Tagebuch einer Biene (Referentin Dr. Kirsten Traynor)

Tagebuch einer Biene (Referentin Dr. Kirsten Traynor)

  Donnerstag, 09. Dezember 2021 - 19:00 bis - 21:00

Ort: Kino achteinhalb

http://www.tagebucheinerbiene-derfilm.de

Kategorien: Kooperation, Dokumentarfilm, deutscher Film, Archiv, Diskussion, Moderation, Bieneninstitut Celle, Filmwelt, Flat, 2021

Treffer: 1284


 

In Kooperation mit dem Institut für Bienenkunde Celle  
Zu Gast die Leiterin des Instituts Dr. Kirsten Traynor


 
Eintritt: 7,50 €

Deutschland 2021
Kinostart: 7. Oktober 2021
92 Minuten
FSK: ab 0; f

Regie: Dennis Wells  
Drehbuch: Dennis Wells & Heike Sperling   

Kamera: Brian McClatchy
Musik: Darren Fung 

Schnitt: Jan Stefan Kolbe 

Sprecherinnen: Anna Thalbach als Winterbiene & Nellie Thalbach als Sommerbiene
 
Filmwebseite, Filmseite des Verleihs, Presseheft, alle Daten zum Film auf Filmportal.de

Kritiken: 
Kritik von Reinhard Kleber im Filmdienst (3 von 5 Sternen)
Kritik von Manfred Riepe im Filmmagazin EPD (3 von 5 Sternen)
Kritik von Barbara Block auf NDR Kultur
Kritik von Katharina Granzin in der taz
Kritik Dagny Lüdemann in der Zeit
Kritik von Andreas Köhnemann auf Spielfilm.de (4 von 5 Sternen)
Kritik von Peter Osteried auf Programmkino.de (Gilde deutscher Filmkunsttheater)

Süddeutsche Zeitung (Doris Kuhn):
Seite an Seite mit Bienen im Stock wohnen, über Wald und Wiesen brummen - dank üppiger Kameratricks wird real, was man sonst aus Animationsfilmen kennt. Dennis Wells setzt auf persönliche Nähe, er macht eine Biene zur Hauptfigur, die mit sanfter Stimme ihren Alltag erklärt. Dabei gibt es keine Belehrung über Ökosysteme oder Menschengefahr, die Information wird in Abenteuer verpackt und quasi im Vorbeiflug erfahren. Das funktioniert, danach will jeder Freund der Bienen sein.

TV-Videos:
NDR Kulturjournal: Faszinierende Einblicke (5 Minuten)
3sat Kulturzeit: Film-Tipp (1 Minute)
ARD KinoKino: Tagebuch einer Biene (1 Minute)

Filmpädagogisches Begleitmaterial / Unterrichtsmaterial für die Schule:
Filmtipp Vision Kino
PDF Begleitmaterial
Kinofenster

Trailer (105 Sekunden):

ausführliche Kritik Filmdienst
Mit spektakulären Aufnahmen gefilmte Doku über eine Winter- und eine Sommerbiene während der Jahreszeiten, in der die Tiere ihre Erlebnisse aus dem Off in Ich-Form schildern.

Eine Winterbiene lebt sechs Monate, eine Sommerbiene meist nur sechs Wochen. In seinem ersten langen Dokumentarfilm schildert der Regisseur Dennis Wells den Lebenszyklus zweier Bienen und überformt die bestechenden Naturaufnahmen dank einer konsequenten Vermenschlichung durch zwei Ich-Erzählerinnen aus dem Off (Anna Thalbach, Nellie Thalbach) zu einer dramatischen Chronik mit hohen Schauwerten.


Vieles ist in Zeitlupe gefilmt

Wells, 1977 in Essen geboren, hat sich mit Geschichts- und Wissenschaftsdokumentationen in den Bereichen Natur und Wissenschaft als versierter Fernsehdokumentarist etabliert. Nachdem er 2016 schon eine Fernsehdokumentation über Wildbienen realisierte, widmet er den emsigen Tieren jetzt einen langen Kinofilm. Die Dreharbeiten dazu erstreckten sich über zwei Jahre, die aufwändige Postproduktion dauert ein weiteres Jahr.


Der erfahrene Kameramann Brian McClatchy drehte viele der spektakulären Großaufnahmen mit Hilfe von 16 Bienenstöcken, die er vor der eigenen Haustür in der Nähe von Stuttgart aufbaute, wobei eine spezielle Makrokameratechnik zum Einsatz kam. Die meisten der imposanten Außenaufnahmen entstanden in einem idyllischen Bergtal im Karwendelgebirge. Um die Interaktionen der Insekten möglichst gut sichtbar zu machen, filmte das Team viele Sequenzen in Zeitlupe. Nur so lässt sich beispielsweise erkennen, wie sich die Bienen am Eingang des Bienenstocks gegenseitig begrüßen.

