Haus ohne Dach

  Dienstag, 06. November 2018 - 19:00 bis - 22:00

Eintritt: frei

Deutschland 2017
Kinostart: 31. August 2017
124 Minuten
FSK: ab 12; f

Regie/Drehbuch: Soleen Yusef
Produktion: Mehmet Aktas · Igor Dovgal · Jana Raschke
Kamera: Stephan Burchardt
Musik: John Gürtler · Jan Miserre · Lars Voges
Schnitt: Hannes Bruun 

Darsteller:
Mina Özlem Sagdic (Liya) · Sasun Sayan (Jan) · Murat Seven (Alan) · Wedad Sabri (Gule) · Ahmet Zirek (Ferhad) · Feyyaz Duman (Taxifahrer Kaval) · Hussein Hassan (Peschmerga Omeed) · Rekesh Shahbaz (Ako) · Pelyar Adil Hesen (Jeger) · Hanim Onur (Vin) · Mame Cheto (Schäfer) · Uwe Preuss (Produzent)

Auszeichnungen:
2017, 19. Bratislava Intrenational Film Festival: Beste Regie und Spezialpreis der Jury
2016, Filmfest München: Förderpreis Neues Deutsches Kino - Beste Produktion
2016, First Step Award: Bester abendfüllender Spielfilme 
2016, Unabhängiges FilmFest Osnabrück: Friedenfilmpreis Osnabrück
2016, Duhok International Film Festival: Audience Award for the best Kurdisch Feature Film 
2016, Montréal World Film Festival: Special Grand Prix of the Jury
2016, Bester Spielfilm (Manifesto Film Festival, Amsterdam)

Filmhomepage, Pressemappe, Wikipedia, alle Daten zum Film auf Filmportal.de  
Kurdisches Filmfestival

Kritiken
Kritik von Ulrich Sonnenschein im Filmmagazin EPD (4 von 5 Sternen)
Kritik von Michael Meyns auf Programmkino.de
Kritik von Jenni Zylka im Spiegel
Kritik von Oliver Arkmknecht auf Filmrezensionen.de
Kritik von Nils Michaels im Vorwärts
Kritik von Verena Schmöller auf Kino-Zeit.de
Kritik (und Artikel über Soleen Yusef) von Andreas Busche im Tagesspiegel

Pädagogisches Material: Filmtipp Vision KinoKinofenster
  
Kurzkritik Filmdienst
Um ihre verstorbene Mutter in der Heimat zu beerdigen, begeben sich drei in Deutschland aufgewachsene Geschwister auf eine Reise in die kurdische Region des Irak. Auf dem hindernisreichen Weg geraten sie durch ihre unterschiedlichen Temperamente permanent aneinander, finden durch die gemeinsame Krise aber allmählich zueinander. Im Rahmen eines Road Movie entfaltete Geschichte über Identität, Geschwisterrollen und kulturelle Entwurzelung, die sich nicht recht aus dem bemühten dramaturgischen Korsett und den schematischen Rollenbildern lösen kann. Erst in der vorübergehenden Zerstreuung der Geschwister findet der Film zu etwas mehr Eigenleben.
Esther Buss

Trailer (154 Sekunden):



Soleen Yusef im Interview mit dem FilmFestSpezial Festivalmagazin (7 Minuten):

ausführliche Kritik Filmdienst
Hektisch wirft der Fotograf den Stromgenerator an, die Eltern und ihre Kinder stellen sich vor einer kitschigen Landschaftstapete in Pose, viel Zeit bleibt nicht, bevor die Elektrizität versagt. Die Familienfotos im Intro zu „Haus ohne Dach“ zeigen fröhliche Kinder, die Faxen machen, sich inszenieren, Rollen einnehmen. Die Eltern sind meist angeschnitten – eine Ankündigung, dass sie auch im übertragenen Sinn bald aus dem Bild sind.  Es war einmal eine Familie. Viele Jahre später ist der Vater gestorben, Gule und ihre drei Kinder Jan, Liya und Alan leben seit langem in Stuttgart, vom alten Zusammenhalt ist nur wenig übrig geblieben. Als die Mutter nach dem Sturz Saddam Husseins bei einem Familientreffen ankündigt, in ihre alte Heimat zurückkehren zu wollen, kommt es zu ersten heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Geschwistern.   Allzu schematisch sortiert die deutsch-kurdische Regisseurin Soleen Yussef in ihrem Debütfilm die Rollen: Jan ist das rationale Familienoberhaupt, Typ „Kontrollfreak“, Liya die in sich gekehrte und stark mit sich selbst beschäftigte Tochter, Alan der „Troublemaker“ und verantwortungslose Vater ohne Job und mit hitzigem Gemüt. Eine Szene später ist Gule tot. Die Geschwister beschließen, dem letzten Willen der Mutter nachzukommen, im kurdischen Teil des Irak neben dem Vater beerdigt zu werden.  „Haus ohne Dach“ ist eine Geschichte über Identität, Geschwisterrollen und kulturelle Entwurzelung. Trotz des spezifischen geografischen bzw. geopolitischen Rahmens – während die Geschwister sich dem kurdischen Heimatdorf der Mutter nähern, rücken die Truppen des Islamischen Staats in Richtung Mossul vor – hält sich der Film relativ eng an einen universellen Standard des Road Movie: eine (trotz familiärer Bande) zusammengewürfelte Gruppe, die erst durch Krisen und Zerwürfnisse zueinander findet, sowie diverse zu bewältigende Hindernisse (Checkpoints müssen passiert werden, das Auto hat eine Panne, die Großfamilie der Mutter versucht die Beerdigungspläne zu verhindern, der Sarg wird gestohlen).   Aus diesem etwas bemühten dramaturgischen Korsett, das zusätzlich auf die Enthüllung eines Familiengeheimnisses zusteuert, vermag sich der Film nie recht zu lösen. Zu offensichtlich gebaut ist die Geschichte, zu ausbuchstabiert wirken die Konfliktlinien, zu forciert erscheint das Ganze. Erst als sich die Geschwister auf ihrer Reise trennen und jeder für sich auf eigenen Wegen weiterreist – Jan mit einem Schäfer, Liya mit einem singenden Taxifahrer, Alan mit dem Teenager-Sohn eines Tankstellenbetreibers –, findet „Haus ohne Dach“ zu etwas mehr Offenheit. In diesen Momenten fängt auch die Landschaft an, sich zu aktivieren, mehr zu sein als eine Kulisse, in die man Figuren mit definierten Aufgaben hineinstellt.
Esther Buss