:30
    Maria (die wie immer wunderbare Karin Viard) muss einen beruflichen Neuanfang starten. Als Reinigungskraft in der Pariser Académie des Beaux-Arts öffnet sich ihr die Welt der Kunst, die neue Lebensfreude entfacht. Eine Berührende und inspirierende, französische Feelgood-Komödie über Sehnsüchte, geheime Leidenschaften und neue Anfänge. ================== Fazit: "Maria träumt" ist ein kunstvoller Film über Kunst; über die darstellende Kunst, die Kunst des Lebens und die Kunst der Liebe. Liebevoll geschrieben, fabelhaft gespielt und ironisch erzählt, ist dem vom Schauspiel kommenden Regieduo Lauriane Escaffre und Yvo Muller die bislang beste Wohlfühlkomödie des noch jungen Jahres geglückt. Kunstkennern wie Kunstbanausen gleichermaßen zu empfehlen! (Falk Straub) ================== Fazit „Maria träumt“ ist eine charmante und sympathische Liebeskomödie um eine Putzfrau und einen Hausmann, die sich in einer Kunstakademie kennenlernen. Das ist unterhaltsam und zudem ein positiver Appell, immer offen für Neues zu bleiben. (Oliver Armknecht)
  • Donnerstag, 31. August 2023 - 19:30
    Der Dokumentarfilm porträtiert Menschen, die gezielt aus den Strukturen konventioneller Landwirtschaft aufbrechen. Ihr Konzept lautet Solidarische Landwirtschaft. Mit Agrar-Gemeinschaften sind sie bestrebt, einen lokalen Versorgungskreislauf zu etablieren, der sich an Ökologie und Gemeinwohl orientiert und zudem das Verhältnis von Konsumenten und Produzenten neu definieren will. (Eintritt frei)
  • Freitag, 25. August 2023 - 20:30
    Ein einzelgängerischer Busfahrer in den Fünfzigern beschließt nach einem Herzinfarkt, den Kontakt zu seiner Tochter zu suchen, die er zuletzt als Kind gesehen hat. Da es ihm schwerfällt, sich ihr zu offenbaren, will er an einem Kurs der Tanzlehrerin teilnehmen, muss dafür allerdings erst einmal die Grundlagen des Gesellschaftstanzes lernen. Eine sympathische, gut gespielte Komödie um den Versuch, in der zweiten Hälfte des Lebens die Fehler der ersten auszubügeln. Die Furcht vor Ablehnung und Einsamkeit nimmt der Film ernsthaft, wenngleich auch mit satirischem Biss auf, während vor allem das Verstellungsspiel eines tanzenden Tanzverächters für originelle Pointen sorgt. ====================================== Eigentlich müsste diese melancholische Komödie um einen aus der Zeit gefallenen Macho, der spät väterliche Gefühle entwickelt, ein Starvehikel für Frank Dubosc sein. Aber der Hauptdarsteller, Regisseur und Autor überlässt die trefflichsten Gags seinen Leinwandpartnern; namentlich dem Schriftsteller Michel Houellebecq, der in der Rolle eines Kardiologen als vergnügter Schwarzmaler glänzt.
  • Donnerstag, 24. August 2023 - 19:00
    Der Film rückt die Anfänge des Holocaust, die so genannte Arisierung der deutschen Gesellschaft, ins Zentrum und fragt, wie eine solche himmelschreiende Gleichgültigkeit möglich war, die Ausgrenzung, Entrechtung, Enteignung und Vernichtung zur Folge hatte. Dabei legt der Regisseur die Finger auf die Wunde und thematisiert die unbequeme Frage, inwieweit die Zivilbevölkerung Nazi-Deutschlands zum Profiteur der systematischen Ausraubung des Judentums wurde. Ein unbequemer Dokumentarfilm, dessen Rechercheschwerpunkte in Köln und München liegen. ================================================ Was man beschönigend die "Arisierung" nennt, war in Wahrheit einer der größten Raubzüge des 20. Jahrhunderts, begangen an einem Teil der eigenen Bevölkerung. Nicht die Gestapo war es, die in jüdische Wohnungen eindrang, und den gesamten Besitz zu beschlagnahmen, vom Bankkonto bis zur Unterwäsche: Es waren deutsche Finanzbeamte. Großes ging an die Finanzbehörden, Kleines über "Versteigerungen aus nicht arischem Besitz" an die lieben Nachbarn.
  • Freitag, 18. August 2023 - 19:30
    Die erfolglose Schauspielerin Madeleine Verdier wird überraschend des Mordes an einem berühmten Produzenten bezichtigt. Auf Anraten ihrer besten Freundin, der arbeitslosen Anwältin Pauline, soll Madeleine sich schuldig bekennen, allerdings auf Notwehr plädieren. Es folgt ein Aufsehen erregender Prozess, in dem die beiden jungen Frauen eindrucksvoll die ewiggestrigen Männer vorführen. Madeleine wird freigesprochen und als neuer Star mit lukrativen Rollenangeboten überhäuft. Doch dann taucht eine Zeugin des Verbrechens auf, die die Wahrheit um jeden Preis enthüllen will. Nach 8 FRAUEN und DAS SCHMUCKSTÜCK begeistert François Ozon erneut mit einer stilvollen Komödie und lässt sein großartiges Ensemble um Isabelle Huppert, Dany Boon sowie die hochtalentierten Jungstars Nadia Tereszkiewicz und Rebecca Marder zur Höchstform auflaufen. MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN ist ein glamouröses Filmvergnügen voller scharfzüngiger Dialoge und brisanter Anspielungen auf die Geschlechterdebatte. =================================== Fazit: Mit leichter Hand inszeniert, ist François Ozons neuer Film nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine sehr unterhaltsame und elegante, auf den zweiten Blick sogar durchaus tiefgründige Komödie. Die luxuriöse Ausstattung und das gut aufgelegte Ensemble, in dem sich Alt- und Jungstars treffen, wetteifern dabei mit einem augenzwinkernd aktuellen Plot, der ebenso witzig wie boshaft die #MeToo-Debatte zitiert. (Gaby Sikorski)
  • Freitag, 30. Juni 2023 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, Archiv, Schweiz, Central, 2023, SE
    Dank fein austarierter Dialoge und bezaubernd nuancierter Spiellust wird eine legere Einladung zum Apero unter Nachbarn zum vergnüglich bösen, dezent komischen, brillant getimten und immer wahrhaftigen Paartherapietheater, und das so melancholisch nachdenkliche wie befreiend lustige Schweizer Remake einer spanischen Erfolgskomödie zum erfrischenden Vergnügen. ================================= Fazit: Sabine Boss' neue Komödie ist in der Schweiz bereits ein Hit. Nun bekommt auch das deutsche Kinopublikum die Gelegenheit, hautnah mitzuerleben, was zwei Schweizer Paare in ihrem Schlafzimmer umtreibt. Eine höchst vergnügliche Bettgeschichte über pikante Angebote und frustlösende Veränderungen (Falk Straub)
  • Donnerstag, 29. Juni 2023 - 19:00
    Eine evangelische Jugendgruppe aus dem Harz will einen Abenteuerfilm in den Südtiroler Alpen drehen, in dem eine Metallbox mit alten Fotos und seltsamen Koordinaten die Handlung in Gang setzt. Das als Film-im-Film inszenierte, tatsächlich als Filmprojekt einer Jugendgruppe umgesetzte Coming-of-Age-Drama überzeugt mit imposanten Bergkulissen und treibendem Sound. Genau wie den fiktiven, sehr schematisch angelegten Jugendlichen fehlt es aber auch dem realen Filmteam an einem Plot, der seine moderne christliche Botschaft um Lebensbejahung und Diversität kraftvoll vermitteln könnte. - Ab 14.
  • Freitag, 23. Juni 2023 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Musikfilm, Filmwelt, Scope, 2023
    Nele ist eine Träumerin. Aus ihrem tristen Alltag flüchtet sie sich immer wieder in die beseelte Welt der Oper und Musik. Fast wie unsichtbar schlägt sich die junge Frau, die eigentlich aus einem kleinen Dorf in Estland kommt, in einer deutschen Großstadt als Multijobberin durch. Sie lebt in einer Studentinnen WG und verdient ihr Geld in einem Call-Center und als Garderobiere an der Staatsoper. Doch sie trägt ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit mit sich, das ihr immer wieder blutige Alpträume beschert. Nele verliebt sich in den kleinkriminellen Straßentänzer Kolya. Sie ist Orpheus. Er ist Eurydike. Ihr Ausdrucksmittel ist der Gesang, er artikuliert sich durch seinen Tanz. Für ihre große Liebe steigt sie hinab in die Unterwelt, stellt sich ihren alten Dämonen und lernt wieder zu vertrauen. Ein Opern-Pasticcio zwischen Puccini, Händel und Christian Steiffen. ============================ Es musizieren das Bayerisches Staatsorchester und der Chor der Bayerischen Staatsoper unter der Leitung von Antonio Fogliani, Stefan Soltesz, Ivor Bolton. "Was anfängt wie ein klassischer Betrugsversuch, entpuppt sich als poetisches Kennenlernen zweier Filmfiguren, und das in einer traumhaften Zauberwelt zwischen Jacques Offenbach, Fred Astaire und LA LA LAND. ORPHEA IN LOVE ist eine bemerkenswerte Melange aus Elementen, die wir nicht nur aus dem Kino kennen, sondern vor allem auch aus der Oper: wo im Kino in der Regel Musical- bzw. Popsongs angestimmt werden, werden hier von den Protagonist:innen technisch höchst anspruchsvolle Arien dargeboten. Wenn sich Oper und Kino derart umarmen, ist ein Künstler vom Range Axel Ranischs nicht fern: der 39-jährige Regisseur hat nicht nur anerkannte Kinofilme wie ICH FÜHL MICH DISCO und ALKI ALKI gedreht, sondern inszeniert auch regelmäßig für die Bühne, zuletzt Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ an der Staatsoper Stuttgart. Seinen ersten eigenen Opernabend durfte er bereits 2013 für die Bayerische Staatsoper gestalten, der er seither verbunden geblieben ist." (Filmfest München) ============================ "Es wird über den Tod hinaus geliebt und auf Teufel komm raus gesungen im neuen Film von Axel Ranisch. Mit der ­Großstadtphantasie ­»Orphea in Love« ist dem ­Regisseur in Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper eine hinreißende Fusion aus Kino und Musiktheater gelungen." (Thomas Abeltshauser) ============================ Der ganz große, umfassende stimmliche Triumph von Mirjam Mesak. Wundervoll. Wie ganz wenige Sängerinnen besitzt sie eine umfassende emotionale Wahrheit. Nie ist das Strahlen ihrer Stimme unbekümmert, stets sind da auch Skepsis, Sehnsucht, die Ahnung eines Wehs. Eine ganz wundervolle Künstlerin. Süddeutsche Zeitung, Egbert Tholl
  • Dienstag, 20. Juni 2023 - 19:30
    Sara Mardini und ihre jüngere Schwester Yusra stammen aus einer Familie von Hochleistungssportler:innen in Syrien. Der Krieg im Land unterbricht den Traum, olympische Schwimmerin zu werden, und zwingt die Schwestern 2015 zur Flucht. Als auf der Flucht über das Mittelmeer von der Türkei nach Griechenland der Motor des überfüllten Schlauchbootes versagt, springen die Schwestern ins Wasser und helfen bei der Rettung aller Geflüchteten, indem sie das Boot drei Stunden auf Kurs halten bis sie das rettende Ufer von Lesbos erreichen. Die Geschichte macht auf der ganzen Welt Schlagzeilen. Mit 20 ist Sara berühmt. Danach trennen sich die Wege der Schwestern: Yusra schwimmt bei den Olympischen Spielen, während Sara nach Lesbos zurückkehrt, um sich ehrenamtlich zu engagieren und anderen Geflüchteten zu helfen. Im Jahr 2018 aber wird sie verhaftet und einer Reihe von schweren Straftaten beschuldigt - darunter Beihilfe zur illegalen Einreise (Schleusung), Geldwäsche, Betrug und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Nach über drei Monaten in einem Hochsicherheitsgefängnis in Griechenland wird Sara auf Kaution freigelassen und wartet seitdem auf ihre Verhandlung - ihr drohen 20 Jahre Haft. Über vier Jahre hat die FilmemacherinCharly Wai Feldman Saras Kampf um Gerechtigkeit und um eine neue Zukunft in Berlin begleitet.
  • Freitag, 16. Juni 2023 - 20:30
    Was stiftet Sinn im Leben, was ist erstrebenswert? Am Ende seiner Tage will ein Beamter die verbleibende Zeit nutzen, sich einen Traum zu erfüllen. Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro überträgt Akira Kurosawas Klassiker »Ikiru« überzeugend ins London der 1950er. ============================== Die großen Namen, die mit diesem Drama von Regisseur Oliver Hermanus verbunden sind, lösen das Versprechen hervorragender Unterhaltung mit Tiefgang ein. Bill Nighy spielt mit hoher Authentizität einen alternden Londoner Beamten der Nachkriegszeit, der schon lange jegliche Lebensfreude eingebüßt hat. Den nahenden Krebstod vor Augen, wagt er ein paar Schritte aus dem gewohnten Trott heraus. Dieses Remake eines Films von Akira Kurosawa, für welches der Schriftsteller Kazuo Ishiguro das Drehbuch schrieb, spricht auf bewegende Weise philosophische Fragen des Menschseins an. (Bianka Piringer)
  • Freitag, 09. Juni 2023 - 20:30
    Peter Osteried für Programmkino.de: "Mit mehr als 2 Jahren Verzögerung kommt er in die deutschen Kinos. Angesichts der immensen Qualität des Films kann man sich nur fragen, wieso das so lange gedauert hat. Denn die Romanverfilmung ist ausgesprochen spritzig, rasant erzählt und wartet mit ein paar amüsanten Wendungen auf. „Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich“ ist eine echte, kleine Perle – ein Film, bei dem man aus dem Schmunzeln und Lachen nicht mehr rauskommt." ===================================================== Eine kreativ gestaltete, sympathisch gespielte Literaturverfilmung mit einem facettenreichen Protagonisten. Meine Schwester, ihre Hochzeit & ich zudem eine schöne romantische Komödie mit reichlich Dialogwitz und einer stimmigen Chemie zwischen dem Leinwandpaar. (Andreas Köhnemann)
  • Freitag, 02. Juni 2023 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Filmagentin, Flat, 4:3, 2023, SE
    Eine engagierte Lehrerin will an ihrer neuen Schule alles richtig machen und schaltet sich in die schulische Untersuchung eines Diebstahls ein, was allerdings schnell zu einer Reihe von Verwerfungen führt, die wie in einer klassischen Tragödie immer schlimmer werden. Das außergewöhnliche, im engen 4:3-Format gefilmte Drama konzentriert sich ganz auf die Pädagogin, die sich an ihren moralischen Ansprüchen zu überheben droht, führt aber auch das Publikum aufs Glatteis. Der spannungsgeladene, mit subtilem Humor inszenierte Film kreist um Be- und Verurteilungen in einer sich perfekt wähnenden Gesellschaft, die sich darüber selbst ein Bein stellt. – Sehenswert ab 14
  • Freitag, 26. Mai 2023 - 20:30
    Fazit: Weder streng noch mythologisch aufgeladen geht es zu in Christian Petzolds Sommerfilm "Roter Himmel". Während drei junge Menschen in einem Häuschen an der Ostsee die unbeschwerte Stimmung genießen, gelingt es dem vierten nicht, in einen spannungsfreien Dialog mit ihnen zu treten. Romantische Gefühle verstärken seinen inneren Konflikt, während die Waldbrände näher rücken. Ein Gedicht von Heinrich Heine verleiht diesem hervorragend gespielten, von träger Leichtigkeit erfüllten Film poetische Tiefe. (Bianka Piringer) Aber: „Love’s gonna make us blind“, wie es die zweite Zeile des großartigen Songs verstehen will. Blind für das hier drinnen wartende Glück der Liebe selbst, blind für die da draußen wartende Katastrophe. Blind für den Zustand der Natur, der nicht mehr einfach als Erhabenheit abgebildet werden kann, wie es vielleicht die Romantik noch konnte, weil der Mensch dann erst begann, ihre Kraft gegen sie zu wenden. =================================== Nach "Undine" ist "Roter Himmel" der zweite Film Petzolds, in dem er sich mit der deutschen Romantik beschäftigt. Sein Stadium der Auseinandersetzung kennzeichnet auch, dass er Paula Beer mit "Der Asra" ein Gedicht von Heinrich Heine vorlesen lässt, der ja als einer der letzten Vertreter der Romantik und zugleich als Überwinder der Romantik gilt.
  • Donnerstag, 25. Mai 2023 - 19:00
    Aus der Sicht von drei interviewten Elternpaaren vermittelt der Film wesentliche Informationen darüber, was bei Geburten wirklich wichtig ist. Authentische Berichte, verständlich vorgetragenes Wissen von Expertlnnen und wichtige Hinweise zur Klinikgeburt machen den Film zu einer erstklassigen Informationsquelle für schwangere Frauen, Eltern, die ein weiteres Kind erwarten, Jugendliche und junge Erwachsene.
