Bastille Day

  Freitag, 26. August 2016 - 20:30 bis Freitag, 26. August 2016 - 22:10

Eintritt: 5,00 €

Großbritannien 2016
Kinostart: 23. Juni 2016
92 Minuten
FSK: ab 16; f

Regie: James Watkins    
Buch: Andrew Baldwin, James Watkins    
Kamera: Tim Maurice-Jones    
Musik: Alex Heffes    
Schnitt: Jon Harris    

Darsteller:
Idris Elba (Sean Briar), Richard Madden (Michael Mason), Charlotte Le Bon (Zoe), Kelly Reilly (Karen Dacre), José Garcia (Victor Gamieux), Thierry Godard (Rafi Bertrand), Vincent Londez (Yannick Bertrand), Arieh Worthalter (Jean), Mohamed Makhtoumi (Christophe), Anatol Yusef (Tom Luddy)

 
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Der Filmdienst ist seit Jahren die führende deutsche Kinofilmfachzeitschrift. Da die Kritiken des Filmdiensts nicht ohne weiteres zugänglich sind, drucken wir sie hier ab, unabhängig ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Ehrgeiz ist es nicht, Interessierte mit hohlen Versprechungen oder plakativen Etikettierunen wie "Kunstfilm" oder "besonderer Film"  ins achteinhalb zu locken. Die wenigstens Filme erhalten vom Filmdienst eine positive Kritik. Es ist daher durchaus so, dass Filme, die dort nicht so positiv "wegkommen", ansonsten durchweg positive Kritiken erhalten haben und wir auch einige Filme "klasse" gefunden haben, die vom Filmdienst kritisch bewertet worden sind. Es ist halt eine Meinung unter mehreren, aber in der Regel eine fundierte. Die höchste Auszeichnung ist das Prädikat "sehenswert", die Altersempfehlung ist eine pädagogische.

Kurzkritik Filmdienst
Zwei höchst gegensätzliche US-Amerikaner, ein CIA-Agent und ein junger Taschendieb, müssen gemeinsam in Paris einer Bombenlegerin auf die Spur kommen. Sie stoßen auf ein Komplott, mit dem die Ängste der Stadtbevölkerung geschürt werden soll, um am Jahrestag des Sturms auf die Bastille Chaos hervorzurufen. Der brillant choreografierte Actionfilm lässt das eigentliche Ziel der öffentlichen Verunsicherung lange im Dunkeln, glänzt dafür aber mit packenden Stunts, hoher Spannung, ungewohnten Paris-Bildern und zwei erfrischenden Darstellern, die dem Buddy-Movie Esprit und Vitalität verleihen. -  Ab 16.


Trailer (150 Sekunden):



ausführliche Kritik Filmdienst

 Alles dreht sich um Ablenkung. Das ist die Erkenntnis, die der CIA-Agent Sean Briar aus den Ereignissen vor dem Bastille-Tag zieht, und das ist die Prämisse, unter der der Taschendieb Michael Mason seit jeher arbeitet. Briar und Mason, das sind Idris Elba und Richard Madden, die hier gegeneinander gesetzt werden um ein Buddy-Movie mit möglichst konträren Figuren zu bestücken. Das machen die beiden Darsteller so hingebungsvoll, dass sie anfangs kaum ins selbe Bild passen.

Denn zu Beginn ist Mason auf der Flucht vor Briar. Er ist normalerweise nicht der Mann, der auf dem Radar des CIA erscheinen würde, auch dann nicht, wenn er nackte Mädchen über die Treppen von Sacré-Coeur schickt, um all den Abgelenkten ihre Brieftaschen zu klauen. Aber Mason hat bei einer Diebestour eine Tasche mit einer Bombe erwischt, die ihm fast unter den Händen explodierte. Und Bomben sind das Geschäft von Briar.

So beginnt eine Jagd durch Paris, in deren Verlauf noch ganz andere bewegliche Ziele verfolgt werden – Banker, Demonstranten, Politiker, linke Aktivisten, Elitepolizisten, und ein Mädchen, das die Orientierung verloren hat. Man sieht die Stadt häufig in Totalen von oben, weil womöglich nur so der Überblick über die vielen Geschichten gewahrt werden kann. Vorerst aber hat Mason ein paar atemlose Stunts mit Briar: beispielsweise auf den Altbauten von Paris, wo man merkt, wie elend hoch diese sind, wie steil und rutschig ihre Dächer. Wenn es der Film darauf anlegt, als gerieten seine Protagonisten wirklich in Lebensgefahr, gelingt ihm das glänzend, sogar dann, wenn er sich in die Enge von Nahkämpfen verlagert. Was ebenfalls zum Realismus beiträgt, ist die Abwesenheit von Pomp: wenig Hubschrauber, viel Beinarbeit.

Natürlich fängt Briar den Taschendieb, natürlich beweist der ihm seine Unschuld, also suchen sie gemeinsam nach Hintergrund und Zweck der Bombe. Das Schönste daran ist, wie Mason zeigt, dass Trickdiebstahl die Polizeiarbeit eigentlich unnötig macht: Man kommt viel leichter an Informationen, wenn man den Verdächtigen einfach den Ausweis klaut. Nicht minder schön ist allerdings Briars Irritation darüber, dass auch etwas anderes als Kraft einen Gegner bezwingen kann.

Nachdem also allerlei Professionalität bewiesen wurde, schnappen die beiden sich die Frau, in deren Tasche die Bombe war. Schnell stellen sie fest, dass sie nicht die einzigen sind, die daran ein Interesse haben. Dank der Bombenlegerin finden sie sich in einer umfassenden Intrige wieder, für die alles instrumentalisiert wird, was eine Großstadt an Bedrohung hergibt: die Gefahren des rechten, des linken, des staatlichen und des islamistischen Terrors, plus die sozialen Medien, die alle Ängste potenzieren. Trotzdem liegt die Ursache aller Aktionen dann da, wo sehr viel Geld liegt – das ist für das Genre keine neue Erkenntnis, aber der Gedanke der Ablenkung gewinnt hier eine neue Dimension.

Regisseur James Watkins umgeht keineswegs die Klischees des Actiongenres, aber er zeigt sie auf einem ziemlich aktuellen Niveau. Der Umstand, dass das Drehbuch aus dem Jahr 2012 stammt, führt allerdings zur Frage, wie unterhaltsam solche Action in einer Stadt sein kann, in der im Mai gerade der Ausnahmezustand um weitere zwei Monate verlängert wurde. Andererseits tun Actionfilme traditionell wenig anderes, als dass sie die Fiktion möglichst nah an die Realität heranführen, um deren Gefahren letztlich zu besiegen. Darin liegt das Vergnügen im Kino, und das wird in „Bastille Day“ zusätzlich mit einer sehr heldenhaften Rolle der Pariser Bevölkerung bedient.

Doris Kuhn, FILMDIENST 2016/13