COLD WAR – Der Breitengrad der Liebe

COLD WAR – Der Breitengrad der Liebe

  Freitag, 11. Januar 2019 - 20:30 bis - 22:00

Ort: Kino achteinhalb

http://www.neuevisionen.de/einzelfilm.php?id=1254

Kategorien: Stefan, Europaeischer Filmpreis, NY Critics Circle Award, Oscarnominierung, Film, Archiv, Filmpreis, Spielfilm, europaeischer Film, Liebesfilm, Historienfilm, Cannes - Beste Regie, National Board of Review, tmdU, Neue Visionen, 2019, Polen, Academy (4:3 =1.37:1)

Treffer: 3072




Wir empfehlen das Lesen des Pressehefts (ab Seite 11) und des Interviews anstelle des Lesens der Kritiken – die meisten Kritiker
scheinen das Presseheft nur bis zur Synopsis gelesen zu haben.
Es lohnt sich mgl. sich mit Teilen der Kritik von tomerd auseinanderzusetzen.

Eintritt: 5,00 €

Polen 2018
Kinostart: 22. November 2019
88 Minuten
Filmformat: „Academy“-Filmbild (4:3 - 1,37:1)

Regie/Buch: Pawel Pawlikowski
Kamera: Łukasz Żal
Jazz und Song Arrangements: Marcin Masecki
Schnitt: Jarosław Kamiński

Auszeichnungen
Cannes 2018:
Beste Regie: Pawel Pawlikowski
Europäischer Filmpreis 2018:
Bester Film: Pawel Pawlikowski
Beste Regie: Pawel Pawlikowski
Beste Darstellerin: Joanna Kulig
Bestes Drehbuch:  Pawel Pawlikowski
Bester Schnitt: Jaroslaw Kaminski
IMDB : 21 Filmpreise plus 56 Nominierungen

Darsteller:
Joanna Kulig (Zula) · Tomasz Kot (Wiktor) · Agata Kulesza (Irena) · Borys Szyc (Kaczmarek) · Jeanne Balibar (Juliette) · Cédric Kahn (Michel) · Adam Ferency (Minister) · Adam Woronowicz (Konsul) · Aloïse Sauvage (Kellnerin) · Adam Szyszkowski (Wächter)

Filmhomepage, Presseheft, Wikipedia

Wir empfehlen das Lesen des Pressehefts (ab Seite 11) und des Interviews anstelle des Lesens der Kritiken.

Kritiken:
Kritik von Gerhard Midding im Filmmagazin EPD (4 von 5 Sternen)
Kritik von Dieter Oßwald auf Programmkino.de
Kritik von Adam Soboczynski in der Zeit
Kritik von Tim Lindemann in der Konkret
Kritik von Martina Knoben in der Süddeutschen Zeitung
Kritik von Hannah Lühmann in der Welt
Kritik von Hannah Pilarczyk im Spiegel
Kritik von Barbara Wurm in der taz
Kritik von Joachim Kurz auf Kino-Zeit.de
Kritik von tomerd im Freitag
Kritik von Ingrid Beerbaum auf Kunst und Film (6 von 6 Sternen)
Kritik von Sedat Aslan auf artechock
Kritik von Rüdiger Suchsland auf artechock
Kritik von Philipp Schwarz auf critic.de
Kritik von Oliver Armknecht auf Film-Rezensionen.de
Kritik von Jörg Taszman auf Deutschlandfunkkultur
Anke Sterneborg auf rbb Kulturradio über Paweł Pawlikowski (Audio 5 Minuten)

Interview von Frank Arnold mit Pawel Pawlikowski im Filmmagazin EPD
.
Kurzkritik Filmdienst: 
In der Nachkriegszeit werden ein polnischer Komponist und eine junge Elevin des „Mazowsze“-Ensembles ein Paar, dessen wechselvolle Geschichte durch die Wirren des Kalten Kriegs hindurch bis weit in die 1960er-Jahre in visuell außergewöhnlich stilisierten Schwarz-weiß-Bildern entfaltet wird. Die melancholische Elegie verwebt Blicke, Gesten und die magische Präsenz der Darsteller mit kulturhistorischen Zitaten zu einem exquisit kadrierten Netz aus Auslassungen und Leerstellen. Ein Melodrama zwischen Existenzialismus, Cool Jazz und Nouvelle Vague, in dem der rigide Staatsapparat und die politische Großwetterlage alle Hoffnungen zunichtemachen.
4 von 5 Sternen
Sehenswert ab 16
Alexandra Wach

