Unheimlich perfekte Freunde (im Rahmen des Ferienpassangebots der Stadt Celle) – Klimaanlage ist an und die Getränke sind eisgekühlt

  Dienstag, 30. Juli 2019 - 15:00 bis - 16:30

Nur für Kinder mit Ferienpass oder Ferienpass-Angebot
Eintritt: 3,50 €
(50 Cent davon trägt die Stadt Celle, so dass der Eintritt über Ferienpass 3,- Euro kostet.)


Familienfilm | Komödie
Deutschland 2019
Kinostart: 4. April 2019
92 Minuten
FSK: ab 6; f

Regie: Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch: Simone Höft · Nora Lämmermann 
Kamera: Stefan Biebl
Musik: Meredi · Andrej Melita
Schnitt: Barbara Toennieshen 

Darsteller:
Luis Vorbach (Frido) · Jona Gaensslen (Emil) · Margarita Broich (Frau Klawitter) · Marie Leuenberger (Gesa) · Xari Wimbauer (Otto) · Maja Beckmann (Emils Mutter) · Arnd Schimkat (Emils Vater) · Serkan Kaya (Michael) · Cleo Dietmayr (Dunja) · Colin Badura (Sebi) · Max von Thun (Sebis Mutter) · Christian Schneller (Direktor)

Filmwebseite, Programmkino.de,  alle Daten zum Film auf Filmportal.de

Pädagogisches Material:
Vision Kino
FBW: Prädikat wertvoll
FBW-Jugend-Filmjury


Kurzkritik Filmdienst
     
Ein zehnjähriger Junge will sich in der Schule nicht anstrengen und erschafft mit Hilfe eines magischen Spiegels einen Doppelgänger, der für ihn alle leidigen Pflichten erledigt. Doch als der Klon immer dreister eigene Ansprüche stellt, droht der Spuk aufzufliegen. Der furiose Genre-Mix aus einfühlsamem Familiendrama, pfiffiger Komödie und absurdem Fantasy-Abenteuer thematisiert Notendruck und Überforderung und plädiert für spielerisches Lernen und eine Abkehr vom Leistungsdruck. Die glänzend gespielte und lustvoll inszenierte Ode aufs (analoge) Leben entstand mit Hilfe der Initiative „Der besondere Kinderfilm“.
Sehenswert ab 10 Jahre
Thomas Lassonczyk für den Filmdienst

Trailer (128 Sekunden):



ausführliche Kritik Filmdienst   
Ein zehnjähriger Junge schickt einen Doppelgänger an seiner statt in die Schule. Starker Genremix aus Familien-Drama, Komödie und Fantasy-Abenteuer.

Seit der Komödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“ gilt Marcus H. Rosenmüller als virtuoser Realisator eines etwas anderen Heimatfilms bajuwarischer Prägung. Doch dieses Image will der Regisseur nun abzuschütteln. Mit seinen jüngsten beiden Filmen ist er auf dem besten Weg dazu. Neben „Trautmann“ über den gleichnamigen deutschen Torwart, der in den Nachkriegsjahren bei Manchester City Karriere machte, ist dies der Kinderfilm „Unheimlich perfekte Freunde“.  Zu diesem Genre besitzt Rosenmüller eine besondere Affinität: Er hat nicht nur den an Yves Roberts Klassiker „Krieg der Knöpfe“ erinnernden Film „Die Perlmutterfarbe“ inszeniert; die „Rico, Oskar…“-Trilogie und der kommende Film von Neele Leana Vollmar, „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo“ (Kinostart: 5.9.2019) gehen ebenfalls auf das Konto der von Rosenmüller mitbegründeten Produktionsfirma Lieblingsfilm.

Frido und Frido 2

In „Unheimlich perfekte Freunde“ geht es um ein Kind in der vierten Klasse, das die passenden Noten für den Übertritt aufs Gymnasium nach Hause bringen soll. Doch Frido (Luis Vorbach) scheut den (Lern-)Einsatz und sucht nach dem einfachsten, mühelosesten Weg. Da kommt ihm der Zufall in Gestalt eines Zauberspiegels auf dem Jahrmarkt zu Hilfe, mit dem man einen Doppelgänger klonen kann. Frido 2 gleicht dem Original aufs Haar, nur, dass er tolle Manieren hat, gerne Hausaufgaben macht und lauter gute Noten schreibt. Frido findet das großartig, kann er jetzt doch voll und ganz nach dem Spaßprinzip leben. Doch als die Kopie immer dreister eigene Ansprüche anmeldet und der ganze Zauber aufzufliegen droht, gerät der Zehnjährige mehr und mehr in die Bredouille.

Rosenmüller vollführt hier das seltene Kunststück, eine pädagogisch tiefschürfende Problematik mit den Mitteln des Unterhaltungskinos auf spielerische leichte Art in einen furiosen Genre-Mix aus einfühlsamem Familiendrama, pfiffiger Comedy und absurdem Fantasy-Abenteuer zu verwandeln. Während Fridos Konflikt mit seiner jungen Mutter Gesa (Marie Leuenberger) und der Pakt mit dem teuflischen Doppelgänger wie eine moderne „Faust“-Variante daherkommen und für die dramatischen Momente sorgen, steht der magische Spiegel für den fantastischen Part.

Besonders viel Wert legt Rosenmüller auf den dritten, komödiantischen Aspekt. Dieser funktioniert über den klugen, zeitgemäßen Wortwitz, den die talentierten Drehbuch-Autorinnen Simone Höft und Nora Lämmermann im Skript verankert haben. Zugleich spielt der Regisseur seinen schrägen Anarcho-Humor aus, wenn eine biedere Schulveranstaltung aus dem Ruder läuft oder eine Tortenschlacht in bester „Stan & Ollie“-Manier mündet.

Ode auf das (analoge) Leben

Ein großes Glück bedeutet auch die Besetzung der Hauptrollen: Luis Vorbach, der sich schon in Auf Augenhöhe (2016) erstaunlich reif präsentierte, meistert die diffizile Doppelrolle phänomenal und trifft auch die feinen Nuancen der konträren Charaktere perfekt. Als sein Widerpart glänzt Margarita Broich als leicht verhuschte Lehrerin Frau Klawitter, die ihre Strenge stets in etwas Liebevolles zu verpacken weiß. Auch tricktechnisch sind insbesondere die Doppelgänger-Szenen sehr sauber umgesetzt; das seit 2015 geschlossene Freizeitbad Alpamare in Bad Tölz bietet zudem den idealen Rückzugsort, in dem sich die nach Freiheit und Abenteuer gierenden Schüler nach Herzenslust austoben können.

Die Ode auf das (analoge) Leben ohne Leistungsdruck, aber mit viel Vergnügen und einem spielerischen Lernen entstand im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm“. Damit werden vor allem Werke gefördert, die nicht auf etablierten Marken oder Bestseller-Romanen basieren, sondern auf Originalstoffen. Schön, dass es so eine Einrichtung gibt.

 

 

Eine Kritik von Thomas Lassonczyk