  • Freitag, 19. Mai 2023 - 20:30
    Der französische Komiker, Schauspieler und Filmemacher Dany Boon erlangte internationale Bekanntheit mit beschwingten, oft auf Slapstick setzenden Humorarbeiten wie „Willkommen bei den Sch’tis“. Dass er nicht nur den Clown geben, sondern auch ernste und leise Töne anschlagen kann, beweist er nun unter der Regie von Christian Carion in der Tragikomödie Im Taxi mit Madeleine. Was recht beschaulich und unverfänglich beginnt, bekommt auf einmal einen unerwartet abgründigen Dreh, ohne dass der Film vollends ins Schwermütige kippen würde. Die Balance zwischen bedrückenden und heiter-warmen Momenten gelingt – vor allem dank Boon und seiner stark aufspielenden Kollegin Line Renaud. (Christopher Diekhaus) =============================== Fazit: Eine Taxifahrt durch Paris als Rückblick auf ein ganzes Leben. Das funktioniert erstaunlich gut dank der beiden großartigen Darsteller Line Renaud und Dany Boon, die perfekt aufeinander eingespielt sind. Sie sorgen für eine beinahe heitere Stimmung in einem Film, in dem es um ein bewegendes Frauenschicksal geht. Eine so anrührende wie humorvolle Reise durch ein Menschenleben (Gaby Sikorski) =============================== Aus seinem vierten gemeinsamen Film mit dem großen französischen Altstar Line Renaud macht Dany Boon eine Hommage nicht nur an die 94-Jährige persönlich, sondern an ihre ganze Generation (Birgit Roschy)
  • Freitag, 12. Mai 2023 - 20:30
    Premiere für einen vergessenen Völkermord: Dieser Spielfilm ist der erste über das deutsche Kolonialreich – am Beispiel des Genozids an den Herero. Ihn bereitet Regisseur Lars Kraume bewundernswert differenziert auf; samt Sündenfall der Ethnologie für rassistische Ziele. (Kunst & Film) =================== Dass Deutschland seine Kolonialgeschichte auf dem afrikanischen Kontinent politisch, aber eben durchaus auch filmisch aufarbeitet, ist überfällig, und allein deswegen ist Lars Kraumes neuer Film wichtig. Auch dass die erschütternde Geschichte über den Genozid an den Herero und Nama aus Täterperspektive und mittels eines nicht zum Helden taugenden Protagonisten erzählt wird, ist die einzig richtige Herangehensweise. (EPD-Film) =================== Ein deutscher Ethnologe wird 1896 in Berlin mit einer Herero-Frau konfrontiert, die den Vorstellungen einer evolutionistischen Rassentheorie widerspricht. Als es wenig später in der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ zum Krieg kommt, lässt er sich im Dienst des Völkerkundemuseums in den Genozid an Herero und Nama verwickeln. Statt auf opulente Massenszenen setzt das historische Drama auf eine überschaubare Gruppe von Personen und verfolgt das Schicksal des Protagonisten, dessen Idealismus nicht nur keine Gräuel verhindert, sondern in mehreren Zeitsprüngen bis 1920 vollständig korrumpiert wird. (Filmdienst)
  • Donnerstag, 11. Mai 2023 - 19:30
    Im Jahr von Loriots 100. Geburtstag präsentieren Bettina und Susanne von Bülow zusammen mit Regisseur Peter Geyer LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE. Für den Film wurden 31 geliebte Trickfilme, die ursprünglich für das Fernsehen gemachten wurden, im Sinne Loriots behutsam neu gezeichnet, zum Teil erstmals koloriert und ins Kinoformat übertragen. "Die Ente bleibt draußen!", "Der Hund kann gar nicht sprechen." Zwei Herren im Bad, ein sprechender Hund, die Tücken eines Fernsehabends oder ein zu hart gekochtes Frühstücksei. Die Figuren und Szenen aus Loriots Trickfilmen begleiten und erfreuen uns seit über fünf Jahrzehnten. LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE präsentiert nun sein gesammeltes Trickfilmwerk in neuem Glanz, erstmals im Kino. Ein urkomischer Streifzug entlang von 31 geliebten Trickfilmklassikern, die jetzt in noch nie gesehener Brillanz auf der großen Leinwand neu erlebt werden können. Eine einzigartige Wiederbegegnung mit Loriot ===================================================== Zum 100. Geburtstag des deutschen Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot (1923-2011) versammelt ein Kompilationsfilm 31 seiner gezeichneten Sketche, die überwiegend in den 1970er-Jahren für das Fernsehen entstanden. Die restaurierte und farbkorrigierte Zusammenstellung erlaubt Wiederbegegnungen wie Neubegegnungen mit Loriots einzigartigem Humor, der durch sein exaktes Timing und seine künstlerische Vielseitigkeit auch aus dem zeitlichen Abstand heraus noch begeistert. Die Eigenwilligkeit seiner Zeichnungen und die originellen, hintersinnigen, teils auch bissigen Inhalte beweisen zudem einen erstaunlich zeitlosen politischen Reiz. (Filmdienst)
  • Freitag, 05. Mai 2023 - 20:30
    Leidenschaft ist überbewertet – und hat mit Liebe erst recht nichts zu tun! Zumindest Charlotte (Sandrine Kiberlain) sieht das so. Legenden der Leidenschaft passen für sie nicht mehr ins 21. Jahrhundert – guter Sex ist schließlich auch ohne Gefühle möglich. Dementsprechend endet das erste Date mit dem verheirateten Familienvater Simon (Vincent Macaigne) bei ihr im Schlafzimmer. Der ist völlig baff. In 20 Jahren Ehe hat er sich zwar oft unverbindliche Affären ersehnt, aber nie die richtige Frau dafür getroffen – bis jetzt. Scheidungsdruck und ernstzunehmende Gefühle sind von der beziehungsverdrossenen Charlotte nicht zu befürchten. Die beiden schließen einen Pakt: Vergnügen erwünscht, Gefühle verboten. Nur solange es gutgeht. Denn die heimlich Liebenden sind nicht nur im Bett auf einer Wellenlänge, sondern lassen auch in innigen Gesprächen alle Hüllen fallen. Die gemeinsamen Stunden werden länger, die Abstände zwischen den Treffen kürzer. Schon bald müssen Charlotte und Simon einer unbequemen Wahrheit ins Auge blicken: Sie sind vielleicht mit der Leidenschaft fertig, die Leidenschaft aber noch nicht mit ihnen... Über die Kunst des Seitensprungs, das Ende der Leidenschaft und die wirklich wahre Dramaturgie der Liebe: Regisseur Emmanuel Mouret präsentiert mit TAGEBUCH EINER PARISER AFFÄRE eine Sprache der Liebe, wie sie witziger, romantischer und verspielter nicht sein könnte. Versehen mit kunstvoller Situationskomik und geschmückt in die schönsten Farben des Frühlings: der klügste und schönste Liebesfilm seit langem. ============== Keine Gefühle, nur Sex: Mit Witz und Romantik zeigt Emmanuel Mouret in seinem Liebesdrama den Versuch einer Affäre mit Ausschlussklausel – als alleinerziehende Mutter und verheirateter Familienvater brillieren Sandrine Kiberlain und Vincent Macaigne. (Kunst & Film) ============== Eine alleinerziehende Mutter und ein verheirateter Familienvater lassen sich auf eine Affäre ein, die keine Verpflichtungen beinhalten soll. Über mehrere Monate versuchen sie, ihrer Liaison zwischen Offenheit und Versteckspiel immer neue Impulse zu verschaffen. Auf Dauer aber lässt sich ihre hermetische Zweisamkeit nicht aufrechterhalten. Geschmeidige romantische Komödie mit geistreichen Dialogen und einem exzellenten Darstellerduo, das über viele kurze Sequenzen hinweg die Paardynamik abwechslungsreich und spannend hält. Der Film konzentriert sich auf die Hauptfiguren, stellt moralische Aspekte zurück und überlässt sich ganz seiner sympathischen Leichtigkeit. Elegante Liebeskomödie um eine abgeklärte Frau, die nicht an die Liebe glaubt, und einen verheirateten Familienvater, die miteinander eine Affäre eingehen, bei der tiefere Gefühle außen vor bleiben sollen. (Filmdienst) ============== Charlotte (Sandrine Kiberlain) und Simon (Vincent Macaigne) finden sich sehr modern und emotional aufgeräumt - sie beginnen eine Affäre, die beide nur bereichern soll, ohne Schaden für seine Ehe oder ihren Freiheitsdrang. Das geht selbstverständlich schief, weil Gefühle sich nicht aufräumen lassen. Emmanuel Mouret hat diese kleine Philosophie des Begehrens wunderbar geschrieben und inszeniert. Hier wird viel gequasselt, und manchmal ist das sehr komisch, gelegentlich einfach wahr: (Susan Vahabzadeh:– Süddeutsche Zeitung)
  • Mittwoch, 03. Mai 2023 - 19:30
    Zwei 13-jährige Jungen verbindet eine tiefe Freundschaft, die einen schweren Schlag erfährt, als sie auf die Oberschule kommen und mit ungekannten Fragen und Gerüchten über ihre Unzertrennlichkeit konfrontiert werden. Dies führt bei dem einen zur Flucht in die Lüge und (Selbst-)Verleugnung, bei dem anderen zum Rückzug in sich selbst und einem aggressiven Verhalten gegenüber seinem Freund. Erschütterndes Drama über das Zerbrechen einer engen Kinderfreundschaft in der Konfrontation mit der Gesellschaft an der Schwelle zur Pubertät. Vor allem im ersten Teil detailgenau und sehr eng an den sensibel gespielten Hauptfiguren, bietet der zweite Teil eher Schlaglichter einer Schockstarre angesichts eines Leids, das weder mit Worten noch mit Taten wiederaufgehoben werden kann. - Sehenswert ab 12.
  • Donnerstag, 27. April 2023 - 19:30
    Nach einem autobiografischen Bericht erzählt das packende Migrationsdrama, wie zwei schwimmbegeisterte Schwestern aus Damaskus 2015 vor dem Bürgerkrieg in Syrien über den Balkan nach Deutschland fliehen. In Berlin versucht die Jüngere, ihren Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro doch noch zu verwirklichen. Der chronologisch erzählte Film entwirft ein facettenreiches Porträt, in dem Werte wie Mut, Willensstärke, Zivilcourage und Emanzipation gefeiert werden. Einige Redundanzen werden durch überzeugende Darstellerleistungen und eine kraftvolle Bildsprache wettgemacht.
  • Freitag, 21. April 2023 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Constantin, 2023
    Drei heranwachsende Jungs leben Anfang der 2000er-Jahre in Gropiusstadt, einem sozialen Brennpunkt in Berlin-Neukölln. Die Teenager stammen aus zerrütteten Familien und bekommen früh die erbarmungslosen Gesetze der Straße zu spüren. Zwischen Abhängen, (erfolgloser) Anmache von Mädchen, aber auch Schutzgelderpressung durch Drogendealer versuchen sie sich zu behaupten. Das Sozialdrama basiert auf der autofiktionalen Vorlage des Autors Felix Lobrecht und wartet mit Spannung, viel Tempo und Lokalkolorit auf.
  • Donnerstag, 20. April 2023 - 19:00
    Die kurze Liebesbegegnung zwischen einer französischen Filmschauspielerin und einem japanischen Architekten in der Stadt Hiroshima wird zur Rückerinnerung an das Kriegsende in Japan und in Frankreich sowie zu einer Reflexion über das Vergessen. Hiroshima ist dabei mehr als Schauplatz und Kulisse, sondern wirkt in einer furchtbaren Bedeutung als Ort des Atombombenabwurfs in ein differenziertes seelisches Geschehen hinein. Ein Film von bemerkenswerter Eigenart, mit großen psychologischen und künstlerischen Qualitäten, tief pessimistisch in seinem Menschenbild. – Sehenswert ab 16.
  • Freitag, 14. April 2023 - 20:00
    Steven Spielbergs Film DIE FABELMANS ist ein zutiefst persönliches Porträt einer amerikanischen Kindheit und zugleich eine cineastische Hommage an die (Familien-) Beziehungen, die das Leben und die Karriere des Filmemachers geprägt haben. Die Leidenschaft von Sam Fabelman (Gabriel LaBelle) ist das Filmemachen – ein Interesse, das seine kunstbegeisterte Mutter Mitzi (Michelle Williams) schätzt und fördert. Sams Vater Burt (Paul Dano) hingegen, ein erfolgreicher Ingenieur, befürwortet Sams Arbeit zwar, hält sie aber für nicht mehr als ein Hobby. Doch die Faszination für bewegte Bilder lässt den jungen Sam nicht mehr los. In immer aufwendigeren Filmproduktionen setzt der Nachwuchsregisseur seine Schwestern und Freunde in Szene. Doch als die Fabelmans umziehen und es zu Turbulenzen innerhalb der Familie kommt, muss sich Sam mehr denn je auf seine Liebe zum Kino und die Macht der Filme besinnen, um seine Träume nicht aus den Augen zu verlieren. =========================== Meisterlich verschränkt Spielberg biografisches Material mit den erprobten Ideen seines Kinos, um daraus virtuos rekontextualisierte Erinnerungsfantasien zu schmieden. Die Mischung aus persönlicher Note und ästhetischem Echo lässt den Film insbesondere fürs kenntnisreiche Publikum zur Entdeckungsreise werden: Mit einem Hauch von "Krieg der Welten", wenn Mutter Mitzi das Familienauto durch den Tornado manövriert, oder einer Spur "E.T.", wenn Sam und seine Pfadfinder-Freunde sich auf Fahrrädern ins Abenteuer stürzen. Die Selbstbezüge scheinen verdeutlichen zu wollen, wie sehr das Erleben dysfunktionaler Familienverhältnisse die Arbeiten des jungen Filmemachers geprägt hat. Vom entfremdeten Vater in "Unheimliche Begegnung der dritten Art" bis zum ewig ungebundenen Archäologen Indiana Jones lassen Spielbergs Helden ein Unbehagen gegenüber Verantwortung erkennbar werden, das augenscheinlich von den Erfahrungen mit der zerrütteten Ehe der Eltern des Regisseurs herrührt. ( Rajko Burchardt im Perlentaucher)
  • Freitag, 07. April 2023 - 20:00
    Die Position einer gefeierten Dirigentin, die als erste Chefdirigentin die Berliner Philharmoniker leitet, gerät während der Proben zur 5. Sinfonie von Gustav Mahler ins Wanken, weil nach dem Selbstmord einer ehemaligen Studentin Vorwürfe gegen sie wegen übergriffigen Verhaltens laut werden. In kühl-eleganten Bildern entwirft das um die schillernde, exzellent gespielte Frauenfigur konzipierte Drama ein vielschichtiges Porträt des Klassik-Musikbetriebs, in dem es um missbräuchliche Machtstrukturen und deren korrumpierende Wirkung, aber auch um kreative Prozesse und das Sich-in-Beziehung-Setzen von Musikern mit Kompositionen geht. – Sehenswert ab 16. ==================== Mit TÁR erzählt Regisseur, Autor und Produzent Todd Field die faszinierende Geschichte von Lydia Tár (Cate Blanchett), die als erste weibliche Chefdirigentin ein großes deutsches Orchester leitet. Lydia Tár (die zweifache Oscar®-Preisträgerin Cate Blanchett) hat es geschafft. Die begnadete Dirigentin hat sich in der von Männern dominierten klassischen Musikszene durchgesetzt und befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Mit ihrem Orchester plant sie eine mit Spannung erwartete Einspielung von Gustav Mahlers Fünfter Sinfonie. Doch während der Proben gerät die Welt der Star-Dirigentin immer mehr ins Wanken: Nicht nur die Beziehung mit ihrer Konzertmeisterin (Nina Hoss) gestaltet sich zunehmend kompliziert, auch frühere Lebensentscheidungen, Anschuldigungen und ihre eigenen Obsessionen drohen sie einzuholen. In den darauffolgenden Wochen entgleitet ihr die Kontrolle über ihr eigenes Leben immer mehr … TÁR zeichnet das Bild einer hochkomplexen Frauenfigur und gleichzeitig ein provokatives Porträt des klassischen Musikbetriebs. Außerdem sind in TÁR u.a. Noémie Merlant ("Porträt einer jungen Frau in Flammen"), Julian Glover ("Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück") und Mark Strong ("1917") zu sehen. Die Cellistin Sophie Kauer gibt in TÁR ihr Debüt als Schauspielerin. Cate Blanchett wurde für ihre Rolle in TÁR u.a. mit einem Golden Globe, dem BAFTA Award als "Beste Hauptdarstellerin" sowie Venedig 2022 Beste Darstellerin ("Coppa Volpi"),
  • Donnerstag, 06. April 2023 - 20:30
    Der Dokumentarfilm spielt an einer circa 210 Jahre alten und 17 Meter hohen Stieleiche, die im Wald von Sologne steht. Er begleitet den Baum und seine tierischen Bewohner während eines Kalenderjahres. An der Eiche leben Eichelhäher, Eichhörnchen, Eichelbohrer oder Kastanienbohrer, Waldmaus, Äskulapnatter, Buntspecht, Kleiber, Rotkehlchen, Kohlmeise und Blaumeise; in der Umgebung leben Wildschwein, Nutria, Reh, Hirsch, Fuchs, Wasserfrosch, Schleiereule und Habicht. Die Ereignisse werden nicht kommentiert, sondern zum Teil mit Musik unterlegt. ==================================== Die Dreharbeiten dauerten eineinhalb Jahre. Die Crew verbrachte rund 100 Tage in der Nähe des Baumes. Eine Verfolgungsjagd von Eichelhähern durch einen Habicht, die im Film 1 Minute und 20 Sekunden ausmacht, war das Ergebnis von 15 Tagen Arbeit. ============= In grandiosen Bildern voller Sinnlichkeit und Poesie erzählt die Doku DIE EICHE - MEIN ZUHAUSE mit atemberaubender Nähe die Geschichte eines Baumes und seiner tierischen Bewohner, wie Eichhörnchen, Eichelhäher und Co. Der Naturfilm gibt seltene Einblicke in eine wunderbar vibrierende Welt und kommt dabei ganz ohne Erzählstimme aus. "Was für ein Film! Unterhaltsam, spannend, rührend und lehrreich." ZDF heute journal
  • Freitag, 31. März 2023 - 20:30
    Vor langer Zeit hat das Schicksal die Schwestern Marina (Elia Galera) und Anna (Eva Martín) voneinander getrennt. Ihre Kindheit verbrachten sie gemeinsam auf Mallorca, wo der Duft von Zitronenblüten die Luft erfüllt. Während Anna das Inselparadies nie verlassen hat, ist Marina als Ärztin um die Welt gereist. Doch als eine unbekannte Wohltäterin den Schwestern ihre Bäckerei vermacht, muss Marina in ihre Heimat zurückkehren. Das Anwesen soll verkauft werden. Anna hofft so, ihre Schulden loszuwerden – und ihren untreuen Ehemann gleich mit! Marina plant indessen einen Neuanfang. Neben Adoptionsstress und Verlobungsversprechen steht vor allem das lange aufgeschobene Wiedersehen mit ihrer Schwester auf dem Plan. Der Zauber der kleinen Bäckerei hält, was er verspricht: Während sie den wahren Gründen für ihre mysteriöse Erbschaft nachspüren, kommen Marina und Anna sich wieder näher... und schon bald weht der süße Geruch von frischgebackenem Brot durch die Straßen, der alte Geheimnisse aufwirbelt und den Sommer für die beiden Schwestern zu einer unvergesslichen Reise in die Vergangenheit werden lässt.
  • Freitag, 24. März 2023 - 20:30
    Seit sich Thierry Hamelin aus den Berufsleben zurückgezogen hat und die Kinder aus dem Haus sind, hat er nur noch eine Obsession − tausende alte Familienfotos zu digitalisieren. Thierry ist von der Idee begeistert, seine Familie hingegen genervt. Alle haben ohnehin mit sich selbst genug zu tun: Die Tochter als überlastete Anwältin, der Sohn immer noch Suchend nach dem Weg im Leben. Ein Familienurlaub soll helfen... ======================================= Fazit: "Akropolis Bonjour" ist eine handwerklich gut gemachte französische Komödie, die Leichtigkeit mit durchaus ernsthaftem Interesse an den Figuren und ihren Problemen verbindet. Einige Lacher, Feelgood-Vibe und ein gutes Gespür für Zwischenmenschliches machen den Film zwar nicht außergewöhnlich, aber zu einem soliden Exemplar, das gute Unterhaltung bietet, ohne dabei in Kitsch oder Klamauk abzudriften. (Christian Klosz) ============================ Ein französischer Rentner und seine Familie unternehmen einen sentimentalen Ferientrip nach Griechenland, um an einen glücklichen Sommerurlaub im Jahre 1998 anzuknüpfen. Insgeheim will der Mann seine scheidungswillige Ehefrau auf dieser Reise wieder zurückerobern. Die kurzweilige Wohlfühlkomödie variiert versiert die erzählerischen Schablonen des romantischen Ferienfilms und streut einige originelle Gags in die kuriose Mischung aus Slapstick, temporeichen Dialogen und platten Witzen. Die recht vorhersehbare Dramaturgie wird durch ein spielfreudiges Ensemble aufgefangen.
  • Donnerstag, 23. März 2023 - 19:30
    Von der Hamburger Punkszene ins Zentrum des globalen Kunstmarkts: Daniel Richter ist einer der höchstbezahlten deutschen Maler. Die Cinemascope-Doku von Regisseur Pepe Danquart beobachtet geduldig im Atelier und in der Außenwelt, wie ein großformatiger Gemäldezyklus entsteht. Wofür ist Malerei in Zeiten der Digitalisierung eigentlich noch gut? Was unterscheidet ein gutes Bild von einem schlechten – jenseits des persönlichen Geschmacks? Und wie verhält sich ein Maler mit gegenkultureller Punk-Vergangenheit auf dem durch und durch von Geld bestimmten Parkett des globalen Kunstmarkts? Um solchen Fragen auf den Grund zu gehen, hat Regisseur Pepe Danquart drei Jahre lang Daniel Richter begleitet. Dabei entstand ein Film, der mehr sein will als ein bloßes Künstlerporträt oder eine Hommage. (Holger Heiland – Kunst & Film) ================================= Pepe Danquart porträtiert einen der bedeutendsten Maler der Gegenwart auf eine Weise, die die Sinnhaftigkeit abstrakter Malerei und deren gesellschaftliche Funktion deutlich macht ( Ulrich Sonnenschein – EPD-Film)
  • Freitag, 17. März 2023 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Scope, Suedkorea, 2023
    Ein Sonderermittler der Polizei in Busan untersucht den Fall eines abgestürzten Bergsteigers und verdächtigt dessen aus China stammende Ehefrau. Er beschattet sie rund um die Uhr, träumt sich aber auch in ihr Leben hinein, was der Frau nicht verborgen bleibt, die ihrerseits ihr Gegenüber ausspäht. Die barock ausgeschmückte, temporeich verzweigte und sich in ihren Verästelungen spiegelnde Liebestragödie entfaltet ein kunstvolles Vexierspiel, das mehr als einmal zusammenschnurrt, ohne seine Geheimnisse preiszugeben. Mit virtuosen Erzähl- und Perspektivenwechseln leuchtet sie eine komplizierte Romanze mit Abgründen aus, die stets als bessere Alternative zu einem illusionslosen Dasein erscheint. - Sehenswert ab 16.
  • Freitag, 10. März 2023 - 20:30
    Martin McDonagh (Regisseur von "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri") erzählt in der einzigartigen Landschaft der irischen Árainn Islands eine märchenhafte Fabel über Freundschaft, Verrat und Einsamkeit. . ============================= Golden Globe für die beste Komödie/Drehbuch/Hauptdarsteller – insgesamt 127 Filmpreise plus 329 Nominierungen.
  • Donnerstag, 09. März 2023 - 19:30
    Kategorien: Archiv, mindjazz, 2023
    Acht Berichte von Frauen zwischen 30 und 75 Jahren, die alle um ihre Erfahrungen mit der Mutterschaft kreisen, sind die Grundlage eines konzeptkünstlerischen Dokumentarfilms. Die Schauspielerin Anke Engelke bewegt zu den Texten in wechselnden Kostümierungen und an unterschiedlichen Orten die Lippen, sodass zwischen Text und Situation immer wieder eine Reibung aus der Gleichzeitigkeit von Kongruenz und Kontrast entsteht. Durch die inhärente Theater-Metapher vermittelt der Film zudem plastisch, dass das Thema Mutterschaft wie kaum ein anderes im Rampenlicht gesellschaftlicher Diskurse steht und zugleich im Verborgenen stattfindet. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 03. März 2023 - 20:30
    Wenige Monate vor dem Amtsantritt von Ronald Reagan freundet sich der jüngste Sohn einer jüdischen Mittelstandsfamilie in Queens mit einem schwarzen Jungen aus seiner Schule an. Die Regelverstöße der Freunde offenbaren aber bald, wie Rassismus und Privilegien die Kinder in völlig unterschiedliche gesellschaftliche Sphären verorten. Das autobiografische Familiendrama erzählt von den Dualitäten und Komplexitäten, die eine jüdische Familie innerhalb der sozialen Verwerfungen der 1980er-Jahre erlebt. Dabei gibt der Film nie die Perspektive eines Jungen auf, der sich vergeblich gegen die unverständlichen und ungerechten Strukturen zu wehren versucht. - Sehenswert ab 14. ============================================= Mit ZEITEN DES UMBRUCHS präsentiert Regisseur James Gray ("Ad Astra – Zu den Sternen") ein zutiefst persönliches Coming-of-Age-Drama über Familie, Freundschaft und die für Viele aussichtslose Suche nach dem amerikanischen Traum. New York im Spätsommer 1980: Paul (Banks Repeta) ist das jüngste Mitglied einer gut situierten jüdischen Familie. Doch zwischen seiner viel beschäftigten Mutter Esther (Anne Hathaway), seinem bemühten, aber strengen Vater Irving (Jeremy Strong) und seinem streitsüchtigen Bruder Ted (Ryan Sell) fühlt er sich oft einsam und verloren. Allein sein liebevoller Großvater Aaron (Anthony Hopkins) scheint ihn wirklich zu verstehen und seine Interessen zu fördern. Zu Beginn des neuen Schuljahres lernt Paul den Schwarzen Jonathan (Jaylin Webb) kennen, einen "Sitzenbleiber", der in ärmlichen Verhältnissen bei seiner kranken Großmutter lebt. Er freundet sich mit dem älteren Jungen an, der allen Problemen zum Trotz fest an Werte wie Ehrlichkeit und Loyalität glaubt. Doch es dauert nicht lange, bis Paul immer mehr bewußt wird, dass nicht jeder in dieser Welt die gleichen Chancen hat. Bei seiner Weltpremiere auf den Filmfestspielen in Cannes erhielt James Grays teils autobiografisches Drama stehende Ovationen. ZEITEN DES UMBRUCHS erzählt sensibel vom Aufwachsen im Amerika Anfang der 80er Jahre – einem Amerika, das geprägt ist von allgegenwärtigem Rassismus, elitären Machtgefügen und tiefgreifenden Vorurteilen. Dabei zeigt der Film ein ungleiches System auf, in dem nicht alle Menschen gleichberechtigt behandelt werden.
