Die in der Vergangenheit angesiedelte, aber keineswegs unzeitgemäß wirkende Story beruht auf einem Roman von Nick Hornby, der durch seine ebenfalls verfilmten Bücher Fever Pitch, High Fidelity und About a Boy oder durch seine Adaptionen von An Education und Brooklyn bekannt wurde. Hornbys Schreibe eignet sich vorzüglich für filmische Umsetzungen, solange ein Regisseur am Werk ist, der Gespür für seinen unalltäglichen und doch den Alltag so treffend registrierenden Stil besitzt. Der US-Regisseur Jesse Peretz besitzt diese Begabung, auch wenn er den Beginn der Geschichte etwas über Gebühr auswalzt.

Annie ist Kuratorin eines zuvor von ihrem Vater betreuten Provinzmuseums in einer englischen Küstenstadt; Duncan, seit 15 Jahren Annies Lebenspartner, gibt Filmkurse an der örtlichen Universität. Sie leben immer noch zusammen, aber nicht immer auf der gleichen kommunikativen Ebene. Längst haben sie bedingungslose Liebe für bedingte Zuneigung eingetauscht, wie es einmal im Film heißt. Dazu hat nicht zuletzt Duncans obsessive Verehrung eines Rocksängers namens Tucker Crowe beigetragen, dessen Album „Juliet, Naked“ er für eine der größten Errungenschaften der menschlichen Zivilisation hält.

„Juliet, Naked“ ist das unausgesprochene – und manchmal auch ausgesprochene – Symbol für alles, was im Zusammenleben von Duncan und Annie schief läuft. Es ist deshalb kein Wunder, dass die brüchige Verbindung der beiden noch mehr aus dem Lot kommt, als mit der Post ein leibhaftiges Exemplar des historischen Songalbums eintrifft und Duncan an den Rand der Hysterie versetzt. In ihrem verständlichen Zorn postet Annie einen Verriss des Albums auf Duncans Fan-Webseite, ohne zu ahnen, dass dies ausgerechnet den Ex-Rockmusiker Crowe auf den Plan rufen würde, der in persona in ihr Leben tritt.

Tucker Crowe, erfährt man nun, hat ein paar Jahrzehnte lang ein wenig verantwortungsvolles Leben geführt. Er hat mehrere Kinder mit ebenso vielen Frauen und lebt derzeit mit einem sechsjährigen Sohn in der Garage hinter dem Haus einer Ex-Geliebten. Als Crowe und Sohn in England auftauchen, dauert es nicht lange, bis sich das Blatt in Annies und Duncans Leben wendet. Nun ist es Annie, die sich für den angegrauten Ex-Rocker interessiert, während Duncans grenzenlose Bewunderung einer harten Probe ausgesetzt wird.

Dass es den Produzenten des Films gelungen ist, Ethan Hawke für die Rolle des Tucker Crowe zu verpflichten, stellt sich schon bald als großer Glücksfall heraus. Nicht, dass Rose Byrne und Chris O’Dowd ihren Rollen nicht gewachsen wären, aber es ist Hawke, der Schwung in die Geschichte bringt und die von Anfang an vorhandene ironische Unterfütterung an die Oberfläche hievt. Wieder einmal darf man sich über Hawkes Wandlungsfähigkeit wundern. Seine Fähigkeit, eine Story an sich zu reißen und eine Figur in wenigen Minuten glaubhaft zu machen, die eine ganze Generation verkörpert, ist mindestens genauso erstaunlich wie Duncans Verehrung eines Songs, der nach dem Willen seines Komponisten die Gefühle einer längst in Nostalgie verpackten Epoche spiegeln soll.