„Sollen wir das wirklich so machen?“, fragt die Filmemacherin Lola Randl mit Blick auf die leicht altertümliche Buchillustration „Das Fünf-Morgen-Land-Anwesen“ im Kapitel „Wege zur Selbstversorgung“. Die Frage ist berechtigt, denn weder Randl, Hauptfigur von „Von Bienen und Blumen“, noch ihr Mann wissen, wie viel ein Morgen überhaupt ist. Wenig später stehen die beiden mit anderen, überwiegend unbedarften Städtern auf dem brachliegenden Gelände einer alten Schlossgärtnerei in der Uckermark herum. Eine Imkerin stellt sich sechs Bienenvölker nebeneinander vor, zwei aus der Stadt, vier vom Land, eine Frau buddelt in der Erde und meint: „Geht doch“, während ihr Freund froh ist, dass sich die Aufregung bei den Hühnern inzwischen gelegt hat und sie jeden Tag ein Ei legen.

Sie alle sind sogenannte „Projektmenschen“, die von den stressigen Anforderungen der Stadt aufs Land geflüchtet sind, um ein paar Autostunden entfernt an einem Anbau- und Gemeinschaftsprojekt in der Ortschaft Gerswalde teilzunehmen – aus reinem Idealismus, ohne Geld. Das Paar Lola Randl und Philipp Pfeiffer hat die Gärtnerei gekauft und sich mitsamt den Kindern ins Landleben gestürzt. Tiere werden angeschafft, Felder bestellt, Schafe geschoren, Ämter verteilt. Es gibt die Gartengruppe und den Kompostbeauftragten. Manchmal klampft jemand auf der Gitarre oder dudelt auf der Orgel. Zu essen gibt es Kartoffeln, rote Beete und Selbstgeschlachtetes. Die Atmosphäre ist hippiesk, aber vor allem „post“-alles.

Ein ziemlich „luxuriöses“ Projekt

„Sinnsuche des postkapitalistischen Individuums am Fallbeispiel des Wiederaufbaus einer alten Gärtnerei, genauer am Fallbeispiel der Wunschvorstellung eines zugezogenen Paares“, lautet der absichtsvoll hochtrabende Titel einer pseudo-soziologischen Arbeit, die eine Studentin beim Beobachten der Landgemeinschaft verfasst. Mit dem aus dem Off gelesenen Text versucht Randl in ihrem halbdokumentarischen Film sich und die „Projektmenschen“ wie eine fremde Spezies zu beschreiben, das eigene Treiben zu ironisieren – vielleicht auch, um die Kritik an diesem in seinem Entsagungs- und Entschleunigungs-Ethos durchaus „luxuriösen“ Projekt vorwegzunehmen.

Es wäre ja durchaus interessant zu erfahren, wie sich so ein Lebensentwurf überhaupt finanziert? Konkret: Mit was verdienen die Leute ihr Geld? Haben sie ihre alten Jobs aufgegeben? Ist das alles ein Wochenend-Hobby, oder sollen die Produkte verkauft werden?

„Beliebt sind alte Techniken, die ihn gefühlt mit der Pioniertätigkeit seiner Vorfahren verbinden“, weiß die Chronistin zu berichten, während sich zwei Stadtschwärmer mit einem alten Pflug abmühen. Hilfe bekommen sie zum Glück von den Einheimischen – „det ist ja hier kein Gepflüge“. Auch zu einigen Frauen im Dorf gibt es regen Kontakt, vor allem zu den Zwillingen Erna und Ellie, die sich sehnlichst einen Döner-Stand wünschen, und zu Renate, die sich als treue Zuschauerin der Daily Soap „Rote Rosen“ als Beziehungsexpertin qualifiziert. Im örtlichen Friseursalon „Pretty Woman“, dem einzig übriggebliebenen Laden im Dorf, nachdem die Bäckerei, der Schuster, die Post und die Schneiderei zugemacht haben, gibt es einiges zu tratschen. Denn Randl hat neben Philipp noch eine Liebesbeziehung zu dem „Wochenendler“ Bernd.

Über das Kollektiv erfährt man wenig

Mit ihrer Dreierbeziehung geht Lola Randl ziemlich hausieren, während es über die Zusammenarbeit im Kollektiv scheinbar nichts zu sagen gibt. Jeder und jede wird dazu gewollt oder ungewollt befragt. Das genaue Problem bleibt unformuliert, von „Stress“ ist die Rede. Schließlich reist eine Paartherapeutin extra aus München an. Sie reden ein bisschen, dann reist sie wieder ab. Der Bernd hat irgendwann genug und verschwindet, taucht später aber wieder auf. Dafür kommt Philipp mit der „Bibi“ an (der Schauspielerin Bibiana Beglau).

Ellie stirbt, ein Döner-Stand wird eröffnet. Im Wechsel der Jahreszeiten nimmt das Gartenprojekt Gestalt an, doch die kritischen Fragen bleiben aus. Als ein von Ziegen angenagter und wahrscheinlich toter Obstbaum mit Ringelblumensalbe und Bandagen verarztet wird, fragt sich die Soziologin, ob es dem Projektmenschen vielleicht weniger um die nachhaltige Lebensweise als um die „Inszenierung seiner selbst“ geht. Aber dann ist der Baum doch nicht tot.

Die ironische Spiegelung im Film fängt bald zu nerven an. Sie ist eine oft nicht besonders lustige, öfters aber ziemlich selbstzufriedene und selbstbezogene Art, die wenig darüber erzählt, was man sich denn eigentlich wünscht in der Beziehung zu dritt, auf dem Land, in der Gemeinschaft, mit den Dorfbewohnern, in Gerswalde.