  • Donnerstag, 02. März 2023 - 19:30
    Visuell bestechender Dokumentarfilm über Vögel und zwei Menschen, die sich ganz ihrem Schutz und der Faszination für die gefiederten Wesen verschrieben haben. ========= Es ist höchste Zeit: In den letzten 60 Jahren hat Deutschland fast die Hälfte seiner Vögel verloren. Trotzdem ist für uns kein Tier so allgegenwärtig. Es gibt unzählige Arten von Vögeln, überall sind sie zu finden, nicht zu überhören, auffallend – und oft auffallend schön. Sie sitzen in Hecken und Bäumen, auf Dächern und Balkonen. Doch während der Himmel für sie keine Grenzen hat, wird ihr Lebensraum auf der Erde knapp. VOGELPERSPEKTIVEN betrachtet das vielfältige Vogelleben in faszinierenden Bildern und zeigt, wie wichtig Vögel für die Erde, den Kreislauf der Natur und deshalb auch für die Menschheit sind. Wir machen uns auf zu einer emotionalen und inspirierenden Erkundungsreise und erleben Arten- und Naturschutz in Aktion.
  • Freitag, 24. Februar 2023 - 20:30
    Lyrischer Film über ein elfjähriges Mädchen und seinen Vater, die gemeinsam einen Sommerurlaub erleben, in den sich nach und nach Irritationsmomente einschleichen.============= Wikipedia: Aftersun ist ein Film von Charlotte Wells aus dem Jahr 2022. Rückblickend erinnert sich eine Erwachsene, wie sie als elfjähriges Mädchen die Sommerferien mit ihrem jungen Vater an einem türkischen Badeort verbrachte. In ihrem Spielfilmdebüt verbindet Wells Camcorder-Aufnahmen mit realen und imaginären Erinnerungen. Die Hauptrollen übernahmen Paul Mescal und Frankie Corio. Aftersun wurde vielfach ausgezeichnet und gewann Kritikerumfragen für den besten Film beziehungsweise Debütfilm des Jahres. Hauptdarsteller Mescal wurde außerdem eine Oscar-Nominierung zuerkannt.
  • Donnerstag, 23. Februar 2023 - 19:30
    Das dokumentarische Essay greift ein fragmentarisches Buchprojekt des Schriftstellers Roger Willemsen auf und führt dessen „Zukunftsrede“ über Erkenntnismangel und Erfahrungslosigkeit der Gegenwart mit Beiträgen von sechs Wissenschaftlern und Forscherinnen fort, die das Thema Klimawandel aus unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven umkreisen.
  • Dienstag, 21. Februar 2023 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, Frankreich, Piffl, Scope
    Eine talentierte französische Köchin, die seit ihrer Kindheit von einem eigenen Restaurant träumt, verdingt sich aus finanzieller Not als Kantinenchefin in einem Heim für unbegleitete Migranten. Aus den lernbereiten Jugendlichen formt sie nach und nach eine schlagkräftige Küchenbrigade. Eine kurzweilige, an ein reales Vorbild angelehnte Feel-Good-Sozialdramödie, die auf eine Mischung aus jungen, spielfreudigen Migranten und professionellen Darstellern setzt und geschickt die Balance zwischen gesellschaftskritischen Tönen und sanfter Komik wahrt. - Sehenswert ab 14. (Filmdienst)
  • Dienstag, 21. Februar 2023 - 19:30
    In den 1870er-Jahren wird das Uhrmacherstädtchen Saint Imier im schweizerischen Jura zum Zentrum des Anarchismus. Unter anderem kreuzen sich die Wege von Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, einem russischen Geographen, und einer Arbeiterin in einer Uhrenfabrik, die sich bald einer anarchistischen Arbeiterbewegung anschließt. Mit einem ausgefeilten Bildkonzept, das auf Dezentralisierung setzt, geht der Film den Verbindungen von Uhrenarbeit, Anarchismus, Fotografie und globaler Kommunikation nach. Die außergewöhnliche Inszenierung fängt dabei ein historisches Moment ein, in dem die Welt noch offen war für alternative Konzepte von Arbeit und Zeit. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 17. Februar 2023 - 20:30
    Maria (die wie immer wunderbare Karin Viard) muss einen beruflichen Neuanfang starten. Als Reinigungskraft in der Pariser Académie des Beaux-Arts öffnet sich ihr die Welt der Kunst, die neue Lebensfreude entfacht. Eine Berührende und inspirierende, französische Feelgood-Komödie über Sehnsüchte, geheime Leidenschaften und neue Anfänge. ================== Fazit: "Maria träumt" ist ein kunstvoller Film über Kunst; über die darstellende Kunst, die Kunst des Lebens und die Kunst der Liebe. Liebevoll geschrieben, fabelhaft gespielt und ironisch erzählt, ist dem vom Schauspiel kommenden Regieduo Lauriane Escaffre und Yvo Muller die bislang beste Wohlfühlkomödie des noch jungen Jahres geglückt. Kunstkennern wie Kunstbanausen gleichermaßen zu empfehlen! (Falk Straub) ================== Fazit „Maria träumt“ ist eine charmante und sympathische Liebeskomödie um eine Putzfrau und einen Hausmann, die sich in einer Kunstakademie kennenlernen. Das ist unterhaltsam und zudem ein positiver Appell, immer offen für Neues zu bleiben. (Oliver Armknecht)
  • Donnerstag, 16. Februar 2023 - 19:30
    Der Film "Dancing Pina" zeigt, wie junge Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt die Werke der legendären Choreografin neu entdecken. ============================ Zwei unterschiedliche Tanzensembles studieren frühe Arbeiten der 2009 verstorbenen Choreografin Pina Bausch ein, „Iphigenie auf Tauris“ an der Semperoper in Dresden, „Le Sacre du Printemps“ an einer Tanzakademie in Senegal. Die Kamera macht den Tanz als grafisches Ereignis sichtbar, während die Montage in ihrem gemessenen und unprätentiösen Rhythmus selbst an Bauschs Choreografien erinnert. Spannung gewinnt der Film dabei vor allem aus den Bewegungen selbst, ihrem Pendeln zwischen Versuch, Gelingen und Scheitern, zwischen Einzelkampf und orchestriertem Ganzen. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 10. Februar 2023 - 20:30
    SHE SAID, der neue Film von Emmy-Gewinnerin Maria Schrader ("Ich bin dein Mensch", "Vor der Morgenröte"), erzählt vom riskanten Weg zweier Journalistinnen, die 2017 im Zuge der Weinstein-Affäre den weitreichenden Machtmissbrauch gegenüber Frauen im US-amerikanischen Filmgeschäft aufdeckten und die #MeToo-Bewegung ins Rollen brachten. Megan Twohey und Jodi Kantor brechen das große Schweigen in Hollywood: Sie entlarven Business-Meetings in Hotelzimmern als sexuelle Übergriffe und stoßen auf ein Netz aus Repression, Erpressung und Angst. Mit ihrer mutigen Recherche geben sie nicht nur den betroffenen Frauen ihre Stimme zurück, sondern stoßen eine weltweite Welle der Solidarität an. Die zweifach Oscar®-Nominierte Carey Mulligan und Zoe Kazan verkörpern die New-York-Times-Reporterinnen Megan Twohey und Jodi Kantor, die mit ihrer Reportage, ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis, die amerikanische Gesellschaft unwiderruflich veränderten. SHE SAID ist ein Beweis für die Macht des investigativen Journalismus und ein Zeugnis für die hartnäckige Suche von Reporter*innen und Redakteur*innen nach der Wahrheit. Es ist eine der wichtigsten Geschichten einer Generation, erzählt von mutigen Frauen, die sich trotz großer persönlicher Risiken dazu entschlossen, sich zu wehren. Die deutsche Regisseurin Maria Schrader legt mit SHE SAID ihre erste Hollywood-Arbeit vor. Sie wurde bereits für ihre Serie "Unorthodox" mit dem Emmy prämiert. Das Drehbuch stammt von Oscar®-Gewinnerin Rebecca Lenkiewicz ("Ida"). Als Vorlage dienten den Oscar®-prämierten Produzenten die Recherchen von Jodi Kantor, Megan Twohey und Rebecca Corbett für die New York Times und der New-York-Times-Bestseller „She Said: Breaking the Sexual Harassment Story That Helped Ignite a Movement“ von Jodi Kantor und Megan Twohey.
  •   Dienstag, 07. Februar 2023 - 19:30 bis Dienstag, 07. Februar 2023 - 20:30
    Ort: Hannoversche Straße 30E, 29221 Celle, Deutschland (nicht Postanschrift!) Kategorien: Gesellschaft fuer Christlich-Juedische Zusammenarbeit e.V. Celle, Kooperation, oeffentliche Veranstaltung, Archiv, Theater, Freie Buehne Wendland, 2023, NS
    Dokumentarisches Theater auf der Basis belegter Quellen: Was war da los im Wendland vor bald einhundert Jahren? Wer war das „der Judeheinzi“, seine Mutter Ottilie Mansfeld, der Großvater Siegmund und die vielen anderen? Wohin sind sie verschwunden? Noch immer gibt es Spuren dieser Lüchower Familie. Hermine Katz stöbert sie auf, auf den Dachböden unserer Häuser, in Erinnerungen in Archiven…
  • Freitag, 03. Februar 2023 - 20:30
    Für ein Mädchen, das behütet in einem Dorf im Westerwald bei seiner Großmutter aufwächst, ändert sich das Leben an jenem Tag, nachdem seine Oma von einem Okapi geträumt hat. Jahre später verliebt sie sich als junge Frau, trägt aber die Last der Vergangenheit weiter in sich. Um diese Kerngeschichte herum drapiert die Romanverfilmung zahlreiche schrullige Figuren und entfaltet dank einer sorgsamen Inszenierung kongenial die Balance aus Ironie und Intimität. Mit pointierten Dialogen und sparsamer Musikuntermalung demonstriert der Film, wie ungeschönt und schwerelos sich von Tod und Liebe erzählen lässt. – Sehenswert ab 14.
  • Montag, 30. Januar 2023 - 19:30
    Am Beispiel von fünf Aktivistinnen und Aktivisten aus den USA, Chile, Deutschland und Südafrika beschwört ein Dokumentarfilm die Bedeutung des aktiven Widerstands gegen Unrecht. In einer Mischung aus Agitprop und historischer Dokumentation will er aufrütteln und Mut machen, für die Ideale und Visionen einer besseren Welt zu kämpfen. Dabei steigert sich der Pamphletcharakter und befeuert die Lösung gegenwärtiger Probleme durch Rebellion, Kampf und Revolte. Auch wenn der Film nur knapp an der direkten Aufforderung zur Gewalt vorbeischrammt, gelingt es ihm doch, einen Diskurs über Ideen und Chancen für künftige Veränderungen zu eröffnen.
  • Freitag, 27. Januar 2023 - 20:00
    In den 1820er-Jahren sucht ein junger Dichter aus der französischen Provinz den Erfolg in Paris. Seine ersten Erfahrungen sind enttäuschend, bis er mit scharf geschriebenen Kritiken als Journalist zu Ruhm gelangt. Indem er sich immer mehr dem käuflichen gesellschaftlichen System verschreibt, verliert er jedoch seine Integrität als Künstler und erliegt seinem eigenen Ehrgeiz wie auch missgünstigen Gegenspielern. Die kongeniale Adaption des gleichnamigen Gesellschaftsromans von Honoré de Balzac überträgt dessen Wirkungskraft auf die Leinwand, betont aber zugleich dessen universelle Elemente. Das intelligente Drehbuch, formale Meisterschaft und versierte Darsteller verleihen dem Film eine außergewöhnliche Lebendigkeit, Dichte und Aussagekraft. - Sehenswert ab 14. ======================================================= Frankreich im 19. Jahrhundert: Der junge und hoffnungsvolle Lucien (Benjamin Voisin) widmet seine ganze Leidenschaft der Dichtkunst. Doch in der heimatlichen Provinz, umringt von seiner Arbeiterfamilie, ist sein Talent nutzlos. Die Chance der ländlichen Enge zu entkommen, bietet sich, als seine heimliche Geliebte Louise (Cécile de France) nach Paris geht. Er verlässt Hals über Kopf die familiäre Druckerei und versucht fortan an der Seite seiner Geliebten, die auch seine Mäzenin ist, in der märchenumwobenen Stadt Paris Fuß zu fassen und in der Gesellschaft aufzusteigen. In den Intellektuellenkreisen von Paris fällt sein Talent auf fruchtbaren Boden. Lucien erhält Anerkennung, Geld und Macht. Der windige Chefredakteur einer auflagenstarken Zeitung, Étienne Lousteau (Vincent Lacoste), bringt ihn in die richtigen Kreise. Schnell avanciert Lucien zur „Edelfeder“ des Blattes, seine Theaterrezensionen sind gefürchtet. Sogar der wichtigste Verleger der Stadt, Dauriat (Gérard Depardieu), umgarnt den Schriftsteller, um sein erstes Buch herauszubringen. Doch der Erfolg provoziert Neid und Missgunst. Als sich Lucien in die bildschöne Schauspielerin Coralie (Salomé Dewaels) verliebt, wendet sich das Blatt: ein Rückschlag folgt dem anderen und hinter den Kulissen offenbaren sich ihm die wahren Mechanismen der gesellschaftlichen Macht: Profit, Schein und Fake News. Die anfängliche Naivität ist bald verflogen und Lucien lernt schnell, dass das Leben in Paris einer menschlichen Komödie gleicht, in der einfach alles und jeder käuflich ist, solange man weiß, welche Stricke man im Hintergrund ziehen muss und über entsprechende Zahlungsmittel verfügt. Lucien durchläuft eine bittere Schule des Lebens und muss sich entscheiden, welchen Weg er gehen will. Basiert auf dem Roman "Illusions perdues" von Honoré de Balzac. Mit insgesamt 7 Awards ist VERLORENE ILLUSIONEN von Xavier Giannoli der große Gewinner der diesjährigen Césars: Bester Film; Bester Nebendarsteller (Vincent Lacoste); Bester Nachwuchsdarsteller (Benjamin Voisin); Bestes adaptiertes Drehbuch; Bestes Szenenbild; Beste Kostüme und Beste Kamera.
  • Freitag, 20. Januar 2023 - 20:30
    Ein arbeitsloser Schauspieler übernimmt einen Theaterkurs für Gefängnishäftlinge. Diese präsentieren sich erst wenig motiviert, bis der neue Kursleiter „Warten auf Godot“ mit ihnen einstudiert, mit dessen Plot um die Absurdität des Daseins sie sich identifizieren können. Was als Gefängnisprojekt beginnt, bringt der Truppe auch Einladungen an renommierte Bühnen ein, doch droht ihr der Erfolg bald zu Kopf zu steigen. Eine optimistisch-warmherzige, bodenständig bleibende Komödie mit sorgfältig gezeichneten rauen Figuren. Der aus der Reibung der Charaktere entstehende Wortwitz begeistert ebenso wie die enthusiastische Leidenschaft fürs Theaterspiel. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 13. Januar 2023 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Flat, 2023
    Im nächtlichen Leipzig ereignen sich parallel zueinander und teilweise überlagernd drei Geschichten um vorsichtige Annäherungen: zwei ältere Frauen knüpfen in einer Bahnhofskneipe Kontakt zueinander, ein Wachmann und eine Geflüchtete aus der Ukraine werden zu Vertrauten, ein Imbissbesitzer und eine zum Islam Konvertierte lernen einander kennen. Allen Erzählungen des Films gemeinsam sind eine bezwingende Poesie, die aus dem Abenteuer des Alltäglichen erwächst, Offenheit für Figuren mit nicht geradlinig verlaufender Vergangenheit und erfrischend klischeefreie Milieudarstellungen. Getragen von einem herausragenden Ensemble entsteht ein kleines Filmwunder in einem traumsicher gehaltenen Schwebezustand. (Filmdienst) ================================================ Es sind leise Begegnungen am Rande der Stadt, die abseits der Großstadtlichter Leipzigs die Schwere des Alltags für einen Moment vergessen lassen. Nacht für Nacht kehren die Unscheinbaren an die Orte ihrer Sehnsucht zurück: Imbissbesitzer Jens verliebt sich bei der nächtlichen Zigarette im Treppenhaus in seine Nachbarin Aischa, während Wachmann Erik auf seinem Routine-Rundgang durch das Ausländerwohnheim Gefühle für die junge Marika entwickelt. Auch Reinigungskraft Christa sucht nach Ende ihrer Schicht Trost an der Seite von Friseurin Birgitt. Drei Geschichten, ein gemeinsamer Wunsch: ein Funken Liebe, ein Hauch von Zuneigung und das Gefühl der Geborgenheit.  Regisseur Thomas Stuber ("In den Gängen") verfilmte basierend auf Clemens Meyers gleichnamigem Erzählband "Die stillen Trabanten" drei ausgewählte Kurzgeschichten und beweist, dass das große Glück in den kleinsten Momenten verborgen liegt. Martina Gedeck, Nastassja Kinski, Albrecht Schuch, Lilith Stangenberg, Peter Kurth und Charly Hübner führen den eindrucksvollen Cast des melancholischen Episodenfilms an. Genau der richtige Film für die Weihnachtszeit. "Es ist nicht einfach, »einfache« Menschen zu zeichnen (und zu spielen!), doch Stuber und Meyer gelingt das mit Bravour. Und nach diesem Film wissen wir, dass auch Malocher Träume und Visionen haben und eigentlich ganz zarte Menschen sind. Schon allein das macht »Die stillen Trabanten« zu einem kleinen Juwel." (epd-film)
  • Freitag, 06. Januar 2023 - 15:30
    Sara wird die perfekte Wohnung angeboten: geräumig, sehr hell, luxuriös und so preiswert. Es gibt nur ein Problem: Sie kann erst einziehen, wenn die derzeitige Besitzerin, die ältere Lola, stirbt. ======================= Eine Geschäftsfrau, die eine Trennung von ihrem Mann erwägt, findet in Sevilla eine sehr günstige Wohnung. Der Haken daran ist, dass die alte Besitzerin nach dem Verkauf bis zu ihrem Tod dort wohnen bleiben will. Die beiden charakterlich sehr unterschiedlichen Frauen reiben sich anfangs aneinander, kommen einander aber zusehends doch näher. In den Hauptrollen ausgezeichnet gespielte Tragikomödie, die mit feiner Melancholie von Wohnungsnot, Existenzängsten in Wirtschaftskrise und Leistungsgesellschaft, Einsamkeit und Vereinzelung erzählt. Der Schauplatz Sevilla erscheint dabei realistisch und ohne pittoreske Klischees. ======================= Der Verfilmung des Theaterstücks »100 m²« sieht man seinen Ursprung zwar noch an, doch die scharfen Dialoge zwischen zwei Frauen aus zwei Generationen verfangen ebenso auf der Leinwand wie auf der Bühne.
