Die Unsichtbaren – Wir wollen leben

  Freitag, 06. April 2018 - 20:30 bis - 22:30

Mit einer Einführung von Dr. Monika Gödecke von der Gedenkstätte Bergen Belsen.

Für den Schauspieler Andreas Schmidt, der im Film Hans Winkler verkörpert, stellte "Die Unsichtbaren – Wir wollen leben" die letzte Rolle vor seinem Tod am 28. September 2017 dar.

Eintritt: 5 Euro

Deutschland  2017
Kinostart: 26. Oktober 2017
110 Minuten
FSK: ab12; f
FBW: Prädikat besonders wertvoll

Produktion: Claus Räfle · Frank Evers · Howard Harrington · Helge Neubronner · Torsten Gauger

Regie: Claus Räfle  
Drehbuch: Claus Räfle und Alejandra López
Vorlage: Die Unsichtbaren – Untertauchen, um zu überleben. Eine wahre Geschichte von Claus Räfle
Kamera: Jörg Widmer
Musik: Matthias Klein
Schnitt: Jörg Hauschild und Julia Oehring

Darsteller:
Max Mauff (Cioma Schönhaus) · Alice Dwyer (Hanni Lévy) · Ruby O. Fee (Ruth Arndt) · Aaron Altaras (Eugen Friede) · Victoria Schulz (Ellen Lewinsky) · Florian Lukas (Werner Scharff) · Andreas Schmidt (Hans Winkler) · Laila Maria Witt (Stella Goldschlag) · Sergej Moya (Ludwig Lichtwitz) · Lucas Reiber (Jochen Arndt) · Rick Okon (Bruno Gumpel) · Robert Hunger-Bühler (Dr. Franz Kaufmann) · Maren Eggert (Helene Jacobs) · Steffi Kühnert (Frau Gehre) · Swetlana Schönfeld (Frau Schirrmacher) · Naomi Krauss (Frau Kolzer) · Horst-Günter Marx (Oberst Wehlen)
 

Filmhomepage, Wikipedia, EPD-FilmProgrammkino.de - alle Daten zum Film auf Filmportal.de

Kritik von Martina Knoben in der Süddeutschen Zeitung

Kritik von Katja Belousova in der Welt

Kritik von Jörg Taszman in Deutschlandfunk Kultur

Interview mit Hanni Lévy im Spiegel

 

Schulkino: Vision Kino, Kinofenster, IKF
 


Der Filmdienst ist seit Jahren die führende deutsche Kinofilmfachzeitschrift. Da die Kritiken des Filmdiensts nicht ohne weiteres zugänglich sind, drucken wir sie hier ab, unabhängig ob sie positiv oder negativ ausfallen. Unser Ehrgeiz ist es nicht, Interessierte mit hohlen Versprechungen oder plakativen Etikettierunen wie "Kunstfilm" oder "besonderer Film"  ins achteinhalb zu locken. Die wenigstens Filme erhalten vom Filmdienst eine positive Kritik. Es ist daher durchaus so, dass Filme, die dort nicht so positiv "wegkommen", ansonsten durchweg positive Kritiken erhalten haben und wir auch einige Filme "klasse" gefunden haben, die vom Filmdienst kritisch bewertet worden sind. Es ist halt eine Meinung unter mehreren, aber in der Regel eine fundierte. Die höchste Auszeichnung ist das Prädikat "sehenswert", die Altersempfehlung ist eine pädagogische.

Kurzkritik Filmdienst
7.000 jüdische Bewohner Berlins widersetzten sich 1943 der Deportation, indem sie in der Metropole in unterschiedlicher Tarnung und in verschiedenen Verstecken untertauchten. Vier Überlebende erinnern sich an ihre dramatischen Erlebnisse als Jugendliche und erweisen sich dabei als begnadete Erzähler. Diese Zeitzeugen-Interviews verknüpft der Film dramaturgisch geschickt mit spannenden, vorzüglich interpretierten Spielszenen, die Ängste und Schrecken ebenso spürbar machen wie Unternehmensgeist, Hoffnungen und den bemerkenswerten Rückhalt in der Bevölkerung Berlins. Ein intensiver, bewegender dokumentarischer Spielfilm, der nachdrücklich an den Mut zum Widerstand gegen Unrecht und Verfolgung appelliert.
Thomas Klein - FILMDIENST

Trailer (138 Sekunden):



ausführliche Kritik Filmdienst
Authentizität und Glaubwürdigkeit sind zwei Prämissen des Dokumentarfilms im Umgang mit der Historie, vor allem wenn es um sensible Themen geht. Dazu zählen insbesondere Erzählungen über Menschen, denen es als Juden ab 1941 gelang, in Berlin unterzutauchen und damit der Deportation zu entgehen. Anscheinend war es also möglich, sich dem umfassenden Kontrollsystem der Nazis zu entziehen. Nicht-verfolgte Menschen haben ihnen in Berlin geholfen und dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Aus diesem spannenden Thema hat der Dokumentarist Claus Räfle einen Film gemacht, der zwischen Fiktion und Dokument oszilliert. „Dokument“ ist der Film deshalb, weil die vier Protagonisten Cioma Schönhaus, Hanni Lévy, Ruth Gumpel und Eugen Friede rückblickend von ihren eigenen Erlebnissen berichten und überdies, wenngleich vergleichsweise selten, auf Archivmaterial zurückgegriffen wird. Die Interviews hat Räfle ab 2009 im Rahmen eines anderen Dokumentarfilmprojekts geführt. Diese Methode verleiht den szenisch-fiktiven Spielhandlungen, die realistisch inszeniert sind, ihre Authentizität und Glaubwürdigkeit. Das Doku-Drama „Die Unsichtbaren“ zeichnet sich durch eine gewisse Dominanz des Fiktionalen und Handlungsorientierten aus, dem sich das Dokumentarische unterordnet. Selbst dann, wenn die mündliche Erzählung der Protagonisten adäquat in Szene gesetzt wird, ist das, was man sieht, eine Fiktionalisierung, was sich schon in der Präsenz von Schauspielern ausdrückt, die Rollen spielen und Dialoge in Situationen sprechen, an deren Details sich wohl kaum jemand erinnert. Dass die Interviews nicht eigens für den Film gedreht wurden, erkennt man schon daran, dass die Zeitzeugen Handlungsabläufe schildern, die zugleich zu sehen sind, wodurch eine seltsame Dopplung entsteht. Die vier, denen so Wunderbares gelungen ist, entpuppten sich darin überdies als talentierte Erzähler mit unterschiedlichen Erzähltechniken. Die Schauspieler wiederum schaffen eigenständige Charaktere, die zum Vergleich mit ihren gealterten realen Vorbildern einladen. Die Dramaturgie der Spielhandlungen ist dabei so gestaltet, dass die Spannung nicht zu kurz kommt, wenngleich sie nicht die Oberhand gewinnt und zum Selbstzweck wird. Mit wachsender Zuspitzung der in Drehbuch und Schnitt gut austarierten Handlungsbögen ist es möglich, in die dargestellte Welt einzutauchen, die von unglaublichen Begebenheiten erzählt – von Schönhaus, der zum Meisterfälscher von Pässen wird, oder Lévy, die sich die Haare blond färbt und eine Kinobesitzerin als Beschützerin und Freundin gewinnt. Das eher im Fernsehen verortete Genre des Doku-Dramas findet mit „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ eine gelungene Variante fürs Kino.
Thomas Klein, FILMDIENST