Double Feature: "Das merkwürdige Kätzchen" und "Der Sandmann"

Freitag, 25. April 2014 - 20:29
Kategorien: 2014, Archiv
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www.peripherfilm.de/dasmerkwuerdigekaetzchen
www.sandmann-derfilm.de

Eintritt: 5,00 €

Wir wollten schon seit längerem die neue Verfilmung von E. T. A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann" sehen und bei der Gelegenheit allen Interessierten zeigen. Aber wie soll man einen Film mit 40-minütiger Spieldauer gescheit unterbringen?

Mit dem "Merkwürdigen Kätzchen" ergibt sich nun diese Gelegenheit. Dieser äußerst spannende Film, der auf keinen Fall im achteinhalb Programm fehlen sollte, hat nur eine Spieldauer von 72 Minuten, so dass man nach einer kleinen achteinhalb-Pause prima den Sandmann zeigen kann.

Am Preis ändert sich natürlich nichts, gerade das ist (war es zumindest ursprünglich - historisch gesehen) ja typisch für ein Double Feature: Also, beide Film zum Preis von einem! (two films for the price of one).

Wenn Sie Karten für diesen Freitagabend reservieren möchten, dann bitte über diese Double-Feature-Seite und nicht über die beiden Filme (dort ist die Reservierung deaktiviert).

Beide Filme sind studentische Arbeiten. "Der Sandmann" ist eine Abschlussarbeit, "Das merkwürdige Kätzchen" eine Seminararbeit.
Mit 40 Minuten ist ein Film weder Kurz- noch Langfilm, auf den speziellen Festival, zu denen "Der Sandmann" trotzdem eingeladen worden ist, wurde er ausgezeichnet.
"Das merkwürdige Kätzchen" hat gerade noch Spielfilmlänge und fand so einen engagierten Verleiher und wurde zudem zu zahlreichen Filmfestivals eingeladen u. a. zur Berlinale, wo er Premiere hatte.

Typisch für diese Filme - und manchmal auch Filmperlen - ist, dass die Schauspieler ohne Gage spielen, sich kaum Kinos finden, die diese Filme zeigen und sich kaum Publikum findet, das interessiert und neugierig ist, für sich Neues zu entdecken, sondern sich lieber an dem orientiert, was im Medienrummel mithalten kann.
Der renommierte Filmkritiker Ekkehard Knörer warnt aber zu Recht:
Überhaupt muss man jetzt mal mit der Wahrheit herausrücken: Für Inhaltisten und Freunde simpler Spannungsbögen oder schlichten Humors ist dieser Film eher nichts. Die Spannung, die es gibt, und der Humor, der nicht fehlt, ergeben sich viel eher aus der höchst eigenwilligen Form, die Zürcher für seine Erzählung gewählt hat. Wer nicht auf Form achten will, sieht in diesem Film vermutlich nicht mehr als ein verschrobenes Familienbeziehungsgefüge mit sehr geschriebenen Dialogen und mitunter etwas rätselhaft agierenden Charakteren.

Typisch für die Produktionsweise dieser Low-Budget-Filme ist folgende Passage aus einem Interview mit Silvan Zürcher, dem Produzenten des "Kätzchens" sowie Bruder des Regisseurs:
Silvan: Wir hatten ein sehr kleines Budget von 12'000 Euro – 9'800 Euro von der Schule und der Rest waren Eigenmittel. Da dieses Budget durch die Miete der Wohnung, in der wir gedreht haben, für Benzin, Strom, Catering u.a. schnell konsumiert war, waren wir auch auf Spenden angewiesen, um unsere Vision zu realisieren. Das gesamte Team, inklusive Schauspielerinnen und Schauspieler, hat ohne Gage gearbeitet.

Können Sie die Festivals noch zählen, bei denen der Film seit seiner Berlinale-Premiere gelaufen ist?
Silvan: Es sind über fünfzig Festivals. Das gesamte letzte Jahr stand für uns maßgeblich in einem Kätzchen-Fokus. In der Schweiz ist der Film kürzlich, Ende November, in den Kinos gestartet. Jetzt ist er auch in Deutschland angelaufen und demnächst wird er in Frankreich in den Kinos zu sehen sein. Mit weiteren Ländern stehen wir in Verhandlung.

Der Film ist übrigens aus einem Seminar von Béla Tarr entstanden. Wir träumen seit Jahren davon, "Sátántangó" oder wenigstens "Das Turiner Pferd" im achteinhalb zu zeigen oder wenigstens selbst zu sehen.

Silvia Hallensleben schreibt im Filmmagazin epd-Film:
Ein Jahr sind die Brüder Ramon und Silvan Zürcher jetzt schon auf Festivalreise mit ihrem überraschend erfolgreichen Film. Fast eine Vollzeitbeschäftigung. Doch dieser Erfolg ist auch eine Last, die fast zu schwer für dieses nur 72 Minuten lange kleine Filmglück ist: Als »der« Geheimtipp der letzten Berlinale wurde Das merkwürdige Kätzchen zeitweise gehandelt, als »Wunder von einem Film«. Ja, sogar »Hollywood Reporter« und »New York Times« schwärmten nach der Premiere im letztjährigen Berlinale-Forum. Schwierig für einen Film, der eigentlich am besten im Geheimtipp-Modus funktioniert. So würde man ihn jetzt am liebsten wieder ganz klein machen und irgendwo verstecken, damit andere ihn für sich neu entdecken können. Denn eigentlich war das ganze Kätzchen ja nur eine filmische Seminararbeit an der Berliner Film- und Fernsehakademie, wo Ramon Zürcher Filmregie und sein Bruder Silvan Produktion studieren. Hoffen wir also, dass der frühe Erfolg und die deutsche Filmausbildung und -förderung diese eigenwilligen jungen Talente nicht auf Kurs bringen.

engl. Trailer von "Das merkwürdige Kätzchen" auf Youtube:

Der Regisseur zu seinem Film "Das merkwürdige Kätzchen":

Trailer von "Der Sandmann":