  • Freitag, 16. Dezember 2022 - 20:30
    Filme wie „See How They Run“ gibt es viel zu selten. Solche, die ein gewisses, altmodisches Flair haben. Deren Figuren Seele haben, die im Umgang miteinander einfach spritzig sind. Ja, auch Who-done-it-Krimis, bei denen man miträtseln kann, wer der Killer ist. Hier geht es um einen Mord, der nach einem Theaterstück stattfindet. Die Ermittlung führen ein altgedienter Polizist und eine Anfängerin, die gerne zu vorschnellen Schlüssen kommt. Das ist amüsant, zum Schmunzeln, und einfach grandios gespielt. (Programmkino.de)
  • Donnerstag, 15. Dezember 2022 - 19:00
    Philosophisches Kino heißt: Vortrag durch Dr. Achim Sohns, der die philosophische Struktur des Films offenlegt – Film sehen – Film diskutieren (Philosophische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.). ================================================== Was bedeutet es für das menschliche Selbstbewusstsein, seine Selbstwahrnehmung, wenn sich Maschinen in selbstreferentiellen Prozessen autonom entwickeln, anfangen autonom mit ihm zu kommunizieren, und wenn Menschen künstliche von Maschinen oder rein gentechnisch gefertigte Bestandteile, Maschinenteile, in sich tragen? Wird der emphatische Homo ludens, der spielende Mensch, überflüssig oder bilden die neuen Verbindungen eine neue Realität und Qualität? ================================================== "Ich bin dein Mensch" behandelt die Frage, ob sich ein Mensch in eine Künstliche Intelligenz verlieben kann. Philosophisch: Wie weit die allgegenwärtigen neuen Techniken das alltägliche Empfinden der Menschen durchdringen und verändern werden. ================================================== Eine ebenso intelligente wie sarkastische Archäologin aus Berlin wird ausgewählt, um drei Wochen lang mit einem humanoiden Roboter zusammenzuleben, der als ihr idealer Partner programmiert wurde. Sie soll beurteilen, ob Maschinenwesen künftig Bürgerrechte erhalten können. Ein ebenso stiller wie feinsinniger Science-Fiction-Film mit leisem Humor. Mit einer sorgfältigen, auf kleinste Gesten, Blicke, Körperhaltungen und Sätze konzentrierten Inszenierung kreist er um die Frage, wo die Grenze zwischen Mensch und Maschine verläuft und findet unerwartete Antworten.
  • Freitag, 09. Dezember 2022 - 20:30
    Ausschlafen möchte er, Fahrrad fahren und vegan leben. Das sind die Pläne des Neu-Pensionärs Peter (Stefan Kurt), seine Frau kommt darin leider nicht vor: Alice (Esther Gemsch) hat andere Träume, sie möchte endlich etwas erleben, ausgehen und die Welt erkunden. Die beiden Mittsechziger aus der Zürcher Mittelschicht sind seit Ewigkeiten verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder, ausgerechnet im Ruhestand wird es aber unruhig. Während er seinen besten Kumpel mit auf eine romantische Kreuzfahrt nimmt, tanzt sie alleine zu Siebzigerjahre-Discohits. Als es zur Aussprache kommt und er einen ehelichen Nichtangriffspakt schließen will, sagt sie: "Ich will aber nicht in Ruhe gelassen werden!" (Süddeutsche Zeitung) =========================== Als Zuschauer ist man blendend unterhalten, weil man sich wiedersieht in den Figuren, egal wie alt man selbst sein mag. (Blickpunkt:Film)
  • Donnerstag, 08. Dezember 2022 - 19:30
    Kurz vor Kriegsende 1945 werden ein elfjähriger Junge und seine Mutter in München ausgebombt und fliehen in deren niederbayerisches Heimatdorf. Doch auch dort holt sie der Krieg ein und konfrontiert sie mit einer Gemeinschaft, bei der schon die Kinder die Mechanismen von Ausgrenzung und Ausschluss verinnerlicht haben. Ein eindringliches, authentisches Porträt von Enge und Versuchung, das aus kindlicher Perspektive die Gründe zeigt, warum die Hauptfigur ihren Weg in der Anpassung sucht, bis sie mit einer Gewissensfrage konfrontiert wird.
  • Dienstag, 06. Dezember 2022 - 19:30
    Packendes Migrationsdrama über einen jungen Schwarzen aus Ghana, der es in Europa zu Wohlstand und Ansehen bringen will: Die zwei Brüder Kojo (Eugene Boateng) und Kofi (Jude Arnold Kurankyi) wachsen auf der Elektroschrott-Müllhalde Agbogbloshie in Ghanas Hauptstadt Accra auf. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie im Betrieb ihres Vaters (Adjetey Anang) mit dem Sammeln von Metallen, die sie aus westlichem Elektroschrott gewinnen. Eines Tages macht Kojo eine Begegnung mit einem Borga (Elikem Kumordzie) aus Deutschland, die sein Leben für immer verändern wird. Als sich 10 Jahre später die Chance ergibt, selber nach Deutschland zu gehen, zerreißt das Familienband und für Kojo beginnt eine fünfjährige Irrfahrt über die Kontinente. In Deutschland angekommen bemerkt er schnell, dass sein Traum nur ein Mythos ist. Er wird nicht mit offenen Armen empfangen. Aber eine Rückkehr kommt nicht in Frage! Sein Lichtblick ist Lina (Christiane Paul), doch auch bei ihr versucht er das Bild zu erfüllen, von dem er denkt, dass es alle von ihm erwarten – das Bild des Borgas. Das ghanaische Wort Borga hat seinen Ursprung in dem deutschen Wort Hamburg. Es bedeutet so viel wie „Der reiche Onkel aus dem Ausland“.
  • Freitag, 02. Dezember 2022 - 20:30
    Fazit verschiedener Filmkritiken, die sich alle dem märchenhaften Charme dieses Geschichte nicht entziehen können: ================================= Mut zu altmodisch naiver Unterhaltung. Mit Inbrunst hebt die Geschichte einer Londoner Putzfrau der 1950er Jahre, die sich in Paris ein Haute-Couture-Kleid von Dior kaufen will, in die Gefilde eines wahr werdenden Wunschtraums ab. Lesley Manville spielt die Hauptfigur überzeugend als reines Klischee einer herzensguten, einfachen Frau, der die Sympathien zufliegen. Isabelle Huppert glänzt in der Rolle der Directrice des Modehauses, die der unwillkommenen Kundin die kalte Schulter zeigt. ================================= Dies ist ein enorm charmanter Film, der zum Teil in Budapest gedreht wurde, das für Paris herhalten musste, da die Stadt an der Seine von ihrer Architektur zum Teil schon zu modern geworden ist. Nichts an diesem Film ist wirklich überraschend, aber das macht ihn auch so heimelig. Ein Film, bei dem man sich wohlfühlen kann, der von einer Welt erzählt, die es so vielleicht nie gegeben hat, die aber ein gewisses märchenhaftes Flair ausstrahlt. ================================= Der Film ist warmherzig, aber nicht naiv. Er bewegt sich in den klassischen Bahnen des Erzählkinos mit einer vertrauten Heldinnenreise und ist dabei doch nie langweilig und reizlos, sondern voller Charme und Empathie. ================================= „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ erzählt die Geschichte der beliebten Romanreihe neu, ohne etwas an dieser oder dem Setting zu ändern. Die Tragikomödie um eine englische Putzfrau, die nach Paris reist, um dort ein Dior-Kleid zu kaufen, ist hübsch anzusehendes und sehr gut besetztes Zuckerwatte-Kino mit wenig Inhalt oder Sinn für Realismus, dafür aber einem hohen Wohlfühlfaktor. ================================= Fazit: Eine in der Hauptrolle großartig gespielte und im besten Sinne altmodische Dramödie mit einer märchenhaften Story, die von der Erfüllung eines Traums erzählt.
  • Donnerstag, 01. Dezember 2022 - 19:30
    Dokumentarisches Porträt über die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und ihr faszinierend vielfältiges Werk. ================================================================ Wunderkind, Skandalautorin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Sprachterroristin, Enfant terrible, geniale, verletzliche Künstlerin – zum allerersten Mal wird hier in einem Kinofilm die Geschichte von Leben und Werk der unvergleichlichen Elfriede Jelinek erzählt, der ersten österreichischen Schriftstellerin, die mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. ================================================================ Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek arbeitet seit den 1960er-Jahren an einem vielschichtigen Werk, das Lyrik, Prosa, Theater- und Hörspiele, Essays, Libretti, Drehbücher und Übersetzungen umfasst. 2004 wurde sie als erste österreichische Autorin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Das materialreiche Porträt versammelt Interviews, Archivbilder und neu eingesprochene Off-Texte aus Jelineks Werk, wobei ihr Umgang mit Sprache im Zentrum steht. In Gestalt der Collage findet der Film auf überzeugende Weise eine formale Entsprechung für die Montagetechniken von Jelinek. – Sehenswert ab 14
  • Freitag, 25. November 2022 - 20:30
    Eine ältere Frau hat alle Freude am Leben verloren, seitdem ihr Mann sie verlassen hat. Das ändert sich, als ein polnischer Arbeiter aushilfsweise den Job der Putzfrau übernimmt. Obwohl sie ohne ihn bald verkümmern würde, behandelt sie ihn nicht immer wohlwollend und kann sich nicht gegen das Stirnrunzeln ihrer Umgebung zur Wehr setzen. Erst als der Mann nach einer Demütigung den Kontakt abbricht, beginnt bei ihr ein Erkenntnisprozess. Das mit lakonischem Humor gespickte Porträt einer vernachlässigten Frau balanciert perfekt zwischen Stimmungslagen und Selbstbehauptung, wobei sich Satire und Gesellschaftsporträt, Vorurteile, Lebensdrama und saturierte Wohlstandsgefälligkeit die Waage halten. =============================================================== „Da kommt noch was“ ist eine wunderbar leise Komödie, die ihr Pulver nicht vorschnell verschießt, sondern den Biss der Satire nur sanft zwicken lässt. Insofern ist es ganz sinnig, dass der eigentlich plausible Originaltitel „Monday um zehn“ zum Filmstart in eine vieldeutigere und verheißungsvollere Version umgedichtet wurde. Damit ist nicht zu viel versprochen.-- =============================================================== Der Film erfasst das Umfeld seiner Protagonistin präzise und mit klugem Witz. Von den Dialogen über die Figurenzeichnung bis hin zur Interpretation von Ulrike Willenbacher und Zbigniew Zamachowski ist alles vollauf gelungen!
  • Donnerstag, 24. November 2022 - 19:30
    Anfang der 1960er-Jahre führt eine Höhlenexpedition eine Forschergruppe im unberührten kalabresischen Hinterland nahezu 700 Meter in die Tiefe. Zeitgleich wird im wohlhabenden Norden von Italien gerade das höchste Gebäude Europas fertiggestellt. Der Filmemacher Michelangelo Frammartino nimmt die Rekonstruktion einer historischen Expedition in den Abisso del Bifurto zum Ausgangspunkt einer dokumentarischen Fiktion über die Koexistenz von Landschaft, Tier und Mensch, Höhle und Kinoraum. In majestätischen, empfindsamen Tableaux und ohne Dialoge entfaltet sich eine gleichermaßen immersive wie kontemplative Erfahrung zwischen Forschung und Meditation. – Sehenswert ab 14. ===================================== Die Rekonstruktion einer historischen Höhlenexpedition als Ausgangspunkt einer meditativen dokumentarischen Fiktion über die Koexistenz von Landschaft, Tier und Mensch, Höhle und Kinoraum.
  • Dienstag, 22. November 2022 - 19:30
    Um das Grundnahrungsmittel Brot wird seit einigen Jahren zunehmend ein Kult gemacht. Doch obwohl die traditionelle Handwerksbäckerei eine Renaissance erfährt, kaufen die meisten Menschen ihr tägliches Brot im Supermarkt. Der Dokumentarfilm streift soziale, gesundheitliche und ökologische Aspekte des Brotbackens: Er blickt in kleine Bäckereibetriebe, wo noch mit den Händen geknetet und das Handwerk als Kunst gepflegt wird, schaut aber auch in die Produktionshallen großer Konzerne, wo mit neuester Technologie und künstlichen Aromen Brotimitate für den Massenmarkt entstehen. ===================================== Kein anderes Lebensmittel besitzt in unserer Kultur einen so fundamentalen Stellenwert wie Brot. Doch wissen wir eigentlich, was wir täglich essen? Harald Friedls neuer Dokumentarfilm BROT erzählt von der traditionellen Kunst des Brotbackens, die von engagierten HandwerksbäckerInnen mit neuem Leben erfüllt wird, und von großen Konzernen, die mit modernster Technologie ihrem Industriebrot zu Aroma und Geschmack verhelfen. Vor allem aber zeigt er, was Brot ausmacht und wie sich die sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Bedingungen in Brot verkörpern. Nach diesem Film werden Sie BROT mit anderen Augen sehen.rot. ===================================== „Bilder, die einem abwechselnd das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen oder kalte Gruselschauer den Rücken herunterschicken“ (Die Zeit) ===================================== „BROT ist ein Film, den man riechen und schmecken müsste.“ (Süddeutsche Zeitung ===================================== „Eine sinnliche Reise.“ (ORF)
  • Freitag, 18. November 2022 - 20:30
    Die Energie dieser burlesken Komödie, in der ein IT-­Experte, eine Friseurin und ein blinder ­Archivar auf der Suche nach einem adoptierten Kind unfreiwillig den Staat herausfordern, zieht einen in ihren Bann. =========== „Was dein Herz dir sagt – Adieu ihr Idioten!“ war ein riesiger Kassenerfolg in Frankreich und erhielt zahlreiche Kritikerpreise. Und doch ist die Tragikomödie um eine sterbende Mutter auf der Suche nach ihrem verlorenen Sohn und einen lebensmüden Programmierer kein Crowdpleaser. Da trifft absurder Humor auf herzzerreißende Tragik, eine unwirkliche Welt auf ein menschliches Zentrum, das einen bis zum Schluss gefangen hält – und darüber hinaus. =================================================== Albert Dupontels burleske Tragödie ist eine einfallsreiche Hommage an Terry Gilliams »Brazil« und wurde 2021 mit sieben Césars ausgezeichnet ========================== ADIEU IHR IDIOTEN! mit Virginie Efira in der Hauptrolle wurde im Jahr 2021 mit sechs Césars ausgezeichnet (u.a. Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch und Beste Kamera) und hatte in Frankreich über 2 Millionen Besucher. ========================0 Eine gelungene Satire auf die moderne Welt mit einem Hauch von Bonnie & Clyde, ein Road Movie steckt auch noch drin und eine Buddystory mit ein paar Slapstick-Elementen um drei vollkommen gegensätzliche Personen, die das Schicksal zusammenbringt: die Friseurin Suze, der IT-Nerd JB und der blinde Archivar Blin. Zu dritt machen sie sich auf die Suche nach Suzes verlorenem Sohn, verfolgt von der Polizei und von dem Wissen, dass sie eigentlich Versager sind. Die erfreulich durchgeknallte Tragikomödie ist vieles, z. B. ziemlich anspruchsvoll, aber eines ganz gewiss nicht: langweilig. Virginie Efira („Birnenkuchen und Lavendel“) führt das brillante Darstellerensemble an, Albert Dupontel als JB und Nicholas Marié als Blin sind ihre Partner in einem gagreichen Film voller Überraschungen, mit prachtvoll coolen Dialogen und vielen wunderbar fiesen, kleinen Details. Dafür gab es einen regelrechten Preisregen bei der César-Vergabe u. a. für Regie, Drehbuch und den Film insgesamt.
  • Dienstag, 15. November 2022 - 19:30
    Eine junge Berliner Altenpflegerin mit iranischen Wurzeln wird Opfer eines rassistischen Angriffs, den sie nur mit Mühe überlebt. Danach ist ihr Selbstbewusstsein massiv angeknackst. Es kostet sie viel Energie, Wut und Angst, um die Ohnmachtsgefühle zu besiegen und den Weg in ein selbstbestimmtes Leben zurückzufinden. Das sensibel inszenierte Drama erzählt in fast dokumentarischer Unmittelbarkeit und mit großer Glaubwürdigkeit eine bewegende Geschichte von Selbstermächtigung, Resilienz und Zugehörigkeit. Zugleich positioniert sich der Film gegen rechte Tendenzen und plädiert für eine offene Gesellschaft. - Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 11. November 2022 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Frankreich, Camino, 2022
    Eine erfolgreiche Pariser Verlegerin um die 60 begegnet nach langer Zeit ihrer ersten großen Liebe wieder. In melancholischen Erinnerungen versunken, kreisen ihre Gedanken fortan um die zahlreichen Enttäuschungen ihres Lebens. Dabei taucht immer wieder die Ahnung eines traumatischen Verlusts auf, der aber zu schmerzhaft ist, um ihn sich einzugestehen. Es obliegt primär der Präsenz der überzeugenden Hauptdarstellerin, ein pittoresk ausgestattetes Spiegelkabinett voller verdrängter Erinnerungen zusammenzuhalten, dessen nicht immer zuverlässige Fragmente wechselhafte Schlaglichter auf ihr Leben werfen. - Ab 14. ========================================== Isabelle Huppert und Lars Eidinger spielen ein Liebespaar im wunderbar melancholischen, versponnenen Film "Die Zeit, die wir teilen". (Süddeutsche Zeitung)
  • Donnerstag, 10. November 2022 - 19:00
    Philosophisches Kino heißt: Vortrag durch Dr. Achim Sohns, der die philosophische Struktur des Films offenlegt – Film sehen – Film diskutieren (Philosophische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.). ================================================== Was bedeutet es für das menschliche Selbstbewusstsein, seine Selbstwahrnehmung, wenn sich Maschinen in selbstreferentiellen Prozessen autonom entwickeln, anfangen autonom mit ihm zu kommunizieren, und wenn Menschen künstliche von Maschinen oder rein gentechnisch gefertigte Bestandteile, Maschinenteile, in sich tragen? Wird der emphatische Homo ludens, der spielende Mensch, überflüssig oder bilden die neuen Verbindungen eine neue Realität und Qualität? ================================================== "Ex machina" handelt von der Möglichkeit und dem "Freiheitsdrang" der Künstlichen Intelligenz, einer neuen "Singularität" (Ludwig Wittgenstein, Nick Bostrom). ================================================== Ein junger Programmierer wird für die Teilnahme an einem bahnbrechenden Experiment im Bereich künstliche Intelligenz ausgewählt. Er soll die menschlichen Qualitäten einer atemberaubenden Roboterfrau testen. Er zieht dafür für eine Woche in die einsam gelegene Villa seines Chefs, der auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz forscht. Durch geschickte Fragen soll er herausfinden, ob eine bildschöne Androidin über Gefühle und Sehnsüchte verfügt. Bald gerät er in ein komplexes Beziehungsdreieck, weil Schöpfer und Kreatur ihre jeweils eigene Agenda verfolgen. Meisterlich inszenierter Science-Fiction-Film, der anspruchsvoll und spannend die Bedingungen und Folgen künstlicher Intelligenz zum Thema macht. Die kühle und strenge Gestaltung überzeugt dabei ebenso wie die elegante Kameraarbeit, die gezielt mit Lichtwechseln und Schärfeverlagerungen arbeitet.
  • Freitag, 04. November 2022 - 20:30
    Eine Hebamme ist beim kirchlichen Abendmahl so sehr vom Messwein begeistert, dass sie anderntags eine Weinhandlung besucht und sich prompt in den älteren Weinhändler verguckt. Um ihn wiederzusehen, regt sie eine öffentliche Weinprobe an. Allmählich verlieben sich die beiden ineinander, doch unbewältige Erfahrungen aus der Vergangenheit stehen ihrem Glück im Weg. Leichte, gut gespielte Boulevardkomödie. Die Liebe zu erlesenen Weinen, generiert sowohl absurd-komische als auch nachdenkliche Szenen. =================== Jacques (Bernard Campan), ein mürrischer Mitfünfziger und schon viel zu lange Single, betreibt einen kleinen Weinladen und pflegt zu seinen Weinen eine innigere Beziehung als zu Menschen. Die charmante Hebamme Hortense (Isabelle Carré) hat zwar ein großes Herz, aber niemandem mit dem sie es teilen kann außer ihrer Katze und ihrer verbitterten Mutter. Durch Zufall landet Hortense eines Tages in Jacques´ Weinladen: zwei Welten – die unterschiedlicher nicht sein könnten – prallen aufeinander und doch merken beide, dass da was ist, am jeweils anderen, das sie nicht loslässt. Zunächst scheint das Glück auf ihrer Seite, doch dann nehmen Missverständnisse ihren Lauf und als beide dann noch von ihrer Vergangenheit, unerfüllten Träumen und großen Hoffnungen eingeholt werden, ist Chaos vorprogrammiert.