Trailer (126 Sekunden):



Beatrice Behn und Joachim Kurz von Kino-Zeit.de aus Cannes schwärmen von Cold War (3 Minuten):


Die Filmshow von Pfarrer Christian Engels (7 Minuten):

ausführliche Kritik Filmdienst
Melancholisches Melodram des polnischen Regisseurs Pawel Pawlikowski, das in visuell außergewöhnlich stilisierten Schwarz-weiß-Bildern von der wechselvollen Geschichte eines Paares in den Wirren des Kalten Krieges erzählt.

Sein Film Ida erfreute sich eines wahren Preisregens. Der polnische, in England aufgewachsene Oxford-Absolvent Paweł Pawlikowski gewann damit einen „Oscar“ und fünf Europäische Filmpreise. Der Schwarz-weiß-Ästhetik, dem Academy-Format 4:3 und seinem Kameramann Lukasz Zal bleibt Pawlikowski auch in „Cold War“ weiterhin treu. Seine an das Leben der eigenen Eltern angelehnte Liebesgeschichte taucht über die Dauer von 15 Jahren erneut in die polnische Nachkriegszeit ein. Die in milchig trübem Licht inszenierten Schauplätze sind zunächst die polnische Provinz, dann Ost-Berlin und Paris.

Im Zentrum der elliptischen Handlung steht der Komponist und Musiker Wiktor. Kurz nach Kriegsende gründet er mit seiner Geliebten Irena ein Ensemble aus Tänzern und Sängern, das seinen Schwerpunkt, wie die reale Truppe „Mazowsze“ seit 1948, auf traditionelle Volkslieder der Landbevölkerung legt. Während die Partei die Gruppe für Propagandazwecke zur folkloristischen Verehrung von Stalin entdeckt, verliebt sich der freigeistige Wiktor beim Vorsingen in die Bewerberin Zula, eine unabhängige und unsentimentale Schönheit. Mit ihr möchte er ein Gastspiel in Ost-Berlin zur Flucht in den Westen nutzen, obwohl sie ihm zuvor gestanden hatte, einen Auftrag zu seiner Bespitzelung erhalten zu haben. Das ist nur ein Riss von vielen, der die Beziehung auf eine Probe stellt. Im letzten Moment ändert Zula ihre Pläne. Sie zieht es vor, zum Star des von der Politik vereinnahmten und mit Privilegien hofierten Ensembles aufzusteigen.

Erst Jahre später treffen sich die beiden in Paris wieder, wo Wiktor in einem Jazz-Club als Pianist arbeitet. Die alte Liebe entfacht von Neuem. Inklusive der Konflikte, ohne die ihr Zusammensein offenbar nicht genügend Würze besitzt. Das Paar nimmt gemeinsam eine Schallplatte auf. Danach kehrt Zula nach einem heftigen Streit nach Warschau zurück. Wiktor folgt ihr Jahre später und landet wegen der einstigen „Republikflucht“ in einem Arbeitslager. Die inzwischen verheiratete Zula sorgt für seine Freilassung. Eine Zukunft haben die beiden vor der Kulisse eines im Kalten Krieg vereisten Landes trotzdem nicht.

Den melodramatischen Plot verwebt Pawlikowski in ein exquisit kadriertes ("gerahmtes") Netz aus Auslassungen und Leerstellen. Er schafft Atmosphären zwischen Cool Jazz, Nouvelle Vague und Existenzialismus. Jeden Moment könnte die junge Jeanne Moreau um die Ecke biegen. Der Film lebt von den kulturhistorischen Zitaten genauso wie von Blicken, Gesten und der magischen Präsenz der Darsteller. Nicht jede ihrer Gefühlslagen lässt sich mit konkreten Ereignissen in Verbindung bringen. Dafür sind die Sprünge zu groß. Man kann nur vermuten, wie sich die politische Gemengelage auf die zunehmend verbitterten und unbehausten Exilanten ausgewirkt hat, ihre intimsten Hoffnungen, die vom rigiden Staatsapparat zertrümmert wurden. Das macht die ökonomisch erzählte Geschichte zu einer melancholischen Elegie, getragen von einem visuell aufs Feinste stilisiertem Bilderkokon.
Eine Kritik von Alexandra Wach