Paul Virilio - Denker der Geschwindigkeit

Donnerstag, 06. August 2015 - 19:30

Regie: Stéphane Paoli, Frankreich 2007, 90 Min.

„Unser Planet ist zu klein geworden für den Fortschritt“ – trotz dieser alarmierenden Feststellung leuchtet aus Paul Virilios Augen der Wissensdurst eines neugierigen Menschen. Der französische Philosoph und Medienkritiker gilt als einer der größten Denker der Gegenwart. Im Mittelpunkt seines Interesses steht die Diktatur der Geschwindigkeit, die Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und die Welt der Information beherrscht.
Virilio befasst sich mit den Brüchen der Moderne und kommt zur Erkenntnis, dass unser vermeintlicher Fortschritt ein Scheitern ist: Seit 1990 sind 70 % aller Katastrophen auf „künstlich“ erzeugte technische Unfälle zurückzuführen. Ob Tschernobyl oder die Madrider Zuganschläge: Überall wird der Mensch mit der Endlichkeit der Welt konfrontiert. Doch Paul Virilio lässt sich von dieser gnadenlosen Feststellung nicht entmutigen: „Ich halte es mit Winston Churchill, der sagte, ein Optimist sehe in jeder Schwierigkeit eine Chance.“ Im Alleingang forscht der Philosoph über das „zugleich tragische und aufregende Zeitalter der Moderne“.
Filmemacher Stéphane Paoli betrachtet die Gegenwart aus dem Blickwinkel des Denkers Virilio und zeigt an zahlreichen Beispielen, wie Politik, Wirtschaft und der Informationsfluss von der Diktatur der Geschwindigkeit beherrscht werden. Dabei kommen Experten wie Jeremy Rifkin, Walter Bender, Muhammad Yunus, Hubert Védrine, Jacques Attali und Jean Nouvel zu Wort, die Virilios Theorien belegen oder ihnen widersprechen.

 

Frankreich 2007
90 Minuten
Regie: Stéphane Paoli    
Buch: Olivier Marquezy, Stéphane Paoli    
Kamera: Olivier Raffet    

Kurzkritik Filmdienst:
Porträt des französischen Philosophen und Medienkritikers Paul Virilio, der sich vehement gegen die Diktatur der Geschwindigkeit ausspricht, die mittlerweile alle Bereiche des Lebens erfasst, was dazu geführt hat, dass erstmals in der Geschichte der Menschheit menschliche und technologische Zeit auseinander klaffen. Der Film versteht sich als Hilfsmittel der Entschleunigung und veranlasst, über den Sinn von Zeit und Tempo nachzudenken.