  • Donnerstag, 03. November 2022 - 19:30
    Der Film "Dancing Pina" zeigt, wie junge Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt die Werke der legendären Choreografin neu entdecken. ============================ Zwei unterschiedliche Tanzensembles studieren frühe Arbeiten der 2009 verstorbenen Choreografin Pina Bausch ein, „Iphigenie auf Tauris“ an der Semperoper in Dresden, „Le Sacre du Printemps“ an einer Tanzakademie in Senegal. Die Kamera macht den Tanz als grafisches Ereignis sichtbar, während die Montage in ihrem gemessenen und unprätentiösen Rhythmus selbst an Bauschs Choreografien erinnert. Spannung gewinnt der Film dabei vor allem aus den Bewegungen selbst, ihrem Pendeln zwischen Versuch, Gelingen und Scheitern, zwischen Einzelkampf und orchestriertem Ganzen. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 28. Oktober 2022 - 20:30
    Ingwer, 47 Jahre alt und Dozent an der Kieler Uni, fragt sich schon länger, wo eigentlich sein Platz im Leben sein könnte. Als seine „Olen“ nicht mehr allein klarkommen, beschließt er, dem Leben in der Stadt den Rücken zuzukehren, um in seinem Heimatdorf Brinkebüll im nordfriesischen Nirgendwo ein Sabbatical zu verbringen. Doch den Ort seiner Kindheit erkennt er kaum wieder: auf den Straßen kaum Menschen, denn das Zusammenleben findet woanders statt, keine Dorfschule, kein Tante-Emma-Laden, keine alte Kastanie auf dem Dorfplatz, keine Störche, auf den Feldern wächst nur noch Mais, aus gewundenen Landstraßen wurden begradigte Schnellstraßen. Als wäre eine ganze Welt versunken. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Knicks und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und seine Eltern mit dem Gasthof sitzen ließ? Wann verschwand die Mttagsruhe mit all ihren Herrlichkeiten und Heimlichkeiten? Sönke Feddersen, de Ole, hält immer noch stur hinter seinem Tresen im alten Dorrrug die Stellung, während Ella, seine Frau, mehr und mehr ihren Verstand verliert. Beide lassen Ingwer spüren, dass er sich schon viel zu lange nicht um sie gekümmert hat. Und nur in kleinen Schritten erkennt er, dass er noch längst nicht alle Geheimnisse entblättert hat. Lars Jessens Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Dörte Hansen ist eine große Erzählung über die Menschen des Nordens
  • Donnerstag, 27. Oktober 2022 - 19:30
    Dokumentarische Reise durch die Welt der Wagnerianer von Venedig über Lettland, Israel, Abu Dhabi und die USA bis nach Japan. Im Zentrum des Films steht das Festspielhaus in Bayreuth und die Arbeit hinter den Kulissen. ============================================ Der Komponist Richard Wagner (1813-1883) gehört zu den umstrittensten Künstlern der Weltgeschichte, der mit seiner gigantomanischen Musik polarisierte und als bösartiger Antisemit in die Geschichtsbücher einging. Von seinen Anhängern wird er jedoch mit fast religiöser Inbrunst verehrt. Der Dokumentarfilm spürt der Wagner-Leidenschaft von Bayreuth und Venedig bis nach Japan und sogar Israel nach und zeigt viele Facetten unter den „Wagnerianern“ auf. Zudem macht er die Vorteile einer offenen Auseinandersetzung mit kontroversen Kulturgütern deutlich. - Ab 14
  • Montag, 24. Oktober 2022 - 19:30
    Wer glaubt, dass man das Thema der sozialen Ghettos in Deutschland nicht mehr variieren kann, sollte sich diesen Film ansehen, der eine queere Thematik ohne jede Verrenkung damit verbindet. (EPD-Film) =================== Sehr lässig, sehr komisch – und damit ein seltenes Ereignis im deutschen Kino: Das Debüt des Regisseurs Florian Dietrich zeigt einen jungen Mann, der seine Freiheit gegen deutsche Behörden behaupten muss. (DER SPIEGEL 38/2021) =================== Nominierung Deutscher Filmpreis für Farba Dieng in der Katgorie "Beste männliche Hauptrolle"
  • Freitag, 21. Oktober 2022 - 20:00
    Neuverfilmung und zugleich erste deutsche Adaption des berühmten Antikriegsromans von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929: Paul Bäumer und seine Klassenkameraden Albert und Müller melden sich im Ersten Weltkrieg von der Schulbank weg an die Front, aufgeputscht von patriotischen Idealen und Abenteuerlust. Nach kurzem Drill in der Kaserne werden die Teenager nach Frankreich verschickt, und kaum in den Schützengräben angekommen, sind sie mit dem Krieg als furchtbarem Gemetzel konfrontiert. Der Glaube an den ehrenvollen Kampf fürs Vaterland geht in Kugelhagel und allgegenwärtigem Tod und Grauen unter, auch Vorurteile über Recht und Unrecht des Krieges und über den Feind lösen sich auf. Bald zählt nur noch der blanke Wille zu überleben. Nachdem bereits einige seiner engsten Freunde und Kameraden gefallen sind, muss Paul beim Heimaturlaub erkennen, dass dort niemand seine Verbitterung nachvollziehen kann. ============================================== "Die aufwändig realisierte Literaturverfilmung setzt teilweise andere Akzente als der Roman und die Erstverfilmung aus dem Jahr 1930 und greift zusätzliche politische Themen auf, wie die Friedensverhandlungen im Salonwagen von Compiègne (1918). Der neue Film des aus Wolfsburg stammenden Regisseurs Edward Berger ist der deutsche Oscar-Kandidat für 2023.
  • Freitag, 14. Oktober 2022 - 20:30
    Als die Karriere einer Ballerina nach einem Unfall auf Eis liegt und vor dem Aus steht, muss eine junge Französin ihr Leben neu ausrichten. In einem Kulturzentrum in der Bretagne schließt sie sich zögerlich einer modernen Tanzcompagnie an und beginnt eingefahrene Vorstellungen zu hinterfragen. Der heitere Film handelt von einer Selbstsuche, bei der die ernsten Themen mit humoristischen Einlagen und skurrilen Nebenfiguren aufgelockert werden. Zwar bleibt die solide Inszenierung überwiegend auf vertrautem Terrain, überzeugt aber mit der Entscheidung, von der langsamen Veränderung der Hauptfigur mit fesselnden Tanzszenen zu erzählen. – Ab 14. ================================================ Elise wird bei einem Auftritt im Alter von 26 Jahren verletzt. Obwohl man ihr sagt, dass sie nicht mehr tanzen kann, versucht sie, eine neue Richtung im zeitgenössischen Tanz zu finden. ============================ Fazit: Auch Cédric Klapischs neue Tragikomödie ist ein waschechter Wohlfühlfilm und noch dazu ein ausgezeichneter. Anders als andere Tanzfilme ist Klapischs Annäherung an diese Kunstform weder düster noch intrigant, sondern bleibt bis zur letzten Minute leichtfüßig. Hofesh Shechters Musik und Choreografien sind Weltklasse, und Hauptdarstellerin Marion Barbeau ist eine Entdeckung. Ein Tanzfilm über das Leben, die Liebe und Leidenschaft. Umwerfend und urkomisch! Falk Straub – Spielfilm.de ============================== In Frankreich war „Das Leben ein Tanz“ ein großer Kinoerfolg. Cédric Klapisch hat in Interviews vermutet, das könnte daran liegen, dass das Publikum nach zwei Corona-Jahren besonders gierig auf Geschichten über Bewegung und Begegnung sei. Aber „En corps“ ist einfach ein sehr guter Film. FAZ =========================================================================== So hat man Ballett lange nicht im Kino gesehen. Der Film „Das Leben ein Tanz“ vom französischen Regisseur Cédric Klapisch vibriert regelrecht. Tagesspiegel
  • Donnerstag, 13. Oktober 2022 - 19:00
    Philosophisches Kino heißt: Vortrag durch Dr. Achim Sohns, der die philosophische Struktur des Films offenlegt – Film sehen/Film diskutieren (Philosophische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.). ================================================== Was bedeutet es für das menschliche Selbstbewusstsein, seine Selbstwahrnehmung, wenn sich Maschinen in selbstreferentiellen Prozessen autonom entwickeln, anfangen autonom mit ihm zu kommunizieren, und wenn Menschen künstliche von Maschinen oder rein gentechnisch gefertigte Bestandteile, Maschinenteile, in sich tragen? Wird der emphatische Homo ludens, der spielende Mensch, überflüssig oder bilden die neuen Verbindungen eine neue Realität und Qualität? ================================================== "Blade Runner" behandelt – begleitet von der Jahrhundertmusik von Vangelis – das Über-Menschliche im menschlichen Klon, die menschliche Hybris und noch viel mehr (Nietzsche, Descartes). ================================================== 2019: Blade Runner (staatlicher Kopfgeldjäger) Deckard (Harrison Ford) muss vier Replikanten (Androiden) verfolgen und versuchen, sie zu eliminieren, weil sie ein Raumschiff gestohlen haben und zur Erde zurückgekehrt sind, um ihren Schöpfer zu finden. Deckard ist halb Cop, halb Detektiv. Ein Kopfgeldjäger. Roy Batty ist halb Mensch, halb Maschine. Oder ist doch alles anders?
  • Dienstag, 11. Oktober 2022 - 15:00
    Eine temperamentvolle, unangepasste Zehnjährige verliebt sich in einen neuen Mitschüler, wobei es ihr schwer fällt, mit den neuen Empfindungen umzugehen. Hin- und hergerissen zwischen Schwärmerei und Eifersucht handelt sie impulsiv, aber auch verletzend und verstrickt sich in manche Lüge sowie in eine Intrige. Eine ebenso temperamentvolle wie einfühlsame (Kinder-)Liebesgeschichte, die mitunter am Rand einer Katastrophe entlang schrammt, bevor am Ende alles gut wird. Vorzüglich inszeniert und gespielt, begegnet der Film seiner fantasiebegabten Protagonistin stets auf Augenhöhe und nimmt ihre Gefühle und Fantasien, Sorgen und Ängste jederzeit ernst.
  • Freitag, 07. Oktober 2022 - 20:30
    Sara wird die perfekte Wohnung angeboten: geräumig, sehr hell, luxuriös und so preiswert. Es gibt nur ein Problem: Sie kann erst einziehen, wenn die derzeitige Besitzerin, die ältere Lola, stirbt. ======================= Eine Geschäftsfrau, die eine Trennung von ihrem Mann erwägt, findet in Sevilla eine sehr günstige Wohnung. Der Haken daran ist, dass die alte Besitzerin nach dem Verkauf bis zu ihrem Tod dort wohnen bleiben will. Die beiden charakterlich sehr unterschiedlichen Frauen reiben sich anfangs aneinander, kommen einander aber zusehends doch näher. In den Hauptrollen ausgezeichnet gespielte Tragikomödie, die mit feiner Melancholie von Wohnungsnot, Existenzängsten in Wirtschaftskrise und Leistungsgesellschaft, Einsamkeit und Vereinzelung erzählt. Der Schauplatz Sevilla erscheint dabei realistisch und ohne pittoreske Klischees. ======================= Der Verfilmung des Theaterstücks »100 m²« sieht man seinen Ursprung zwar noch an, doch die scharfen Dialoge zwischen zwei Frauen aus zwei Generationen verfangen ebenso auf der Leinwand wie auf der Bühne.
  • Freitag, 30. September 2022 - 20:30
    Kategorien: Komoedie, Archiv, Schweiz, Warner, Scope, 2022
    Der Leiter eines Schweizer Bestattungsunternehmens fährt bei einer Fahrt nach Montpellier auf einer Landstraße einen Fahrradlieferanten an und wird ihn von da an nicht mehr los. Der Mann leidet an zerebraler Kinderlähmung, entpuppt sich trotz seiner unkoordinierten Bewegungen aber als Hobby-Philosoph, der ständig ein passendes Zitat auf den Lippen hat. Tragikomödie über eine ungewöhnliche Männerfreundschaft, bei der sich die Figuren durch ihre unterschiedliche Beschäftigung mit dem Tod näherkommen. Der charmante und anspruchsvolle Film kreist auch um die Frage, was Glück und ein erfülltes Leben ausmachen, und überzeugt auch in den Nebenepisoden. – Sehenswert ab 14
  • Donnerstag, 29. September 2022 - 19:30
    Niederländerin Geertruida Wijsmuller-Meijer (1896-1978), bekannt geworden als „Tante Truus“, rettete während der Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Transporten nach England mehr als 10.000 jüdische und „nicht-arische“ Kinder. Zu den geretteten Kindern, die heute zwischen 85 und 98 Jahre alt sind, gehört auch der 1924 in Celle geborene Kurt Roberg. ================================================================= Die beiden Regisseurinnen kamen nach der Premiere in Kontakt mit zwei weiteren "Kindern von Truus", die ihr Überleben dem Mut und Einfallsreichtum von Truus Wijsmuller verdanken. Einer von ihnen ist der in Celle geborene Kurt Robert, der 1939 in die Niederlanden zu seinem Onkel flüchtete. Dieser hatte einen zufälligen Kontakt mit Joop Wijsmuller, Ehemann von Truus. Und so entkam Kurt Roberg 1941 mit 12 weiteren Kindern aus dem besetzten Europa. ================================================================= Die beiden Regisseurinnen haben in diesem Jahr ein Interview mit dem 98-jährigen Kurt Roberg geführt und filmisch dokumentiert. Eine 15-minütige Zusammenfassung dieses Interviews wird vor dem Film „Truus‘ Children“ gezeigt.
  • Freitag, 23. September 2022 - 20:30
    Funkensprühende Dialoge, perfektes Timing, Penélope Cruz und Antonio Banderas in selbstironischer Höchstform – in dieser herrlich überdrehten Metakomödie über das Filmemachen stimmt einfach alles.
  • Donnerstag, 22. September 2022 - 19:30
    Seit 1970 wird im grenzüberschreitenden Nationalpark Bayerischer Wald die Natur sich selbst überlassen. Was lange Zeit heftig umstritten war, ist inzwischen ein weithin anerkanntes Konzept, das in zahlreichen Ländern Nachahmer fand. Der Dokumentarfilm vereint in nahezu perfekter Balance Emotionen und Fakten über das größte geschützte Waldgebiet Europas und zeigt die reiche Tier- und Pflanzenwelt der Landschaft. Die Kraft der Natur steht dabei gegen den Kontrollzwang des Menschen, der sich in dieser Region mit der Rolle des Beobachtenden und Lernenden zufriedengeben muss. – Sehenswert ab 12.
  • Freitag, 16. September 2022 - 20:30
    Kammerspiel um eine der wichtigsten Fragen des Lebens: Wie komme ich zu gutem Sex? Emma Thompson spielt eine pensionierte Lehrerin, die sich nach Jahrzehnten einer frustrierten Ehe einen Callboy leistet. Wichtiger als der Sex erweist sich dabei einmal mehr das Reden von Frau zu Mann – nicht nur über Sex. Obwohl in diesem Film um eine pensionierte Lehrerin und einen Callboy mehr gesprochen als gekuschelt wird, ist er ungeheuer erregend.
  • Donnerstag, 15. September 2022 - 19:30
    Bettina Wegner, geboren 1947 in Westberlin, aufgewachsen in Ostberlin, mit 36 Jahren ausgebürgert, seither „entwurzelt“. Der Werdegang der Liedermacherin gehört zu den spannendsten Lebensläufen des 20. Jahrhunderts. Es ist der Weg von einem Kind, das Stalin glühend verehrte, über eine hoffnungsfrohe Teenagerin, die mit ihren eigenen Liedern eine Gesellschaft mit bauen möchte, hin zu einer beseelten Künstlerin mit einer unerschütterlichen humanistischen Haltung. ===================================================== Seit 50 Jahren auf der Bühne: Liedermacherin BETTINA WEGNER. Der Werdegang der Liedermacherin (Sind so kleine Hände) gehört zu den spannendsten Lebensläufen des 20. Jahrhunderts. Ihren Lebenswg kreuzten z.B. Menschen wie Thomas Braasch, Wolf Biermann, Gregor Gysi, Oskar Lafontane, Joan Baez. ===================================================== Die DDR-Sängerin Bettina Wegner wurde 1983 zwangsweise aus der DDR ausgebürgert, nachdem sie schon viele Jahre lang an der Ausübung ihrer Kunst gehindert worden war. Der Dokumentarfilm rekapituliert nicht nur die Biografie einer überzeugten Sozialistin und ihre einflussreichen Lieder, sondern forscht intensiv ihrem Lebensgefühl der Entwurzelung nach, das bis heute nicht aus ihrem Leben verschwunden ist. Die besondere Form der ostdeutschen Folksongs, ihr Pathos und das enorme Vertrauen in die Wirkung der Worte, zeugt noch immer vom Glauben an die verbindende Kraft der Sprache. – Sehenswert ab 14
  • Freitag, 09. September 2022 - 20:30
    Landstreicher Charlie als Retter eines Millionärs, der nur im Suff Freundschaft und Großzügigkeit zeigt, und als selbstloser Verehrer eines blinden Blumenmädchens, für dessen Heilung er sogar zu arbeiten bereit ist, das er jedoch verliert, als es sein Augenlicht zurückgewinnt. Eine ironische und sozialkritische Tragikomödie voller Menschlichkeit, Güte und Optimismus, die zwischen 1928 und 1931 entstand. Obwohl sich inzwischen der Tonfilm etabliert hatte, blieb Chaplin beim stumm gedrehten und mit musikalischen Effekten untermalten Film und feierte damit einen seiner größten Publikumserfolge. – Sehenswert ab 10. (Filmdienst)
  • Donnerstag, 08. September 2022 - 19:30
    Im Wien der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelt ein visionärer und bahnbrechender Sigmund Freud die Psychoanalyse, bis er 1938 von den Nationalsozialisten ins Exil nach London gezwungen wird. Ein intimes Porträt, das auf Freuds Korrespondenzen und Texten basiert und auch aus der Perspektive seiner Tochter Anna erzählt. Anhand seltener Archivbilder und seiner Briefe wird ein Porträt Sigmund Freuds gezeichnet, das seine Beziehung zu seiner Familie und seinen Freunden offenbart.
  • Freitag, 15. Juli 2022 - 20:30
    Ein armer Junge aus einem indischen Dorf entdeckt seine Liebe zum Kino und beschließt allen Widerständen zum Trotz, selbst die Kunst des filmischen Erzählens zu erlernen. Mit großem Einfallsreichtum und Witz experimentieren er und seine Freunde mit altem Filmmaterial und einem alten Projektor, bis die Digitalisierung dem einen Riegel vorschiebt. Eine autobiografisch geprägte und auch nostalgisch überhöhte Liebeserklärung an den Erlebnisort Kino, die die Faszination des projizierten Lichts und die Magie der bewegten Bilder in sinnlichen Sequenzen erfahrbar macht, ohne sich in Sentimentalitäten zu verlieren.
  • Freitag, 01. Juli 2022 - 20:30
    Eine junge Norwegerin tut sich schwer damit, ihren Platz im Leben zu finden, hat ihr Studium abgebrochen und arbeitet in einer Buchhandlung. Auch in Beziehungen ist sie sprunghaft, sodass die Bindung an einen älteren Comiczeichner sie überfordert und zu einem Mann ihres Alters treibt, dessen Energie wiederum eigene Probleme hervorbringt. Ein sanft ironisches, leicht erzähltes, dabei aber tiefgründiges und prägnantes Drama um die Selbstfindung einer jungen Frau in einer undurchsichtigen Welt. Mit großer Sensibilität arbeitet der Film den Einfluss technologischer und sozialer Umbrüche auf die Figuren heraus, verfällt dabei aber nicht in Kulturpessimismus, sondern bleibt lebensbejahend und voller untergründigem Humor. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 24. Juni 2022 - 20:30
    Fünf Jahre lang dauerte der Kampf der Bremer Hausfrau Rabiye Kurnaz, bis ihr Sohn Murat, der kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als Terrorist verdächtigt und ohne Anklage im Gefangenenlager Guantanamo interniert wurde, wieder freikam. Das beherzte Drama zeichnet mit viel Esprit und Verve das Ringen der couragierten Frau mit dem lockeren Mundwerk nach, wobei der Film in ihrem trockenen Rechtbeistand einen humorvollen Kontrapunkt findet und überdies das Versagen der deutschen Behörden anprangert. In den Hauptrollen überwältigend gespielt. – Filmdienst ===================================================================================== Die Süddeutsche Zeitung titelt: "Meisterwerk" ("dem das Kunststück gelingt, ein vom Schicksal zusammengewürfeltes Paar aus dem wirklichen Leben in ein Traumpaar des Kinos zu verwandeln.")
  •   Sonntag, 19. Juni 2022 - 16:30 bis Sonntag, 19. Juni 2022 - 18:45
    Emma züchtet und schlachtet Schweine auf ihrem heruntergekommenen, hoffnungslos verschuldeten Bauernhof, der kurz vor der Zwangsversteigerung steht. Seit Jahren betet sie vor dem Schlafengehen: “Lieber Gott, mach mich reich oder glücklich.” – von "und" war eigentlich nie die Rede. Aber eines Nachts wird Emma von einem lauten Knall geweckt – nicht mal eine halbe Stunde später hat sie eine Tüte voller Geld unter ihrer Matratze und einen bewusstlosen Mann auf ihrem Bett liegen – Max. Er hat seinem Freund Hans Schwarzgeld und einen Ferrari geklaut, mit dem er in der Kurve von der Landstraße abgekommen und so auf Emmas Hof gelandet ist. Der Beginn einer skurrilen und herzzerreißenden Liebesgeschichte.
  • Freitag, 10. Juni 2022 - 20:30
    Im Chaos einer Notaufnahme treffen ein Gelbwesten-Demonstrant und eine wohlsituierte Zeichnerin aufeinander: In einem Wahnsinnstempo thematisiert Catherine Corsini Pflegenotstand und die Spaltung der Gesellschaft. (Britta Schmeis) =========== Gesellschaft in der Druckkammer: Politisches Kino, wie man es in Deutschland gar nicht kennt. (Rüdiger Suchsland) =========== Catherine Corsinis Krankenhauskomödie ist ein höchst vergnügliches und hellsichtiges Kammerspiel über die französischen Zerwürfnisse (Dunja Bialas)
  • Freitag, 03. Juni 2022 - 20:30
    Der Brite Louis Wain (1860-1939 – dargestellt von Benedict Cumberbatch) zählt zwar nicht zu den bedeutenden Malern der Welt, doch seine oft vermenschlichten Bilder von Katzen erfreuten sich im viktorianischen England großer Beliebtheit. Der biografische Film fokussiert auf Wains künstlerisches Werk und seine labile Gemütsverfassung, die ihn im Alter in die Armut führte. Die Inszenierung des biografischen Films lebt ganz von der Kunst des Hauptdarstellers, der den exzentrischen Katzenmaler zu eindringlichem Leben erweckt.
