Aus dem Abseits - deutsche "Erstaufführung"

Mittwoch, 14. Oktober 2015 - 19:30

„Aus dem Abseits“ läuft im achteinhalb vor dem offiziellen Kinostarttermin:

Er lief öffentlich bisher erst im Mai auf dem 31. internationalen Dokumentarfilmfestival in München - dem  DOK.fest, auf dem er als Gewinnerfilm gekürt worden ist.
Die offizielle Deutschlandpremiere wird am 1. Dezember in der Volksbühne Berlin stattfinden.
Kinostart ist am 3. Dezember.

Wir danken credo:film und MissingFilms, dass sie uns ermöglichen, diesen Film vorab zu zeigen.

Der Dokumentarfilm wirft einen Blick auf das Leben des hannoverschen Psychologen und Hochschulprofessors Peter Brückner (1922-1982), einem Provokateur und Selbstdenker, der in der alten Bundesrepublik zwangsläufig anecken musste und 1977 suspendiert wurde.

 

Eintritt frei
Reservierung: 1 Euro

 
Kinostart: 3. Dezember 2015 


112 Minuten


Regie/Drehbuch: Simon Brückner 
Kamera: Isabelle Casez
Ton: Raimund von Scheibner
Montage: Sebastian Winkels
Produzenten: Susann Schimk und Jörg Trentmann

Alle Daten zum Film auf Filmportal.de

Filmemacher Simon Brückner war erst vier Jahre alt, als sein Vater Peter Brückner starb. Im Jugendalter erfuhr er von der öffentlichen Person, die sein Vater war. Als linksintellektueller politischer Psychologe und Hochschullehrer war er einer der zentralen Denker und Unterstützer der Studentenbewegung in Deutschland. Als vermeintlicher RAF-Sympathisant wurde er als Dozent suspendiert, Michel Foucault ergriff für ihn Partei. Doch wo sind die persönlichen, die privaten Seiten zu finden? Brückner spricht mit alten Weggefährten, Freunden und Verwandten – er findet und erfindet Teile einer vielschichtigen Vaterfigur. Ein intimes Vater-Sohn-Porträt, das einen Teil deutscher Geschichte aus neuer Perspektive erzählt.

INFOBLATT  

DIRECTORS NOTE  

 

Gewinner des DOK.fest 2015 in München
Jurybegründung:
„Ein Film im Dazwischen von Geschichte und Lebensgeschichte. Ein Film der uns einen Menschen nahebringt, den wir kaum kannten, aber gern kennen würden. Peter Brückner war ein Intellektueller von untypischer Offenheit. Ein politischer Mensch, für den die Bezeichnung Dissident ein Ehrentitel war. Und ein Gezeichneter, der seine Wunden ins Produktive zu wenden verstand. 'Aus dem Abseits' erinnert an diesen Vergessenen. Vor allem aber stellt uns Regisseur Simon Brückner seinen Vater vor, den er selbst nie richtig kennenlernte.  'Aus dem Abseits' ist sensibel und virtuos in der Verwendung vielfältiger Mittel. Ein Film, der über das fragmentarische Wesen der Erinnerung, vielleicht des Dokumentarischen per se, erzählt - ihre Fragilität und Konstruiertheit. Auf diese Weise macht er Peter Brückner wieder lebendig. Wir wollen ihn lesen, mehr wissen, ihn kennenlernen - den Intellektuellen, wie den Vater.“

 

SYNOPSIS
Vieles ist der Psychologe Peter Brückner Zeit seines Lebens gewesen: ‘Halbjude’ und Ausreißer, Untergrundaktivist und Wehrmachtssoldat, Kommunist mit Parteiverbot, Vater und Familienflüchtling, Demokrat und Verfassungsfeind, erster verbeamteter Hochschullehrer mit Berufsverbot. 1982 starb der von der Protestgeneration der 1968er geliebte Gelehrte und mit ihm seine eigenwillige Sozialpsychologie der Befreiung. Sein jüngster Sohn Simon war damals vier Jahre alt. Dreißig Jahre später sucht er als Filmemacher nach seinem Vater und findet und erfindet eine Persönlichkeit mit multiplen Geheimnissen. Der Film nähert sich seiner Zentralfigur in kleinen Schritten und großen Bögen, den Zeitstrahl dabei souverän ignorierend; er lockt den Zuschauer durch eine ungewöhnlich dichte und mehrschichtige Erzählweise ebenso wie durch seinen feinen Humor und die unbeantwortbare Frage nach der Essenz eines vergangenen Lebens. Es ist ein wenig wie bei einem Zauberkunststück: Der Mensch Peter Brückner tritt hervor, um im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden und dann erneut dort wieder aufzutauchen, wo man es nicht erwartet hat.

Das Lebensbild „Aus dem Abseits“ zeichnet nicht nur Brüche, Fluchten und „public happiness“ eines Linksintellektuellen aus dem 20. Jahrhundert nach, sondern auch die Zerstörungen und Aufbrüche dieses Jahrhunderts – getreu der Devise Peter Brückners, dass es für den einzelnen darauf ankomme, Geschichte und Lebensgeschichte in Einklang zu bringen. Simon Brückner zeigt die Stationen des zuweilen abschüssigen Weges, den sein Vater gegangen ist: als privater und politischer Mensch. Und er öffnet durch seinen persönlichen Zugang zugleich den Blick auf ein Stück „abseitiger“, verschwiegener Geschichte Deutschlands. Es entsteht das filmische Hologramm eines Provokateurs und Selbstdenkers, der in Deutschland zwangsläufig lebenslang anecken musste. Eines Menschen, der trotz seiner Sehnsucht nach Geborgenheit auf der Suche nach Freiheit war. Einer Freiheit, die stets ihren Preis hatte.