Die Yes Men - Jetzt wird's persönlich (The Yes Men are revolting)
Eintritt frei
Reservierung 1 Euro
Dokumentarfilm USA/Deutschland/Niederlande/Dänemark/Finnland 2014
Kinostart: 20. August 2015
92 Minuten
Produktion: Jacques Servin, Igor Vamos, Laura Nix, Christian Beetz, Rita Dagher, Ole Tornbjerg
Regie/Buch: Laura Nix, Andy Bichlbaum, Mike Bonnano
Kamera: Keil Troisi, Raul Barcelona, Martin Boudot, Christopher Clements, Brandon Jourdan, Laura Nix, Sam Spreckley
Musik: Didier Leplae, Joe Wong
Schnitt: Geraud Brisson, Claire L. Chandler, Søren B. Ebbe
Kurzkritik Programmkino.de
Zum dritten Mal agieren die beiden Mitglieder der Aktivisten Gruppe Yes Men in einem Film über ihre Aktivitäten, der diesmal ein wenig über ihr Privatleben verrät, ansonsten aber die gleiche Form einnimmt wie die Vorgänger: Das Duo versucht mit bizarren, originellen Aktionen Aufmerksamkeit für all die Missstände zu erzeugen, die die Welt bedrohen. Klassisches Agitationskino.
Filmhomepage, Filmseite des Verleihs, Programmkino.de
Video-Besprechung bei Spiegel Online
Trailer:
ausführliche Kritik Filmdienst
Seit über 15 Jahren inszenieren die Yes Men solche Guerilla-Aktionen, mit denen sie Konzerne und Regierungen bloßstellen, um ebenso witzig wie erkenntnisreich auf die negativen Folgen der Globalisierung und des Klimawandels aufmerksam zu machen. Ihr nach „The Yes Men – Globalisierung, nein danke!“ (2003) und „Die Yes Men reparieren die Welt“ (2009) bereits dritter Film ist, der deutsche Titel deutet es an, durch eine private Komponente geprägt. Andy Bichlbaum und Mike Bonnano – die eigentlich Jacques Servin und Igor Vamos heißen und als Universitätsprofessoren arbeiten – sind inzwischen über 40, und fast hat sie so etwas wie eine Midlife Crisis im Griff. Zuviel Kraft, Mühe und Zeit haben ihre Aktionen in den letzten Jahren gekostet; Agitprop und Privatleben vertragen sich schon lange nicht mehr. Außerdem stellt sich die Frage, ob ihr Kampf überhaupt noch einen Sinn hat? Wird die Klimapolitik in absehbarer Zeit nicht in eine Katastrophe führen – trotz aller Bemühungen? Die Yes Men zweifeln, Mike verlässt mit Frau und Kindern New York und zieht für einige Zeit nach Schottland, Andy bleibt ernüchtert zurück. Er hat für das Engagement bei den Yes Men sein privates Glück, die Beziehung zu einem anderen Mann, geopfert und ist nun allein. Über fünf Jahre hinweg, von 2009 bis 2014, verfolgt der Film das Auf und Ab dieser Freundschaft und dokumentiert dabei aus wechselnder Perspektive die beiden Protagonisten zwischen Euphorie und Niedergeschlagenheit, Tatendrang und Lethargie.
Für Puristen ist dies vielleicht kein Dokumentarfilm mehr, weil Bichlbaum und Bonnano mit ihren Befindlichkeiten zu sehr im Vordergrund stehen, nicht zu vergessen die beabsichtigte Unterhaltsamkeit, die in ihrer Komik durchaus an Michael Moore erinnert. Allerdings geht der Humor auch zu Lasten der Macher, die mit ihren Clownerien gelegentlich Schiffbruch erleiden und Niederlagen einstecken müssen. Der Spagat zwischen privatem und öffentlichem Leben findet am Schluss eine Auflösung: Die Yes Men raufen sich noch einmal zusammen, um – angetrieben durch die Occupy-Bewegung – eine weitere Aktion zu starten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Michael Ranze, FILMDIENST 2015/17