  • Freitag, 27. Mai 2022 - 20:30
    Kategorien: Archiv, Frankreich, 24Bilder, 2022, SE, FRDE
    Zwei soziale Welten und zwei ungleiche Frauen prallen in dem schillernden Universum der Pariser Haute Couture aufeinander. Die erfahrene Direktrice Esther steht kurz vor dem Ruhestand und bereitet für Dior ihre letzte Haute Couture Kollektion vor. In der Metro wird sie bestohlen, doch die Diebin hat ein schlechtes Gewissen und möchte die erbeutete Handtasche zurückgeben. So lernen sich Esther und die rebellische junge Jade aus den Banlieue kennen. Trotz des Diebstahls möchte Esther dem Mädchen ein Chance bieten: eine Praktikumsstelle in dem Haute Couture-Atelier. Für Esther ist es die letzte Gelegenheit ihre Überzeugung an eine junge Frau weiterzugeben: Es muss Schönheit erschaffen werden, denn sie ist von größter Notwendigkeit in einer instabilen Welt. Doch auch hinter den Wänden des Ateliers brodelt es. ============== HAUTE COUTURE zeigt einen authentischen Blick hinter die Kulissen eines Haute Couture-Ateliers und blickt auf die aufwendigen, mit viele Liebe zum Detail gefertigten Handarbeiten, die hinter den atemberaubenden Entwürfen liegen. Gleichzeitig gelingt der Regisseurin ein sensibles Porträt zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dargestellt von der großartigen Nathalie Baye und Lyna Khoudri. Für die Dreharbeiten holte sich die Regisseurin die erfahrene Kostümbilderin Justine Vivien an Bord, die viele Jahre für Dior Héritage im Atelier gearbeitet hat und beratend zur Seite stand.
  • Montag, 23. Mai 2022 - 19:00
    Ein Dorf stirbt, wenn es keine Treffpunkte mehr gibt, keinen Markt und keinen Bäcker. Die Filmemacherin Antje Hubert begegnet Menschen, die das Landleben aufblühen lassen, weil sie sich dem Trend entgegenstellen, der alle zu den Discounter-Hallen auf der grünen Wiese treibt. Dass ein Dokumentarfilm über bewussten Konsum unser Leben ändern wird, ist eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht erkennen wir, wie wertvoll ein Tante-Emma-Laden – oder wie in diesem Fall in Müden/Örtze ein Tante-Hanna-Dorfladen – doch sein kann. Und merken, dass ein einfaches Glas Rotwein dort ganz fantastisch sein kann. (Süddeutsche Zeitung)
  • Freitag, 20. Mai 2022 - 20:30
    Ein New Yorker Radioreporter muss sich um den frühreifen Sohn seiner Schwester kümmern und nimmt ihn mit auf eine Interview-Tour quer durch das ganze Land, bei der er junge Menschen nach ihren Ängsten und Hoffnungen befragt. Während des Trips lernt er nicht nur viel Neues über sich, sondern muss mit seinem Neffen auch eine für beide befriedigende Beziehung aushandeln. Der stille, in Schwarz-weiß gedrehte Film entwirft ein wahres Panorama des Lebens und schafft mit leichter Hand Raum für alle wichtigen Fragen. Ein zutiefst humanistisches Meisterwerk, das so intelligent wie melancholisch flexible Formen der Vergemeinschaftung erkundet und nachdrücklich für die Kraft des zugewandten Gesprächs plädiert. (Filmdienst) === Dieser Film ist so leise und zart, dass man wohl brüllen müsste, wie großartig er ist, damit er nicht untergeht im Getöse der Zeit. (Süddeutsche) === "Ich habe soeben den schönsten Film über Eltern und Kinder aller Zeiten gesehen – überhaupt ist COME ON, COME ON ein Meisterwerk." (Der Spiegel) === »C'mon C'mon« berührt existenzielle Themen auf eine nahbare, unverstellte Weise. Es geht um das Erinnern und Vergessen, die schönen Momente, die irgendwann nur noch Fragmente sind. Mit seinen Aufnahmen, erzählt Johnny einmal, kann er das Alltägliche unvergänglich machen. Genau das gelingt auch Mills, in seinem zauberhaften Film.(EPD) === Der Meister des autofiktionalen US-Independent-Kinos überzeugt mit Come on, Come on erneut auf allen Ebenen – derartig kluges und zärtliches Kino gibt es viel zu selten. – Mike Mills' erstaunlicher, unvergleichlicher Film (artechok) === Regisseur Mike Mills gelingt ein sensibles Psychogramm in Schwarzweiß – mit perfekter Balance zwischen Witz und Ernst. (Kunst & Film)
  • Donnerstag, 19. Mai 2022 - 19:30
    Neno, Saniye und Hêvîn sind drei kurdische Frauen aus drei Generationen. Alle stammen ursprünglich aus Dörfern im Osten der Türkei und leben jetzt in Berlin. Jede Frau erzählt ihre Geschichte. Serpil Turhans Film „Köy“ (türkisch für Dorf), handelt von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Sicherheit – und von der Freiheit des Ichs. ===== Drei kurdische Frauen verschiedener Generationen erzählen in Interviews, die in einem Zeitraum von drei Jahren entstanden sind, von sich und ihrem Leben in Deutschland und der Türkei. Die älteste ist die Großmutter der Regisseurin und hat sich in ihrem Leben mit viel Mut über etliche Widrigkeiten hinweggesetzt. Die beiden jüngeren kämpfen auf ihre Weise als Frauen und Individuen gegen überkommene Traditionen, Vorurteile der deutschen Mehrheitsgesellschaft und politische Repression. Ihre Geschichten von Familie, Selbstbestimmung und dem Pendeln zwischen zwei Ländern legen offensichtliche Ähnlichkeiten, aber auch individuelle und familiäre Unterschiede in (post-)migrantischen Biografien offen.
  • Freitag, 13. Mai 2022 - 20:30
    Im Herzen des tibetischen Hochlands begibt sich Natur- und Wildlife-Fotograf Vincent Munier zusammen mit dem Schriftsteller Sylvain Tesson auf die Suche nach dem Schneeleoparden. Nur noch wenige Exemplare der gefährdeten und scheuen Art sind in freier Wildbahn anzutreffen. Tagelang durchstreifen die beiden Männer das Gebirge, lesen Spuren, werden mit der Landschaft eins. Geduldig harren sie aus, beobachten und fotografieren. Ihre langsame Jagd nach dem Schneeleoparden entwickelt sich dabei zu einer inneren Reise, einem stillen Dialog über den Platz des Menschen in einer verschwindenden Welt. Herausgekommen ist ein Film von überwältigender Schönheit, der in Frankreich ein Millionenpublikum begeistert. Tesson hat seine Erfahrungen im Buch "Der Schneeleopard" (Rowohlt Verlag, über Monate auf der Spiegel-Bestsellerliste) verarbeitet, der 3-malige "BBC Wildlife Photographer of the Year" Munier seine atemberaubenden Fotografien im Bildband "Zwischen Fels und Eis" (Knesebeck Verlag) auf Papier gebannt. Die Musik steuerten Nick Cave und Warren Ellis zum Film bei. César 2022: Ausgezeichnet als Bester Dokumentarfilm
  • Freitag, 06. Mai 2022 - 20:30
    Der magische Realismus des Film lässt einem das Allerungewöhnlichste wie das Allernormalste sehen. Die achtjährige Nelly freundet sich mit der gleichaltrigen Marione an. Nelly erkennt in Marion ihre Mutter. In Marions Mutter trifft Nelly ihre gerade verstorbene Großmutter in jungen Jahren und kann zu dieser nun am Ende »Au Revoir« sagen und sich gebührend verabschieden, was sie bei ihrer verstorbenen Großmutter verpasst hatte. Der Film zeigt zwei kleine Mädchen, die einander und aneinander glauben und erzählt von dem Band von Müttern zu ihren Töchtern. Das Leben wird gern als Kreislauf beschrieben – hier erscheint es als Staffellauf. ================ Im Kino ist alles möglich. Und alles erlaubt. Man kann jetzt als Zuschauer deuten, inter­pre­tieren, man kann diese Wendung ins Phan­tas­ti­sche als ein naives oder roman­ti­sches Märchen auffassen, als eine Form magischer Realismus, man kann dem Ganzen eine psycho­ana­ly­ti­sche oder therapeutische Deutung geben und sich sagen, dass Nelly sich das alles nur einbildet. Aber ganz so einfach ist es nicht – nur ist es völlig egal, wie man sich die Sache letzt­end­lich erklärt; und am besten lässt man alles auf sich beruhen und nimmt es mit ähnlicher Selbst­ver­ständ­lich­keit wie die acht­jäh­rige Haupt­figur. Petite Maman steht auch fast exem­pla­risch für eine bestimmte Form des Kinos, die wir zur Zeit verloren haben, obwohl sich viele Zuschauer nach ihr sehnen: Filme, die Ernst und Unernst verbinden, die das Wirkliche und das Phan­tas­ti­sche verbinden, die grund­sätz­liche Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen und die diese Fragen, je grund­sätz­li­cher sie werden, umso leichter und heiterer stellen, nicht schwerer. Immerhin darf man konsta­tieren, und das ist schon ein großes Glück des Zuschauens: Petite maman kommt diesen zurzeit vermissten Filmen nahe wie leider nicht sehr viele im augen­blick­li­chen Kino. Mit Petite Maman zeigt Sciamma, dass sie tief in die Kinder­seele eintau­chen kann und ein großes Verständnis für soziale Dynamik und Kinder­wahr­neh­mung besitzt. Wo verlieren wir unsere Jugend? Wo verlieren wir den Menschen, der wir waren? Diese Zeit kann nicht nach­ge­holt werden. Gerade weil wir immer ein Kind bleiben. ================ Erinnern heißt für mich nicht nur, die Vergangenheit aufzusuchen. Es kann auch bedeuten, neue Erinnerungen zu schaffen. Ich möchte, dass die Leute meine Filme anschauen und das Gefühl haben, sie bauen gerade Erinnerungen auf. Viele meiner Erinnerungen stammen aus dem Kino. Nicht nur von den Filmen, sondern davon, wie ich mich gefühlt habe, als ich im Kino war. Bevor ich eine reale Person geliebt habe, war ich in viele Filmfiguren verliebt. Deshalb ist es auch egal, ob Nelly die Geschichte in „Petite Maman“ nur träumt oder wirklich erlebt. Der Effekt ist derselbe. (Regisseurin Céline Sciamma) ================ Ihre Mutter ist nur kurz zu sehen, sie erscheint wortkarg, introvertiert. Als Nelly deren jüngerem Ich im nahen Wald begegnet, könnte dies auch eine Wunschfantasie nach Nähe sein. Sciamma inszeniert das aber realistisch, wie eine Parallelspur. Auf der gibt es kein Rätsel zu klären, nur Möglichkeiten anzunehmen: Dasselbe Haus, dieselben herbstlichen Farben, selbst überraschende Überschneidungen der Welten – also das Wiedersehen mit der jüngeren Oma – sind plötzlich möglich. Die Treffen erlauben es Nelly, ihre Mutter als Gleichgesinnte zu betrachten. Sciamma entwirft einen zarten Dialog, der sich nicht ans Alter, an soziale Normen halten muss. Von ernsthaften Erwachsenengesprächen unter Kindern wechselt der Film zurück in spielerisches Miteinander. In Rollenspielen meint man dann aber, etwas von den Sehnsüchten der beiden herauszuhören. Darin liegt auch die findige Politik dieses kleinen Films – er flacht Hierarchien tatsächlich ab und schafft es für Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf Augenhöhe zu sein. (Wiener Standard)
  • Donnerstag, 05. Mai 2022 - 19:00
    Der Film „Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“ folgt der Spur der natürlichen Geburt. Er zeigt, wie komplex die Geburt ab dem Moment abläuft, ab dem das Kind das Signal gibt, geboren zu werden und durch was alles die Geburt gestört werden kann. Er zeigt, wie eine natürliche Geburt aus einer gesunden Schwangerschaft resultiert, wenn die Frau selbstbestimmt gebären kann und so wenig wie nötig eingegriffen wird. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen wird der Film zeigen, dass wir Hebammen brauchen und zwar sehr viel mehr, als wir heute noch haben für Vorsorge, Geburtsvorbereitung, Geburtsbegleitung, Nachsorge und als Familienhebammen.
  • Freitag, 29. April 2022 - 20:30
    Eine finnische Studentin, die in Moskau Archäologie studiert, und ein russischer Minenarbeiter lernen sich auf einer Zugreise durch den winterlichen russischen Norden näher kennen. Juho Kuosmanen zart-poetischer Film handelt davon, wie Grenzen, Klassen und Nationalitäten durchlässig werden und erhielt hierfür am 17. Juli 2021 in Cannes den Großen Preis der Jury. ==================== Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine holt die Geschichte Abteil Nr. 6 nun ein. Die Kinokette CineStar sagte die Premiere in einem ihrer Säle mit Verweis auf den russischen Hauptdarsteller ab – und ruderte wieder zurück. Festivals luden den Film aus, obgleich Schauspieler Juri Borissow am ersten Tag der russischen Ukraine-Invasion in einer Petition seine Gegnerschaft zum Krieg erklärte, so wie auch Natalia Drosd, die russische Co-Produzentin. ================== Der ansonsten nicht zimperliche Tagesspiegel: Die Eisenbahnkomödie "Abteil Nr. 6" im Kino Laura und der gute Russe. In Cannes prämiert und in Deutschland fast auf dem Index gelandet: Die finnische Eisenbahnkomödie "Abteil Nr. 6" erzählt eine Freundschaftsgeschichte. Bloß gut, dass der kurzzeitig von der Cinestar-Kette erwogene Boykott-Reflex, „Abteil Nr. 6“ aus dem Kino in der Kulturbrauerei zu verbannen, schnell wieder verworfen wurde. Die warmherzige Freundschaftsgeschichte des finnischen Regisseurs Juho Kuosmanen nicht zu starten, weil der russische Darsteller Yuriy Borisov eine Hauptrolle spielt, ist nun garantiert der falsche Weg, um Aggressor Russland eins auszuwischen. Gerade in diesen Zeiten sind Kultur und Film aufgerufen, differenzierte Erzählungen zu liefern, die Klischees auflösen, statt sie zu reproduzieren oder Vorbehalte gar zu verstärken. Ein Anspruch, den das im Vorkriegsjahr 2021 in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnete Zug-Roadmovie mit traumwandlerischer Sicherheit erfüllt.
  • Freitag, 22. April 2022 - 20:30
    Unter der Regie von Éric Besnard (Birnenkuchen mit Lavendel) wird die Geschichte eines leidenschaftlichen Kochs am Vorabend der Revolution von 1789 zum Fest für die Sinne. Grégory Gadebois spielt den wortkargen, fleißigen Mann vom Lande auf fesselnde Weise als Verliebten, der sich in Zurückhaltung üben muss. Denn die Frau, die ihm in der Küche zur Seite steht, ist auf Abstand bedacht und verfolgt eigene Pläne. Die zarte Romantik und die genussvolle Inszenierung der Kochkunst vor dem Hintergrund eines Epochenwandels sind die Zutaten eines lohnenden Kinoerlebnisses. (Bianka Piringer) ========================== Französisches Flair pur, spürbare Passion für gute Küche und eine köstliche Wohlfühl-Erzählhaltung: „À la Carte! – Freiheit geht durch den Magen“ ist ein wahrlich genüsslicher Film. (Antje Wessels)
  • Freitag, 15. April 2022 - 20:30
    Eine erfolgreiche Fotografin und ein Teenager, die sich ein Zimmer in dem Krankenhaus teilen, in dem sie beide ihr erstes Kind zur Welt bringen, freunden sich miteinander an. Als die Fotografin später herausfindet, dass sie nicht die leibliche Mutter ihres Kindes ist, weil in der Klinik ihr Baby und das der Freundin vertauscht wurden, wird das zur seelischen Zerreißprobe. Ein vorzüglich gespieltes und inszeniertes vielschichtiges Melodram um Mutterschaft in ihren biologischen, sozialen und psychologischen Facetten, festgemacht an der Geschichte einer komplexen Frauenfreundschaft und dem Beziehungsnetzwerk, das beide Frauen prägt. Dabei geht es auch um alte Traumata und verdrängten historischen Ballast, der in die Gegenwart nachwirkt und dem es mit Mut zur Wahrheit zu begegnen gilt. – Filmdienst --------------------- Die Wurzeln seiner Gegenwart in dieser Zeit nimmt Almodóvar mit Parallele Mütter in den Blick. Er tut es mit der Gelassenheit und dem souveränen Gestus eines Künstlers, der eine Form gefunden hat, in der man die Vergangenheit behandeln kann, ohne von ihr gleich gefesselt zu sein. Ganz Europa kann sich an Parallele Mütter ein Beispiel nehmen. – Wiener Standard -------------- Wieder spielt auch Penélope Cruz die Haupt­rolle. Cruz und Almodóvar sind seit nunmehr fast drei Jahr­zehnten mehr als Muse und Mentor, nämlich künst­le­ri­sche Partner auf Augenhöhe. Auch das zeigt dieser schöne, aufwüh­lende, unter­halt­same Film ausge­zeichnet. – artechock Film
  • Freitag, 08. April 2022 - 20:30
    Als Kenneth Branagh in Nordirlands Hauptstadt Belfast aufwuchs, brachen dort 1969 bürgerkriegsähnliche Unruhen zwischen Protestanten und Katholiken aus. Fünf Jahrzehnte später blickt der nunmehr berühmte Regisseur zurück.
  • Freitag, 01. April 2022 - 20:30
    Der neue Film von Pablo Larraín ist ein Kunstwerk. Kein Biopic über Lady Diana, sondern eine phantastisch inszenierte «Saga». Sie erzählt von der Prinzessin als einer Gefangenen in einer bizarren Parallelwelt, aber ebenso von Selbstermächtigung. (Neue Zürcher Zeitung) – – – – – – – – – „Spencer“ ist kein Produkt der britischen Filmindustrie. Regisseur ist der Chilene Pablo Larrain (Berlinale-Gewinner mit „El Club“), Produzent die Berliner Firma Komplizen-Film (von ihr stammt „Toni Erdmann“), Hauptdarstellerin die Kalifornierin Kristen Stewart, und gedreht wurde in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Brandenburg. Und so ist der Blick auf die „Prinzessin der Herzen“ ein völlig anderer, als er in einem englischen Film gewesen wäre. Ein Teil der königlichen Familie zu sein bedeutet hier zuallererst, dass man Regeln beachtet. Wer das nicht tut, wird sehr subtil vernichtet. Genauer: Man macht es so, dass die Person anfängt, sich selbst zu vernichten.
  • Freitag, 25. März 2022 - 20:30
    Die Geschichte eines Jungen im turbulenten Neapel der 1980er Jahre. Paolo Sorrentinos (Ewige Jugend, La Grande Bellezza) persönlichster Film ist eine Geschichte über Schicksal und Familie, Sport und Kino, Liebe und Verlust: Während sich 1984 ganz Neapel über Gerüchte ereifert, dass der argentinische Fußballstar Diego Maradona zum Verein der Stadt wechseln könnte, ahnt ein junger, filmbegeisterter Mann noch nicht, dass sein behütetes Leben mit Mutter, Vater, Bruder und skurriler Großfamilie bald eine Wende nimmt. Venedig „Großer Preis der Jury“ und Oscar 2022 (27. März) nominiert als "Bester Internationaler Film".
  • Freitag, 18. März 2022 - 20:30
    Karoline Herfurth gelingt mit „Wunderschön“ ein Kaleidoskop der inneren Zufriedenheit, die oft, aber nicht immer mit dem Äußeren zu tun hat. Damit löst sich die Regisseurin thematisch passend von der puren Fixierung auf Körperästhetik und fasst das Thema wesentlich größer auf. Hierfür kreiert sie lebensechte Charaktere und packt sie in bisweilen absichtlich filmisch überhöhte Alltagssituationen, die ebenso lustig wie traurig sein können. Das Endergebnis ist ein sich aufrichtig, authentisch und leidenschaftlich anfühlender Mix aus Komödie und Drama, der viele Menschen zum Lachen und Weinen bringen wird. – Antje Wessel
  • Donnerstag, 17. März 2022 - 19:30
    Eine deutsche Geschichte lautet der Untertitel von Annekatrin Hendels Dokumentation „Familie Brasch“, was gut den weiten Bogen trifft, der vom Dritten Reich, über die DDR bis in die Gegenwart führt. Viele Themen und Konflikte lassen sich an den Biographien der Braschs festmachen, viele Geschichten und Anekdoten erzählen, was Hendels Film zu einem reichen, faszinierenden Film über Deutschland macht. – Michael Meyns
  • Donnerstag, 10. März 2022 - 20:00
    Mutiger, sehr offen gehaltener Film über Leben und Arbeiten des Schriftstellers, Filmemachers und Übersetzers Thomas Brasch (1945-2001), der erst in der DDR, dann aber auch in der BRD an den Widersprüchen der gesellschaftlichen Verhältnisse verzweifelte. Leben und Werk Braschs werden zu einem großen, aber stets fragmentarischen Erzählbogen verschränkt, der letztlich weniger auf die Biografie als vielmehr auf die Essenz seines Denkens zielt und damit auf die deutsche Geschichte und Kunst des 20. Jahrhunderts. Unbekümmert radikal erzählt, herausragend fotografiert und von einem großartigen Ensemble in Szene gesetzt. - Sehenswert ab 16. (Ulrich Kriest)
  • Mittwoch, 09. März 2022 - 19:30
    Berlin 1943/44. Zwischen Bombenkrieg und nationalsozialistischer Verfolgung erleben zwei junge Frauen ihre große Liebe. Für die eine, verheiratet, unpolitisch und Mutter von vier Kindern, wird diese verbotene Liebe zur entscheidenden Erfahrung ihres Lebens. Für ihre Freundin, eine unerschrockene extravagante Jüdin, die für eine Untergrund-Organisation arbeitet, ist es ein Spiel mit dem Feuer – aber auch ihre letzte Chance, dem mörderischen Regime ein erfülltes Stück Leben abzutrotzen. Der Film basiert auf Erica Fischers 1994 erschienener Erzählung „Aimée & Jaguar“, in der die Autorin die aufwühlenden Lebenserinnerungen der Berlinerin Lilly Wust verarbeitet hat. Ein außergewöhnliches Zeugnis einer großen Liebe in einer fürchterlichen Zeit.
