Unser Saatgut – Wir ernten, was wir säen (Eintritt frei)

  Donnerstag, 31. Januar 2019 - 19:15 bis - 20:50

 

In Kooperation mit attac Celle, der Bürgerinitiative Flotwedel und LiST Celle.

Referent: Alexander Artmann vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e. V. (VEN)
Alexander Artmann ist zudem Mitglied bei der Bürgerinitiative Flotwedel und LiST Celle.

Jeder Gast kriegt von uns das Buch
"Alles würde gut – Wie Kinder die Welt verändern können. Eine Streitschrift" von Felix Finkbeiner, dem Initiator der Stiftung Plant-for-the-Planet (Pflanzen für den Planeten), geschenkt.
Ähnlich wie bei der revista ist die Idee, dass es nach dem Lesen nicht im Bücherschrank anstaubt, sondern weiterverschenkt wird.

 

Eintritt: frei 

Originaltitel: "Seed: The Untold Story"

USA 2016
Kinostart: 11. Oktober 2018
94 Minuten
FSK: ab 6; f

Regie/Produktion/Buch/Schnitt: Taggart Siegel und Jon Betz
Kamera: Taggart Siegel
Musik: Garth Stevenson

Filmhomepage, Pressespiegel  

Kritiken:
Kritik von Gaby Sikorski auf Programmkino.de
Kritik von Martin Schwickert vom RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND)
Kritik von Oliver Armknecht auf Film-Rezensionen.de
Kritik von Knut Elstermann auf mdr-Kultur
Kritik von Ines Meyer auf Kino-Zeit.de
Kritik von Regina Bruckner im Wiener Standard
Kritik von Julia Lauter im Greenpeace Magazin
Kritik im Hamburger Abendblatt
Kritik von Rebecca Struck auf dem Blog des MISEREOR – Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e. V.

Interview mit Regisseur Taggart Siegel auf Schrot & Korn
Gespräch (Audio ab Minute 8) von Susanne Henn mit Saatgutexperte
Bernward Geier auf SWR-Global dem Umweltmagazin von SWR Aktuell
Gespräch zwischen Axel Rahmlow von Deutschlandfunk Kultur mit Benedikt Haerlin von der Initiative „Save our Seeds“

Demo "„Wir haben es satt“ am 19. Januar in Berlin

Kurzkritik Filmdienst:
Während der letzten hundert Jahre sind beim Saatgut 94 Prozent der Arten für immer von der Erde verschwunden. Der faktenreiche, höchst spannende Dokumentarfilm plädiert eindringlich für die Erhaltung der Vielfalt in der Pflanzenwelt. Dabei kombiniert er eine Fülle an Informationen über die Industrialisierung der Landwirtschaft, Gen-Technik, Pflanzengifte und Patente auf Saatgut mit Porträts von Bauern, Öko-Aktivisten und Experten. Die gelungene Montage vereint reale Bilder, Interviews, Animationen und Zeitlupen-/Zeitraffer-Aufnahmen zu einer farbenprächtig-opulenten Feier des floralen Lebens weltweit.
Sehenswert ab 12
Reinhard Lüke
 
Trailer (171 Sekunden):



rbb Radioeins - Die Filmtipps vom 11.10.2018 (2 Minuten - ab Minute 2,40):


Bayerischer Rundfunk Capriccio - Keine fade Öko-Doku: Unser Saatgut - wir ernten, was wir säen (5 Minuten):


ausführliche Kritik Filmdienst:
An Dokumentarfilmen, die sich kritisch mit den Folgen der industriellen Landwirtschaft beschäftigen, besteht eigentlich kein Mangel. Auch das Geschäftsgebaren des US-Konzerns Monsanto, der weltweit mit Saatgut und Pestiziden handelt, wurde filmisch schon mehrfach beleuchtet. Das Unternehmen, seit jüngstem eine Tochter des deutschen Chemie-Riesen Bayer, kommt auch in dem Film von Taggart Siegel und Jon Betz nicht gut weg, spielt aber keineswegs die Hauptrolle. Denn in erster Linie geht es den beiden Filmemachern um ein Plädoyer für den Erhalt der Artenvielfalt in der Pflanzenwelt. Deren Bedrohung ist dramatisch, da beim Saatgut binnen hundert Jahren 94 Prozent der Arten für immer von diesem Planeten verschwunden sind. Mit drastischen Konsequenzen für die Ernährung der Weltbevölkerung.

Der Film porträtiert Aktivisten in den USA, Mexiko und Indien, die sich diesem Trend entgegenstemmen. Darunter kauzige Einzelkämpfer wie ein paar Ex-Hippies, die alle erdenklichen Saatbohnen sammeln, aber auch Organisationen, die Saatgut-Banken anlegen und Einfluss auf die Politik zu nehmen versuchen. Neben solchen Porträts bietet der Film eine ungeheuer dichte und kenntnisreiche Geschichte des Saatguts und der Landwirtschaft von den Anfängen bis zur Neuzeit. So wird der Siegeszug von Mais rund um den Globus nachgezeichnet oder aufgezeigt, dass von einst 158 verschiedenen Blumenkohl-Sorten heute nur noch neun existieren; beim Spargel ist die Artenvielfalt von 46 Sorten auf eine einzige Sorte geschrumpft. Mitunter finden sich auch kuriose Informationen, etwa dass die Mitarbeiter einer Saatgut-Bank in St. Petersburg ihr Institut im Zweiten Weltkrieg gegen die Wehrmacht verteidigten oder dass eine ähnliche Einrichtung im Irak bei einem US-Luftangriff komplett zerstört wurde.
Nebenbei erklärt der Film sehr anschaulich, was Hybrid-Saatgut ist und wie durch dessen Entwicklung der Siegeszug von Unternehmen wie Monsanto erst ermöglicht wurde. Was teilweise dramatische Folgen nach sich zog; in Indien begingen in jüngerer Vergangenheit mehr als eine Viertelmillion Landwirte Suizid, weil sie nach Missernten kein Geld für neues Saatgut zur Verfügung hatten. Überdies kommen in „Unser Saatgut“ auch die neuesten Entwicklungen der Gen-Technologie zur Sprache.
Bemerkenswerterweise verzichtet der Film trotz seiner hohen Informationsdichte auf jeden Off-Kommentar und kommt obendrein leichtfüßig und unterhaltsam daher. Das hat dramaturgisch mit beredten Bauern, Forschern und ein paar Prominenten wie Jane Goodall zu tun, aber auch mit originellen Animationen und anderen Tricksequenzen, die nie zu artifizieller Spielerei verkommen. Und nicht zuletzt ist dieser Dokumentarfilm eine opulente, farbenprächtige und bisweilen fast poetische Feier der Flora des Planeten. Vielfältigst gemaserte Bohnensamen werden hier fast zu Edelsteinen; aus winzigen Körnern entfalten sich im Zeitraffer die wundersamsten Pflanzen. So bietet dieses engagierte Plädoyer für die Artenvielfalt nicht nur eine gewaltige Fülle an Informationen, sondern obendrein auch wundersame Unterhaltung für die Augen.

Eine Kritik von Reinhard Lüke