Die Frau in Gold (Im Nachklang zu "Klimt & der Kuss")

  Montag, 22. April 2024 - 19:30 bis - 21:15
Treffer: 181

Eintritt: 7,50 €

Großbritannien 2015
Kinostart: 4. Juni 2015
109 Minuten
FSK: ab 6; f
 
Regie: Simon Curtis    
Buch: Alexi Kaye Campbell    
Kamera: Ross Emery    
Musik: Martin Phipps, Hans Zimmer    
Schnitt: Peter Lambert  

Darsteller: Helen Mirren (Maria Altmann), Ryan Reynolds (Randol Schoenberg), Daniel Brühl (Hubertus Czernin), Katie Holmes (Pam), Tatiana Maslany (junge Maria Altmann), Max Irons (Fritz), Charles Dance (Sherman), Antje Traue (Adele Bloch-Bauer), Elizabeth McGovern (Florence-Marie Cooper), Frances Fisher (Barbara Schoenberg), Moritz Bleibtreu (Gustav Klimt), Tom Schilling (Heinrich), Allan Corduner (Gustav Bloch-Bauer), Henry Goodman (Ferdinand Bloch-Bauer), Nina Kunzendorf (Therese Bloch-Bauer), Justus von Dohnányi (Dreimann)

Wikipedia, Programmkino.de 

Adele Bloch-Bauer (* 9. August 1881 in Wien, als Adele Bauer; † am 24. Jänner 1925 in Wien) war eine österreichische Unternehmergattin. Sie wurde vor allem bekannt durch das 1907 entstandene Gemälde Adele Bloch-Bauer I („Goldene Adele“) von Gustav Klimt, eines der bedeutendsten Werke des Wiener Jugendstils (Fin de siècle). 

Kurzkritik Filmdienst

Eine als junge Frau vor den Nazis aus Wien in die USA geflüchtete Jüdin macht mit Hilfe eines jungen Anwalts vor dem Obersten Gerichtshof ihre Ansprüche auf ein wertvolles Gustav-Klimt-Gemälde geltend. Die sachkundige Haltung des Films und die Kritik an den reparationsunwilligen österreichischen Behörden werden zwar gelegentlich durch sentimentalisierte Rückblenden in die Zeit der Judenverfolgung verwässert; jedoch geht das Thema der Zwangsenteignung jüdischen Eigentums nie verloren und bleibt dank glaubhafter Darsteller Zentrum des Films. - Ab 14. 

Trailer:


vierminütige Filmbesprechung in ZDF "Neu im Kino":

