Liebe bringt alles ins Rollen – von und mit Franck Dubosc (Rumba-Therapie) – Beginn 19.30 Uhr

  Freitag, 03. November 1724 - 19:30 bis - 21:20

 


Eintritt: 7,50 €

Frankreich 2018
Originaltitel: TOUT LE MONDE DEBOUT (Alle stehen auf)
Kinostart: 5. Juli 2018
109 Minuten
FSK: ab 0; f

Regie/Drehbuch: Franck Dubosc
 
Darsteller: 
Franck Dubosc  (Jocelyn) · Alexandra Lamy (Florence) · Elsa Zylberstein (Marie) · Gérard Darmon (Max) · Caroline Anglade (Julie) · Laurent Bateau (Julien) · Claude Brasseur (Jocelyns Papa) · François-Xavier Demaison (Priester in Lourdes) 

WIKIPEDIA 

Kritiken: 
Kritik von Axel Timo Purr für artechock film
Kritik von Marius Nobach für den Filmdienst (3 von 5 Sternen)
Kritik von Falk Straub für Spielfilm.de (4 von 5 Sternen)
Kritik von Antje Wessels für Wessels-Filmkritik 
Kritik von Antje Wessels für Filmstarts.de (3,5 von 5 Sternen)
Kritik von Peter Gutting für Cinetastic (7,5 von 10 Sternen)
 

Trailer (96 Sekunden):   

 

ausführliche Kritik von Marius Nobach für den Filmdienst:  
Warmherzige, gut besetzte romantische Komödie, in der sich ein Manager mit Hang zu oberflächliche Amouren als Rollstuhlfahrer ausgibt, sich dann aber in eine tatsächliche Rollstuhlfahrerin verliebt. 

Dieser Mann trägt gerne dick auf. Sobald Jocelyn die Gelegenheit wittert, mit einer schönen Frau anzubandeln, schaltet er in Sekundenschnelle darauf um, sich als jemand anderes auszugeben. Hauptsache, er erregt ihr Interesse; den Rest werden Charme, Beharrlichkeit und Dreistigkeit schon erledigen. Hinter seiner selbstsicheren Fassade scheint Jocelyn freilich zu ahnen, dass es mit seiner wirklichen Persönlichkeit nicht weit her ist. Zwar ist er mit Anfang 50 der erfolgsverwöhnte Manager eines Unternehmens für Sportschuhe, leistet sich teure Wagen und Kleidung und gibt sich nach außen so topfit, dass er die Teilnahme an einem Marathon anpeilt. Doch dahinter steckt nicht viel, was ihn auszeichnet; seine Wendigkeit ist nichts als fehlende Substanz.

So zeigt Jocelyn selbst auf der Beerdigung seiner Mutter keine Anzeichen, dass ihm irgendetwas tiefere Regungen abringen könnte. Als er später in der Wohnung der Toten ihre Sachen durchschaut, wird er von der Nachbarin Julie unterbrochen und schwenkt sofort wieder auf seine Lieblingspfade ein. Die hübsche junge Frau scheint auf seine Flirtphrasen durchaus einzugehen, erstaunt Jocelyn aber, als sie ihm ihre Hilfe als Pflegerin anbietet; dass er sich in den Rollstuhl seiner Mutter gesetzt hat, merkt er erst einen Moment später. Das Missverständnis kommt ihm als neue Herausforderung aber wunderbar zupass; als angeblicher Rollstuhlfahrer hat er noch keine Frau zu verführen versucht.

Als Julie ihn zu einem Wochenendbesuch bei ihrer Familie einlädt, wähnt sich Jocelyn in Rekordzeit am Ziel, bis er dort mit ihrer älteren Schwester Florence zusammentrifft. Die sitzt tatsächlich im Rollstuhl, und Jocelyn erkennt sich als Teil eines Verkupplungsversuchs wider, den Julie eingefädelt hat. „Es ist blöd, aber ich dachte: Gleiches zu Gleichem“, so ihre reichlich unbedarfte Erklärung.

Es ist eine angenehme Überraschung, dass sich „Liebe bringt alles ins Rollen“ als Film entpuppt, der solche simplen Denkweisen nur aufbietet, um ihre Unsinnigkeit zu demonstrieren. Der französische Komiker Franck Dubosc geht bei seinem Regiedebüt weitaus feinsinniger zu Werke, als nach seinen Auftritten in kassenträchtigen Klamotten wie der „Camping“-Reihe (2006/2010/2016) zu erwarten war.

Mit der Figur des angeberischen Playboys, die Dubosc auch schon in Stand-Up-Programmen und früheren Filmen gepflegt hat, scheint er zunächst auf eine Hochstapler-Farce abzuzielen, schwenkt dann aber bald auf eine romantische Komödie um. Während Florence bereit ist, das Unterfangen ihrer Schwester als eine amüsante Episode abzuhaken, fühlt sich Jocelyn von der lebensfrohen Frau angezogen, die als Violinistin durch die Welt reist und außerdem eine hervorragende Rollstuhl-Tennisspielerin ist.

Um den Kontakt aufrechtzuerhalten, inszeniert er vorgeblich zufällige Begegnungen, etwa bei einer Behindertensport-Veranstaltung oder einem Konzert in der Prager Oper, bei denen Florence und er sich tatsächlich allmählich näherkommen. Doch jedes Mal schiebt es Jocelyn hinaus, die Lüge einzugestehen, mit der alles angefangen hat; er gibt weiter vor, ebenfalls im Rollstuhl zu sitzen. Auch wenn ihm das ein riskantes Spiel abverlangt, das ihn auch abseits des Liebeswerbens in heikle Situationen bringt.

Unangenehme Momente im Leben eines Rollstuhlfahrers, von Treppen über zu enge Wege bis zum Toilettengang im Restaurant, hat Dubosc ausschließlich seiner eigenen Figur aufgeladen, während Florence gewandt um alle Schwierigkeiten herumkurvt. Durch ihre einnehmende Souveränität und den Charme, den Alexandra Lamy in ihrer sitzenden Rolle ausstrahlt, läuft der Film nie Gefahr, als Witzelei auf Kosten von Behinderten missverstanden zu werden; stattdessen schafft er es, eine Lanze für den Abbau von Vorurteilen zu brechen, ohne in seinen Mitteln allzu aufdringlich zu werden. Auch seichte Stellen finden sich nur wenige in der zwar nicht unbedingt realistischen, aber sympathisch ihre „Vive la différence!“-Haltung vertretenden Komödie.

Übertrieben wirkt allenfalls der Wille, die männliche Hauptfigur auch außerhalb des Flirtens permanent für ihre Eitelkeit zu bestrafen: indem Jocelyns Sekretärin in Gegenwart von Florence unangenehme Einzelheiten über seinen Gesundheitszustand verrät, sein Arzt gegen die allzu durchschaubare Selbsttäuschung in Sachen Alter, Fitness und Bauchumfang stichelt oder sich Jocelyn bei einer spontanen Aktion als Sänger versucht, was in eine blamable Performance mündet. Mit dieser Häufung an peinlichen Situationen linst der Film auf die französische Komödientradition, Wichtigtuer auf Wicht-Größe zurechtzustutzen, droht aber mitunter, den Bogen zu überspannen.