„Tagebuch einer Biene“ ist kein konventioneller Lehrfilm. Die Inszenierung ist vielmehr darauf aus, das Thema auf unterhaltsame und teils dramatische Weise darzubieten. Nach ausgiebigen Recherchen und Beratungsgesprächen mit Bienenforschern schrieb Wells ein Drehbuch, das viele typische und einige außergewöhnliche Stationen eines Bienenlebens im Lauf der Jahreszeiten rekapituliert. In die Darstellung flossen auch jüngste wissenschaftliche Befunde über die Insekten mit ein. Demnach kommunizieren Bienen nicht nur im Stock, sondern auch in der Natur und pflegen so soziale Beziehungen.

Aus der Sicht der Bienen

Wells skizziert eine Art Bienenbiografie vom Schlüpfen einer Biene bis zur Gründung eines neuen Volkes. Dramaturgie und Bildkomposition schildern das Geschehen aus der Sicht der Bienen und ziehen damit in ihre Welt hinein.

Die Kamera folgt zunächst einer Winterbiene, die monatelang im Stock arbeitet, ehe sie im Frühling erstmals ins Freie fliegt, um frische Nahrung zu sammeln. Dann hängt sie sich an eine Sommerbiene, die beim ersten Erkundungsflug fast verunglückt und viel dazulernen muss. Da die Winterbiene als Amme der Nachwuchsbiene Bee fungiert, entsteht zwischen beiden eine enge Beziehung.

Was die Winter- und die Sommerbiene erleben und wie sie die Welt wahrnehmen, erfährt man aus den Kommentaren, die aus der Ich-Perspektive der Bienen eingesprochen werden. Die lebhaften Stimmen von Anna und Nellie Thalbach vermenschlichen die beiden tierischen Protagonisten und tragen viel dazu bei, dass man an Freud und Leid der kleinen Blütenstaub- und Nektarsammler Anteil nimmt.

Die emotionale Involvierung wird durch eine zuweilen schwelgerische, manchmal auch dramatische Filmmusik verstärkt, etwa wenn Bee auf ihrem ersten Flug sogleich in einen Wolkenbruch gerät, von einem schweren Regentropfen zu Boden geworfen wird und es bei Tageslicht nicht mehr in den Stock zurückschafft, sondern durchnässt im Freien übernachten muss.

Hochdramatisch geht es auch bei einem Angriff von Hornissen auf ein neues Bienennest zu. Weil die Hornissen viel stärker sind, kann das Bienenvolk nur überleben, indem sich die Bienen gemeinsam zur Wehr setzen, auch wenn einige die Abwehrschlacht nicht überleben.

So kurzweilig wie erkenntnisreich

Beiläufig vermittelt der Film viele interessante Informationen über die Insekten, die wegen ihrer Bestäubungsleistungen für viele Pflanzen letztlich auch für das Überleben der Menschen wichtig sind. So lernt man etwa, dass sich Bienen nur bei Sonnenlicht orientieren können und bei zu großer Hitze ihren Stock mit Wasser kühlen. Oder dass eine Biene auf einem Flug von 800 Kilometern nur ein Gramm Honig als Energielieferanten braucht. Bei Nahrungsmangel oder einer langen Schlechtwetterphase verhält sich ein Bienenvolk absolut solidarisch: Die Vorräte werden konsequent geteilt, damit möglichst viele überleben oder schlimmstenfalls alle verhungern.


Im Bestreben um eine anschauliche Darstellung scheut Wells sich nicht, den Pfad der reinen Dokumentarfilm-Lehre zu verlassen. Da es unmöglich ist, eine einzige Biene wochenlang zu verfolgen und jeden Augenblick ihres Lebens zu filmen, wurden Aufnahmen mehrerer Bienen aus verschiedenen Situationen zu einer „Geschichte“ zusammengefügt. Selbst mit Drohnen wäre es nicht möglich gewesen, einem Bienenschwarm zu folgen. Um aber die subjektive Sicht der beiden Hauptfiguren einnehmen zu können, kamen deshalb für einzelne Aufnahmen auch computergenerierte Modelle zum Einsatz. In der Summe bietet „Tagebuch einer Biene“ ein ebenso erkenntnisreiches wie kurzweiliges Seherlebnis für große wie kleine Freunde der Natur. 

Eine Kritik von Reinhard Kleber