ausführliche Kritik Filmdienst

Am Anfang steht ein Gemälde, das Porträt von Adele Bloch-Bauer, eines der bekanntesten Bilder des Wiener Malers Gustav Klimt. Als „Frau in Gold“ hat es Kunst- und Weltgeschichte gemacht. Nicht in Wien, sondern in der „Neuen Galerie“ in New York ist es heute zu besichtigen. Den langen, dornigen Weg, wie es dahin gekommen ist, erzählt dieser Film. Der Kampf um die Rückkehr der „Frau in Gold“ zu ihren wirklichen Eigentümern ist ein besonders anschaulicher Einzelfall der Zwangsenteignung von Kunstwerken durch die Nationalsozialisten, wie Tausende von Juden sie während der 1930er- und 1940er-Jahre über sich ergehen lassen mussten. Während George Clooneys Film „Monuments Men“ die letzte Phase des Kunstraubs kurz vor Kriegsende und die Bewahrung der Meisterwerke vor der Zerstörung durch die Verlierer des Krieges beschreibt, widmet sich Simon Curtis in diesem Film den langjährigen, oft bis in unsere Tage fortwirkenden Bemühungen der rechtmäßigen Eigentümer und ihrer Erben, Kunstgegenstände aus dem Zugriff staatlicher Institutionen und privater Händler zu befreien. Die Entdeckung von zahllosen enteigneten Kunstwerken aus ehemals jüdischem Besitz in der Wohnung des Münchener Kunsthändlers Cornelius Gurlitt hat gerade in jüngster Zeit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für das in Deutschland und Österreich immer noch prekäre Thema wieder geweckt.
„Die Frau in Gold“, die Geschichte des in Wiener Museums- und Großbürgerkreisen hartnäckig als „unsere Mona Lisa“ beschriebenen Porträts, das eigentlich „Adele Bloch-Bauer I“ heißt, greift einen besonders exemplarischen Fall heraus, der – wie sich herausstellt – wegen seiner vielen Winkelzüge hervorragend zur Illustration des Themas geeignet ist. Maria Altmann, die vor mehr als einem halben Jahrhundert ihre Heimatstadt Wien zum Schutz vor den Schergen Adolf Hitlers verlassen musste und seitdem in Los Angeles lebt, erfährt in den späten 1990er-Jahren nach dem Tod ihrer Schwester vom Schicksal jenes Porträts ihrer Tante Adele, zu dessen Füßen sie als Kind gespielt hat. Sie wendet sich an Randy Schönberg, den Enkel des Komponisten Arnold Schönberg. Randy hat sich als bisher ziemlich erfolgloser Rechtsanwalt soeben in einer anerkannten Sozietät etablieren können und ist keineswegs begierig, sich mit österreichischen Autoritäten herumzuschlagen, um Marias Ansprüche durchzusetzen – bis er feststellt, dass er hier den Schlüssel zu einer Karriere in der Hand hält: Die „Frau in Gold“ ist inzwischen mindestens 100 Mio. Dollar wert. Die beiden besteigen ein Flugzeug und beginnen in Marias alter Heimat den Kampf mit einer reparations- und kompromissunwilligen Behörde, die sich zwar das Mäntelchen der Wiedergutmachung des an Juden begangenen Unrechts umhängt, in Wirklichkeit aber nur an der Fortsetzung des Status quo interessiert ist. Eine Chance, den aussichtslosen Streit doch noch zu gewinnen, bekommen sie erst, als sie die Ansprüche nicht in Wien, sondern in den USA geltend machen können, wo die Auseinandersetzung bis vor den Obersten Gerichtshof führt.
Der englische Bühnenregisseur Simon Curtis wurde einem größeren Kinopublikum zum ersten Mal bekannt mit seinem Film „My Week With Marilyn“  in dem er in kunstvoller Verflechtung von Vergangenheit und Gegenwart die Psyche von Marilyn Monroe zu durchleuchten versuchte. Auch „Die Frau in Gold“ hat er ähnlich angelegt. Er verknüpft in Rückblenden Szenen aus dem Leben der jungen Maria Altmann mit der Haupthandlung, der langwierigen Auseinandersetzung um die Eigentumsrechte an dem wertvollen Klimt-Gemälde. Amerikanische Kritiker haben ihm ein Zuviel an Sentimentalität vorgeworfen, was vor allem auf einige Rückblenden und den überakzentuierten Schluss durchaus zutrifft. Doch zum Vorteil des Films wirkt sich aus, dass Curtis trotz seiner unverkennbaren Neigung, ein Stück barbarischer Zeitgeschichte auf publikumsfreundliche Weise zu erzählen, stets genau weiß, wo die Grenzen der Kommerzialisierung liegen. „Die Frau in Gold“ mag streckenweise ein bisschen zu emotional ausgefallen sein, aber der Film verstößt nirgends gegen den guten Geschmack und gegen die Ernsthaftigkeit, die das Thema verlangt. Curtis schielte offenkundig in zwei Richtungen: eine Prise „Downton Abbey“ und gelegentliche Anklänge an die Filme Frank Capras – Konzessionen an seine Auftraggeber oder nicht, das Publikum frisst sie ihm aus der Hand. Übrig bleiben immer noch genug sachkundige Reflexionen und distanzierender Humor, um die Handlung nicht in einem Tränenbad untergehen zu lassen. Was auch immer die zentrale Story gelegentlich aus dem Gleichgewicht zu bringen droht, wird durch die Darsteller aufgefangen. Helen Mirren beherrscht die Hauptrolle souverän, wie man es von ihr gewohnt ist, und Ryan Reynolds als unerfahrener, mit fortschreitender Handlung immer idealistischer denkender Anwalt gibt sich hinter seinen altmodischen Brillengläsern jede erdenkliche Mühe, im Publikum die Erinnerung an James Stewart wachzurufen.
Franz Everschor, FILMDIENST 2015/11