Ich bin dein Mensch – Berlin 2021 Schauspielerische Leistung/Hauptrolle ("Silberner Bär"), Maren Eggert

Ich bin dein Mensch – Berlin 2021 Schauspielerische Leistung/Hauptrolle ("Silberner Bär"), Maren Eggert

  Freitag, 17. September 2021 - 20:30 bis - 22:20

Ort: Kino achteinhalb

http://www.ichbindeinmensch.de

Kategorien: Berlinale-Baer, Science-Fiction-Film, Komoedie, Archiv, Liebesfilm, Literaturverfilmung, Paramount, Flat, 2021

Treffer: 1004


Eintritt: 7,50 €

Deutschland 2021
Kinostart: 5. August 2021
108 Minuten
FSK: ab 12; f

Regie: Maria Schrader
Drehbuch: Jan Schomburg · Maria Schrader
Vorlage: Emma Braslavsky
Kamera: Benedict Neuenfels  
Musik: Tobias Wagner
Schnitt: Hansjörg Weissbrich

FBW: Prädikat besonders wertvoll

Darsteller:
Maren Eggert (Alma) · Dan Stevens (Tom) · Sandra Hüller (Mitarbeiterin) · Hans Löw (Julian) · Wolfgang Hübsch (Vater) · Annika Meier (Cora) · Falilou Seck (Dekan Roger) · Jürgen Tarrach (Dr. Stuber) · Henriette Richter-Röhl (Steffi) · Monika Oschek (Frau im Café) · Inga Busch (Regina)


Filmwebseite, WIKIPEDIA   

Kritiken:
Kritik von Rudolf Worschech im Filmmagazin EPD (4 von 5 Sternen)
Kritik von Hans-Joachim Neubauer im Filmdienst (4 von 5 Sternen)
  
Kritik von Günter H. Jekubzik auf Programmkino.de (Gilde deutscher Filmkunsttheater)
Kritik von Sonja Hartl auf Kinozeit
Kritik von Dietmar Dath in der FAZ
Kritik von Kathleen Hildebrand in der Süddeutschen Zeitung
Kritik von Adam Soboczynski in der Zeit
Kritik von Christiane Peitz im Tagesspiegel
Kritik von Rüdiger Suchsland auf artechock
Kritik von Sedat Aslan auf artechock
Kritik von Anne Küper auf critic.de
Kritik von Ingrid Beerbaum auf Kunst & Film

 
Trailer (170 Sekunden):

 

Kinotipp der katholischen Filmkritik:
Der "Science-Fiction-Film" setzt sich in Gestalt einer Komödie mit Fragen nach dem Wesen des Menschen, den Quellen von Liebe und Begehren sowie der Suche nach dem Glück auseinander.

ausführliche Kritik Filmdienst 

Feinsinniger Science-Fiction-Film über eine Berliner Archäologin, die drei Wochen lang mit einem Humanoiden zusammenlebt und herausfinden will, wo die Grenze zwischen Mensch und Maschine verläuft.

Spätestens seit Ridley Scotts „Blade Runner“ gehört das Nachdenken über künstliche Menschen zu den großen philosophischen Stoffen des Kinos. Was ist der Mensch? Haben Replikanten ein Bewusstsein? Können Roboter Gefühle entwickeln? Fragen wie diese bilden das erkenntnistheoretische Zentrum zahlloser Science-Fiction-Filme. Diesem Katalog fügt Maria Schrader mit „Ich bin dein Mensch“ eine weitere Facette hinzu. Nämlich die ebenso einfache wie gewichtige Frage: Ist es möglich, eine Maschine, einen künstlichen Menschen zu lieben?

Im Narrativ des Films geht dem das Problem voraus, ob es überhaupt möglich ist zu lieben - und wenn ja, wie. Alma Felser (Maren Eggert), eine hochkarätige Spezialistin für Keilschriften am Berliner Pergamon-Museum, hat sich ziemlich gut in ihrer Single-Existenz eingerichtet. Maren Eggert verleiht dieser kühlen, ebenso intelligenten wie sarkastischen Wissenschaftlerin den trockenen Charme einer illusionsbefreiten Frau jenseits der Vierzig, die klug und auch erfahren genug ist, um unsentimental durchs Leben zu gehen. Motto: "Ich klöne nie!“

Drei Wochen mit einem Humanoiden

Gerade weil sie alleinstehend ist, wird sie eingeladen, an einem wissenschaftlichen Experiment teilzunehmen. Drei Wochen lang soll sie mit dem Humanoiden Tom (Dan Stevens) zusammenleben, der als ihr idealer Partner programmiert wurde. Sie soll beurteilen, ob Roboter wie er in Zukunft Bürgerrechte genießen sollen. Und natürlich steht ihr Urteil schon am Anfang fest: auf gar keinen Fall.

Genauso natürlich spürt man als Zuschauer, dass Alma als Härtetest für romantische Visionen schlechthin ausgewählt wurde. Sie ist so selbstbewusst wie anspruchsvoll; im sozialen Umgang pflegt sie einen dezent kratzbürstigen Stil. Dagegen scheint Tom keine Chance zu haben. Dan Stevens spielt diesen Roboter und all seine Schwächen und Stärken mit großer komischer Präzision.

Die Begegnung zwischen dem Beau und der kühlen Blonden führt immer wieder ins Abseits. Jedenfalls kann Tom mit Sprüchen wie „Deine Augen sind wie zwei Bergseen, in denen ich versinken möchte“ bei Alma nicht landen. Auch für sein bemüht flockiges „Alles klärchen“ erntet er bloß den genervten Hinweis, dass er auch „tschüssikowski und tschö mit ö“ besser aus seinem Repertoire streicht. Die Mitarbeiterin der Roboter-Firma (Sandra Hüller) kennt das Problem: „Sie glauben nicht, wie kompliziert es ist, einen Flirt zu programmieren.“ Recht hat sie.

Kannst du mal, was du nicht sollst?

Aber Tom lernt schnell. Die große Frage ist, ob er lernen kann, was in seinem Algorithmus nicht vorgesehen ist, Alma aber von ihm erhofft: „Kannst du nicht mal sein, wie du nicht sein solltest?“ Der Film spielt erwartbar mit der Erwartung, dass Tom genau das gelingt, und dass auch Alma einen Lernprozess durchlebt und zu sich selbst findet. Tatsächlich aber kommt es dann doch etwas anders, als man denkt.

Das hat vor allem damit zu tun, wie dieser Film inszeniert ist. Maria Schrader erzählt mit kleinen Gesten und großer Sorgfalt. Blicke, Körperhaltung, kurze Sätze - es braucht nur wenig, um Alma im hyperkontrollierten Milieu der Berliner Intelligenz zu verorten. Und immer wieder reichen ein paar Details aus, um die Komik einer Situation aufperlen zu lassen.

Zur Schlüsselszene wird eine Begegnung der Maschine Tom mit einem Rudel Hirsche. Hier lädt sich das grundlegend philosophische Setting des Films mit einem gehörigen Schuss Magie auf. Die Frage ist nicht mehr, ob Roboter dürfen, was Menschen dürfen. Die Frage ist vielmehr: Wie können wir beweisen, dass wir uns ethisch auf der Höhe einer Spezies befinden, die wir selbst erschaffen haben? Vielleicht, indem wir Maschinen bauen, die uns helfen zu erkennen, was Moral ist.


Eine Kritik von Hans-Joachim Neubauer