  • Freitag, 04. März 2022 - 20:30
    Jurybegründung des Förderpreis Neues Deutsches Kino: Mit seinem großen Gestaltungswillen und seiner genresicheren Leichtigkeit hat uns 'Das schwarze Quadrat' überzeugt. In einem irrwitzigen Tempo mit einem großartigen Ensemble aus faszinierenden und liebenswürdigen Schlitzohren inszeniert Autodidakt Peter Meister die Screwballkomödie um ein absolutes Kunstwerk: das Gemälde 'Das schwarze Quadrat' von Kasimir Malewitsch. Kunst spielt hier auf unterschiedlichsten Ebenen eine Rolle und enthüllt so manches verborgene Talent sowohl der Protagonisten und Antagonisten. Das gelungene Zusammenspiel aller Gewerke entführt uns in die kammerspielartige Welt eines Kreuzfahrtschiffes, auf dem alle Beteiligten auf humorvolle Art gezwungen werden, ihre bisherigen Lebensentwürfe zu hinterfragen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie echte Maler, wahrhaftige Musiker, Kunstliebhaber oder Kunsträuber, Verführungs- oder Lebenskünstler sind. ============================================================== Inhalt: Stell Dir vor Du willst Dich verstecken, aber Du musst auf die Bühne... Die Kunsträuber Vincent (Bernhard Schütz) und Nils (Jacob Matschenz) sind kurz vor dem Ziel: In ihrer Kreuzfahrt-Kabine liegt das 60 Millionen Dollar teure Gemälde "Das schwarze Quadrat", das sie an Bord ihrem Auftraggeber übergeben sollen. Sie haben vorher nur noch einen kleinen unvorhergesehenen Termin, und zwar auf der Showbühne des Schiffes. Während sie sich durch ihr Programm als Elvis- und David-Bowie-Imitatoren quälen, nutzen Unbekannte die Gelegenheit und stehlen das "Schwarze Quadrat"! Vincent, der verhinderte Maler, fertigt mit etwas eigenwilligen Methoden eine exakte Kopie des Malewitsch an – und als auch die abhanden kommt, gleich noch eine zweite. Währenddessen zieht sich die Schlinge um das Gauner-Duo zu: Nils wird enttarnt, und Vincent merkt vor lauter Verliebtheit nicht, dass seine Bekanntschaft von der Bordbar, die ungemein kunstsinnige Martha (Sandra Hüller), nur deshalb seine Nähe sucht und ihm Modell sitzt, weil auch sie nur eines will – "Das schwarze Quadrat"…
  • Donnerstag, 10. Februar 2022 - 15:00
    Ein Junge leidet an Krebs und verweigert angesichts des bevorstehenden Todes den Kontakt mit Erwachsenen, bis eine seltsame Ex-Wrestlerin über ihn stolpert und sich eine symbiotische Freundschaft entwickelt. Ein magisch-realistischer Film über das Sterben eines Kindes, der der Unfähigkeit der Erwachsenen, sich der Unfassbarkeit des Todes zu stellen, die Welt der Kinder entgegen hält. Mal sehr emotional, mal humorvoll lässt er seine eindrücklich gespielten Figuren im Angesicht des bevorstehenden Endes das Leben neu lernen, wobei er auch eine religiöse Perspektive eröffnet. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 17. Dezember 2021 - 20:30
    In einer fiktiven französischen Stadt ist der Redaktionssitz des Magazins „The French Dispatch“, des europäischen Ablegers eines US-amerikanischen Blattes. Nach dem Tod des Gründers und Chefredakteurs im Jahr 1975 soll das Magazin eingestellt werden. Unterschiedliche Journalisten lassen in kuriosen Storys, bei denen es u.a. um die Exzentrik der Kunstszene und die Studentenunruhen der 1968er geht, für die finale Ausgabe ein letztes Mal den Geist des Magazins hochleben. Eine nostalgische Hommage an eine liberale Form der Welterkenntnis und Weltaneignung, den feuilletonistischen Blick und den Qualitätsjournalismus, spielerisch umgesetzt durch ein spielfreudiges Star-Ensemble und ein wahres Füllhorn an poetischen Angeboten in der visuellen Gestaltung. ----------------------------------- Rüdiger Suchsland: Die ist ein großar­tiger, sehr lustiger und perfekt gemachter Film. Dieses Meis­ter­werk des Episo­dischen beweist auch: Anderson ist eben nicht nur manie­rierte Ober­fläche, auf die auch viele Vertei­diger Andersons seine Filme gerne redu­zieren. Sondern er formu­liert in diesem Fall sogar eine poli­ti­sche Botschaft: Die Vertei­di­gung von Freiheit und Inef­fi­zienz, von Ennui und Blasiert­heit. Dieser Film ist ein einziger Genuss!
  • Donnerstag, 16. Dezember 2021 - 20:30
    Als eine junge Frau aus der Wohngemeinschaft mit ihrer Freundin auszieht, bricht eine über Jahre gewachsene Einheit auf und hinterlässt auch im Leben benachbarter Figuren Risse. Ein elaboriertes Beziehungskarussell, in dem Menschen, Tiere, Dinge, Blicke, Handlungen, Worte, Klänge und Farben wie Scharniere ineinandergreifen. Eine mal komische, mal abgründige Erzählung über fehlbare Beziehungen, unerfülltes Begehren, Nähe und Einsamkeit. - Sehenswert ab 16.
  • Freitag, 10. Dezember 2021 - 20:30
    Der charismatische Rancher Phil Burbank (Benedict Cumberbatch) flößt seinen Mitmenschen häufig Angst und Ehrfurcht ein. Als sein Bruder eine neue Frau (Kirsten Dunst) und ihren Sohn nach Hause mitbringt, schikaniert Phil sie zunächst. Doch dann eröffnet sich ihm selbst die Möglichkeit auf Liebe. Auf dem Filmfest von Venedig wurde Jane Campion mit dem „Silbernen Löwen“ für die Beste Regie ausgezeichnet. =========================================== In den 1920er-Jahren bewirtschaften zwei Brüder eine große Ranch in Montana. Als der eine sich mit einer Witwe verheiratet, macht sein dominant auftretender Bruder erst dieser und dann ihrem sensiblen Sohn das Leben zur Hölle. Doch dann ändert er plötzlich sein Verhalten und gebärdet sich als Beschützer des Jungen. Der Spätwestern hinterfragt vor der beeindruckenden Kulisse rauer Landschaften das Männlichkeitsbild des Cowboys und wie es von dem sozialen Wandel im 20. Jahrhundert beeinflusst wird. Meisterliche Darsteller erwecken hochkomplexe Figuren in einer Geschichte zum Leben, die genreeigene Vorstellungen von Stärke und Schwäche einer umfassenden Neuinterpretation unterzieht. – Sehenswert ab 16.
  • Donnerstag, 09. Dezember 2021 - 19:00
    Der Dokumentarfilm "Tagebuch einer Biene" folgt dem Leben einer einzigen Biene, von Geburt an. Dank neuer Kamera-Makro-Technik gelingen spektakuläre Aufnahmen aus einem faszinierenden Mikro-Kosmos. ------------ Wir halten das Leben eines Insekts für kurz und unbedeutend. Was kann man schon in einem sechswöchigen Insektenleben erleben? Und sind Bienenvölker nicht der Inbegriff des Kollektivs – tausende tumbe Arbeitsbienen im Dienste einer Königin? Die neueste Wissenschaft allerdings zeichnet ein ganz anderes Bild: Bienenvölker sind nicht so homogen wie wir glauben, sondern voller unterschiedlicher Individuen mit sehr verschiedenen Aufgaben, Fähigkeiten und sogar Vorlieben. Auch unter Bienen gibt es mutige, feige und – ja – faule Exemplare. Und jede einzelne Biene stellt sich den Herausforderungen ihres Lebens – Hornissen bekämpfen, Blumen und den geeigneten Ort zum Nestbau finden. Dabei zeigen sie außerordentliche Intelligenz und soziale Fähigkeiten: Bienen helfen sich gegenseitig bei Gefahren und fliegen am liebsten in den gleichen Teams hinaus in die Welt. Aber wehe, sie werden vom Regen überrascht – ein einziger Regentropfen könnte tödlich sein… Ein Bienenleben mag nur sechs Wochen dauern, aber für die Bienen ist dies ein ganzes Leben.
  • Freitag, 03. Dezember 2021 - 20:30
    In seiner grotesken Komödie beschäftigt sich das französische ­Filmemacherduo Gustave Kervern/Benoît Delépine mit dem Fluch des Internets: Dafür gab es auf der Berlinale 2020 einen Silbernen Bären und zahlreiche Publikumspreise ------------- Drei Nachbarn aus einer Wohnsiedlung haben sich in den Fallstricken der digitalen Welt verfangen und geraten immer tiefer in finanzielle und psychische Abhängigkeiten. Um ihre ärgsten Probleme aus der Welt zu schaffen, beschließen sie, ihre Daten bei den großen Internetkonzernen zu löschen, stoßen bei der Umsetzung ihres Plans jedoch auf schier unüberwindliche Schwierigkeiten. Eine durch eine Vielzahl von gelungenen Gags und spielfreudige Darsteller sehr unterhaltsame Satire auf digitale Hörigkeit und die Auswüchse des Online-Konsums.
  • Donnerstag, 02. Dezember 2021 - 19:30
    Die Musikerin und Filmemacherin Janna Ji Wonders erforscht mit feinem Gespür für Bildrhythmen und erzählerische Dramatik die Geschichte ihrer Familie, die fünf Generationen umgreift und sich auf die Frauen konzentriert. Der Familien-„Stammsitz“, ein Ausflugscafé am Walchensee in Oberbayern, wird zum magischen Ort einer Chronik, die aus reichlich sprudelnden Archivquellen geradezu intim Lebenslinien nachzeichnet und zugleich epochentypisch durchsichtig macht. Alle Frauen der Familie mussten sich gegen patriarchale Widerstände behaupten, egal welchen Lebensentwürfen sie folgen. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 26. November 2021 - 20:30
    Wer glaubt, dass man das Thema der sozialen Ghettos in Deutschland nicht mehr variieren kann, sollte sich diesen Film ansehen, der eine queere Thematik ohne jede Verrenkung damit verbindet. (EPD-Film) ------------------ Sehr lässig, sehr komisch – und damit ein seltenes Ereignis im deutschen Kino: Das Debüt des Regisseurs Florian Dietrich zeigt einen jungen Mann, der seine Freiheit gegen deutsche Behörden behaupten muss. (DER SPIEGEL 38/2021)
  • Donnerstag, 25. November 2021 - 19:30
    Mit ihrem preisgekrönten Dokumentarfilm „Work Hard – Play Hard“ setzte die Regisseurin Carmen Losmann sich mit den Wirkungen des modernen Human Ressource Managements auseinander. Mit OECONOMIA, der auf der Berlinale 2020 seine Premiere feierte und von der Kritik hoch gelobt wurde, setzte sie ihre eindringlichen Recherchen zu den zerstörerischen Grundlagen unseres Wirtschaftssystems fort und öffnet den Blick jenseits der gängigen Erklärungsmuster und Dogmen auf den Nucleus eines hochexplosiven Systems: Der Schuldner als zentraler Akteur. – Ein Film von brennender Aktualität.
  • Freitag, 19. November 2021 - 20:30
    Romantische Tragikomödie um ein Paar in den Dreißigern, das sich den entscheidenden Fragen stellt: Zusammenbleiben, Kind, Heirat. ------------- „Nö“: So heißt die hinreißende neue Kinokomödie von Dietrich Brüggemann, Mitinitiator der Aktion „Allesdichtmachen“. Und obwohl das Skript älter ist als das Coronavirus, geht es sogar ums Impfen. Und um eine Liebe zwischen Grün und Gelb. (Kritik von Hanns-Georg Rodek in der Welt) ------------------------------------ Nach Heil nun Nö: Wieder gelingt Dietrich Brüg­ge­mann ein elek­tri­sie­rend aktuelles Deutsch­land­pan­orama. Auf unnach­ahm­lich uner­schro­ckene Weise nimmt der gebürtige Münchner und Mit-Initiator von #alles­dicht­ma­chen stets die ganze Gesell­schaft samt ihrer Talkshow-, Geschlechts­de­fi­ni­tions- und sonstigen Neurosen in den Fokus. »Nö«, antwortet die Schau­spie­lerin Dina – gespielt von Anna Brüg­ge­mann, die mit ihrem Bruder auch das Drehbuch schrieb – ihrem Freund, dem Chirurgen Michael (Alexander Khuon), auf die Frage, ob sie sich nicht doch lieber trennen wollten. Er habe nämlich das Gefühl, sagt er im Halb­dunkel des Bettes, »wir ziehen hier ein Programm durch, was eine schwei­gende imaginäre Gruppe von uns erwartet«. In 15 Tableaus, die mit über­bor­dender Spiel­freude ins Surreale abheben, entwirft Brüg­ge­mann den Lebens­lauf einer Liebe. Diese bewährt sich durch vielerlei Krisen hindurch, ausgelöst vom gefühl­s­kalten Schwie­ger­vater (Hanns Zischler gibt einen gran­diosen Patri­ar­chen) und seiner gefühls­du­se­ligen Frau (Isolde Barth), einem erwa­chenden und prompt mora­li­sie­renden Patienten auf dem OP-Tisch oder einem Kinder­ge­burtstag im Klet­ter­pa­ra­dies, bei dem der kleine Ottokar keine Getrei­de­pro­dukte verträgt. Es ist genau dieser freche Freigeist, der dem aktuellen deutschen Kino so not- wie wohltut. (Katrin Hill­gruber - artechock film)
  • Donnerstag, 18. November 2021 - 19:30
    Ein Schweineleben: Viktor Kossakovsky richtet in seinem Dokumentarfilm den Blick auf die Kreatur, in hochästhetischem Schwarz-Weiß, mit langen Einstellungen und viel Empathie. Die Hauptrolle spielt eine Sau und ihr Wurf, es tauchen aber auch Hühner und Kühe auf. (Alexandra Seitz – EPD-Film, 5 von 5 Sternen)
  • Freitag, 12. November 2021 - 20:30
    Nach dem „Anschluss“ Österreichs gerät ein jüdischer Anwalt in die Fänge der Gestapo, die Zugang zu den Konten des österreichischen Adels will. Als der Jurist sich weigert, wird er in einem Luxushotel über Monate in Isolationshaft gesteckt, wo ihm nur die Schachpartien aus einem Lehrbuch Abwechslung verschaffen. Die Neuverfilmung der berühmten Novelle von Stefan Zweig erweitert die Vorlage ins Fantastisch-Psychotische, wobei sie die Vorlage zugleich ins Bildungsbürgerliche verschiebt. Eine ambitionierte Literaturverfilmung, in der vor allem die Darsteller überzeugen. (Filmdienst) ---------- Brettspiel gegen den Irrsinn: Ein NS-Opfer überlebt Isolationshaft mit Denksport. Stefan Zweigs Klassiker verfilmt Regisseur Philipp Stölzl neu – als so kühnes wie beklemmendes Psychogramm mit einem überragenden Oliver Masucci in der Hauptrolle (Kunst & Film)
  • Donnerstag, 11. November 2021 - 19:30
    Der diesjährige Cannes-Gewinner sprengt so ziemlich alle Kategorien. Ist es ein Genrefilm? Ist es ­abgehobenes Kunstkino? Geht es mehr um Serienmord, um Maschinenliebe oder einen ver­lorenen und wiedergefundenen Sohn? In jedem Fall ist der Film eine Erfahrung. Ein Gespräch mit... Julia Ducournau
  • Freitag, 05. November 2021 - 20:30
    Historischer Hintergrund: Der Deckname "Curveball" steht bis heute für eine gewaltige Blamage. Rafed Aljanabi erzählte dem Bundesnachrichtendienst Lügen über Massenvernichtungswaffen im Irak. Die USA benutzten diese Aussagen, um 2003 den Krieg zu rechtfertigen. ---- Film: Wie eine Hintergrund-Reportage zum Afghanistan-Abzug: Das aberwitzige Lügengebäude, das der BND vor dem Irakkrieg 2003 auftürmte, nimmt Regisseur Johannes Naber genüsslich auseinander. Als brillante Polit-Satire & schwarzhumorige Geheimdienst-Farce – die leider nur allzu wahr ist.
  • Freitag, 29. Oktober 2021 - 20:30
    Eine begnadete französische Rosenzüchterin kommt mit ihrer kleinen Gärtnerei kaum mehr über die Runden, will ihren Hof in Burgund aber nicht einem Großbetrieb in den Rachen werfen. Dafür akzeptiert sie sogar Hilfskräfte, die ihr das Sozialamt zur Resozialisierung schickt, und schreckt zur Not auch vor kriminellen Mitteln nicht zurück.
  • Freitag, 29. Oktober 2021 - 17:30
    2020 erschüttert Corona das Weltgeschehen. Die Klima-Krise? Verdrängt aus dem öffentlichen Diskurs! Die jugendlichen Aktivist*innen von Fridays for Future sehen sich ihrer wirkungsvollsten Protestformen beraubt. Aber sie geben nicht klein bei. Unermüdlich forschen sie nach neuen Möglichkeiten, die Politiker*innen zum Umdenken zu bewegen. Doch von rechts hagelt es Anfeindungen und auch der innere psychische Druck ist immens. Regisseurin Kathrin Pitterling gelingt mit ihrem Dokumentarfilm ein spektakulärer Blick inside Fridays for Future und gewinnt das Vertrauen ihrer wunderbaren jungen Protagonist*innen und fängt sie in ihren wagemutigsten und verletzlichsten Momenten ein. --- Informative Langzeitbeobachtung der Berliner „Fridays for Future“-Sektion, die interessante Einblicke ins Innere der Klimaaktivisten eröffnet.
  • Freitag, 22. Oktober 2021 - 20:30
    Filmische Fortsetzung des Buches „In der Männer-Republik: Wie Frauen die Politik eroberten“ (2020), in dem mit viel Archivmaterial und aktuellen Interviews der steinige Weg von Frauen nachgezeichnet wird, die die Bonner Republik nicht den Männern überlassen wollten. Die vorzüglich recherchierte Dokumentation aus den Untiefen des selbstherrlichen Patriarchats setzt den Vorkämpferinnen der parlamentarischen Gleichbehandlung ein Denkmal. In den chronologisch angeordneten tragikomischen Erinnerungen spiegelt sich eine misogyne Ära, die schlicht fassungslos macht. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 15. Oktober 2021 - 20:30
    „Erwachsener“ Coming-of-Age-Film über einen vereinsamten Herrenschneider, der mangels Nachfrage in der Wirtschaftskrise seinen Laden in Athen aufgeben muss. Notgedrungen fertigt der 50-Jährige mit Hilfe einer handwerklich talentierten Nachbarin preiswerte Brautkleider und gewinnt so in den ärmeren Vorstädten Athens neue Kundschaft. Vor dem Hintergrund der schweren Wirtschaftskrise schildert der charmante Debütspielfilm in leisen komödiantischen Szenen den Aufbruch eines Außenseiters, der sich noch einmal neu erfindet, wobei er teils märchenhafte Töne anschlägt. ––––– 4 von 5 Sternen (Filmdienst) =========================================================================== Der kleine Film aus Griechenland behandelt zwar nur das Schicksal eines Schneiders in Krisenzeiten, ist gleichzeitig aber ein tiefgreifendes Porträt von großer allgemeiner Bedeutung. ––––– 4 von 5 Sternen (EPD-Film)
  • Freitag, 08. Oktober 2021 - 20:30
    Ein 80-jähriger Mann (Anthony Hopkins) weigert sich trotz seines hohen Alters, seine komfortable Wohnung in London zu verlassen oder eine Pflegekraft zu engagieren. Doch er leidet an Demenz und ist zunehmend verwirrt. Bis sich herausstellt, dass er bereits bei seiner Tochter (Olivia Colman) und ihrem Ehemann wohnt und dringend auf die Hilfe einer Krankenschwester angewiesen ist. Packendes Drama um Demenz und Identitätsverlust, das konsequent aus Sicht der Titelfigur erzählt ist. Die Verwirrung des Protagonisten überträgt sich somit unmittelbar auf den Zuschauer. In der Hauptrolle vielschichtig und bravourös gespielt, überzeugt vor allem der Schnitt, der trotz aller Täuschungen und Widersprüche nie die Übersicht verliert. - Sehenswert ab 14.
