Die Rote Linie – Vom Widerstand im Hambacher Forst (Eintritt frei)

  Sonnabend, 21. September 2019 - 17:00 bis - 19:00

In Kooperation mit Fridays for Future Celle

Greta Thunberg – Dankesrede zur Verleihung der Goldenen Kamera in Berlin am 30. März 2019
Greta Thunberg – Rede 1 bei der 24. UN-Klimakonferenz in Kattowitz im Dezember 2018

Video der großartigen Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim auch wenn sie einige Aspekte wie Tempolimit oder Fleischkonsum nicht anspricht. (26 Minuten):


 

WDR WestArt (4,5 Minuten):

Dokumentarische Langzeitbeobachtung über die Proteste gegen den Braunkohletagebau und das Energieunternehmen RWE, die sich ab 2015 besonders an der geplanten Rodung des rund 500 Hektar großen Hambacher Forstes im Rheinland entzündeten. Der aktivistische Film stellt Bürger vor, die sich aus unterschiedlichen Gründen an der Protestbewegung beteiligen, und zeigt ihren scheinbar mühelosen Schulterschluss in der gemeinsamen Aktion auf. Dabei ergreift er klar Partei gegen eine verfehlte Klimapolitik, behält aber einen sachlichen Beobachtungsstil bei und beschränkt auch die emotionalen Szenen mit betroffenen Anwohnern auf wenige, umso effektvollere Momente. 

Eintritt: frei
Reservierung: 1 Euro

Deutschland 2019
Kinostart: 23. Mai 2019
115 Minuten
FSK: ab 0; f

Regie/Drehbuch: Karin de Miguel Wessendorf
Kamera: Frank Kranstedt und Gerardo Milsztein 
Musik: Fabian Berghofer 
Schnitt: Kawe Vakil

Filmhomepage, Webseite der Produktionsfirma, Facebook   
alle Daten zum Film auf Filmportal.de
Greenpeace-EnergyUntergrundblättle  

Kritiken:
Kritik von Günter H. Jekubzik auf Programmkino.de
Kritik von Manfred Riepe in EPD-Film
Kritik Julia Teichmann im Filmdienst
Kritik von Silvia Hallensleben im Tagesspiegel 
Kritik von Jörn Schulz in Neues Deutschland 
Kritik von Simon Hauck auf Kino-Zeit.de

WDR Westart – Videobericht über "Die Rote Linie" (4,5 Minuten)

Trailer (123 Sekunden):



BR KinoKino (69 Sekunden):


WDR WestArt (4,5 Minuten):


ausführliche Kritik Filmdienst 
Dokumentarische Langzeitbeobachtung über die Proteste gegen den Braunkohletagebau und das Energieunternehmen RWE, die sich ab 2015 besonders an der geplanten Rodung des Hambacher Forstes entzündeten. Ein parteiergreifender, aber sachlich beobachtender Film.

„Heimatfresser“ sind am Werk. Erst kämen „die kleinen“, dann „die großen“, konstatiert lakonisch ein Familienvater im Angesicht der Bagger und Baumaschinen in Karin de Miguel Wessendorfs Dokumentarfilm „Die rote Linie – Widerstand im Hambacher Forst“. Sein Dorf Immerath muss dem „größten Loch Europas“ weichen: Dem Tagebau Garzweiler.

Dieses Schicksal soll auch den Hambacher Forst treffen. Das eben noch 550 Hektar große Waldstück ist zum Symbol geworden für die Macht der Konzerne, für eine breite Mobilisierung der Bürger – und eine verfehlte Politik: Deutschland wird seine Klimaziele nicht einhalten können, wenn es den Kohleausstieg nicht vorantreibt.

2015 begann die Regisseurin, die sich formierenden Proteste gegen RWE und den Braunkohletagebau zu dokumentieren. Sie begegnete Clumsy, einem Baumbesetzer, der mit seinen Mitstreitern im Baumhausdorf „Oak Town“ lebt. Antje Grothus setzt sich für eine Bürgerinitiative ein, Michael Zobel führt als Waldpädagoge Interessierte durch den Forst, der Familienvater Lars Zimmer bleibt aus Protest in seinem leergefegten Dorf. Mit der Langzeitbeobachtung entschied sich Karin de Miguel Wessendorf für die Kür dokumentarischen Erzählens und spannt einen großen Bogen bis ins Jahr 2018; Antje Grothus sitzt schließlich in der Kohlekommission, während der zurückhaltende Clumsy fast schon zum Medienprofi geworden ist. Dabei stehen die Protagonisten paradigmatisch für eine Entwicklung: Aus kleinen, lokalen Protesten wird eine Bürgerbewegung, die zehntausende Menschen anzieht, mitzieht. Paradigmatisch ist auch die Finanzierungsgeschichte des Films. Während anfangs noch keine Fernsehsender interessiert waren, vieles mühsam und aus eigener Tasche zwischenfinanziert wurde, sprangen sie mit dem steigenden Medienecho auf.

Genese einer Protestbewegung

Die Entwicklung der Widerstandsbewegung erinnert an die Proteste gegen den Bau der Atom-Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf in den 1980er-Jahren; und es ist sicher kein Zufall, dass „Die rote Linie – Widerstand im Hambacher Forst“ nur wenige Monate nach dem Spielfilm Wackersdorf ins Kino kommt. Greta Thunberg, die Fridays for Future, internationale Klimaproteste, aber auch solche gegen Gentrifizierung oder gegen Rechts zeigen zunächst, dass insbesondere junge Menschen wieder politischer denken – und vor allem handeln. Die unmittelbar Betroffenen im Rheinischen Braunkohlerevier sind jeden Alters und bringen vollkommen unterschiedliche Hintergründe mit. Der Schulterschluss zwischen Senioren und Baumbesetzern funktioniert, auch angesichts von alles andere als besonnen agierenden Einsatzkräften, scheinbar mühelos.

In einer zentralen, bewegenden Szene weint die Frau von Lars Zimmer und beklagt die Belastung für die Beziehung, die Familie, die kleinen Kinder. Im Hintergrund wird die denkmalgeschützte, neoromanische Pfarrkirche von Immerath abgerissen. Diese und wenige ähnliche Szenen wirken umso stärker, als der Film es ansonsten eher vermeidet, über Nähe und Emotionen zu erzählen und die Entwicklung zwar keineswegs neutral – die Haltung ist immer ganz klar – gleichwohl sachlich beobachtend nachzeichnet.

Die Rolle der Medien ist immer mit gedacht

Dokumentarfilm, der künstlerische Dokumentarfilm, wird hier auch als Meta-Medium begriffen: Immer wieder reflektiert Karin de Miguel Wessendorf die Rolle der Medien im Konflikt. Sie hat selbst zuvor viel für das Fernsehen gearbeitet, hat recherchiert und veröffentlicht zu Themen wie Videoaktivismus, Community Media und politisch eingreifendem Dokumentarfilm.

Kann Kunst die Welt verändern? „Die rote Linie – Widerstand im Hambacher Forst“ ist ein aktivistischer Film, ein leidenschaftliches Bekenntnis zur Protestkultur und eine nachdrückliche Aufforderung zum politischen Handeln.

Eine Kritik von Julia Teichmann