  • Donnerstag, 07. Oktober 2021 - 19:00
    Gedreht im Sommer 2019 in Hannover und Region. Eine zentrale Episode des Films spielt auf dem Antikhof 3 Eichen in Bröckel. ----------------------------------------------- Die Rote Reihe in Hannover, eine Straße mit Geschichte, war sie doch, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Heimat des Massenmörders Fritz Haarmann. 100 Jahre nach dessen grauenvollen Taten findet dort Mimis Geburtstagsparty statt. Als die Feier sich dem Ende neigt entschließen sich die Gäste, mit Hilfe eines Ouija Boards, mit den Geistern Kontakt aufzunehmen. Die Stimmung kippt als Mimis Freund Markus und sein ehemaliger bester Freund Robert aneinander geraten. In den folgenden Tagen häufen sich die mysteriösen Vorfälle und plötzlich kommt es zu einer Reihe von Morden. Markus, Redakteur der Lokalzeitung, und seine Kollegen versuchen ebenso herauszufinden wer dafür verantwortlich ist, wie die Polizei. War es wirklich der Geist eines siebenjährigen Jungen, mit dem sie kommunizierten und kann ihnen das durchgeknallte Medium weiterhelfen? -------------------------------------------------- Warte, warte nur ein Weilchen! ist ein Gruselthriller, der in 95 Minuten viele spannende Momente, lustige Filmzitate und jede Menge Lokalkolorit enthält.
  • Dienstag, 05. Oktober 2021 - 19:00
    In ihrem Regiedebüt „Swimmingpool am Golan“ macht sich die 41-jährige Schauspielerin Esther Zimmering auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Familie, deren unterschiedliche Zweige nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an ganz unterschiedlichen Orten Blüten trieben. Zimmering gelingt es erstaunlich präzise, die kollektive Geschichte in Gestalt der Aufbau-Utopien von Israel wie der DDR sehr eng mit ihrer eigenen Entwicklung zu verbinden und die komplexe Familiengeschichte von 1933 bis in die Gegenwart nachzuzeichnen. (Wolfgang Hamdorf für den Filmdienst) ------------------------------ Eine persönliche Geschichte erzählt Esther Zimmering in »Swimmingpool am Golan«: So neugierig wie behutsam verfolgt sie die Spuren ihrer jüdischen Familie zwischen DDR und Israel, Sozialismus und Zionismus, und spürt dabei aber weit über das Familiäre hinausweisend den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts nach. Dabei entdeckt sie in manchen Widersprüchen erstaunliche Gemeinsamkeiten. (Patrick Seyboth für epd-Film) ------------------- Esther, das ist doch ein jüdischer Name. Und außerdem bist du ne rote Socke.“ Drei Tage nach dem Mauerfall wurde die zwölfjährige Esther Zimmering in ihrer Identität erschüttert. Von da an wusste sie: Es gibt in der untergehenden DDR auch Nazis und nicht nur aufrechte Kämpfer für Fortschritt und Weltfrieden. Eine erste Irritation hatte sie schon vorher erlebt: Als ihr Vater ihr nicht sagen durfte, wo er arbeitete – er war Arzt bei der NVA der Nationalen Volksarmee. Fast 30 Jahre später erzählt Esther Zimmering, inzwischen eine bekannte Schauspielerin die Geschichte ihrer Kindheit und Familie in ihrer ersten Regiearbeit: „Swimmingpool auf dem Golan“. Es sind verschlungene Pfade der Erinnerung und Rekonstruktion, des Aufdeckens von Familiengeheimnissen, von Vergessenem und Verleugnetem: Die Geschichte von Juden in der DDR, von einer Berliner Familie, von der nur wenige vor 1939 den Weg ins rettende Exil nach England und Palästina schafften. Zimmering ist unbedingt persönlich. Fragende frische Filme. Und es ist die Leistung der Berliner Produzenten Nora Ehrmann und Paul Zischler und der Montage von Friedrike Anders, die Unmengen Archivmaterial und die mäandernden Suchbewegungen zusammenzuhalten und zu einem konzisen Film zu fügen. Es sind solche fragenden Filme und frischen Perspektiven, die den Reiz des Programms des Festivals Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken ausmachen – die Überschreitung der schieren Tatsachen in Richtung eines Schwebezustands zwischen Wirklichkeit und Phantasie. (Rüdiger Suchsland in der Berliner Zeitung)
  • Freitag, 01. Oktober 2021 - 20:30
    Eine Familie koreanischer Herkunft zieht 1983 von Los Angeles in den Osten nach Arkansas, um dort ein neues Leben anzufangen. Der Vater will Farmer werden und koreanisches Gemüse anbauen. Doch seine Ehefrau sieht in seinem riskanten Unterfangen die Zukunft ihrer Kinder gefährdet, zudem wird die Familie nicht umstandslos akzeptiert. Mit enormer Empathie für seine Figuren erzählt der Film von der Suche nach dem gelobten Land und modernisiert subtil die Siedler-Geschichte Nordamerikas im Zeichen von Interkulturalität und neuen gesellschaftlichen Dynamiken.-— Sehenswert ab 14.
  • Donnerstag, 30. September 2021 - 17:00
    Der Künstler Karl Schaper wurde vor allem bekannt durch seine überdimensionalen, holzgeschnitzten Briefe und die erdachte Korrespondenz mit toten und lebenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik oder Märchen. Für die Darstellung seiner Ideen hat er sich stets mit den verschiedensten künstlerischen Gestaltungsmitteln und Ausdrucksformen auseinandergesetzt. Schapers Kunst ist überwiegend gesellschaftskritisch und engagiert und doch war er kein politischer Künstler. In zahlreichen seiner Werke verbinden sich aktuelle Geschehnisse mit Themen aus Geschichte und Mythologie, so dass der Werkgedanke ins Universelle ausgeweitet wird. Schaper ist ein nachdenklicher, mahnender Chronist, der die Dinge ins Bild setzt und somit für die Nachwelt dokumentiert. Karl Schaper ist einer der eindrucksvollsten regionalen Künstler seiner Generation und dieses Filmprojekt ist eine Würdigung anlässlich seines 100jährigen Geburtstages. ====================================================================================================== Das Atelier in Apelnstedt, bei Wolfenbüttel, ist das Zentrum, das sich öffnet und den Maler, Bildhauer, Grafiker und Objektkünstler Karl Schaper wieder in seinen Werken sichtbar werden lässt. Der Film zeigt einen Überblick über das große Schaffen des fast vergessenen Künstlers, der in diesem Jahr 100 geworden wäre. Zeitzeugen erinnern an ihn, seine engagierte und gesellschaftskritische Kunst, gepaart mit seiner einmaligen Art, mit Witz und Ironie. Ein Künstler, der in seinen Werken den Bogen von der kleinen zur großen Welt, von Apelstedt bis zur Arche Noah zieht. Karl Schaper sagte über seine Kunst: "Meine Waffe ist der Spiegel, ist die Falle, ist das sentimentale Taschentuch der Vergangenheit. Alle Waffen sind gefährlich, auch für den, der sie anwendet."
  • Freitag, 24. September 2021 - 20:30
    Vier Lehrer an einer dänischen Schule lassen sich von der Idee eines natürlichen Alkoholdefizits anstecken und versuchen ihre verbrauchte Lebensenergie mit Wein und anderen Aufputschmitteln wieder anzufachen. Das geht zumindest anfangs auf, steigert sich aber schnell bis zum Delirium. Die schwarze Komödie seziert facettenreich die Bedingungen des Alkoholismus in Wohlstandsgesellschaften und wahrt dabei gleichermaßen Abstand zur sentimentalen Buddy-Komödie wie zum moralinsauren Drama. Eine glänzend inszenierte und gespielte Tragikomödie über die sozialen und gesundheitlichen Gefahren des Alkohols. -— Sehenswert ab 14.
  • Dienstag, 21. September 2021 - 19:30
    Filmische Aufbereitung der Recherche zur Biografie von Ernst Otto Karl Grassmé, den die Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren als schizophren diagnostizieren und zwangssterilisieren ließen. Seiner Ermordung entging er, weil er sich in einer Moorlandschaft versteckte und dort das Dritte Reich überlegte. Doch auch in der Nachkriegszeit blieb ihm eine Wiedergutmachung verwehrt. Durch den assoziativen Umgang mit Bild und Ton gelingt eine formal hochinteressante Mischung aus Porträt, Historie, Alltags- und Kulturgeschichte. – Ab 14.
  • Freitag, 10. September 2021 - 20:30
    Siebter Teil der Filmreihe um den niederbayerischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, bei dem die kriminalistische Handlung – der Mord an einem lokalen Erotik-Webcam-Girl – erneut nur eine untergeordnete Rolle spielt. Im Zentrum stehen die Irrungen und Wirrungen im Leben des tiefenentspannten Ermittlers, die einmal mehr durch Freunde und Familie munter vorangetrieben werden. Der vergnügliche Film ist ein Glanzstück in der Reihe nach den Kriminalromanen von Rita Falk. Neben dem pointensicheren Drehbuch und der flotten Inszenierung überzeugt einmal mehr das hervorragend aufeinander eingespielte Ensemble. – Sehenswert ab 14.
  • Donnerstag, 09. September 2021 - 19:30
    1959 unternahm der Schriftsteller Pier Paolo Pasolini eine Reise entlang der italienischen Küste, von Ventimiglia bis Triest. Daraus entstand eine Reportage über die nivellierende Transformation der italienischen Nachkriegsgesellschaft. 60 Jahre später wiederholt der Filmemacher Pepe Danquart diese Reise, um den Blick von Gestern mit der Gegenwart zu konfrontieren. Der Befund dieses dunkel-luftigen Road Movies ist von erschütternder Trostlosigkeit, die nicht nur Pasolinis Pessimismus bei weitem übertrifft, sondern gleichzeitig von der Zukunft Südeuropas unter den Bedingungen einer kommenden Weltordnung erzählt. -— Sehenswert ab 14. ------------------------------------------ 60 Jahren nach Pier Paolo Pasolini wiederholt Pepe Danquart dessen Reise entlang der Küsten Italiens und entwirft ein ernüchterndes Bild Südeuropas.
  • Freitag, 03. September 2021 - 20:30
    Eine Frau aus dem Mittleren Westen der USA hat nach der großen Rezession in Folge des Bankencrashs 2008 alles verloren. Sie packt ihre Sachen und bricht mit ihrem Van zu einem Leben als Auto-Nomadin auf. ------------------------------ Mit der großartigen Frances McDormand – unter anderem bekannt aus:Three Billboards outside Ebbing, Missouri
  •   Donnerstag, 19. August 2021 - 15:00 bis - 16:40
    Die ehrgeizige Tochter des Teufels will endlich die in der Hölle erlernte Theorie in die Praxis umsetzen und wird von ihrem Vater ins Umfeld einer Öko-Familie auf dem Land versetzt, wo sie die brave Tochter zu Missetaten anstiften soll. Dabei gerät die Nachwuchsteufelin selbst bald in emotionale Nöte, als sie sich in den Schulrebellen verliebt und das mit aller Macht zu unterdrücken versucht. Eine trefflich besetzte, mit authentisch-altersgerechten Dialogen glänzende Teenie-Komödie, die trotz ihrer Konzepthaftigkeit als charmante Abwandlung des Mephisto-Motivs in Bann zu ziehen versteht. – FSK: ab 6 - pädagogische Empfehlung des Filmdienst: ab 12 Kathrin Häger für den Filmdienst
  •   Sonntag, 15. August 2021 - 16:00 bis Sonntag, 15. August 2021 - 18:00
    Emma züchtet und schlachtet Schweine auf ihrem heruntergekommenen, hoffnungslos verschuldeten Bauernhof, der kurz vor der Zwangsversteigerung steht. Seit Jahren betet sie vor dem Schlafengehen: “Lieber Gott, mach mich reich oder glücklich.” – von "und" war eigentlich nie die Rede. Aber eines Nachts wird Emma von einem lauten Knall geweckt – nicht mal eine halbe Stunde später hat sie eine Tüte voller Geld unter ihrer Matratze und einen bewusstlosen Mann auf ihrem Bett liegen – Max. Er hat seinem Freund Hans Schwarzgeld und einen Ferrari geklaut, mit dem er in der Kurve von der Landstraße abgekommen und so auf Emmas Hof gelandet ist. Der Beginn einer skurrilen und herzzerreißenden Liebesgeschichte.
  •   Sonnabend, 14. August 2021 - 19:00 bis Sonnabend, 14. August 2021 - 21:00
    Dreimal ausverkauft bisher und nun zum vierten und fünften Mal in Celle und nicht so ganz nebenbei am Samstag die hunderste Vorführung von "Emmas Glück"! Stefan Eichardt vom Kino achteinhalb sagt: "Emma" ist wirklich ein Glücksfall, wo einfach verdammt vieles passt und sich zu einem unvergesslichen, beglückenden Theaterabend fügt."
  • Dienstag, 03. August 2021 - 15:00
    Ein britisches Mädchen wird nach dem Tod ihrer Eltern 1947 aus Indien auf das düstere Landgut ihres Onkels in England geschickt. Da sich niemand für sie interessiert, erkundet sie das große Anwesen, schließt Freundschaft mit ihrem kranken Cousin und entdeckt einen geheimen Garten voller Farbenpracht und magischer Pflanzen. Beeindruckende, werkgetreue Neuverfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs, die der Faszination der Vorlage nachspürt und den Garten als grenzenlose Welt gestaltet, in der sich stetig alles zu verändern scheint.
  • Dienstag, 20. Juli 2021 - 19:30
    „Vorzeit" mit dem Untertitel „Eloge auf Griechenland" ist der erste Film der geplanten „Griechenland Saga" des in Celle geborenen und aufgewachsenen Filmregisseurs Harald Bergmann. Ursprünglich sollte es darin um die Frühzeit des Landes und die Hochkultur der Minoer gehen; vor Ort entschied sich der Filmemacher jedoch, den Blick auf das gegenwärtige, krisengebeutelte Griechenland zu weiten.
  • Freitag, 30. Oktober 2020 - 20:30
    Die Straßenhündin Laika war das erste Lebewesen, das vom Weltall aus auf die Erde blickte. Der essayistische Dokumentarfilm denkt Laikas Geschichte, die mit dem qualvollen Hitzetod in ihrer Raumkapsel zu Ende ging, als einen melancholischen Mythos weiter. Archivbilder vom Training anderer Weltraumhunde und Aufnahmen von ihren Nachfahren in den Straßen von Moskau vermengen sich zu einer faszinierenden Erforschung der Conditio humana aus der Perspektive von Lebewesen, die in ihrem Schatten leben.
  • Freitag, 23. Oktober 2020 - 20:30
    Ein tragikomischer Erzählteppich über die „conditio humana“, bestehend aus zahlreichen kleinen Szenen, die durch eine Erzählerinnenstimme verbunden sind. Angesiedelt in der für Roy Andersson typischen kulissenhaften, in blassen Grau- und Beige-Tönen gestalteten Welt erleben diverse Figuren kleine und große, tragische und banale Alltagsdramen und ab und an kleine Glücksmomente. Vom Priester, dem der Glaube abhandengekommen ist, bis zum um sein Leben flehenden Mann vor der Hinrichtung, vom Vater, der seiner kleinen Tochter den Schuh zubindet, bis zu spontan tanzenden Mädchen durchmisst der Film melancholisch-satirisch die Absurditäten und Schönheiten der menschlichen Existenz. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 16. Oktober 2020 - 20:30
    Ein in der Haft bekehrter junger Mann wird nach Ostpolen aufs Land geschickt, wo er sich in einem Sägewerk bewähren soll. In dem fremden Dorf gibt er sich als Priester aus und übernimmt die Stelle des erkrankten Pfarrers, was sich als Glücksfall entpuppt, da er nach einem tragischen Unglück die aufgebrachte Atmosphäre mit unkonventionellen Mitteln zu befrieden versucht. Das mit kühler Sachlichkeit inszenierte Drama erinnert an die Filme von Robert Bresson und entwirft ein differenziertes Zeitbild der polnischen Gesellschaft, die mit moralisch-ethischen Herausforderungen ringt. – Sehenswert ab 14.
  • Freitag, 09. Oktober 2020 - 20:30
    Die französische Filmdiva Fabienne (Catherine Deneuve) mimt in ihren Memoiren vortrefflich die Rolle der hingebungsvollen, liebenden Mutter. Ihre Tochter Lumir (Juliette Binoche) hingegen hat ganz andere Erinnerungen an die Kindheit mit einer Frau, die sich stets im Licht der Öffentlichkeit sonnte. Als die Drehbuchautorin mit Ehemann Hank (Ethan Hawke) und dem gemeinsamen Kind aus New York nach Paris zurückkehrt, versucht sie, ihre Mutter mit den verdrehten Wahrheiten in deren Autobiographie zu konfrontieren. Ein emotionales Familiendrama mit feinem Humor – der neue Film von Hirokazu Koreeda (Shoplifters – Familienbande, Like Father, Like Son, Unsere kleine Schwester).
  • Dienstag, 06. Oktober 2020 - 15:30
    Die Geschichte eines alten Ganoven im ländlichen Texas der 1980er-Jahre, der nonchalant und nicht ohne Mitgefühl für seine Opfer Banken ausraubt und 17 Mal aus Gefängnissen ausgebrochen ist. In seinem angeblich letzten Film entwirft der US-Schauspieler Robert Redford das facettenreiche Porträt eines charismatischen Gauners, dem sogar die von ihm Bestohlenen zugestehen, dass er immer ein Gentleman gewesen sein. Ein zwischen hintersinniger Komik und lyrisch akzentuiertem Realismus schwebendes Alterswerk, das sehr gelungen den Redford-Mythos vom Sundance Kid in einer seinem Alter und der Zeit angepassten Form wiederbelebt. (von Franz Everschor – Filmdienst) –––––––––––––––––––––––––––– Eine Geschichte, die man nicht erfinden könnte. Tatsächlich ist sie in den Achtzigerjahren ungefähr so auch passiert: Forrest Tucker (Robert Redford) ist ein Bankräuber, und nicht einmal, als er sich in Jewel (Sissy Spacek) verliebt, kann er den Kreislauf seines Lebens durchbrechen - Banken ausrauben, geschnappt werden, aus dem Knast ausbrechen. David Lowerys leise, nostalgische Komödie lebt vom charmanten, minimalistischen Spiel Robert Redfords, der schon angekündigt hat, dies werde sein sein letzter Auftritt auf der Leinwand sein. (von Susan Vahabzadeh – Süddeutsche Zeitung)
  • Dienstag, 01. September 2020 - 15:30
    Ost-Berlin, im Jahr 1989. Die junge, schwangere Anne ist fest entschlossen, durch einen Trick illegal, aber trotzdem ganz "offiziell" aus der DDR auszureisen: Ein gefälschter West-Pass soll ihr das Tor in die Bundesrepublik öffnen. Zu diesem Zweck reist sie mit ihrem rebellischen Freund August zur Montagsdemonstration nach Leipzig – sehr zum Unmut ihres Vaters Otto, seines Zeichens ein berühmter DDR-Staatsschauspieler. Als Otto erfährt, dass dieses Mal Soldaten mit Gewalt gegen die Proteste vorgehen sollen, will er das Schlimmste verhindern. Da er ein begnadeter Erich-Honecker-Imitator ist, verkleidet er sich kurz entschlossen als Regierungschef Honecker und will ins Zentralkomitee spazieren, um den Schießbefehl zurückzunehmen. Aber es kommt anders: Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände landet er in Wandlitz bei Margot Honecker. Zwar gelingt es ihm, mit seiner Maskerade sogar die Honecker-Gattin zu täuschen, allerdings muss er nun schleunigst einen Weg finden, um aus der Sache wieder herauszukommen.
  •   Mittwoch, 11. März 2020 - 20:00 bis - 22:00
    Ort: Nordwall 46, 29221 Celle, Deutschland Kategorien: Jan/Tine, Kooperation, oeffentliche Veranstaltung, Archiv, Kunst & Buehne, Cinespanol, Musik, 2020
    Jan und Tine von unserem CinEspanol, beide waren mehrmals für längere Zeit in Argentinien, organisieren einen Gastauftritt der Band "A Love Electric" (ALE) in KUNST & BÜHNE.
  • Montag, 09. März 2020 - 19:30
    Links, rechts, militant, staatszerstörend, chaotisch – das Bild der „Gilets jaunes“ in der Presse ist diffus, aber oft negativ. Jeder stellt die „Gelbwesten“ in eine andere Ecke. Die Verwirrung ist groß. Aber niemand kann die Geschichte glaubhafter erzählen als die Aktivist*innen selbst. Jetzt gibt es Gelegenheit, den Film zu sehen, in dem sich die Gelbwesten selbst portraitieren. Ein Film, der bereits über 175.000 Zuschauer in Frankreich durch seine Menschlichkeit, Genauigkeit und Sensibilität begeistert hat! "J'veux du soleil" (dt: 'Ich möchte in der Sonne stehen') Dokumentarfilm von Francois Ruffin über die französischen Gelbwesten.
  • Freitag, 06. März 2020 - 20:30
    „So kann es mit den Eltern einfach nicht weitergehen!“, denkt sich Maxime (Michaël Cohen). Sein Vater Victor (Daniel Auteuil) wird zunehmend zu einer Nervensäge, die mit sich, der Welt und dem Alter über Kreuz liegt. Seine Frau Marianne (Fanny Ardant) ist das genaue Gegenteil. Victors ewige schlechte Laune wird ihr schließlich zu viel. Sie setzt ihn kurzerhand vor die Tür. Victor braucht definitiv Hilfe! Und Maxi